N O R D S P A N I E N
Campingurlaub
mit Kindern im Baskenland, Kastillien, Kantabrien und Galicien
Juli/August 2016
Die Kilometer in Frankreich ziehen
sich. Aber dieses Jahr sollte es seit Schulbeginn unseres
Großen mal wieder länger weg gehen. Und das geht nur in den
Sommerferien. Um nicht maximale Hitze zu haben, dafür aber
trotzdem etwas Kultur und Strand, haben wir uns auf die
nordspanische Atlantikküste geeinigt. Um jetzt auch noch in
der Hauptsaison etwas flexibler zu sein, entscheiden wir uns
für einen Campingurlaub und packen alles in unseren Opel
Combo. Vor der Abfahrt haben wir trotzdem noch drei Hotels
vorgebucht, das für die erste Nacht in Tours, eines für die
zweite Nacht in Bordeaux und eines für zwei Nächte in Bilbao.
Aber noch fahren wir auf der Autobahn in Frankreich an den
Weizenfeldern vorbei, es wird immer heißer und Tours ist noch
300km entfernt. Zu Hause sind wir bei 23°C Mitte Juli
gestartet, jetzt sind es um die 30°C.
Um halb Acht
kommen wir endlich im B&B Hotel in
Tours an, das wir schon reserviert hatten. Obwohl wir ohne Stau
durchgekommen sind, haben die 780km ihre Zeit genommen. Zum Essen
gehen wir ins nahe Mamie
Bigoude, ein Themenrestaurant, das in den Ferien
Kinderbetreuung anbietet. Essen ist einfallsreich und lecker. Das
Frühstück nehmen wir aus Zeitgründen im Hotel und fahren weiter
nach Bordeaux. Die Beschreibung hat sich ganz gut gelesen, ich war
noch nie dort und es ist eine Etappe. Auch hier haben wir ein Novotel
Angebot wahr genommen und genießen den Luxus eines Pools, als wir
mittags bei 33°C ankommen. Am Nachmittag fahren wir mit der
Straßenbahn in die Stadt. Aber bei Hitze kommt kein Enthusiasmus
auf und wir schleppen uns ein wenig durch die Stadt. Es gibt es
paar nette Gebäude, aber nichts, weswegen man unserer Meinung nach
unbedingt hätte anhalten müssen. So nutzen wir abends noch mal den
Pool bevor wir im nahe gelegenen Cora Supermarche Essen gehen.
Nach den Anreiseetappen geht jetzt wirklich unser Urlaub los. Das
erste Ziel ist die große Düne von Pilat bei Arcachon. Aber schon
10km vorher werden wir vom Stau gestoppt. Wir schauen nach einem
Zeltplatz, finden welche in La Teste de Buch, aber diese haben
Mittagspause bis 17:00 und so lange wollen wir nicht warten. Auf
Nebenstrecken kommen wir schneller zum Meer und halten am frühen
Nachmittag direkt an der Düne. Schier endlos türmt sie sich vor
uns auf. Der Aufstieg ist dank bedecktem Himmel auch bei den 25°
erträglich, und schließlich stehen wir oben. Der stete Wind weht
immer einen Sandnebel 10cm hoch über die Düne, was Erinnerungen an
damals weckt, als ich mit Freunden hier oben in Schlafsäcken
übernachtet hatten, und wir morgens mit Sand überall aufwachten.
Das haben wir diesmal nicht vor und genießen einfach die
imposanten Dimensionen der Düne und die Aussicht, bevor wir in
einem Zehntel der Zeit runter laufen und weiter fahren. In Moliets
finden wir auf dem Camping
St. Martin leicht einen Platz in dem beschatteten Hain. Die
meisten Leute reisen doch mit Wohnwagen/mobil oder für die
Bungalows an. Hier relaxen wir einfach, gehen an das nahe Meer mit
seiner Brandung, nutzen die Touristenmeile vor dem Campingplatz,
wo es von Restaurants über Spielbuden und Strandläden alles gibt.
Wir haben auch noch Glück, daß wir die letzten drei Nächte der
Vorsaison erwischen.
3 schöne
Sommertage später wird alles gepackt, und wir fahren querbeet zur
Autobahn nach Bayonne, um von dort so schnell wie möglich nach
Bilbao zu kommen. Über die Pyrenäen hinüber regnet es tatsächlich,
aber das reinigt unsere Scheiben. Vor Bilbao wollen wir uns am
Meer noch die Kirche San Juan de
Gaztelugatxe anschauen. Nach einem Picknick fahren wir
hinunter zur Küste, müssen aber noch knapp zwei Kilometer
bergauf-bergab auf die Halbinsel im Meer hinaus gehen. Die
Anstrengung lohnt sich aber. Ein hübsches Kirchlein mit einer
beruhigenden Atmosphäre. In Bilbao finden wir dank Antjes neuem
smarten Phone leicht dasvorgebuchte Hostel oberhalb der
Stadt. Es war im Internet eines der wenigen erschwingliche
Unterkunft in Bilbao. Von hier aus können wir den Bus in die Stadt
nehmen. Die Rezeption gibt uns eine Bonuskarte, mit der wir
billigere Tickets bekommen. So kostet der sowieso günstige 1€
Fahrschein nur noch 90c und es ist auch für Metro und andere Öffis
nutzbar. Wir nutzen dies nach der Ankunft, um in die Stadt zu
fahren und uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. In einer
Pinxtus Bar beschließen wir mit vielen Pinxtus und Bier den Abend.
Nur Thorben kann ihnen nicht viel abgewinnen und ißt lieber
Tortilla. Rieke probiert auch mal etwas. Aber uns schmeckt es
trotzdem und bei Preisen um die zwei Euro ist das ein
erschwingliches Essen.
Morgens nehmen wir wieder den Bus und danach die Artxanda,
eine Bergbahn, hinauf zum Funicular de Archanda, einem Park mit
einer schönen Aussicht auf Bilbao. Von hier sehen wir auch unser
nächstes Ziel, das am Fluß liegende Guggenheim Museum. Über die
luftig geschwungene Fußgängerbrücke gehen wir über den Nervion zum
Museum. Es kostet uns pro Erwachsener 32€ Eintritt, aber gibt
selbst mir als Kunstmuffel abwechslungsreiche 2 Stunden. Die Metro
bringt uns nach einer Stärkung hinaus zum alten Hafen. Wir nutzen
die Linie nach Puertobello, weil es von hier aus bergrunter geht
zur alten Schwebefähre, die Puente de
Portugalete. Wir bewundern sie bestimmt eine Stunde,
verbringen noch ein wenig an den nahen Ständen und
fahren dann für kleines Geld hinüber. Auf der anderen Seite nehmen
die Metro bis in die Altstadt von Bilbao. Wir finden sie aber eher
relativ enttäuschend, gefühlt zurecht gemacht für Touristen und
andererseits herunter gekommen. Wir gehen wieder in unsere Straße
Poza Linzentziatuaren Kalea vom ersten Abend, wo es auch Bar an
Bar gibt und wir wieder bei der gestrigen einkehren und noch mal
die Highlights von gestern wiederholen.
Nur 30km weiter
machen wir auf der Weiterfahrt am nächsten Tag einen Stop bei dem
mitten in der Landschaft gelegenen TORRE LOIZAGA,
einem wirklich außergewöhnlichen Automuseum. Es hat sich
auf Rolls Royce spezialisiert (angeblich die größte Sammlung
Europas), aber es gibt auch andere Fahrzeuge aus den letzten 140
Jahren. Das ganze ist in von außen total unscheinbaren Schuppen
ausgestellt, die lose verteilt in einem großen Park liegen. Nach
der anstrengenden Besichtigung stärken wir uns mit Tortilla und
Wein auf der nebenan statt findenden Fiesta. Es ist Feiertag und
das wird genutzt zum Feiern. Wir müssen irgendwann weiter und
fahren die Küste hinunter zu einem Campingplatz, den wir im
Internet gefunden haben. Auf dem Camping El Rosal in St.
Vicente finden wir noch einen Platz für unser großes Zelt. Es ist
ein schöner, übersichtlicher und gepflegter Platz mit nur 200m zum
Strand. Wir bleiben vier Nächte weil es uns trotz Enge und
Lautstärke sehr gut gefällt.
Außer Strandprogramm in der schönen Brandung machen wir einen
Ausflug zu den nahen Höhlen von Altamira. Die originalen Höhlen
kann man zwar nicht mehr besichtigen, aber es gibt eine teilweise
Nachbildung. Auch hier müssen wir wieder die Wunder der spanischen
Organisation erleiden. Wir fahren am Nachmittag hin und als wir
die Karten in die Hand bekommen sagt man uns, wir müßten jetzt 2
Stunden warten (warum nicht außen schon anschlagen, damit man sich
entscheiden kann, bevor man sich eine halbe Stunde in die Schlange
stellt). Egal, wir haben Zeit und machen die Führung um 18:45 mit.
In der Nachbildung kommt tatsächlich so etwas wie Höhlenfeeling
auf, aber es ist überschaubar. Trotzdem ist es sehr lohnenswert.
Auch einen Ausflug ins schöne Ribadesella können wir empfehlen.
Dort probieren wir mal die lokale Spezialität der Nordküste, den
Sidre = Apfelwein. Die nordspanische Küste ist keine Weingegend.
Das Einschenken wird sehr kunstvoll aus der Höhe für einen
besseren Geschmack zelebriert. Uns schmeckt der probierte nicht
und auch das Calamari Risotto mit schwarzer Tintenfisch Sauce ist
nicht so ganz unser Ding. Wir versuchen auch noch die Höhle in
Ribadesella zu besichtigen, aber man besichtigt hier die
originalen Höhlen nur nach Reservierung mit limitierter Anzahl,
und alle Plätze sind schon lange weg. Aber als wir uns das Museum
anschauen, kommt ein Mitarbeiter hinter uns her gerannt und fragt
uns, ob wir für die nächste Führung noch drei Plätze haben wollen.
Wollen wir, sind aber zu viert. Wir entscheiden, daß Antje mit
Thorben die Höhlen anschaut, weil sie wenigstens ein wenig von der
spanischen Führung mit bekommen kann. An einem anderen schönen Tag
(hier an der See ist es oft bedeckt bei angenehmen 25°) fahren wir
nach Fuente Dé hoch in die Picos d'Europe. Aus Unwissenheit fahren
wir zu spät los, haben viel Verkehr hoch und stehen oben in einer
Schlange an der Kasse für die Seilbahn. Als Antje schließlich eine
Karte bekommt, ist sie mit zwei Stunden Wartezeit (siehe spanische
Organisation oben). Hochgerechnet bedeutet das, daß wir erst gegen
Acht ohne Essen wieder am Campingplatz wären. Wir schaffen es nach
einem Kaffee mit schöner Aussicht im oben gelegenen Campingplatz
die Karten an andere Wartenden zu verkaufen. Wir rollen lieber
wieder Richtung Küste und gehen noch mal in Ruhe an den Strand und
im brauchbaren Campingplatz Restaurant Pulpo essen. Noch besser
schmeckt mir das große Fischessen, was wir in St. Vicente machen,
wo ich Pulpo Galetta genieße (Pulpo mit Kartoffeln und
Paprikasalz).
Freitag brechen
wir bei bedecktem Himmel auf und fahren an den Bergen entlang nach
Arenas de Cabrales, schauen mal in dem Käsemuseum vorbei,
entscheiden aber, daß es uns zu teuer für das Gebotene ist
(Führung nur Spanisch und Kinder kosten ebenfalls). Ein Stück
weiter geht es in die Berge hinauf nach Covadonga. 9km oberhalb
liegen Bergseen, die sehr schön sein sollen. Aber es fahren dort
nur Touristenbusse für 9€ hin. Bergseen haben wir schon genug
gesehen, wir fahren lieber weiter nach Cangas, schauen uns dort
die hoch aufragende Römerbrücke an und essen zu Mittag. Ich habe
Fabada Asturia, einen Bohneneintopf mit Wurst und Speck, deftig
und lecker. Einmal um die Picos herum geht es in die Berge hinein
zum südlichen Schluchteingang der Cares Schlucht. Posada hat zwar
viele Albergos, aber wir nehmen doch das Risiko auf uns, ganz nach
Cain in die Sackgasse hinein zu fahren. Im Hostal la Rutas finden
wir ein Zimmer. Am gegenüber liegenden Bergbach spielen die
Kinder, und wir genießen die Nachmittagssonne. Am Morgen müssen
wir leider bei bedecktem Himmel in die Cares Schlucht gehen. Mit
den Kindern schaffen wir es zwei Kilometer hin, dann kehren wir
um. Aber es reicht, um einen Eindruck zu bekommen. Immer auf dem
schmalen Weg, teilweise durch Tunnel geht es oberhalb des Flußes
entlang. Die Bergspitzen sehen wir erst wieder auf dem Weg mit dem
Auto aus den Bergen hinaus, sobald wir durch die Wolkendecke
stoßen und der blaue Himmel uns wieder hat.
An den großen
Stauseen bei Riano vorbei geht es nach Leon. Antje schaut auf dem
Weg sich nach der Zimmersituation um, weil es dort keinen
Campingplatz gibt. Eine Touri Info finden wir nicht (später sehen
wir, daß sie mit dem Auto nicht erreichbar ist). Zuerst finden wir
ein Hostel, sehr sauber und günstig, aber nur mit Schlafsaal und
das wollen wir den Kindern nicht zumuten. Eine gute Empfehlung ist
das Hostel der Franziskaner nahe der Innenstadt, wo wir das Glück
haben ein komplettes Vierbettzimmer zu bekommen. Gegen drei gehen
wir in die Stadt. Es ist inzwischen richtig heiß. Nach einer
kleinen Runde finden wir ein nettes Restaurant mit einem Menu del
dia für 10€. Kaum zu glauben, daß man ein Menu mit orientalischen
Reis, als Hauptgericht einen zarten Braten mit Nachtisch und Bier
für diesen Preis zubereiten kann. Als kleine Zugabe gibt es einen
Kräuterlikör, goldgelben Orujo de Hierbas. Leicht beschwipst
schauen wir uns in der Abendhitze um, sehen die Kathedrale, die
Altstadt, lassen uns aber auch einfach treiben durch die immer
voller werdenden Straßen. Schließlich enden wir wieder in unserem
kleinen Restaurant, trinken noch ein paar Bier und beobachten die
Kinder auf dem nahen Platz beim Spielen. Wir kommen erst gegen
23:00 Uhr ins Bett.
Die Nacht ist
kurz in den schmalen Betten, sie ist nicht besonders erholsam. Wir
essen gegenüber noch ein Frühstück für 2,50€ inklusive frisch
gepresstem Orangensaft, bevor wir uns die Kathedrale noch mal in
der Morgensonne anschauen und fahren dann nur 60km weiter nach
Sahagun. Auch diese Stadt liegt am Pilgerweg. Direkt an ihm ist
auch der Campingplatz, und er beinhaltet auch freien Zugang zum
nahe gelegenen Freibad. Dort ruhen wir uns im Schatten aus, die
Kinder toben im Wasser, und wundern uns allerdings, daß wir um
3:00 praktisch alleine sind. Aber es ist wie immer, ab vier wird
es immer voller und man sieht immer mehr von den vorgeschriebenen
roten Badekappen (auch wir mußten noch eine erwerben). Abends
gehen wir in den Ort. Er gibt nicht viel her, wir essen am Plaza
Mayor. Morgens schlafen wir aus und überlegen beim Frühstück, was
wir weiter machen. Jetzt schon Richtung Vittoria zur Fiesta
fahren (unserer letzten geplanten Station) ist zu früh. Ich kann
Antje von Segovia als Etappe überzeugen, auch wenn es etwas
abseits ist. Wir fragen vorne an der Rezeption, nach und sie
wollen uns trotz der Mittagszeit noch die Abreise erlauben. Also
packen wir schnell zusammen. Wir haben uns so gut eingespielt, daß
das in einer halben Stunde geht und wir um 12:30 schon
abfahrtbereit sind.
In Segovia
sind wir drei Stunden später und checken auf dem Campingplatz
am Südrand ein. Der Platz ist fast leer, wir bekommen einen
schönen Platz unter Bäumen und können erst einmal in den Pool
gehen. So abgekühlt fahren wir am späten Nachmittag mit dem Bus in
die Stadt und steigen am Aquäduct aus. Imposant schwebt es über
unseren Köpfen. Wir bestaunen es erst einmal von allen Seiten und
schlendern etwas ziellos Richtung Festung, weil wir keine Infos
mehr bei der Tour Info bekommen konnten, sie hat schon zu. Die
Abendsonne taucht alles in ein weiches Licht, so auch die
Kathedrale, die aber ebenfalls schon zu ist. Unser opulentes Mahl
am Mittag reicht immer noch, und so essen und trinken wir nur eine
Kleinigkeit. Kleinigkeiten sind in Segovia allerdings teurer als
anderswo, müssen wir feststellen. Wir sind im Zentrum des
Tourismus. Um 22:15 müssen wir schon den letzten Bus aus der Stadt
heraus nehmen.
Am nächsten Vormittag hat die Touri Info offen und versorgt uns
mit allen benötigten Informationen. Wir gehen den romanischen
Spaziergang und den Altstadt Rundgang ab und enden am Nachmittag
in der Festung Alcazar, die ab 14:00 ohne Eintritt ist. Wie oft,
ist man abseits der Haupttouristenrouten zur Kathedrale und
Festung durch die Altstadtbereiche alleine. Die Spaziergänge
lohnen sich. Die von innen sehenswerter Kathedrale kostet uns
dagegen überschaubare 3€ pro Erwachsenen. Das Kastell bietet innen
alte Rüstungen und eine Waffenausstellung. Beeindruckender ist die
Aussicht. Die Festung steht (immer noch muß man sagen, oft sind ja
frühermals einzeln stehende Bauten heutzutage mitten in der Stadt)
am Rande der Stadt und bietet, wie wie viele andere Plätze der
Stadt einen direkten Blick auf die abgeernteten Weizenfelder des
Umlandes. Gefühlt ist Segovia so ein Dorf. Diesmal haben wir den
Wagen in die Stadt genommen, weil wir dachten, daß man für 8€
Bustickets auch eine ganze Zeit parken kann. Aber die fünf Stunden
Parkhaus kosten mehr. Am Nachmittag sind wir wieder auf dem
Campingplatz im Pool und relaxen.
Für den folgenden Tag haben wir uns kein großes Programm
vorgenommen. Es ist auch sehr heiß, an die 35°C. Wir planen unsere
weitere Reise, genießen den Campingplatz, der abgesehen von dem
hörbaren Straßenlärm am Morgen sehr ruhig ist, fahren am Morgen
noch einmal kurz in die Stadt, weil Antje hofft noch etwas Shoppen
gehen zu können (Innenstadt gibt aber nichts ihren Erwartungen
entsprechendes her) und fahren am Nachmittag über ungewollte
Umwege zum Palacio Real Riofrio, einem Jagd"schlösschen" der
Königswitwe Elisabeth. Es ist ein Riesenbau mitten im Nichts mit
viel kargem Land drumherum. Zum Jagen vielleicht schön, uns
gefällt die Lage nicht so sehr und die Ausstellung von
ausgestopften Tieren ist nur für Rieke von Interesse. Wenigstens
kostet er keinen Eintritt, er ist Mittwochs ab 17:00 umsonst.
Ebenso wie das andere Schloß, was wir uns noch anschauen. Real La
Granja ist ein Sitz Philipp V. gewesen. Ein sehr schönes Gebäude,
umgeben von eher ungepflegten Gärten mit einem Labyrinth, wo wir
uns wirklich verirren. Abends gibt es ganz schnöde Nudeln mit
Tomatensauce zur Freude der Kinder.
Nach einer
weiteren erholsamen Nacht (im Gegensatz zu Tagestemperaturen sind
die Nachttemperaturen sehr angenehm) und einem Frühstück brechen
wir Richtung Burgos auf. Auf dem Weg machen wir aber noch einen
Abstecher zu der Burg Turegano, einer nett über einem Ort
sitzenden Burgruine (2€). Wir klettern in der gut hergerichteten
Ruine etwas herum. Leider ist der Turm gesperrt. Wie es meistens
so ist, wenn man dann etwas braucht, findet man nichts. So finden
wir auf der Fahrt nach Penafiel keine Essensgelegenheit mehr und
sind froh in Penafiel noch offene Restaurants zu finden, die
unseren Hunger stillen können. So gestärkt kommen wir pünktlich
zur leider spanisch sprachigen Führung dieser wie ein Schiff
aussehenden Burg, die hoch oben über der Stadt sitzt. Eine
blendende Sonne macht den Ausblick in die Weiten der spanischen
Landschaft schwer, aber man kann die Wahl der Lage verstehen.
Superschön. Gegen 19:00 kommen wir auf dem Campingplatz Fuentes
Blancas in Burgos an und können gerade noch nach dem Aufbau
in den Pool springen. Bei mir ist es allerdings mehr
Wunden-Kühlen, kleine Fliegen haben mich beim Aufbau zerstochen.
Durch das späte Essen haben wir keinen richtigen Hunger mehr und
essen nur noch ein wenig Brot mit Käse. Das Restaurant am Eingang
macht auf uns keinen sehr guten Eindruck. Das erste Mal auf der
Reise frösteln wir doch ein wenig, sind nahe daran unsere langen
Hosen heraus zu suchen und essen im Vorzelt. Rieke und Thorben
finden bei den nebenan campenden Holländern eine Spielgefährtin,
das erste Mal in diesem Urlaub.
Leider
verpassen wir am Morgen den 9:15 Bus und müssen auf den 11:15 Bus
warten. Von der Plaza Espana gehen wir hoch zur Festung, es
scheint uns aber keiner Besichtigung wert, und wir nutzen nur den
Aussichtspunkt über die Stadt. Nahe der schon von oben gesehenen
Kathedrale ist die Iglesia de San Nicolás, die wir uns für 2€
anschauen. Ein riesiger weißer Altar mit detaillierten
Darstellungen beschäftigt uns eine Zeitlang, bevor wir wieder in
die Mittagshitze hinaus gehen. Die Kathedrale umrunden wir,
bewundern ihre filigranen Türme und die schiere Größe der
drittgrößten Kathedrale Spaniens. In einer Tapasbar in der
Altstadt lassen wir es uns gut gehen und als alle Siesta machen,
suchen wir noch die El Cid Statue, flanieren über den Paseo
Espolon, schauen uns noch das nahe gelegene Casa de Congon an und
schauen in die wenigen offenen Geschäfte. Wir sind gegen 17:00
wieder am Campingplatz und genießen die Abendsonne. Aber auch
heute Abend stellt sich die Hosenfrage, wir bleiben aber hart
genauso wie unsere Gänsehaut.
Über die
Nationalstraße fahren wir nach Vittoria Gasteiz und finden den
stadtnahen Campingplatz Ibaia
leicht. Er wirkt leicht herunter gekommen, es gibt nur wenige
Tagescamper, er ist mehr eingerichtet für fest installierte
"Mobil" Homes. Dafür ist das Restaurant am Eingang ganz nett zum
Aufenthalt. Leider ist die Bushaltestelle in 15 Minuten
Entfernung, so entscheiden wir uns doch, den Wagen zu nehmen. Es
ist keine schlechte Entscheidung, Parken ist jetzt im August und
am Wochenende in der Stadt frei. Der Grund, warum wir hier sind,
ist ein Besuch bei meinem Klassenkameraden (den wir morgen
treffen) und der fünftägigen Fiesta. Diese ist unübersehbar, es
ist alles geschmückt, und trotz Wochenende ist viel los. Die
Informationen der Touri Info sind erschöpfend. Sie haben sogar
detaillierte Beschreibungen von Wanderungen in der Umgebung. Auch
sagen sie uns, daß es einen täglichen Umzug von Zentrum bis zur
Stierkampf Arena gibt. Wir essen etwas und sind pünktlich um 5 Uhr
an der Strecke. Statt der erwarteten paar Feiernden, ist der Zug
eine Mischung Gruppen mit Musik und Tanz, die eine Stunde an uns
vorbei zieht. Danach schlendern wir noch durch die Altstadt,
können leider die Kathedrale nicht mehr besichtigen, weil zu spät
und fahren zum Campingplatz zurück. Mittags sind wir beim Grillen
beim Klassenkameraden eingeladen. Gesehen haben wir uns das letzte
Mal beim 25 jährigen Klassentreffen, aber sind per Mail in Kontakt
geblieben. Er und seine Frau begleiten uns um 5 Uhr auf die
Fiesta, und wir lernen nochmals neue Ecken von Vittoria kennen.
Mit am schönsten ist auch das Konzert mit Tanz der Gruppe Korronztki, die
mitreißende baskische Musik mit balettartigem Tanz vorführt. Nach
einem letzten Tapas Essen fahren wir zum Campingplatz zurück.
Wir
haben uns entschieden direkt nach Hause zu fahren, da das Wetter
ein wenig abkühlen soll und Antje bei kühlem Wetter nicht noch mal
an die Küste möchte. Aber erst einmal ist es warm, und wir packen
morgens unser von den Baumpollen klebriges Zelt ein, verstauen
alles für eine längere Etappe und fahren Richtung Grenze. In
Hondarriba tanken wir noch ein letztes Mal, gehen die etwas
sterile Promenade entlang und können überraschend ein letztes Mal
gute Tapas genießen. Dann geht es auf die Autobahn, und wir machen
einfach nur noch Strecke bis zu unserer Etappe B&B in Tours,
das wir wieder reserviert haben. Im Mamie Bigoude essen wir
wieder lecker. Diesmal können wir nicht draußen essen, es sind
"nur" noch 20° am Abend. Frühstück gibt es im Hotel, und dann
nehmen wir die restlichen 760km unter die Räder. Das Wetter ist
angenehm. Im Cora in Forbach kaufen wir noch mal ein und sind kurz
nach 7 Uhr zu Hause.
Das war der erste dreiwöchige Urlaub in dieser Art. Auch wenn die
Kinder Zelten mögen, war zum Schluß doch die Freude groß, wieder
im eigenen Bett zu schlafen. Mit spanischem Essen konnten sie
nicht viel anfangen und waren weit weg von unserer Begeisterung
über die Tapaskultur. Aber im Endeffekt haben wir immer auch etwas
für sie gefunden. Strandzugang und Pool waren immer ein Highlight
und half über die kulturellen Ausflüge hinweg, die die Eltern
favorisiert haben. Aber meistens fanden sie die Ziele auch
interessant. Uns hat Nordspanien sehr gefallen, tolle Städte, an
der Küste aufregende Landschaften mit hohen Bergen und ein sehr
gemäßigtes Klima selbst im Hochsommer. Nur im "öderen" Innenland,
das rein landschaftlich nicht besonders viel hergibt, steigen die
Temperaturen deutlich an. Die Anreise ist natürlich lang, es sind
1400km bis Vittoria. Die im Urlaub angefallenen Mautgebühren waren
höher als die Tankkosten, wobei Tanken in Spanien ein echtes
Schnäppchen war. Wir haben zwischen 94-100 Cent gezahlt pro Liter
Diesel, Deutschland und Frankreich lagen mit 1,05-1,10 um 10 Cents
höher. Genauso sind die Preise der öffentlichen Verkehrsmittel mit
1€ pro Person und Fahrt sehr nutzerfreundlich. Uns ist es
unbegreiflich wie Tapas- und Bierpreise von unter 2€ realisiert
werden können, die Grundnahrungsmittel sind ähnlich teuer. Wir
hatten das Gefühl, daß in den Supermärkten das Angebot an Obst
geringer war als bei uns. Es war zum Beispiel nur schwierig
möglich, Weintrauben zu bekommen. Dafür gab es aber viele andere
leckere Sachen, für den Campingplatz fanden wir die fertigen
Tortillas zum Selberaufbraten sehr gut. Den zweiflammigen Kocher
hätten wir aus Platzgründen lieber zu Hause lassen sollen, eine
Flamme hätte immer gereicht. Die Campingplätze haben in der Regel
zwischen 30-35 Euro gekostet. Ein positiver Ausrutscher war der
städtische Campingplatz in Sahagun, ein Ausreißer nach oben wäre
der St. Martin in Frankreich gewesen, der nach unserer Abreise
schlagartig auf Hauptsaison Preise von 43€ gegangen wäre. Unser
Opel Combo hat mit seinem 75PS Dieselmotörchen auf der Anreise
nahe Vollgas um die 6,5 Liter gebraucht, später über Land unter 6
Liter. Mit dem Jack Wolfskin Mesa Grande RT haben wir uns
inzwischen angefreundet. Die nachteilige Stangenfädelei des
Tunnelzeltes haben wir akzeptiert und genießen das Platzangebot.
Mit meiner kurz vorher erworbenen Panasonic Lumic TZ101 bin ich im
Urlaub sehr zufrieden gewesen. Sie macht sehr gute Fotos, ich kann
auch noch leicht Korrekturen machen und sie ist für eine 1"-Sensor
Kamera noch relativ handlich.
E. Thane
August 2016