Portugal
und Spanien, wie oft hatte ich schon geplant und versucht, einen
Urlaub dort zu machen. Immer blieb ich irgendwo unterwegs
hängen, wenn nicht in den französischen Hochalpen oder im
generell urlauberfreundlichen Frankreich, dann aber doch
spätestens in den Pyrenäen. Aber das sollte dieses Jahr anders
werden! Vier Wochen iberische Halbinsel! Die Planung sah vor, in
zwei Tagen bis an die spanische Grenze nach Biarritz via
Autobahn zu fahren und dann gemütlich den Urlaub an der
spanischen Nordküste zu beginnen.
Nach 1250 Kilometern Autobahn (80 DM) trafen wir dann tatsächlich „termingerecht“ in Biarritz ein, mußten aber leider einen Tag Zwangspause einlegen, um das hintere Federbein der BMW R 80 GS von Sonja zu ersetzen, das schon am Abend des ersten Tages mit Öl um sich warf. In Frankreich haben zwar auch sonntags die Supermärkte geöffnet, doch auch Motorradhändler kennen den Pfingstmontag. So ruhten wir uns also aus und hatten auch genügend Zeit, die Sachen zu trocknen, die wir Dank der teilweise eimermäßigen Regengüsse in den vergangenen zwei Tagen als dritte Haut trugen. Einhergehend mit dem starken Gegenwind ergab sich daraus dann natürlich auch eine recht anstrengende Anfahrt. |
Nach dieser kleinen Episode überquerten
wir die Grenze und ließen das schlechte Wetter hinter
den Pyrenäen und damit hinter uns. Wir begannen
unseren Spanienurlaub in Vitoria, einer Stadt, die
bekannt dafür sein soll, die angeblich meisten und
schönsten Balkone Spaniens zu haben. Für uns Neulinge
war alles sehr beeindruckend und nötigte uns auch das
eine oder andere „OH“ ab, aber inzwischen wissen wir,
daß Vitoria eigentlich nichts besonderes darstellt. Nach einer Nacht als alleinige Benutzer des Campingplatzes der Stadt und einem empfehlenswerten Blick vom „Balcon de la Rioja“ am nächsten Morgen (Rioja übrigens auch der Name eines sehr brauchbaren Weines) hinunter in das Ebrotal ging es querbeet weiter in den Nationalpark ‘Picos de Europa’, einem Ausläufer der Kordilleren, der mit Bergen um die 2.500 Meter glänzt und stark an die französischen Hochalpen erinnert. Hier ist es nur noch ruhiger. Super ausgebaute Straßen ließen das Fahren auch entspannend genug sein, um alles zu genießen. Hier traten dann leider kurz hintereinander auch die einzigen beiden Pannen an der Guzzi auf. Erst riß die Halterung der rechten Auspufftüte und kurz danach brach die Tachowelle. Ein liebevoller Knoten mit Schleife ließ den Topf aber vorerst in seiner Position verharren. Die mal auf Reserve gekaufte Tachowelle lag zum Glück Zuhause. In einem der nächsten Orte wurde dann der Auspuff fachmännisch in einer Citroen Werkstatt geschweißt. Wir mußten nicht einmal etwas bezahlen, da die Besitzerin froh war, mal wieder ihr Französisch auszuprobieren (Sonja sein Dank). |
An
der Küste entlang schwangen wir dann Kurve um Kurve
über Ortigueira und Ferrol nach La Coruna. Am
beeindruckendsten war dort der alte Leuchtturm, der,
schon von den Römern erbaut, immer noch in Betrieb
ist. Aber auch hier gab es keinen Guzzi-Händler. Es
gibt angeblich ganze vier Stück in ganz Nordspanien,
erfuhren wir von Einheimischen. Bei einem großen Japanerhändler wurde ich endlich fündig, wenn auch nur Dank einer unorthodoxen Idee des Meisters. Er nahm eine Sanglas-Tachowelle und streckte sie mit Hilfe eines Schraubstockes um die fehlenden 8 mm auf die richtige Länge. Sie funktioniert heute noch. Nun wieder ganz funktionstüchtig ging es weiter an das Cabo Finisterre, den westlichsten Punkt von Spanien. Bei uns hieß er schnell „die westlichste Müllverbrennungsanlage Spaniens“, ob des direkt neben dem Leuchtturm schwellenden Mülls. Wir empfanden diesen relativ anstrengenden Abstecher (federungstechnisch) als wenig lohnenswert. Santiago de Compostela war schon interessanter. Zwar touristisch ziemlich erschlossen, bot es doch mit seiner großen Wallfahrtskirche und der Altstadt ein nettes Bild. Die kommende Nacht war dann die erste Nacht, in der wir wohltemperiert durchschliefen, hatten wir doch, clever wie wir waren, unter dem Motto „Wir fahren in den Süden in den Sommerurlaub“ (wobei Sommer hier als Synonym für Wärme steht) nur einen (!) Schlafsack als Decke mitgenommen. Dafür war es, wie wir feststellen mußten, doch noch etwas früh im Jahr und wir verfluchten unseren Leichtsinn. Aber es wurde ja doch noch wärmer. |
Am Morgen danach brachen wir zum 130 km entfernten Porto auf, der zweitgrößten Stadt Portugals, in der festen Annahme, spätestens am frühen Nachmittag in Ruhe nach dem Zeltaufbau den ersten Kaffee am Rio Douro zu schlürfen. Porto war auch leicht zu finden, nur den einzigen städtischen Campingplatz fanden wir Mangels Ausschilderung erst nach drei Stunden und 100 km. Dabei hatten wir die Suche nach ihm nur knapp einen Kilometer Luftlinie von ihm entfernt aufgenommen, wie wir später feststellen mußten. Nur hörte immer wieder die Ausschilderung auf, naja: C’ est la vie. Der Campingplatz an sich ist schön und in einem alten Park gelegen, mit vielen schattenspendenden Bäumen, Nahe des Schnellstraßenrings im Norden der Stadt. Das Stadtzentrum erreichten wir mit dem Bus und konnten so wenigstens noch einen gemütlichen Abend am Fluß verbringen. Porto glänzt durch viele Portugal-typische gekachelte Fassaden und ein Stadtzentrum, das eine faszinierende Mischung aus sehr schön restaurierten und ungepflegten, „benutzten“ Häusern ist. Die Stadt lebt und hat Flair. Es wirkt alles trotz seiner Größe sehr provinziell aber dennoch urgemütlich. Porto gefiel uns sehr. Am nächsten Tag machten wir noch etwas Sightseeing und besichtigten auch eine Portwein-Kellerei. Eine empfehlenswerte Sache, nicht nur wegen der Gratis-Portweinproben danach, sondern auch durch den Wissensvorsprung beim nächsten „Fachgespräch“. Abgeschlossen haben wir den Tag mit einem fulminanten Mahl auf dem Campingplatz und einer Flasche Mateus (gesprochen Mate-usch, richtige Aussprache kommt nach einigen Flaschen automatisch), einem leckeren Rose. |
Weiter ging es in das Landesinnere, wo wir in das Wintersportgebiet (man höre und staune) von Portugal wollten. Die Berge dort, die auch noch zu den schon erwähnten Kordilleren gehören, sind immerhin bis zu 1700 Meter hoch. Auf dem Weg dorthin ging es durch das Weinanbaugebiet, das als einziges berechtigt ist, die Trauben für den Portwein zu liefern. Außerdem taugt die Gegend auch noch zum Motorradfahren. Abends kamen wir dann aber doch abgekämpft auf einem der wenigen offenen Campingplätze an. Die 300 km am folgenden Tag zeigten aber auch die andere (Straßen)Seite von Portugals Infrastruktur. Wir brauchten für diese Strecke nach Tomar den ganzen Tag ohne Pausen zum Fahren und waren abends total abgeritten. 300 km Kurve an Kurve auf kleinen mit Steinchen und Sand bestreuten Sträßchen gehen an die Substanz. Hier zeigte sich der Sinn hinter dem Ausspruch „Portugal ist das größte kleinste Land in Europa“. Man kam auf den Nebenstrecken einfach nicht vorwärts. Jedenfalls gaben wir uns vier Tage Ruhe bei Sonjas Vater, der bei Tomar lebt. Sehr schöne idyllische Gegend direkt am Rio Zezere, dem Trinkwasserfluß von Lissabon, nur etwas wenig los. Aber ideal zum Erholen. |
Ganz untätig
konnten wir allerdings doch nicht bleiben, und so
machten wir zwei Tagestouren. Die erste ging nach
Coimbra, einer netten Studentenstadt mit eigentlich
nichts Besonderem außer Atmosphäre. Am zweiten Tag stoppten wir auf dem Weg nach Nazare, einem schwer touristisch angehauchten Fischerort, in Fatima, einem Ort, der sich lediglich durch die Kirche mit dem größten Vorplatz der Welt auszeichnet. Ursache hierfür waren drei Hirtenkinder, die vor 70 Jahren eine „Erscheinung“ hatten (christlicher Natur natürlich). Dieses machte aus dem Ort einen Mammutwallfahrtsort. Wir waren zufällig gerade an einem Sonntag dort. Es tobte der Bär! Ein riesiger Open Air Gottesdienst im klassischen urbi-et-orbi-Rom-Stil ging dort ab. Dazwischen dann die ganzen Büßer, die, auf Knien rutschend, Wachsnachbildungen von zu heilenden Extremitäten einen kilometerlangen Mamorweg nach vorne zum Segnen brachten. Merkwürdige Vorstellung, die bei uns nicht unbedingt auf Verständnis stieß. Aber zum Anschauen war es doch ganz interessant. |
Nach vier Tagen relativer Ruhe ging es
schließlich weiter in Richtung Süden. Wir sind gleich
morgens losgefahren, haben mittags in Lissabon in der
Jugendherberge eingecheckt und sind mit der Metro in
die Stadt gefahren. So hatten wir noch den ganzen
Nachmittag zum Schauen. Hier sieht man vielleicht am
deutlichsten, daß Portugal einmal Kolonialmacht war.
Eine schöne Innenstadt mit breiten Straßen und
prächtigen Häusern auf Meereshöhe und kleine steile
Gassen oben in der Altstadt, der Alfama. Von dort hat
man auch einen schönen Überblick über die Stadt und
den Fluß. Am Fluß steht übrigens auch die Jesusstatue,
die das Vorbild derselbigen in Rio de Janeiro ist.
Wenn es die Wetterlage zuläßt, kann man eine Aufnahme
von dem Vorbild der Golden Gate Bridge machen, die
aber leider ebenso häufig wie das Original im Dunst
verschwunden ist. Sehenswert auch das Jeronimokloster
im maurisch angehauchten Stil und der Rest der alten
Hafenfestung in Belem. Man kann bestimmt noch längere
Zeit in Lissabon verbringen, aber die hatten wir nicht
bei dem Programm, das wir uns vorgenommen hatten. Das nächste Ziel war die Algarve, genauer gesagt Sagres am äußersten Zipfel. Wir hatten beim Lesen des Reiseführers beschlossen, daß die ganzen unheimlich romantischen, stilechten und ruhigen „Fischerdörfer“ an der Küste uns wahrscheinlich zu voll sein würden. Sagres hörte sich ganz interessant an wegen der Seefahrerschule von Heinrich (dem Seefahrer). Nach 300 km Anfahrt mußten wir feststellen, daß es von dieser Schule außer einer riesigen steinernen Windrose und einigen verfallenen Gebäuden nicht viel zu sehen gab. Das dicht dabei liegende Kap Vincente mit dem angeblich lichtstärksten Leuchtturm Europas gab auch nicht viel her, wohl auch weil es recht bedeckt war. Hier an dieser westlichsten Stelle Europas hatten wir schon 5000 km hinter uns. Leute, die wir trafen, und die direkt fuhren, waren immerhin ca. 2800 km unterwegs. Ganz schön weit. |
Auf dem Weg nach Gibraltar durchquerten wir Andalusien mit seinen riesigen Orangenplantagen und übernachteten noch in Cadiz. An der Meerenge kurz vor Gibraltar blies es uns fast von den Motorrädern. Wir mußten zum Tanken die Maschinen gegen den Wind auf den Hauptständer stellen, ansonsten wären sie automatisch abgebockt worden. Das soll aber typisch für diese Gegend sein und sie als Surferparadies auszeichnen. Von den Bergen bei Tarifa konnten wir dann sogar die Spitzen des Rif-Gebirges sehen, die auf der gegenüberliegenden Seite satte 2200 m aufsteigen. |
Der Anblick des Felsens von
Gibraltar ist imposant. Sieht aus wie die Zeichnung
von dem Elefanten in der Schlange in Saint Exepery’s
„Kleinen Prinzen“. Auf der einen Seite ist er stark
bebaut, dafür ist es auf der Windseite (Mittelmeer)
umso leerer. Das Leben auf dem Felsen ist richtig
britisch, doch unter erheblich angenehmeren
Klimabedingungen als daheim. Die Engländer wußten
damals schon, wo es am schönsten ist. Nur von der EG
haben sie wohl noch nichts mitbekommen, viel
umständlicher war die Einreise nach Rußland im letzten
Jahr auch nicht. Gezeltet haben wir dann aber doch
wieder auf dem Festland an der Costa del Sol, wo wir
einen sehr netten Abend mit einem anderen Pärchen aus
München im Windschutz des Zeltes verbrachten. Die
beiden empfahlen uns einen Abstecher nach Ronda. Und Ronda war toll. So richtig spanisch, wie man es sich vorstellt. Die angeblich einzige zu besichtigende Stierkampfarena Spaniens haben wir uns inklusive Heldenmuseum (zu beiden Seiten des Spießes) natürlich auch gegeben. Die Stadt glänzt mit hübsch bemalten Häusern im teilweise verspielten arabischen Stil und den typischen, vergitterten Balkonen. Ein wirklich schöner Ort, doch wir konnten nicht allzu lange bleiben, weil wir noch am Abend in Granada sein wollten. Also ging es weiter durch riesige Weizenfelder auf gut ausgebauten Straßen, vorbei an verstreut liegenden Haziendas. Nur das letzte Stück ist etwas langweilig dank der vierspurigen Schnellstraße. |
Und dann waren
wir dort, im vielumschwärmten Granada, einer Stadt in
Europa, die fast 800 Jahre arabische Herrschaft hinter
sich hat. Die Stadt hält, was sie verspricht, viele
kleine Gassen mit basarartigem Treiben. Hübsche
Hausfassaden und ab und zu ein Gebäude im maurisch
angehauchten Baustil. Im Stadtzentrum einige
Straßencafés und viele Plätze. Eine entspannte
Atmosphäre liegt über der Stadt. Anders oberhalb der
Stadt in der Alhambra. Selbst zu der frühen Jahres-
und Tageszeit unserer Visite (10. Juni, 11 Uhr
morgens) wimmelte es dort von Reisebussen und
Menschenmassen. Die Alhambra selbst besteht aus
einigen Parks, einer ganzen Menge Ruinen, bzw.
baufälligen Gemäuern und dem zentralen Palast, dem
einzig wirklich sehenswerten für uns
Durchschnittstouristen, sieht man von dem schönen
Blick über die Stadt einmal ab. Der Palast ist recht
gut restauriert und es gibt viel zu sehen in Richtung
arabischer Steinmetzkunst. Empfehlenswert! Obwohl man
im Sommer bestimmt vor lauter Menschenmassen nur
schwer an alles rankommt. Zum Abkühlen (es waren immerhin schon 35° C) ging es dann hinauf zum höchsten anfahrbaren Punkt Europas. 45 Minuten und 35 km später waren wir auf 3481 m Höhe und sahen zu, daß die Fotosession nicht allzu lange dauerte. Bei 8° C und starken Wind froren wir uns den Arsch ab. Sogar noch ein paar Schneefelder gab es. Auf halber Höhe bereiteten wir uns mit einigen „cafe con leche“ wieder auf den Brutofen am Fuße der Sierra vor. Ein gemütlicher Abend mit einem anderen frühen Motorradtouristen beschloß unseren Aufenthalt in Granada. |
Von nun an ging
es wieder nach Hause. Der direkte Weg wäre aber zu
langweilig gewesen. Wir entschlossen uns, westlich an
Madrid vorbei durch die Estremadura zu fahren. Über
Cordoba und Zafra fuhren wir einen Tag lang
abwechselnd durch kilometerweite Olivenheine oder
Weizenfelder. Mehr gab es nicht. Recht eintönige
Sache, nur die ausgewählte Strecke erwies sich als
fahrtechnisch sehr abwechslungsreich. Wir kamen gut voran und konnten abends bei Merida auf dem Campingplatz unser Lager aufschlagen. Ab hier wurde es straßenmäßig so, wie man es immer von Spanien hört. Ewig lange Geraden, eigentlich gut geeignet zum Kilometerfressen, ja wenn da nicht die allgegenwärtige Guardia Civil auf K 100 RT wäre. Und die Jungs sind immer zu zweit und verdammt fix unterwegs. Man munkelt auch, daß sie recht saftige Preise für Mißverständnisse in Sachen Auslegung der Verkehrsrichtlinien haben. Also, lieber etwas piano, auch die nächste lange Gerade geht vorbei. Die Estremadura entpuppte sich als recht grünes Gebiet mit etwas abwechslungsreicherer Vegetation, es gab hier noch zusätzlich große Weinhänge! Naja, etwas mehr gab es schon. Auf jeden Fall war es ruhiger und vom Klima her angenehmer als im Süden. Schöner zu fahren, wenn auch etwas anstrengender, war nachher die Strecke von Caceres über Plasencia nach Avila. Auf dem Weg lag unter anderem ein herrliches Tal mit einer netten kurvigen Straße am Fluß entlang, in dem die Süßkirschbäume kurz vor der Ernte standen. Was lag näher, als einen kleinen Imbiß in Form von dicken, fetten Kirschen zu uns zu nehmen, bevor wir die letzte Etappe bis Segovia (Segobia sagen die Eingeborenen) fuhren. Eine schöne Stadt, nur 80 km von Madrid entfernt und ein beliebter Ausflugsort der Städter mit viel anzuschauen. Den alten Stadtkern überspannt ein riesiges römisches Viadukt und über allem steht auf dem Berg im Zentrum die Kathedrale. Uns blieb leider nur ein Abend, weil sich unser Urlaub dem Ende zuneigte und wir noch in Ruhe über die Pyrenäen wollten. |
In El Burgo
endete die N110, der wir die ganze Zeit gefolgt waren,
und wir kamen über Soira in das Tal des Rio Ebro
hinunter. Ein Glutofen, und wir waren froh, als das
Gelände endlich wieder anstieg, und wir schließlich
auf einem total einsamen Campingplatz mit direktem
Blick auf die Los Mallos (eine rote
Zwillingsbergformation) unser Zelt aufstellen konnten.
Abends gingen wir in dem einzigen Restaurant des Ortes
essen und konnten es diesmal nicht verhindern, daß wir
für unser Mahl in einen tristen, dunklen und kalten
Speiseraum geführt wurden. Man ließ nicht zu, daß wir
unser Essen vor der Gaststätte an der Durchgangsstraße
mit Blick auf die Berge und die vielen Storchennestern
im Ort einnahmen. Aber das ist üblich, daß man zum
Essen in irgendwelche Extraräume kommt und durchaus
als Kompliment zu werten. Am nächsten Tag ging es via Jaca über die Berge. Auch hier tut sich leider viel. Die Pyrenäen sind dabei, sich von dem kleinen verträumten Gebirgszug zu einer von Schnellstraßen durchzogenen Alpenkopie zu mausern (EG sei dank). Es wird kräftig gebaut. Auf der Nordseite steuerten wir dann nach dem ersten Cafe’au lait Pau an, um für die BMW einen neuen Hinterreifen zu kaufen, da Sonja keine Polizeikontrolle mit der alten Schwarte riskieren wollte. Wer allerdings meint, Michelin Reifen sind in Frankreich billiger, hat sich getäuscht. Der Reifen kam uns gut 30 % teurer als zu Hause. Um den Reifen noch einmal richtig einzufahren, ging es auf Nebenstraßen nach St. Girons, wo wir dann auch nächtigten. Carcassone streiften wir am nächsten Tag nur kurz, um einen Blick auf La Cite’, die alte Stadt zu werfen, und fuhren dann weiter Richtung Gorges du Tarn. Über Le Puy und Bourg en Bresse ging es zurück nach Hause, wo wir dann nach vier Wochen und ca. 9000 km die Motorräder in der Garage langsam ausglühen lassen konnten. |
So
im Nachhinein sind wir uns einig, daß Portugal ein
ganz nettes Land ist, für das man abseits der großen
Nationalstraßen Zeit haben muß. Durch die
geographische Lage ist es auch recht ursprünglich in
fast jeder Beziehung, wenn man die Tourismusgebiete
meidet, die sich sowieso eigentlich nur auf die
Algarve beschränken. Nur an den Preisen kann man schon
sehen, daß die EG auch hier wirkt (zum Beispiel
Campingplätze immer um die 20 DM). Spanien ist etwas
„weiter“ fortgeschritten (tourismusmäßig), obwohl es
auch dort noch nette, nicht so belebte Flecken gibt.
Schöner fanden wir den Norden, obwohl Granada, Ronda
und Gibraltar von uns natürlich nur wärmstens
empfohlen werden können. Die Motorräder hielten bis
auf die erwähnten Kleinigkeiten problemlos durch. Das
Original BMW Austausch-Federbein hielt allerdings
nicht einmal bis zum Ende des Urlaubs, dann fing es
schon wieder an zu ölen (von wegen BMW und
Zuverlässigkeit). Die Guzzi brauchte auf die ganze
Distanz 0,4 l Öl, und es hatte sich ein Auslaßventil
ziemlich verstellt. Verbrauch 4,2 bis 5,2 l/100 km bei
Benzinpreisen (Super) von ca. 1,70 DM/l in Frankreich,
ca. 1,40 DM/l in Spanien und ca. 1,55 DM/l in
Portugal. Schade, daß die Ecke so weit weg ist, so
schnell kommen wir dort wohl nicht noch einmal hin. Eric Koch November 1994 |