Zurück
Alpen 2024
Motorradfahren pur in Südtirol

Auch wenn der Juli nicht meine bevorzugte Zeit zum Fahren im Süden ist, möchte ich aus verschiedenen Gründen eine Woche Motorrad fahren, gerne bei Wärme und in den Bergen. Werner aus der Eifel hat zwar bisher nicht viel Erfahrung, aber er hat ebenfalls Lust, entsprechend Zeit und schlägt vor, wir könnten ja seinen Transporter nehmen, um uns die lange Anfahrt auf zwei Rädern zu sparen. Mitte Juli laden wir also seine Triumph und meine Guzzi in seinen Transporter und starten an einem Sonntag nach Südtirol, was ich als erreichbares, lohnenswertes Ziel ausgeschaut hatte.


Stilfser JochKurzfristig habe ich eine Unterkunft in der Nähe von Meran bekommen. Mechel ist nahe Cles eine Dreiviertelstunde von Meran entfernt. Eigentlich sind es nach Navi nur 670km über Füssen und den Reschenpaß, aber leider brauchen wir 11 Stunden bis dorthin und kommen dort um 20 Uhr entsprechend bedient an. Wir werden nett begrüßt, können auch uns auch Bier aus dem allzeit verfügbaren Kühlschrank nehmen und erst einmal ankommen. Zum Glück kommt auch der Pizzadienst aus Cres hoch und sorgt für die abendliche Verpflegung, die wir im Hof im lauen Sommerabend genießen können. So können wir uns weitere Kilometer ersparen.

Umbrail
        PassDas Frühstück ist vielfältig und supergut. Es gibt sogar selbstgemachte Marmelade, wichtig für mich. Die Motorräder hatten wir schon gestern ausgeladen, so können wir heute direkt durchstarten. Für heute habe ich mir eine Runde gen Westen ausgedacht. Dafür müssen wir wieder Richtung Reschenpaß, biegen dann aber in die Schweiz ab. In Sta Maria geht es nach links zu unserem ersten Paß - den Umbrail. Oben fahren wir noch den kleinen Abstecher zum Stilfser Joch, weil Werner es noch nie gesehen hat. Das ist eine Wissenslücke, das Halligalli muß man mal gesehen haben. Die Südrampe Richtung Prad fahren wir wieder hinab, um über den Paß Foscagno nach Livigno hinein zu fahren. Ich habe meinen Benzinvorrat richtig eingeschätzt und kann dort 20,40l SuperPlus für 1,60€/l tanken. Einen Kaffee später fahren wir Richtung Süden aus dem Talkessel hinaus und kommen wieder in die Schweiz hinein. Das Paßschild vom Bernina sparen wir uns und biegen auf die S29 nach Tirano ab. Über Tresendo geht es bis nach Edolo, wo wir über den Tonale Paß Richtung Cles/Mechel fahren. Heute sind wir auch fertig. Es sind 370km geworden. In Cles gehen wir noch eine Pizza Essen und sind dann reif für die Betten.

DolomitenAm Dienstag benötigt Werner eine Auszeit und ich fahre eine Runde in die Dolomiten alleine. Nach dem schönen Mendelpaß muß ich mich durch Bozen kämpfen und reihe mich in die Zubringerstraße zum Brenner ein. Nervig, aber irgendwann kann ich Richtung Wolkenstein abbiegen. Ich mache die Sella Runde im Uhrzeigersinn über Grödner Joch, Campolongo und Pordoi. Motorräder sehe ich nicht viel, Verkehr ist allgemein überschaubar, aber Wanderer gibt es ohne Ende. Die Straßen sind auch nicht so gut, eigentlich brauche ich das nicht wieder. Den Rückweg wähle ich über Pardatsch und Kaltern, damit ich noch einmal über den Mendelpaß fahren kann. Nach 300km biege ich wieder in die Garage der Unterkunft ein. Wir essen wieder in Cles, dieses mal in der sehr rustikalen Pasta Schmiede Mani in Pasta, wo wir ein kleines Menu mit Lasagne und Sencondi (Fleisch) für nur 13€ auf dem Platz genießen können.

GardaseeAm nächsten Tag ist Werner wieder heiß auf Motorradfahren, und wir nehmen mal was kürzeres in Angriff. Nach Süden nehmen wir die schönen SS421/237 bis Tione und Storo. Dort biegen wir nach Osten durch das schöne Tal der SS240 ab bis runter an den Gardasee. Meine Erinnerung hat nicht getrogen. Hier unten ist es immer noch voll und heiß. Nach einem etwas anstrengenden Suchen einer Eisdiele in Riva fahren wir ein Stück den See hinunter bis Limone, wo wir eine mit Parkplatz direkt an der Straße finden. Das Eis ist zwar nur durchschnittlich, aber wir können es wenigstens im Schatten genießen. Wir entschließen uns den Gardasee Gardasee sein zu lassen und wieder die SS240 zurück zu fahren und am Ledro See noch ein Pause zu machen. Hier oben ist es wenigstens etwas kühler. Den Rückweg können wir über eine alternative Route über die SS239 und St. Maria und Male machen. Auch heute ist es generell heiß, wieder über 30° in den Tälern wie die letzten Tage, und wir sind froh als wir in unserer kühlen Unterkunft in den Bergen ankommen. Gerade noch rechtzeitig, die Wettervorhersage hat recht und es gibt keine halbe Stunde nach unserer Rückkehr ein kurzes Gewitter. Abends folgen wir der Empfehlung unseres Herbergsvaters und fahren 10 Minuten weiter den Berg hoch zum "Al Bersaglio". Das typische Tortei de Patate kostet pro Person 28€ und stellt sich als Kartoffelpuffer mit Beilagen in Form von Bohnen, Paprikamuss und Salat heraus. Dazu nehmen wir den hier typischen Teroldego für 22€ die Flasche. Wir finden das Essen als deutlich überteuert und können nur dem Wein etwas abgewinnen. Die Aussicht im Garten über das Tal kompensiert das Ungleichgewicht nicht.

TimmelsjochDonnerstag ist unser letzter Fahrtag, es soll noch einmal in die kühleren Regionen hinauf gehen. Über den herrlichen Gampenpass fahren wir nach Lana und müssen uns danach durch Meran kämpfen, um zum Timmelsjoch hoch zu kommen. Obwohl es ja eine mautpflichtige Passstraße ist, ist sie relativ belebt. Aber unser Ziel ist nur der Paß, so daß wir die Mautstation Richtung Ötztal vermeiden. Die Sonne meint es wieder gut mit uns. Nach einer kurzen Fotostop oben fahren wir wieder Richtung Tal, biegen aber zum Jaufenpass ab. Am Gasthof Schloßberg essen  wir heute mal ein Mitttagessen. Ich habe Speckknödel mit frischen Pfifferlingen zu einem sehr fairen Preis von 13,50€. So gesättigt müssen wir die Fressträgheit überwinden und fahren noch die 15km hinauf zum Jaufenpaß für die Aussicht und ein Paßfoto. Der Rückweg über Meran ist dann nur noch Pflichtprogramm, der Gampenpaß danach ist dann wieder Kür. Nach etwas Entspannen verladen wir noch schweißtreibend die Motorräder in den Transporter für die morgige Abfahrt. Das letzte Abendessen haben wir im Ristorante Flamingo in Cles. Ich genieße einen kleinen Menuteller mit Strangolapreti, ebenfalls einer Spezialität von hier. Das sind kleine Knödel aus Weißbrot, Spinat und Brennesseln. Dazu noch ein wenig Roastbeef mit Tonnato Creme. Den Preis von 14€ ist es mehr als wert. Im Hof genießen wir dann noch den Teroldego, den wir für 3,99€ beim lokalen Aldi gekauft haben - ist auch nicht viel schlechter als der von gestern.

Der Freitag ist dann Rückreisetag. Nachdem wir unsere Bierrechnung beglichen haben brechen wir um 8:00 auf. Über Reschen- und Fernpaß kommen wir recht problemlos entgegen des Ferienverkehrs hinüber, aber die deutschen Autobahnen reduzieren dann deutlich unseren Schnitt, und wir brauchen wieder knapp 11 Stunden. Zum Glück funktioniert die Klimanlage ganz gut, die Außentemperatur liegt bei 33°C. Ich bin froh, als ich nach dem Ausladen in der kühlen Wohnung sitze. Alles ist gut gegangen. Motorradtransport per Transporter hat optimal das begrenzte Zeitfenster von sechs Tagen für das Motorradfahren genutzt. So hatten wir volle vier Tage zum Fahren. Die Unterkunft Agritur primo Sole ist super empfehlenswert. Sie hat uns für die fünf Nächte 480€ inklusive eines kaum bezahlbaren Frühstücks gekostet. Jeden von uns haben die paar Tage inklusive Transporter und Motorrad Benzin/Diesel knapp 600€ gekostet. Die Guzzi hielt wie immer problemlos durch. Außer Reifenprofil habe auch meinen Fahrradtacho verloren. Aber das war den Spaß wert.

E. Thane
Juli 2024