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LEBEN in der neuen Welt
Stand 1999

Hier haben wir mal ein paar Gedanken zusammen getragen, mit dem Hintergrund Umzugswilligen und Langzeitreisenden, aber auch Touristen, die interessiert sind an Erfahrungen von in den USA lebenden Deutschen, einen kurzen Einblick in das Leben in Amerika und eventuell ein paar Tips zu geben. Unten angehängt sind auch ein paar - für unsere Begriffe - bezeichnende Artikel über Amerika und seine Bewohner.


 
"Dinos in der Arche"
(Religion in der USA)
"Der Rechtsstaat des Tages"
(G.W. Busch schlägt zu)
"Möwen bespucken verboten"
(eigenartige Gesetze)
Ökonomie der USA
(Statistik aus dem Jahr 1999)



Als wir  vor der Entscheidung standen nach Amerika zu gehen, waren viele Fragen offen. Informationen sind immer subjektiv, und wir hatten das Gefühl, daß wir mit den Tips nicht viel anfangen konnten, weil viele der befragten Kollegen verheiratet waren und mit Familie rüber gingen und deswegen unsere Fragen und Probleme gar nicht verstehen konnten. Wir waren nicht sicher, was uns erwarten würde, gerade wegen unseres spezielles Problems – wir waren nämlich nicht verheiratet. Dies soll also mal eine kurze Beschreibung unseres anderthalbjährigen Amerika Aufenthaltes; wir werden versuchen, das “normale” Leben zu beschreiben, wie es uns in der Gegend von Detroit erwartete. Der Bericht handelt von einem Aufenthalt von Februar 1998  bis August 1999.


EINREISE und AUFENTHALT

Amerika verlangt für die Einreise ein gültiges Visum. Ein normaler Tourist erhält dies direkt am Eingangsflughafen. Eric hatte eines von GM bekommen, für die er arbeiten sollte, GM als urpuritanische Firma weigerte sich allerdings absolut, Susann als Nicht-Ehefrau irgendeine Hilfe zukommen zu lassen. Zusammen ging es also zum amerikanischen Konsulat in Berlin und nach zwei Stunden Wartezeit waren wir auch dran. Das Vorzeigen aller Arbeitspapiere und der Erklärung, daß für alle Auslagen von Susann gesorgt werden würde, ergab ein 10-Jahres Visum für Susann.
Im Flieger mußte man dann das I-94 ausfüllen. Dies bestimmt den erlaubten Aufenthalt in den USA. Bei der Einreise wird man dann vom Einwanderungsbeamten nach dem Wohin, Weshalb und Wie lange gefragt und kommt sich vor wie ein Einreisender aus dem letzten Entwicklungsland. Durch das Arbeitsvisum gab es keine Probleme, aber Susann hatte nur ein Besuchervisum. Ihr 10-Jahres-Visum berechtigt nur zur Ein- und Ausreise innerhalb dieser Zeit. Sie bekam also nur einen 180 Tagesstempel in das I-94 Zettelchen. Dieser Zettel ist übrigens extrem wichtig für die Ausreise, nicht nur bei einem längeren Aufenthalt sondern auch bei Urlauben. Ohne ihn kann die Ausreiseprozedur sich um einiges verlängern, also am besten im Paß festheften.
Nach vielen Telefonaten fanden wir schließlich raus, daß es die Möglichkeit gab, das I-94 per Formular zu verlängern. Das erspart die Aus- und Einreise in ein Land außerhalb von Nordamerika. Es gibt da verschiedenste Informationen, und das schlimme ist, daß man bei der Immigration auch keinen findet, der einem eine eindeutige Auskunft geben kann. Wir beantragten also mit der Zeit zwei Verlängerungen, weil auch eine Verlängerung nur für ein halbes Jahr gilt. Jede dieser Anträge mußte mit einem Begründungschreiben versehen werden und kostet inzwischen $120. Es hat geheißen, daß es nur zwei Verlängerungen gibt, wir haben aber von anderen gehört, die auch noch mehr bekommen haben.
Man bekam die Verlängerung immer als Schreiben mit einem neuen I-94, das im Paß mitgeführt werden mußte. Wir waren auch öfters in Kanada und dort – wie auch nahe an der mexikanischen Grenze – wurden wir immer wieder kontrolliert wie die letzten Zigeuner. Es gab immer dumme Frage nach dem Grund des Aufenthaltes, Susann mußte teilweise ihre Tagesabläufe schildern, weil sie ja nicht arbeiten durfte, und auch Eric, der ja mit seinem Visum eindeutig als GM Angestellter zu erkennen war, mußte sich Fragen gefallen lassen, was er denn hier überhaupt wollte. Grenzübertritte sind lästig.



WOHNUNGEN

Das amerikanische Häuser nicht unbedingt dem deutschen Vorstellungen von Hausbau entsprechen hat sich wohl inzwischen herum gesprochen. Die Häuser sind selten aus Stein, es wird viel in Holzrahmenbauweise gebaut. Es kommt nur auf den äußeren Schein an, das heißt es soll gut aussehen. Wenn es verschlissen ist, wird es halt abgerissen. Energiekosten sind niedrig und dementsprechend sind Klimaanlagen die Regel und laufen auch den ganzen Tag Sommer wie Winter.
Wir hatten Glück und haben ein Appartement mit Garage bekommen, was nicht allzu leicht war. Wohnungen haben in der Regel keine Garagen. Die Wohnungen in Wohnanlagen haben aber den Vorteil, daß alles für einen gemacht wird. Man muß nichts kehren oder putzen (außer der eigenen vier Wände natürlich), man hat normalerweise einen Pool und manchmal sogar einen Whirlpool zur Verfügung. Es gibt in den Anlagen Sportanlagen wie Squash, Tennis und Fitnessangebote. Es ist praktisch, weil man meistens viel für das Geld bekommt. Vielleicht als Anhaltswert, wir bezahlten $2000 für diese möblierte Wohnung mit allem.
Die meisten Leute wohnen drüben auch aber in Häusern, die nicht viel mehr kosten, man kann schon Häuser für den gleichen Preis ohne Möbel bekommen. Hier muß man alles selber machen, hat dafür aber auch einen Garten, der von den Ausmaßen alles übertrifft, was sich der Normalbürger hier Mitteleuropa leisten kann. Dafür kann man damit rechnen, daß man jede Woche den Rasen mähen muß. Rasen ist heilig und wird gedüngt, damit er gut aussieht. Damit wächst er auch wie verrückt und muß wieder gemäht werden. Man sollte nicht versuchen aus diesem Teufelkreis auszubrechen, wenn nicht die Nachbarn, dann werden doch der Vermieter oder die Polizei einen daran erinnern, daß die Rasenpflege notwendig ist. Jeder muß da selber entscheiden, was ihm wichtiger ist.



ERNÄHRUNG

Die Ernährung in Amerika ist etwas anders als in Europa. Essen ist dort nicht Kultur, es muß schnell gehen und es sollte auch keine Überraschungen geben. Das zeigt sich zum Beispiel darin, daß es Restaurantketten gibt, die man überall in den USA wieder findet. Die Amerikaner lieben sie, ob es jetzt Shooney’s, Big Boy oder Pizza Hut heißen. Die Speisekarte ist überall die gleiche, das Essen schmeckt auch bis auf Nuancen gleich.

Zum Essen nimmt man sich keine Zeit, am Eingang wartet man, wird dann nach Raucher oder Nichtraucher gefragt, eine Person führt einen an einen Tisch. Es erscheint gleich darauf ein Kellner, der sich vorstellt, die Getränke aufnimmt und die Speisekarten verteilt. Wenn die Getränke kommen, sollte man eigentlich wissen, was man will. Nach spätestens zehn Minuten ist das Essen auf dem Tisch, es wird dann sofort nach weiteren Wünschen gefragt und – hat man keine – die Rechnung gebracht. Ruhiges Zusammensitzen und unterhalten ist nicht unbedingt angesagt. Durchsatz bestimmt den  Umsatz. Allerdings animiert das Klima, daß durch die auf Eiskalt eingestellten Klimanlagen bestimmt wird, auch nicht unbedingt zu einem längeren Aufenthalt. Einen Pullover oder ähnliches auch bei 35 Grad Außentemperatur mitzuführen, ist nicht dumm. Was in den Restaurants auffällt, ist neben dem immer hohen Lärmpegel der enorme Personaleinsatz. Lange Wartezeiten werden so vermieden. Am Wochenende sind die Restaurant aber manchmal sehr voll. Dann muß man sich in eine Warteliste eintragen lassen, bekommt manchmal einen Pieper mit und soll nach einer bestimmten Zeit wieder erscheinen.

Mit Selbstgekochtem kann man natürlich seine Heimat mit hinüber nehmen. Wir haben uns immer das Brot selbst gebacken, da das amerikanische praktisch auf Dauer nicht genießbar ist. Die Konsistenz ähnelt am ehesten Schaumstoff. Theoretisch kann man alle Lebensmittel aus Europa auch in USA kaufen, es gibt sie nur nicht überall. In Michigan waren Läden wie Papa Joe, Merchant of Vino oder Nino Salvaggio darauf spezialisiert, der Preis ist dann aber auch mindestens im Bereich des Dreifachen von dem zuhause, aber man sollte generell damit rechnen, daß man den Preis aus Deutschland in $ bezahlt. Was uns sehr erstaunte war das sehr magere Angebot an Käse. Ansonsten gibt es Gemüse in Hülle und Fülle, von dem Schaumstoff ist die Auswahl im 10 Meter Bereich, Cola und andere kohlensäurehaltigen Brausen gibt es in allen Variationen und Fleisch, speziell Rindfleisch ist ziemlich günstig.

Kneipen, wie wir sie hier in Europa kennen, wo man auch einfach mal hingeht, um ein Bier zu trinken, gibt es aber auch. Sie heißen drüben Bars, sind meistens auch ziemlich laut, Unterhaltung ist nicht leicht. Auch sie sind in der Regel klimatisiert und kalt. Eine Bar ohne laufende Fernseher gibt es nicht, der Ton wird nur ausgeschaltet, wenn mal Life Musik ist, ein undankbarer Job. Das Publikum beachtet die Gruppe oder Sänger so gut wie garnicht. Nur äußerst selten findet man Plätze, wo man sein Bier auch mal draußen genießen kann. Wenn, dann ist es immer ein abgesperrter Bereich, und man darf mit seinem Bier auch nicht in die weitere Öffentlichkeit.



MOTORRÄDER

Wie man ja in den Berichten rauslesen kann, habe ich mein Motorrad mit hinüber genommen und die SP von Susann über eine Anzeige im MGNOC paper (dem monatlichen Blatt der Guzzitreiber in Amiland) ganz in der Nähe gefunden.

Die Überführung meiner Guzzi wurde von der Firma Knopf Reisen in Heidelberg schnell und gut organisiert und ausgeführt. Der Preis Anfang 1998 war 1600DM, man muß seinen Stahlhaufen schon ganz schön schätzen, damit man so etwas anfängt (das war nur der Hinflug). Stefan Knopf gab mir auch noch ein paar Tips auf den Weg, die mir sehr geholfen haben:

Ich ging auf den Weg der Durchführung der billigen Variante. Der Zoll war schnell erledigt, meine Geschichte von Urlaub und so war wohl glaubhaft. Nach einer halben Stunde hatten wir die Maschine auf dem Hänger.

Die amerikanische Zulassung war schon schwieriger. Es war so ein kleiner Teufelskreis. Ohne Versicherungsnachweis keine Zulassung, ohne amerikanischen Führerschein (bzw. seine Nummer) keine Zulassung oder Versicherung, und um das ganze zu verkomplizieren - meine 1000S tauchte nicht in den Listen auf. Mit viel Überzeugungsarbeit (und nachdem ich schon eine temprary driving license hatte) verkaufte ich die 1000S als so "eine Art California", weil die LM Modelle als Sportmotorräder gelten und das dreifache an Versicherung kosten. Mit der so erlangten Bescheinigung bin ich zur Zulassung, habe die internationale Zulassung und eine Kopie meiner orignalen Papiere abgegeben, viel geredet und nach einem klärenden Telefonat mit der Hauptstelle, bekam ich dann ohne weiter Test oder TÜV die Zulassung mit Nummernschild. Geschafft.

Die SP haben wir, wie schon erwähnt, gebraucht gekauft. In den Anzeigen tauchen in der Regel blumige Beschreibungen wie "mint or excellent condition" auf. Das sollte uns Nordeuropäer nicht täuschen. Amerikaner haben ein Verständnis zu Technik wie meine Mutter - nämlich keines. Wenn das Ding anspringt und fährt, reicht das vollkommen für die obigen Werbesprüche. Maschinen sind in der Regel ungepflegt und  verbastelt. Auch Fehler werden einem nicht mitgeteilt. Es gilt das Motto "wie gesehen, so gekauft", Gewährleistung hat man praktisch keine (jedenfalls bei privat). Guzzis sind nicht billig. In den entsprechenden Kreisen sind sie für Langlebigkeit bekannt, und mit dem Kommentar "good running bike" bekommt auch ohne Zögern Maschinen mit Laufleistungen über 160.000km angeboten, dies dann immer noch für 2000$. Die LM IV wird meistens für 4500$ aufwärts angeboten, die alten SP's stehen meist mit 2500$ und mehr in der Zeitung. Die T3 ist etwas billiger, aber unter 1500$ steht eigentlich nichts in der Zeitung. Und bei vorheriger Beschreibung dürfte klar sein, daß dann auch einiges an Material und Arbeit reingesteckt werden muß.

Die SP haben wir für 1500$ bekommen, angeboten war sie mit 2000$ - der Spielraum ist anscheinend auch groß. Auch hier war einiges zu machen (siehe Berichte) wie die ölende Kupplungsglocke und Gabel. Das Anmelden dieses "amerikanischen" Motorrades war kein Problem.

Der Rücktransport ging wieder über die Firma Knopf. Diesmal ging es aber nicht so reibungslos, allerdings nicht wegen Knopf. Der amerikanischen Spediteur in Atlanta, zu dem die Motorräder per LKW gingen, hatte anscheinend keine Lust, und so standen die Maschinen sieben Wochen dort rum, bevor dann Anrufe bei der Geschäftleitung der Arbeitsunlust endlich ein Ende setzten. Auch der Rückflug hätte noch mal den gleichen Preis gekostet, wir bekamen eine Verzögerungsabschlag. Die Zollformalitäten hier in Frankfurt waren auch schnell erledigt. Ich hatte mir die entsprechenden Papiere alle erfragt und besorgt, und die Zöllner wollten dann nur noch die Fahrgestell Nummer kontrollieren.