Am kommenden Vormittag suchen wir uns erfolgreich, aber nach langer Irrfahrt durch chaotische Verkehrsführung und viele Baustellen, ein Zimmer in Sevilla und checken mittags im Dona Feli ein, einem sehr netten Hostal. Von hier aus erkunden wir zu Fuß und Buggy mit Thorben die Stadt. Sevilla gefällt uns sehr. Es gibt eigentlich nichts Spezielles, die Stadt hat einfach Flair. Wir schauen uns die Kathedrale an, ihr Kirchturm hat eine Rampe. So können wir tatsächlich mit Buggy bis fast ganz auf die Aussichtsplattform fahren. Der Blick ist wirklich schön und weit. Beeindruckt hat uns auch die Größe und Weitläufigkeit der Plaza Espana am Rande der Innenstadt. |
Am nächsten Morgen nehmen wir den Bus in die Stadt und schlendern durch die Fußgängerzone in Richtung Altstadt. Dort können wir uns für 8€/Person die Mesquita anschauen, eine ehemalige Moschee, in die nach der "Befreiung" eine Kathedrale gebaut wurde, zwei Baustile, die nicht wirklich zusammen passen. Uns gefällt die Stadt ansonsten nicht so gut wie Sevilla, es gibt nicht so viel zu sehen und im wirklich schönen Bereich ist es voll mit Touristen. |
Die Idee am nächsten Tag (Sonntag) mit dem Bus zur Alhambra hoch zu fahren, ist nicht gut. Wegen eines Radrennens sind alle möglichen Buslinien geändert und gekürzt, und wir brauchen über zwei Stunden bis zum Eingang. Als wir um 11:00 ankommen, gibt es nur noch Tickets für den Nachmittag. Wir schlagen die Zeit im gegenüber liegenden, erstaunlich günstigen und guten Restaurant mit einem Frühstück und anschließendem Mittagessen tot und erledigen unsere Urlaubspost. Das Warten lohnt sich, die Alhambra ist wirklich ein Muß. Durch die begrenzte Besucherzahl und das Entzerren der Besucherströme kommen die Ruhe und Schönheit dieser Anlage, wie auch die Verzierungen erst richtig zur Wirkung. Ein Traum aus 1001 Nacht. Hier könnten wir es uns auch gut gehen lassen. Die Rückkehr ist dann durch die Busausfälle weniger entspannend, aber wir entschädigen uns in La Zubia in einer der Tapas-Bars mit einem ausgleichenden Mahl. Die Stadt besichtigen wir am nächsten Tag. Es fällt auf, daß es sehr viele Bettler gibt. Es ist eine lebendige Stadt mit vielen ruhigen Seitengassen. Die Kathedrale ist leider gebührenpflichtig, etwas dass wir ansonsten gar nicht kennen (3,50€/Person). Sie wirkt durch den weißen Stein sehr luftig und leicht. Wir erklimmen auch das schön beschriebene, aber sich uns als total leblos darstellende Altstadtviertel. Das Highlight hier ist der schöne Blick auf die Alhambra, Nachteil die extrem hohen Preise der umliegenden Lokale. Insgesamt finden wir, daß sich ein kompletter Tag Granada-Stadt nicht gelohnt hat. |
Am
nächsten Tag reisen wir ab, fahren aber noch einmal auf
die Sierra Nevada hinauf, soweit es geht. Vor 13 Jahren
kamen wir mit Motorrädern weiter. Der Weg über die
Sierra ist gesperrt und inzwischen verboten zu fahren.
Über kleine Nebenstrecken (herrliche Motorradstrecken,
wie wir wehmütig erkennen) geht es über Tabernas (hier
die uns inzwischen angewöhnte Siesta), Nijar und
Campohermoso in das Naturschutzgebiet Cabo de Gata.
Vorher müssen wir noch durch die Plastiklandschaften der
Gewächshäuser, die in ihrer Ausdehnung schon etwas
Bedrohliches haben. Das Naturschutzgebiet ist schön,
auch wenn es durch die lange Sommertrockenheit die
Einheitsfarbe grau/braun angenommen hat, aber bei
genauerem Hinsehen entdeckt man doch genug Leben. In San
José finden wir einen Campingplatz. Ein netter Platz,
vor allem ist er nur einen Kilometer vom Meer entfernt
und am Ortsrand gelegen. Wir relaxen etwas, gönnen
Thorben ein wenig Ruhe, machen dann aber doch einen
Tagesausflug an den Salinen und den Gewächshäusern
vorbei zum Cabo de Gata. Es ist eine Felsenspitze wie
viele andere, nur steht hier ein Leuchtturm und es ist
ziemlich windig. Als wir am nächsten Morgen einpacken, fängt es an zu tröpfeln. Die Einheimischen begrüßen das als Auftakt für den hoffentlich bald größer einsetzenden Regen, es wäre der erste Regen nach Monaten. Am Abend vorher war es schon zu windig für den Strand. Wir fahren bei Almeria (die Touristenburgen gefallen uns überhaupt nicht) hoch in die Berge. Wir wollen durch die Alpujaras parallel zur Küste Richtung Ronda fahren. Kurz nachdem wir die Küste verlassen haben, fängt es an zu schütten. Wassermassen! Wir sind nicht so glücklich diesen ersten Regen nach dem Sommer mitzumachen, weil sich auf der Bergstrecke immer wieder Flüsse quer über die Straße bewegen und Steine und Geröll mitspülen. Wir nehmen bald ein Zimmer im Hostal in Cadiar für 25€. Duschen ist leider auch nicht, weil das ganze Brauchwasser verschmutzt ist. |
Durch die Berglandschaft geht es nach El Chorro an einen Stausee, wo wir uns von unten den Camino del Rey anschauen, einen mutig an der Wand hängenden Weg, der in früheren Zeiten durch die Schlucht führte. Ein Stück weiter liegt in den Bergen die frühere Festung von Bandenführer Bombastro. Wir genießen vom Aussichtspunkt ganz oben den schönen Rundumblick und schauen uns die Reste seiner massiven Steinkirche an. Nach einer kurzen Siesta geht es weiter über El Burgo über extrem viele Kurven nach Ronda. Dort schauen wir uns alle Campingplätze an, entscheiden uns für den 3km südlich liegenden "El Sur". Hier gibt es endlich mal wieder einen geöffneten Pool. Abends essen wir im Viertel San Francisco außergewöhnlich gut im "Casa Maria", einem Restaurant ohne Speisekarte. |
Morgens kommen wir früh los. Wir fahren erst auf der sogenannten Straße der weißen Dörfer (es gibt hier allerdings unserer Meinung nach nicht mehr weiße Dörfer als sonstwo in Andalusien) über tausend Kurven nach Castillar de la Frontera, einem von Hippies restaurierten Dorf. Es ist zwar schön anzuschauen, aber allgemein etwas leblos. Die Lage und der Blick läßt uns allerdings verstehen, wie man sich in so einen Ort verlieben kann und so viel Arbeit hinein steckt. Unten an der Küste fahren wir nach Gibraltar, sparen uns aber den Grenzübertritt angesichts der Schlange an der Grenze und dem Studium des Reiseführers, der die Kosten für z.B. den Besuch des Affenfelsen auflistet. Wir begnügen uns mit einem Blick auf den Felsen, wenden und fahren wieder gen Westen. An einem Aussichtspunkt entlang der Küstenstraße haben wir noch einen beeindruckenden Blick auf Afrika und das Atlasgebirge. Wir klappern alle Campingplätze entlang der Küste ab und enden schließlich nördlich von Conil auf dem Campingplatz "Cala del Aceite". Er ist ganz schön, nett schattig, aber fast menschenleer. Den Pool können wir am Abend noch einmal benutzen, danach wird auch er winterfest gemacht. |
Wir finden den Strand nicht schön genug für mehrere Tage und fahren am nächsten Tag weiter nach Puerto de la St. Maria, wo wir auf den kurz hinter dem Ort liegenden Campingplatz "Las Dunas" gehen. Auch hier ist der Pool schon geschlossen, aber der Platz ist schön gelegen und nur durch die Straße vom Meer getrennt. Das nutzen wir gleich. Nachmittags gehen wir auch noch in die Stadt, probieren "Romerijos" aus, eine weit bekannte Fischbraterei, die uns aber wegen der Kantinenatmosphäre nicht begeistert. Bei der Touristeninfo reservieren sie uns einen Platz für die deutsche Führung bei Osborne, einer der vielen örtlichen Sherry Bodegas. Die Führung ist sehr interessant, am Ende gibt es Sherry satt für jeden Geschmack. Eigentlich wollen wir hier ein paar Strandtage einlegen, aber das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. Es stürmt teilweise, so dass es uns das Zelt aus dem weichen Boden zieht und Wolkenbrüche verwandeln den Platz in ein Pfützenmeer. Wir rufen bei Iberia an und können kostenfrei unseren Rückflug umbuchen. Die verbleibenden zwei Tage übernachten wir in einer netten Pension mit einem schönen Innenhof im Herzen der Stadt, machen einen Tagesausflug mit der Fähre nach Cadiz und genießen insgesamt das spanische Leben mit Tapas und Sherry bis in die Nacht hinein. Thorben genießt mit, bei 25°C um 22:00 schläft er einfach irgendwann im Kinderwagen ein. Spanien verabschiedet sich mit Regen in Sevilla und Madrid, den Mietwagen können wir mit Rückerstattung zurück geben. Thorben übersteht die Flüge schlafend. Das größte Problem ist die Fahrt vom Flughafen nach Hause. Wir waren der irrigen Annahme, daß Taxis auch Babyschalen haben. Aber es gibt nur Sitzkissen, die für größere Kinder geeignet sind. Wir fahren schließlich mit Bus und Bahn, was dank günstiger Anschlüsse recht schnell geht. |
Der
erste Urlaub mit Kind! Es ist doch etwas anders, auch
wenn wir uns nicht so sehr eingeschränkt haben. Thorben
wurde einiges zugemutet, weil wir uns viel angeschaut
haben. Er hat sich nie beschwert und war auch sehr
interessiert, hat auch die Herzen aller Spanierinnen
gebrochen, die ihn und sein Lächeln ins Herz schlossen.
Das war auch für uns oft ein Türöffner, da Spanien sehr
kinderlieb ist. Milchfläschchen auffüllen in irgendeiner
Bar war 90% umsonst und beim Rausholen eines Gläschens
brauchte man kaum etwas zu sagen, es wurde sofort
aufgewärmt. Auch das Zelten mit unserem 9 Monate alten
Guapo war streßlos, er hatte sein Schaffell als
Unterlage, auf dem er im Schlafsack schlief. Gläschen
gab es in jedem Supermarkt. Allerdings, noch lieber als
Gläschen aß Thorben bei uns mit, und so fütterten
wir ihn nach der Babykost mit allem, was die Tapaswelt
hergab. Er vertrug alles. Windeln waren ebenso kein
Problem. Pampers gab es nicht, ist aber sowieso nicht
unbedingt unsere Hausmarke. Andere Windeln halten auch
dicht. Touristisch war Andalusien wie erwartet. Sevilla, Granada und Ronda waren die Highlights, Cordoba mit seiner Mesquita gefiel uns auch gut, war aber irgendwie zu touristisch herausgeputzt. Die Alpujaras waren einfach klasse wegen ihrer Landschaft, genauso wie das Cabo de Gata, wenn auch in komplett anderer Weise. Cadiz fiel in unserer Wertung wahrscheinlich ab, weil wir es am Sonntag erlebten, als überhaupt nichts los war. Flüge waren OK, nur das Platzangebot (Beinfreiheit) fiel etwas dürftig aus. Der Mietwagen von Goldcar war einwandfrei. Eric Thane Oktober 2007 |