Was macht man,
wenn man drei Wochen Urlaub hat, mit Motorrad los will, aber
auch nicht zu weit, Sonne braucht und etwas Spanisch sprechen
üben möchte – man fährt in die Pyrenäen! In erreichbarer
Entfernung gelegen, kann man schon die Anfahrt durch
Frankreich gemütlich gestalten und genießen. Antje,
ausgerüstet mit einem drei Wochen alten Führerschein und einer
schon 17 Jahre alten Dominator und meine Wenigkeit mit meiner
Marienkäfer XL machen uns Ende Juli trotz aller Bedenken wegen
Hauptreisezeit auf den Weg gen Süden.
Den nächsten Tag geht es bei gemischtem Wetter über die schnelle N74 bis hinunter nach Dijon, vorbei an ewigen Getreide- und Sonnenblumenfeldern, im Burgund werden sie durch die Weinfelder abgelöst. Auf der D984 finden wir in Le Donjon einen sehr heimeligen und billigen Campingplatz am Ortsrand. Durch die montaigne de madelaine geht es bis nach St. Remis weiter nach Le Puy mit seinen sakralen Bauten auf den drei Hügeln. Endlich ist es auch mal richtig warm, wir machen in der Altstadt kurz Pause. Die weitere Strecke nach Mende gehört mit seinem starken Verkehr und den vielen LKW's eher in der Kategorie ätzend. |
In unserem Tagesziel Carcassonne entscheiden wir uns gegen den sehr kommerziellen Camping de la Cité und nehmen stattdessen den etwas außerhalb liegenden Campingplatz in Trebes. Eine gute Wahl, abends gibt es im Campinglokal Moules Frites satt inklusive Wein für 12€. Das lassen wir uns nicht zweimal (ich mir nicht mal viermal) sagen und schlagen zu. |
Andorra - wir suchen drei Stunden in Seitentälern ruhige Ecken und Campingplätze, sind aber so geschockt von der Wintersport Brutalarchitektur und Campingplätzen für 20€ aufwärts, dass wir nur das beste aus Andorra mitnehmen (Super für 89 cent) und fliehen. Bei Estemaria, kurz hinter Seu d'Urgel in Spanien finden wir einen relativ verwahrlost wirkenden Campingplatz, der uns aber mit sauberen Anlagen und Heißwasser überrascht. Oben im Restaurant gibt es dann noch ein brauchbares Menu für 12€ inklusive Wein. Der Tag nimmt doch noch ein gutes Ende. |
So fahren wir weiter zu dem Vulkangebiet bei Olot, lassen uns von der Tourist Info die Lage der Campingplätze geben und wählen für uns für den zentral gelegenen Camping Lava bei St. Pau. Wir wollen wegen der Hitze noch eine kurze Abkühlung im mitbezahlten Pool nehmen, aber der ist doch glatt nur zwischen 11:00 und 19:00 geöffnet. Eigenartig, und das für 25€. |
Am
nächsten Morgen stehen wir früh auf, weil wir nicht noch
eine Nacht bleiben und bis Mittag die Vulkanwanderung
machen wollen. Der Vulcano Croscat ist um die Ecke, wenn
wir das gewußt hätten, wären wir abends schon hin
gegangen, dann hätte er auch in der Abendsonne gelegen,
die sich bestimmt super auf seinen roten Gesteinsschichten
gemacht hätte. Durch Buchenwälder geht es durch das Dorf
St. Miguel auf den Vulkan St. Margarida. Der Aufstieg ist
trotz der frühen Stunde anstrengend, und leider gibt es
oben eigentlich nicht viel zu sehen. Man kann in den grün
bewachsenen Krater hinunter schauen zu einer kleinen
Kapelle. Wir sind etwas enttäuscht. Der Abstieg ist auf
dem geschotterten Weg gefährlich, wir rutschen mehrmals
aus. Nach guten drei Stunden sind wir wieder auf dem
Campingplatz und bauen ab. Diesmal reicht es auch noch für
ein kühles Bad. Über kleine Straße geht es weiter nach Besalu, das wir uns anschauen. Ein netter verträumter Ort, trotz der touristischen Infrastruktur. In Ripoll machen wir einen Tapasstop, eine Art Siesta. Wir schaffen es nur nicht so konsequent wie die Spanier, bei denen wirklich das Leben vier Stunden lang ruht. Auf Nebenstrecken streifen wir Pobla de Lille und Berga, und in Saldes übernachten wir auf dem Camping Susen. Auf wunderschönen kleinen Straßen fahren wir nach Seu d'Urgel, wo wir wieder mal Tapasstop machen, man kann sich an die kleinen Leckereien wirklich gewöhnen. Auf dem Markt kaufen wir gleich mal ein. Bei der Strecke durch das Rio Noguera Palaresa Tal bei La Puebla de Segut irrt sich der Reiseführer. Es ist superschön beschrieben, aber wir können dem Tal, durch den eine schnelle Landstraße durchführt, nichts abgewinnen. Der gemütliche Camping Bonita in Barruera soll der Ausgangspunkt für eine Wanderung werden. |
Auf einer langweiligen Landstraße fahren wir über Pont de Suert und Castejon de Sos ins Benasque Tal. Bis Benasque ist es eine echte Enttäuschung, aber dann wird es immer leerer und die Straße endet schließlich mit einer spektalulären Aussicht tief in das weitere Tal hinein. Wir „feiern“ das mit einem weiteren kleinen Picknick. Auf der Karte ist eine kleine Linie von Chia nach San Juan de Plan eingezeichnet, bei der wir mal probieren wollen, ob sie befahrbar ist. In Chia weist nur noch ein aufgesprayter Name auf einer Wand die Richtung. Wir fahren weiter und schnell fängt Schotter an. Antje will es trotz mangelnder Erfahrung versuchen, und so schottern wir mit genialen Ausblicken auf die umliegenden Berge und das hinter uns liegende Benasque Tal die 25km bis Plan. Antje macht es richtig Spaß, und wir sind froh, das mal ausprobiert zu haben. Ein Hinweisschild weist bei Plan noch weiter in die Berge für einen Campingplatz. Wir folgen ihm und haben noch mal 10km unbefestigten Weg durch einen Wald hinter uns, als wir den Campingplatz kurz vor Viados erreichen. Ein schöner terrassenförmiger Platz, auf dem wir unten im Wandererheim was leckeres zu essen bekommen. |
Das Frühstück nehmen wir in Jaca bei Begleitlivemusik aus dem Burgund ein, weil in der Stadt durch ein Musikfestival gerade überall Musikanten spielen. Die Zitadelle bietet leider nur halbstündige, spanische Führungen für 6€ an, das lohnt sich für uns nicht. Wir schlendern lieber durch das schöne Jaca und bewundern die Häuser. Ein Abstecher führt uns über die schöne, kleinen Nebenstrecke nach San Juan de Pena, einem Kloster, das in einen Felsüberhang gebaut wurde. Es ist wunderschön gelegen und touristisch gut aufgearbeitet. Im Hechotal fahren wir bis zum Ende durch, in der Hoffnung über den kleinen eingezeichneten Weg nach Frankreich zu kommen, aber ein Schild warnt uns schließlich vor Folgen und Kosten, so dass wir doch wieder umkehren und das eher langweilige Tal auf dem gleichen Weg verlassen. In Hecho nehmen wir die kleine Strecke über Ansö und Zuricao nach Isaba, wo wir uns wieder mal in einer Albergo in der Stadt einquartieren, weil wir die Stadt so nett finden und der nächste Campingplatz 6km außerhalb liegt. Für 10,50€ gibt es wieder mal ein komplettes, vorzügliches Menu mit Wein. |
Hier erwartet uns ein Riesenspektakel, wie es aber wahrscheinlich jeden Tag stattfindet. Neben dem Zugang zu dem Gröttchen und den ganzen Wasserspendern des heiligen Wassers, schiebt sich eine unendliche Prozession von Kranken in Rollstühlen unter Gesang in die tiefgaragenähnliche, 20000 Personen fassende Kirche. Wir beobachten alles mit Faszination und leichtem Unverständnis, kaufen noch ein paar Postkarten in einem der unzähligen Souvenirläden und fahren dann die Schnellstraße wieder Richtung Süden, wo wir in Luc St. Sauveur das erste Mal auf unserer Reise Probleme haben, einen freien Campingplatz zu finden. Erst der dritte hat ein Plätzchen für uns frei. |
Über den total vollen Col de Tourmallet (viele wollen anscheinend die gerade zuende gegangene Tour de France nachfahren, ob mit Fahrrad oder Wohnmobil) geht es über den wesentlich schöneren Col d'Aspin. Als wir nach einem Picknick abfahren taucht das Abendlicht die grünen Hänge schon in verschiedenste Schattierungen. In Arreau finden wir einen Platz auf dem zentrumsnahem Camping Municipal. |
Nach dem Tanken geht's wieder zurück nach Frankreich, wo wir den Ort St. Bertrand de Comminge besichtigen, ein weithin sichtbarer, sehr schöner Ort auf einem Berg, dessen Kirche mit einem wahnsinnigen hölzernen Kirchenstuhl protzt. Ein Stück zurück fahren wir in St. Beat auf die Strecke über Col de Mente ab, eine klasse Strecke, wenn sie nicht teilweise gerade neu geschottert werden würde. Die D618 dagegen ist einfach nur streßlos schön, und wir schwingen auf ihr bis nach Castillon, wo wir auf die Nebenstrecke über den beschaulich daliegenden Lac de Bethmale bis nach Seix fahren. Der nette, familiäre Camping Cos de Bergerac ist unser Nachtlager. Über die anstrengende kurvige Strecke zum Col de Crozette geht es nach Mas d'Azil, wo die Landstraße durch eine riesige Grotte führt, eine Art natürlicher Tunnel, nur viel größer. Beeindruckend. Über Mazère, Castemaudary, und Saissac geht es bis nach Brassac, da wir uns wieder Richtung Heimat bewegen müssen. Die Strecken sind einsam, kurvig und schön. Es ist angenehm warm, aber nicht so heiß wie auf der Hinfahrt. Das merken wir, als wir auf dem gleichen Rastplatz bei St. Affrique wieder Pause machen. Wir kommen so spät in Millau an, dass wir uns ein Hotel suchen wollen, um am nächsten Morgen früh in die Gorges du Tarn aufzubrechen. Nach ein wenig Suchen finden wir das Hotel de 2 vallées, das uns trotz der späten Stunde auch noch ein Essen servieren kann. |
Wieder zurück an Millau vorbei in die Tarn rein, suchen wir einen netten Campingplatz, finden schließlich den Camping de la Muse mit eigenem Wasserzugang. Nach einer kleinen Stärkung gehen wir den Kilometer die Straße entlang zu einem Klettergarten. Die gespannten Leitern, Stiegen und Netze in zehn Meter Höhe zwischen den Bäumen verlangen uns einiges an Mut und Kraft ab. Wir sind schließlich froh, wieder auf dem Boden zu sein. |
Auf Nebenstraßen fahren wir nach Buxy und kommen schließlich nach Beaune, was uns sehr gut gefällt. Nur das Preisniveau ist ziemlich hoch, weil alles im Burgund anscheinend durch die guten Weine etwas teurer sein muß. Die N74 bis nach Dijon ist ätzend, erst danach wird es wieder erträglich. Diesmal halten wir auch in Langres, das wir auf der Hinfahrt wegen dem Nieselregen links liegen gelassen hatten. Eine schöne, lebhafte Stadt mit viel anzuschauen. An Toul fahren wir vorbei und finden erst in Chateau Salin einen Gite d'etape, einen einfachen Campingplatz, der aber sogar warmes Wasser bietet. Nur Chateau Salin bietet nichts, jedenfalls ebenfalls nichts zum Essen. Wir müssen einen Ort weiter fahren. Eigenartig. Der kommende Tag bedeutet nur noch die letzten Kilometer bis zur Grenze, einmal Shopping in einem der Hypermarches und Heimfahrt bei starkem Seitenwind auf der Autobahn nach Mainz. |
Drei
Wochen gingen mal wieder viel zu schnell vorbei, wir haben
es nicht einmal geschafft ein Meer zu sehen. Aber was
soll's, es war trotzdem toll. Wir hatten die Schwerpunkte
auch anders gesetzt. Die Bergwelt in de Pyrenäen ist toll,
die spanische hat uns in der Hinsicht mehr gefallen als
die französische, die voller ist. Die spanische Seite ist
rauer. Auch in den Preise gab es deutlich Unterschiede,
spanische Campingplätze kosteten eher das doppelten von
denen in Frankreich, dafür war Essen, Trinken und Benzin
wiederum in Spanien um einiges billiger. Leider hatten wir
uns nicht vorher über befahrbare Schotterstrecken, am
besten grenzübertretend, informiert. Das hätten wir gerne
noch ausprobiert. Besonders hat uns das Benasquetal und
die Fahrt nach San Juan de Plan gefallen. Auch das enge
Vollostal imponiert. Lourdes sollte man mal gesehen haben,
auch wenn man es nicht versteht. Die vielgehörten
Warnungen über Urlaubszeit im Juli/August in Frankreich
und Platznot können wir nicht bestätigen. Die Motorräder liefen bis auf die beschriebenen Pannen gut. Beide Maschinen brauchten über die kompletten 4500km im Schnitt 4,5 Liter/100km. Ölverbrauch gab es eigentlich nur auf der Zu- und Abfahrt, er hielt sich aber mit insgesamt 0,3 l/1000km sehr in Grenzen. Die Dominator ist der XL am Berg eindeutig überlegen, sie hat unten herum viel mehr Kraft. Die XL spielt ihre Stärken durch Handlichkeit aus. Fürs Gelände sind aber beide eher nicht, da der erste Gang viel zu lang übersetzt ist. Die Schottereinlagen meisterten sie aber gut. Am Ende können wir sagen, wir haben alle Ziele erreicht, schön Motorrad gefahren, gut gegessen und Antje konnte auch noch Spanisch üben, wenn das nichts ist.... Eric Koch September 2005 |