10:00 Treffpunkt am Edeka ist
hart, am Abend vorher war Weinausschank beim lokalen
Winzer. Ich schaffe es, hatte ja alles am Tag vorher
vorbereitet. Auf der
Autobahn schiebt uns der Nordwind auf der schnellen
Route über Kandel und die A35 an Straßbourg vorbei,
bevor es bei Belfort schließlich auf die Landstraßen
geht und das Navi zum Einsatz kommt. Das Ziel heute
ist ein Hotel bei Mouthier-Haute-Pierre, daß Carsten
letztes Jahr bei einer pauschal gebuchten Tour hatte.
Weil wir mal mehr genießen wollten, wählen wir noch
einen Schlenker über die Schweiz. Bei der
Umprogrammier-Pause ziehe ich das Goretex Futter aus
der Jacke, inzwischen ist es warm genug.
Das Dr. Becker wählt für uns eine Strecke durch den Wald. Vorher bin ich noch ganz erstaunt, daß es "grüne" Grenzübertritte im Nirgendwo in die Schweiz gibt ohne Schranke und Zoll. Aber dann wird aus der immer kleiner werdenden Strecke mit Split ein Forstweg mit Schotter, dem wir auch erst mal mutig folgen. Er geht über in einen Forstweg ohne Schotter. Die schweren Regenfälle, die zuhause bei Ahrweiler zu Überschwemmungen und Toten geführt haben, haben den Weg hier auch leicht aufgeweicht, und wir machen drei Kreuze, als wir schließlich wieder Asphalt unter den Rädern haben. Über eine weitere idyllische "Grenze" geht es bei Montvoie wieder zurück nach Frankreich und entlang der Grenze zu unserem Ziel, dem Hotel La Cascade. Aus den 450km direkte Strecke sind so 600km geworden, und ich bin entsprechend geschafft. Das Hotel ist schön oberhalb der Loue gelegen, etwas in die Jahre gekommen. Essen wählen wir im Hotel, bekommen aber erst am Tisch gesagt, daß es nur komplettes Menu für 36€ gibt. Den Wein gibt es auch nur a la carte für 30€ aufwärts. Ich verzichte nach dem gestrigen Abend darauf und nehme heute mal mehr Wasser zu mir. Essen ist OK, aber etwas überteuert und Wasser in der Karaffe gibt es auch nicht. Wir lassen den Tag Revue passieren, und ich erinnere uns an eine Kuppe, wo die in Frankreich inzwischen häufig auftretenden Radarfallen in Form von Straßenlaternen (sehen aus wie Dementoren) warteten, und ich nicht sicher war, welches Tempo ich drauf hatte. Carsten wusste noch nicht, daß inzwischen in Frankreich landesweit 80km/h gilt. |
![]() Gegen 18:00 und 370km halten wir vor dem Haus der 80-jährigen Monique, die uns herzlich mit zwei Leffe Bieren begrüßt. Ihr Lebensgefährte (nur unwesentlich jünger) zeigt uns gleich seine R1200RT Vollausstattung (wie schafft der Mann die noch zu rangieren...) und räumt die Garage frei. Nach Duschen und etwas hin und her fahren wir in den nächsten Ort und nehmen das einzige Café, daß noch etwas zu essen anbietet. Ich nehme das leckere Couscous und Carsten einen großen Burger. Den Abend beschließen wir noch auf der Terrasse mit ein paar Bier und Carsten programmiert das Navi für das morgige Ziel bei Les Reculas. |
Der Vercors Tag![]() ![]() In St. Martin essen wir sehr gut Mittag für 16€ im Schatten der Kirche, bevor es über die D518 zum Eingang des Combe Laval geht mit seiner Galerie am Rand des Berges. Dank schmalen Motorrädern können wir halten und die Tunnel der Galerie in Ruhe fotografieren. Wie auch bisher bin ich erstaunt, daß trotz Ferienzeit so wenig los ist. Es ist wenig Verkehr. Nach ein wenig Foto-Session geht es hoch zum Col de la Machine. Über Vassieux und den Col de Rousset und den Tunnel fahren wir in den weiten Schwüngen nach Die hinunter ins Tal. Hier ist die Temperatur dann wirklich mal knuffig warm, es sind über 30°, aber wir wollen uns garnicht lange aufhalten. Als wir allerdings nach Chatillon abbiegen sehen wir über den Bergen extrem dunkle Wolken aufziehen. Erst wollen wir uns wasserfest anziehen, aber als dann auch noch Gewittergrollen zu hören ist, legen wir eine Schaffenspause im Cafe du Art in Chatillon ein. Als es draußen aufhört zu regnen, fahren wir weiter, nur um 5km nach dem Ort uns am Eingang des Gorges des Gats doch anziehen zu müssen. Durch die Schluchten begleitet uns der Regen, aber dahinter ist es wieder trocken und nach dem Col de Grimone ziehen wir die Regensachen wieder aus. ![]() Jetzt wollen wir nur noch schnell in die Gite, die D66 über Mens bringt uns zum Stausee von Sautet und zur Nationalstraße nach Corps. Hier bin ich schon oft einfach durch gefahren, aber von dieser Seite bin ich noch nie hier angekommen. Wir kaufen noch ein wenig Baguette, Wurst, Käse und Wein ein und fahren dann nach Les Reculas, wo wir nach etwas Suchen auch die Gite finden. Es ist ein Wandererheim in einer Sackgasse, schön gelegen und von einem jungen Paar bewirtschaftet. Wir können im großen Garten ganz ohne Mücken unser leichtes Abendessen nehmen. Das haben wir uns nach 400km verdient. |
Der Mont
Ventoux Tag Trotz Programmieraufwand verpaßt Carsten die Abzweigung zum Gorges Toulourenc und ich kann ihn davon überzeugen, daß mir ein weiterer Gorge kein Zurückfahren wert ist, und ich einen Cafè in einem provencialischen Straßencafé unter einem Baum mit Zykaden vorziehe. Danach überqueren wir noch auf der kleinen anstrengenden D162 die nächste Bergkette und und über Remulzat und La Motte enden wir wieder auf der Strecke über Chattilon. Das Wetter ist uns dieses Mal wohl gesonnen, und wir entscheiden uns für die längere Alternativroute über den Col de Menée, Clelles und Mens nach Corps, wo nach 390km die Motoren ausgehen. Heute Abend haben wir das Programm Halbpension für 22€ gebucht und die Herbergslady zaubert uns eine erfrischende kalte Erbsensuppe und französisch katalanisches Fischgericht, daß alle Ansprüche voll befriedigt. Dazu gibt es eine herrlich fruchtig schmeckenden Rotwein, ebenfalls aus Katalonien. |
![]() Der Col de la Faucille treibt kurz mal den Blutdruck hoch, nicht wegen zum flotten Schwingen verführenden Streckenführung, aber weil hinter der Bergkuppe kontaktfreudige Uniformierte stehen. Aber zum Glück sind es nur Zöllner, die sich einen Wagen hinter uns heraus picken. Danach ist die D415 leider gefräst und neu geschottert, was es etwas anstrengend macht. Userfehler, Navifehler, wie auch immer, plötzlich landen wir wieder in der Schweiz und fahren am Lac de Joux der Uhrenhersteller vorbei, bevor wir über einen kleinen, eigentlich wieder nicht vorhandenen Grenzübergang nach Mouthe in Frankreich hinüber fahren. Selbst die kürzeste Route beendet in Pontarlier unseren Tag mit 420km im Kyriad Hotel, einem Ibis Verschnitt. Im nebenan liegenden Courtepaille bekommen wir noch mal fette Burger. |
In Montbeliard machen wir noch einen Stop für mich, weil ich noch Kohlenhydrate in Form von Chausson aux pommes brauche. Carsten erwähnt, daß ein Stadtteil das mir bekannte Souchaux ist, wo das größte PSA Werk steht, und er hier schon öfters war. Die Karte zeigt auch ein Peugeot Museum und da er noch mal Kurven braucht, trennen wir uns hier. Ich besuche noch das Museum für 9€ und unterstütze meine Firma, er fährt durch die Vogesen zurück. Auch Peugeot hat mit Nähmaschinen und anderen Haushaltsgeräten angefangen. Wirklich innovatives gibt es nicht von Peugeot, aber in den 30er Jahren bauten sie passend zum Zeitgeschmack ein paar schöne Art deco-artige Autos, auch das Klappdach wurde hier in Serie gebracht. Auf den Schnellstraßen um Colmar und Straßbourg fahre ich dann zum Schluß auf die letzten Tropfen Benzin bis nach Seltz, wo ich noch mal tanke und Kleinigkeiten einkaufe. 470km stehen an diesem Tag auf der Uhr. |
Schöne
kurze, intensive und knappe Woche. Es waren nur 6 Tage,
trotzdem aber 2650km. Auch wenn es per se nicht "die"
Hochalpen waren, hat es sich voll gelohnt. Nicht nur
Hochalpenpässe sind gut, manchmal auch, weil sie einfach
nicht so abwechslungsreich wie die Gegenden waren, wo
wir dieses Mal mehr Zeit verbracht haben. Meine Bedenken
wegen der Reisezeit waren vollkommen unbegründet.
Vielleicht zieht es die Franzosen alle ans Meer. Außer
in Sault war nirgendwo eine größere Touristenansammlung,
was die Herbergssuche und Bewegung sehr entspannt
machte. Meine Guzzi hat problemlos durch gehalten, die Breva von Carsten ist durch die bessere Federung leichter zu fahren. Die Fahrerei nach Navi hat mich wieder mal nicht überzeugt, mit Karte verfahre ich mich seltener und man hat einen deutlich besseren Gesamtüberblick. Mir gingen die kleinen Straßen auf Dauer sehr in die Handgelenke und Arme (wohl auch das Alter ;-) ), aber bestimmt auch die bockige Gabel. Dafür hatte er immer wieder mal mit Elektronikaussetzern zu kämpfen, die das Starten unmöglich machen. Meine S kennt so etwas nicht, Verbrauch auch weiterhin bei 4,6 l/100, kaum Ölverbrauch. Der Benzinpreis ist inzwischen selbst an den Supermarkt Tankstellen ähnlich wie in Deutschland (Super Plus 1,60 €/l). Die Conti halten immer noch super, hatten ja letztes Jahr ja auch ein Jahr Pause zum "Reifen". E. Thane Juli 2021 |