Anreisetage: Freitag reist Roger mit
seiner S bei mir an und nach einer kleinen Pause und
Abendessen fahren wir noch bis Straßbourg weiter. Das
nicht besonders gepflegte F1 Hotel in Straßbourg
Illkirch hatte ich schon reserviert, so spielt es
keine Rolle, wann wir ankommen. Freitag, der 13. ist
vorbei und alles ist gut gegangen.
Samstag schauen wir aus dem Fenster und es regnet, so ein Mist. Bißchen getrödelt beim Frühstück und dem Packen, aber irgendwann fahren wir dann gut verpackt doch. Und nach 10km haben wir höchstens noch Spritzwasser. An der Schweizer Grenze kaufen wir die Vignette für 33€ und fahren unter Beachtung aller Geschwindigkeitsbegrenzungen durch die Schweiz hinduch bis an den Gotthard. Dort treffen wir schon in Hospenthal auf das Stauende für den Tunnel und nehmen kurzentschlossen die Paßstraße. Im Kopf rechne ich kurz nach, für jeden Euro einen Kilometer Stau, es ist nämlich nicht der erste. Aber irgendwann sind wir in der Autoschlange über den Paß geschlichen, fahren weiter bis Locarno und von dort nach Mennagio zur Fähre . Herrliches Sonnenwetter, wir sind kurz davor die Gortex Membranen raus zu nehmen. Die letzten Kilometer von Varenna nach Mandello gehen schnell, und wir haben Glück und können unsere Zelte auf dem Camping Continental noch in eine Lücke pressen. Zelte aufgestellt und gleich mal los in den Stadtpark, wo viele Motorräder, Stände und Trubel warten. Herrlich gelöste Stimmung, viel zu schauen und ich habe einen Heidenrespekt, was der Moto Guzzi Club hier für eine Jahresfeier aufgezogen hat. Was auffällt sind viele Harley Fahrer, die hier mit integriert sind. Das ist anders herum eher nicht so, ich möchte mir nicht vorstellen mit der Guzzi auf ein Harley Treffen zu fahren. Abends sitzen wir bei einer großen Fleischplatte und Pasta für 12€ auf dem Platz und sind uns einig, daß man das mal gesehen haben muß. Als die Band anfängt zu spielen, die nicht so unsere Richtung ist, gehen wir zurück zum Platz und nehmen noch ein Wein auf der Terrasse des Restaurants, genießen die Wärme und sehen durch die Bäume das Feuerwerk. |
Guzzitag: Das Frühstück im Restaurant
ist nicht so doll. Auf dem Weg ins Moto Guzzi Werk, das
dieses Event nutzt, um seine Pforten zu öffnen, machen
wir bei der Avia Tankstelle einen Halt und schauen uns
den Nachbau der legendären V8 an, bevor wir noch bei
Valassi vorbei gehen und ein paar Kleinigkeiten shoppen.
Wie ich zu Hause merke, erwerbe ich gerade den vierten
Kupplungszug. Aber was macht's, wird ja nicht schlecht. Im Werk schauen wir uns erst den Windkanal an, schon beeindruckend. Ansonsten sieht das Werk aus wie alle alten Werke, die hohe Eigenfertigung ist deutlich reduziert worden und die nicht genutzten Hallen sehen aus, wie dem Verfall preis gegeben. Die Motoren- und die Endmontage sehen allerdings pikobello aus. Wir lassen uns einen Termin für eine Probefahrt um 15:00 mit einem der beiden derzeitigen Highlights geben. Es gibt V7 oder California 1400, wir entscheiden uns für die fette 1400er. Das Probesitzen flößt Respekt ein, was für ein Trümmer. Alleine die schon in die Senkrechte zu wuchten, ist Arbeit. 345kg! Wir sind gespannt, wie die sich auf der geführten Tour macht. Aber erst einmal gehen wir noch einmal durch das Museum, da hat sich aber seit 10 Jahren nichts geändert. Das neueste Model ist die Daytona. Als wir raus kommen regnet es. Naja, erst mal zum Campingplatz und die Motorradsachen holen, vielleicht hört das noch auf. Aber es hört nicht auf, es wird zwei, es wird drei und es regnet immer weiter. Schade. So beschließen wir den Tag mit Pasta und Wein und versuchen uns über Wifi ein Bild über das Wetter der nächsten Tage zu machen. |
Regentag: Nach dem Begleichen der Rechnung für das Campieren (26€ pro Nacht) verlassen wir fast als letzte den Camping Continental und fahren zum Splügen Paß. Leider setzt schon bei der Abfahrt in die Schweiz leichter Regen ein. Und das ändert sich auch die folgenden Stunden nicht wesentlich. An St. Moritz vorbei fahren wir über den Bernina Paß nach Livigno rein, um dort zu tanken. Mit dem Regen fließen wir zusammen ins Tal nach Bormio und finden mit Hilfe der Touristeninfo eine günstige Unterkunft im zentrumnahen Ski Sport Hotel. Dort dusche ich mich erst einmal warm, bevor wir in den Ort gehen. Besonders viel gibt er nicht her, am Ende essen wir gute Pizza und checken wieder einmal das Wetter. Alles soll besser werden. |
Eistag: Bei erfrischenden 9°C setzen wir
uns morgens auf die Guzzis und fahren die herrliche
Straße Richtung Gavia hoch. Aber 3km vor dem Paß ist
Schluß. Der Regen des Vortages hat sich mit den
Temperaturen hier oben zu einer Eisschicht im Schatten
der Berge auf der Straße verdichtet. Es gibt für uns
kein Weiterkommen und wir müssen einen großen Bogen
durch die ganzen Tunnel nach Tirano und über Edolo zum
Passo del Tornale. Um den angebrochenen Tag möglichst
gut zu nutzen, fahren wir noch eine lohnenswerte
Schleife über Tione di Trento und Molveno. Am Lago di Molveno treffen wir auf zwei Motorradfahrer aus Kiel auf dem Weg zum Gardasee. Dem einen seine Cali III hat ein Elektrikproblem, die Batterie ist leer. Leider hilft ein einfacher Batterietausch mit meiner nicht, um erst einmal in den nächsten Ort zu kommen. Die Cali hat ein Kurzschlußproblem, auch meine Batterie wird im Stand leer gesaugt. So können wir nur noch seinen Mitfahrer in den nächsten Ort begleiten und das Beste wünschen. Wir müssen nämlich auch sehen, daß wir Land gewinnen und eine Unterkunft finden. Nach zwei vollen Campingplätzen in der Gegend um Ora herum finden wir bei St. Joseph einen freien Platz in der Dämmerung. Unser Abendessen können wir zum Glück recht lecker im Campingplatz Restaurant zu uns nehmen und das steten Brummen der Kühlaggregate des Restaurants begleitet uns durch die Nacht. |
Kurventag: Durch die endlosen
Apfelfelder des Bozener Tales fahren wir bei Ora hoch in
die Berge, biegen bei Moena auf die Strecke nach Agordo
ab. Über die kleinen Pässe Passo Duran und Passo Cibiana
fahren wir bis Vigo di Cadore. Die Strecke ist so klasse
und das Wetter so gut, daß wir einen Halt für eine
Fotosession machen. Über den Kreuzfeldpaß fahren wir nach Innichen und machen einen kurzen Abstecher nach Österreich zum Tanken. Das sind fast 40cent Preisunterschied, da lohnen sich die 20km locker. Die Strecke nach St. Lorenzen, wo wir einen Campingplatz nahe Bruneck finden, ist leider ziemlich nervig mit vielen Autos und Lastwagen. Der Campingplatz von St. Lorenzen ist in Laufnähe zum Dorf gelegen und der günstigste unserer Reise mit 16€. Der große Unterschied zu den deutschen Preise ist allerdings nicht mehr. 300km Kurven ohne Ende und wir abends auch am Ende. |
Italien |
Österreich |
Livigno |
Deutschland |
Dolomitentag: Heute haben wir uns die
Pässe der Sellarunde vorgenommen. Bei La Villa steigen
wir ein, fahren im Uhrzeigersinn den Valparola und den
Campolongo, das Grödner Joch und den Sella wieder
runter. An der Auffahrt zum Grödner Joch machen wir eine
lange Pause bei Salami und Käse, um das Panorama zu
genießen. Auf dem Passo Pordoi stechen wir nur einmal kurz rauf, wenn man davon überhaupt bei dem ganzen Busverkehr sprechen kann, weil wir über Canazei und am grün-blau farbigen Karersee vorbei nach Bozen fahren. Dort sehen wir schon am frühen Nachmittag die Schlange der Brenner Autobahn hinauf und reihen uns in die Schlange auf der Landstraße Richtung Meran ein. Auf Wunsch eines Gruppenmitgliedes soll es heute ein kurzer Tag werden und in Stadtnähe enden (auch wenn die kleine Zusatzrunde über das Penserjoch und den Jaufenpaß reizt). Wir haben in Meran trotz des großen "Voll Belegt" am Eingang des städtischen Campingplatzes wieder einmal Glück, es gilt nur für fahrende Wohnheime. Wir bekommen für geschmeidige 38€ zwei Plätze auf dem luxuriösen Platz. Hier kosten Motorräder sogar soviel wie Autos. Dafür hat er den Vorteil der Laufnähe zur Stadt. Wir schlendern hindurch, kaufen ein paar Geschenke für zu Hause und beschließen aufgrund der Preise eine Essen-Alternative zu finden. Nach einigem Rumlaufen erinnere ich mich, daß ein Schild auf dem Campingplatz stand. Und siehe da, warum in die Ferne schweifen, wenn das gute ist so nahe. Der angrenzende Campingplatz bietet Pizzas mit Aussicht auf schwitzende Tennisspieler. |
Hammertag: 500km stehen abends mehr auf
der Uhr. Landstrasse! Wir brauchen fast eine Stunde, bis
wir die richtige Straße Richtung Timmelsjoch aus Meran
heraus finden. Aber das Timmelsjoch ist eindeutig die
bessere Alternative als die Autoschlange, die sich schon
in Meran Richtung Reschenpaß bildet. Kostet zwar 12€,
aber lohnt sich immer wieder. Wir vetteln hinter einer
FJR den Paß hoch und genießen oben noch einmal bei
sonnigstem Wetter die herrliche Aussicht Richtung
Dolomiten, bevor es zur anderen Seite in die Alpen
hinein geht. An Imst und St. Anton vorbei geht es noch
über den Arlbergpaß und den Hochtauern. Hier sieht es
kurzzeitig sogar noch mal nach Regen aus, aber es ist
nur saukalt. Wir sind froh, als wir nach Dornbirn
hinunter kommen ins Warme und vor allem mit freundlichem
Himmel. In Lindau ist endlich auch diese Herumeierei in Österreich 40-60-70-80-50-40-etc., und das hinter Lastwagen, vorbei, und wir können auf dem kurzen Stück bis zur B32 mal ein paar Meter machen. Ravensburg, Sigmaringen, Balingen fliegen vorbei. Wir wollen so weit wie möglich an den Schwarzwald ran, um am nächsten Tag keine lange Anfahrt zu dem Oldtimer Teilemarkt in Lipsheim bei Strassbourg zu haben. In Rottweil suchen wir ein Hotel, aber alles sieht teuer aus. Auf dem Land Richtung Schramberg erfahren wir, daß alles sowieso voll ist wegen einem großen Pferdeturnier. Na toll. Es dämmert schon stark. In Schramberg sind die günstigen Unterkünfte in der Stadt schon ausgebucht, aber eine Herberge vermittelt uns ein Zimmer in der Pension Wiesengrund kurz vor dem Ort, und wir sind froh um 21:15 beim hellen Licht des Vollmondes endgültig absteigen zu können. Ungekämmt hasten wir zum nahem Gasthof um noch etwas zu essen bekommen. Voll mit Spätzle und einem Feierabendbier sitzen wir schließlich geschafft in den Stühlen. |
Markttag: Nach einem super Frühstück in der Pension fahren wir quer durch den Schwarzwald nach Lahr und die letzten Kilometer hinein nach Frankreich nach Lipsheim. Nach einem 7€ Obolus können wir unsere Motorräder dicht am Geschehen parken. Ich habe das Gefühl, daß der Markt jedes Jahr größer wird. Es dauert gut zwei Stunden bis wir im Schnelldurchgang alles grob durchgeschaut haben. Ich kaufe ein paar Kleinteile für die DS. Dann ist uns wirklich heiß genug, und wir fahren mit einem Zwischenstop beim Super U in Seltz zurück nach Hause. |
Alles
klar gegangen wieder einmal, nur meine S brauchte
ständige Nachstellung der Vergaser, was ein wenig
ungewöhnlich ist, genauso wie der relativ hohe Verbrauch
von um die 5 Liter. Nach dem Einbau einer Sachse Zündung
und einer Neuabstimmung läuft Rogers inzwischen
sparsamer als meine. Sie brauchte sonst immer mindestens
einen halben Liter mehr. Die Tour war bis auf die
kleinen Wetterkapriolen ein voller Erfolg, bedingt durch
die späte Jahreszeit war es nur recht frisch. Die
Straßen in den Dolomiten waren super, 2700km minus "die
Autobahnanfahrt" viel Kurvenspaß. Besonders schön war
es, daß wir die beiden Highlights Moto Guzzi Fest und
Lipsheim einbauen konnten. In Mandello war es uns
allerdings schon bei diesem "normalen" Jahresfest voll
genug, zu den großen Jubiläen brauchen wir nicht dahin
(waren wir beide auch noch nicht). Der Einkauf in
Mandello hat sich gelohnt, es immer noch ein wenig
billiger als hier. Der Satz P08er Brembo Bremsbeläge
kostet zum Beispiel 15€. Eric Thane September 2013 |