Gegen Ende meines Studiums kann ich doch
endlich einen lang gehegten Wunsch umsetzen und noch für ein
halbes Jahr durch die Welt reisen, bevor ein Arbeitsalltag das
schwierig macht. Den Teil, den ich mir damals ausgesucht
hatte, ist Asien, angefangen in Indien, weil ich naiv denke,
daß dort die Mehrheit englisch spricht. Mit dieser groben Idee
im Kopf kommt mir ein Aushang in einer Kneipe in Hamburg ganz
recht, daß jemand einen Reisepartner sucht. Christine heißt
sie, eine Krankenschwester, die ich ein paarmal treffe. Sie
will etwa zwei Wochen vorher los, aber wir sind uns
grundsätzlich einig und machen Treffpunkte in Indien anhand
von Reiseführern aus. Es soll - angefangen mit Indien -
über Nepal nach Thailand und Malaysia gehen.
Witzigerweise hat sich beim Praktikum im Sommer ein
österreichischer Arbeitskollege geoutet, daß er im gleichen
Zeitraum auch nach Asien will. Auch mit ihm tausche ich die
ungefähre Reiseroute mit Zeitplanung aus. In internet- und
handylosen Zeiten gibt es keine Möglichkeit zu kurzfristigen
Absprachen.
1988 - mein Studium neigt sich dem Ende zu. Anfang Oktober
schreibe ich meine Abschlußklausuren an der FH Hamburg. Meine
Reisepapiere habe ich parallel zu den Vorbereitungen alle
besorgt. Hamburg bietet da dieser Hinsicht fast alles, was ich
brauche. Die Impfungen kann ich alle im Tropeninstitut machen
lassen, nur die Visa muß ich nur teilweise per Post einholen.
Glücklicherweise habe ich sogar geschafft, mir eine Kreditkarte
zu besorgen, ebenso wie Travellerchecks die bei Diebstahl
abgesichert sind. Mit 3300DM Travellerchecks und 100US$ fahre
ich los (Kurs 1US$ = 1,91DM). Mein One-Way Flug mit Kuwait Air
kostet mich 860DM nach Dehli. Bei Globetrotter muß ich mich erst
einmal ausrüsten, bisher bin ich ja immer nur mit Motorrad
unterwegs gewesen. Hier kaufe ich ein paar Trekkingschuhe und
einen großen Kofferrucksack. Als Kamera nehme ich meine bewährte
Olympus OM10 mit Tokina 50-250mm Objektiv mit, dazu 15 Diafilme.
Drei Tage nach der letzten Klausur fahre ich am 14. Oktober mit
Mitfahrzentrale nach Kelsterbach zu Freunden, wo ich die letzte
Nacht in Deutschland verbringe. Morgens nehme ich die S-Bahn zum
Flughafen, letztes Schwarzfahren für dieses Jahr. Am Flughafen
trödel ich nach der Gepäckaufgabe (Abreisegewicht Rucksack
11,5kg) so dermaßen rum (weil ich keinen Flieger am Gate sehe),
daß ich fast den Abflug verpasse. Ich werde auf das auf dem
Vorfeld wartende Flugzeug mit Shuttlebus gefahren.
Nach eine Stop-over in Genf und Kuwait mit vielen Mahlzeiten,
die ich alle versuche mitzunehmen (man ist ja Student, ist ja
alles bezahlt) lande ich am frühen Morgen um 4:30 in Delhi. Das
erste Mal im außereuropäischen Ausland, ich wurschtel mich durch
die langwierige Immigration (wo das oft angesprochene fehlenden
Rückflugticket als Einreiseproblem nicht auftaucht), tausche am
Schalter in der Halle etwas Bargeld und trete mit einem Schritt
durch die Glastür nach Asien ein. So früh am Morgen ist die Luft
noch recht angenehm, aber es ist zu spüren wie es tagsüber sein
wird. Menschen sprechen auf mich ein, ich suche mir meinen Weg
zu einem Bus, der angeblich in die Stadt fährt. Ein Franzose
sitzt noch mit im Bus. Jetzt zeigt sich, daß der Ansatz, daß ein
Reiseführer reicht und daß den erst einmal Christine mit hat,
eine Herausforderung ist. Ich weiß nicht wo ich bin, und ich
weiß nicht wo ich hin will. Sprachlich flutscht es auch nicht so
wie gedacht, mein begrenztes Schulenglisch trifft auf oftmals
noch begrenzteres Pidgin-Englisch. Da wo uns gesagt wird, wir
wären in der Stadt, steigen wir aus und gehen suchend durch die
Straßen. An einem Straßenstand essen wir Buttertoast mit Tee
(Wahnsinn ist unser zweiter Vorname), um zu zeigen, daß wir
angekommen sind. Es rächt sich zum Glück nicht. Wir trennen uns,
und ich frage mich durch zu dem Busbahnhof, wo die Busse nach
Jaipur gehen. Ein Töfftöff bringt mich für 10Rp dorthin. Der
Verkehr ist wirklich chaotisch wie gehört.
Immer noch wach, ich kann in Flugzeugen nicht schlafen, muß ich
leider auf den 12:00 Bus im Schatten warten. Wahrscheinlich hält
mich nur noch das Adrenalin nach 30 Stunden noch wach. Die
ersten Eindrücke von der 5-stündigen Fahrt nach Jaipur sind
vielfälltig und für mich wie unwirklich. Die Straßen teilen sich
alle von Fahrradfahrern, Tieren und Lastwagen nach dem Motto
"der Stärkste hat recht". Überholmanöver ziehen sich angesichts
der teilweise geringen Geschwindigkeitsunterschiede ewig hin und
sind eigentlich nur mit Hoffnung auf ein nächstes, besseres
Leben ohne Verkrampfungen als Mitfahrender zu ertragen. Ab und
an gehen sie auch schief wie die Wracks in der uns umgebenden
Wüste zeigen. Faszinierend sind auch die Sicherungen der liegen
gebliebenen Fahrzeuge durch lose herum gelegte Steine. Ich
möchte mir nicht vorstellen nachts hier unterwegs zu sein. Kurz
vor der Dämmerung komme ich an und werde beim Aussteigen direkt
von einer Meute von Schleppern umringt. Eine ganz neue
Erfahrung. Einen wähle ich aus und lasse mich zum Tey Tourist
Bungalow bringen, wo ich für 125Rp ein Zimmer bekomme. Der Kurs
ist 1DM zu ca. 8Rp, das Zimmer kostet also 14DM. Aber mir ist
alles egal, erst mal duschen und schlafen.
Am nächsten Morgen gibt es Toast mit Butter und Ei. Danach will
ich mich touristisch betätigen und gehe Richtung Pink City. Ein
Rikschafahrer macht mich ohne Schwierigkeiten als Neuling aus
und verdingt sich mir für 25Rp für den Tag für eine Rundtour.
Nach einer Tempelbesichtigung, dem Pfauentor und dem Palast der
Winde geht es allerdings erst einmal in eine Näherei. Hier
beginnen eine Kette von Anfängerfehlern in Sachen Reisen, ich
gehe erstens darauf ein und kaufe zweitens auch noch Shorts,
Hemd und einen Kissenbezug überteuert ein (135Rp). An seinem
nächsten Stop, einer Malerei bin ich noch unbedarfter und kaufe
für umgerechnet fast 200DM 5 Bilder. Nur im letzten
Teppichgeschäft kommt dann mein gesunder Menschenverstand durch,
und ich weigere mich den Kauf-Drängeleien statt zu geben und
belasse es bei der Führung. Mein Rischkafahrer bringt mich noch
in die Pink City und meint dann "die Führung wäre jetzt zu
Ende". Beim Weitergehen werde ich wiederum angesprochen und in
einem Edelsteinladen beschwatzt, daß mein Stein ein blauer
Saphir ist und daß er ja wunderbar in meinen Sternzeichen
Anhänger passen würde. 20$ und er wäre meiner. Ich habe noch
nicht gelernt NEIN zu sagen und kaufe den auch noch. Aber abends
im Hotel realisiere ich beim Reflektieren, wieviel ich wirklich
ausgegeben habe und nehme mir vor, daß mir das nicht noch mal
passieren wird.
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Jodphur: Pfauentor |
Jodphur: Red Fort |
Jaipur: Palast der Winde |
Agra: Taj Mahal |
Morgens fahre ich für 21Rs nach Ajmer. Im
Gegensatz zu meinem ersten Bus ein Linienbus mit Kampf am
Schalter und um die Sitzplätze. Mittags steige ich in den Bus
nach Pushkar
um, die halbe Stunde kostet nur noch 3Rp. Dort lasse ich mich am
Bahnhof von einem Schlepper mitnehmen mit dem festen Vorsatz
auch Nein zu sagen, wenn es nicht gefällt. Aber es ist eine
Oase. Der Name White House
ist Programm, es ist vollkommen weiß, hat einen beschatteten
Innen Hof und eine schöne Dachterrasse, von wo man bis zum See
hinunter schauen kann. Und das ganze für 25Rp, so reicht das
Geld auch für ein halbes Jahr. Im Ort gibt es noch eine
Überraschung, ich treffe Christine und To Muoi, die von Ajmer
einen Tagesausflug gemacht haben. Wir trinken eine Limca
zusammen und beschließen den Treffpunkt in Jodphur zu lassen.
Hier lasse ich mir noch eine Filzhülle für meine Wasserflasche
schneidern, die mit Nässe das Wasser kalt halten kann. Abends
dann bei 28°C den Tag auf der Dachterrasse ausklingen lassen.
Hier komme ich schließlich in Indien an und komme etwas zur
Ruhe. Das aggressive an Delhi und Jaipur fehlt hier, und ich
kann Indien genießen. Ich probiere Lassie und frische Ananas,
finde Gefallen an Honey Chapati zum Frühstück und Talis und
Curries zum Abendessen. Auch die Preise sind eher wie erwartet,
das Lassi für 3,50Rp, das Abendessen für 10Rp und eine Limca
ebenfalls für 3Rp. Coca Cola gibt es nicht, als Ersatz nur ein
farblich ähnliches Getränk namens Thumbs Up. Die Ruhe Puschkar
mit seinem See, den kleinen Tempeln und Gassen trägt dazu bei.
Entspannt reise ich nach zwei Tagen ab und treffe prompt
Christine und ihre Freundin auf dem Busbahnhof von Ajmer. Jetzt
bleiben wir zusammen und reisen im Expressbus für 35Rp nach Jodhpur. Aber
Express ist immer relativ. Es gibt trotzdem auf der fünfstündige
Fahrt vier Stops mit Pausen. Diesmal weiß auch ich dank
Reiseführer wohin es geht, wir übernachten im Tourist Bungalow
(50Rp/Person). Diese sind staatliche Einrichtungen und erinnern
beim Service und Qualität des Essens stark an staatsgeführte
Betriebe der DDR. Unseren Besuch in Jodhpur nutzen wir natürlich
für die Besichtigung des roten Fort, die Madore Garden
und die Jaswant
Thada zu besichtigen. Toll. Den Umaid Bhawan Palace
schauen wir uns nicht nur an, nehmen ein Tee auf der Terrasse
mit Ausblick in die ewigen Gartenanlagen, sondern nehmen auch
unser Diner dort zu uns. Das muß man sich mal gönnen, auch wenn
die 130Rp erst einmal ein Loch ins Reisebudget schlagen. Ein
ausgesuchtes Ambiente mit Sitarmusik im Hintergrund und einer
Auswahl von leckerem Essen ohnegleichen. Ich habe schon mehr
Geld sinnloser verschwendet - siehe oben.
Morgens stehen wir früh auf und nehmen den Bus nach Bikaner. Am
frühen Nachmittag kommen wir an, es sind 37°C. Wen wundert es,
Bikaner ist eine Wüstenstadt. Hier ist der Tourismus nicht so
ausgeprägt wie in Jaipur oder Jodhpur. Wir schauen uns die alte
und die neue Stadt, das Fort, aber es kommt alles nicht so an
die beiden bisherigen Städte heran. Wir lassen uns über das
tourist office Bahntickets für den Nachtzug nach Delhi besorgen
(1. class sleeper 240Rp). Abends an meinem Geburtstag geht es
los. Nach 11,5 Stunden Fahrt kommen wir gerädert und von
Wüstensand überzogen in Delhi an, zusätzlich zu meinem leichten
Schnupfen von den Ventilatoren in den Zimmern habe ich auch
Kopfschmerzen. Nur dank Christine finden wir schließlich im
Metropolis Hotel im Main Basar einen Dormitory Platz (35Rp). Wir
fahren trotzdem gleich zur nepalesischen Botschaft, um Visa zu
beantragen, lernen dabei die Geschäftstüchtigkeit indischer
Rikschafahrer kennen, die Fahrten annehmen und losfahren ohne
das Ziel zu kennen. Ich döse danach einen Tag im dorm während
die beiden anderen sich Delhi anschauen. Tu Muoi fliegt wieder
zurück nach Deutschland und Christine und ich fahren am nächsten
Tag mit dem Bus nach Agra.
Wir checken im Akbar International Hotel ein, sehr schön mit
einem kleinen Garten (120Rp/Zimmer). Leider ist es etwas laut.
Wir genießen den Garten, schauen uns die Taj Mahal
an. Der Garten mit seinem weißen Marmorpalast ist wie eine Oase
in der Hektik. Inzwischen habe ich schon gelernt, daß die
europäische Höflichkeit hier eher als Schwäche ausgelegt wird
und die Antworten auf die Standardfragen eigentlich immer nur
auf irgendeine Art von Verkaufsgespräch hinaus laufen. So werde
ich kurz angebunden, was aber einige Rikschafahrer nicht davon
abhält zwanzig Minuten neben uns her zu fahren und uns den Text
"hello mister, 10Rupies to hotel, no problem" zu geben. Mir geht
es inzwischen wieder etwas besser, körperliche Probleme wie
Erbrechen oder ähnliches hatte ich nicht. Es war nur eine
grenzenlose Schlappheit. Geld muß ich auch tauschen, das ist
immer wieder ein Erlebnis. Mit meinen Traveller Checks werde ich
zu einem Bankbeamten geführt, der diese ganz gewissenhaft in
sein Buch einträgt. Dazu werden alle Personalien aufgenommen,
das ganze wird dann von einer zweiten Person gegen gezeichnet.
Am Bankschalter kann ich dann den Laufzettel und meine
Travellerchecks gegen Bares einlösen. Mit der neuen Barschaft
können wir auch die Bahntickets nach Varanasi kaufen (88Rp, 2
class Hardsleeper).
Nach 16 Stunden Zugfahrt weiß ich zum Schluß nicht mehr wie ich
sitzen sollte. Wir checken im Sundeep Hotel in Varanasi ein
(70Rp/Zimmer). Da das flaue Gefühl im Magen nicht weg geht, hat
mir Christine Antibiotika besorgt. Am nächsten Morgen ziehen wir
schnell wieder aus. Ab 5:00 gleicht das Hotel einem
Bienenschwarm, der mittels lauter Musik von der Lobby zum Leben
erweckt wurde. Der Tourist Bungalow von Varanasi ist dagegen mit
seinem Garten mitten in der Stadt Paradies (103Rp/Zimmer). Ich
lege mich den ganzen Tag hin, einfach um mal Ruhe zu haben.
Christine entdeckt die Stadt und kauft die Busfahrkarten nach
Kathmandu (150Rp/Person im De Luxe Bus inkl. Übernachtung an der
Grenze - ich weiß noch nicht was das bedeutet und freue mich).
Morgens machen wir früh einen Ausflug zu den Chats, um die
Morgenwäsche und -gebete dort zu sehen. Danach ruhe ich mich
noch aus. Am nächsten Morgen geht es dann mit Bus in 10 Stunden
bis zur Grenze.
Dort in gewohnter Mürrischkeit die indischen Immigration und
dann - ganz überraschend - eine freundliche lockere nepalesische
Einreise. Von kleinen Jungen, die uns einfach nur führen wollen
(der Bus war natürlich nur mit Westlern voll) ohne das bisherige
Rupie-Mister-give-me-one-Rupie Angebagger werden wir zu einem
Guest House gebracht. Hier gibt es noch eine Noodle soup ohne
Noodles, aber dafür mal eine echte Cola für 22 nepalesischen
Rupies. Erschlafft geht es ins Bett. Knapp drei Wochen war ich
in Indien, davon noch ein paar Tage platt gelegen, und ich sage
"Nie wieder Indien". Aber man sollte nie Nie sagen, es wird
nicht das letzte Mal sein.
Verwanzt stehe ich morgens wieder auf. Total verseuchter Laden.
Im Klapperbus geht es noch einmal 10 Stunden weiter bis Kathmandu
über eine Polterpiste. Die Strecke wirkt wie neu erschlossen mit
vielen Baustellen. In Kathmandu bekommen wir nur ein Zimmer im
Kathmandu Guest House für 9US$. Hier wird die US-Währung hoch
gehalten. Der $ fällt allerdings derzeit gegenüber der DM, was
für meine Travellerchecks nicht gut ist (1,78DM/$). Die
nepalesische Rupie steht bei 1US$ zu 26Rs, gegenüber der DM
14RS. Das Tauschen wird hier schwarz gemacht, da ist der Kurs
etwas besser. Für 19Rs bekommt man ein Frühstück, für 45Rs eine
0,65l Flasche Bier oder ein Peppersteak mit Beilagen.
Schokokuchen in der German Bakery und Steaks sind jederzeit
verfügbar. Auch kann ich hier endlich mal meine ausgelesenen
Büchern in Exchange Shops tauschen und bekomme neues
Lesematerial. Im GPO (General Post Office) schaue ich dann, ob
es Neuigkeiten aus der Heimat gibt. Außer Telefon, was
unerschwinglich ist, ist die Poste Restante = postlagernd
Sendung die einzige Möglichkeit nach Hause Kontakt zu halten.
Ich finde neues. Hier auf den Stufen des Post Office lese ich,
daß ich meine Abschlußarbeiten ziemlich gut abgelegt habe. Meine
ersten Briefe schicke ich auch von hier aus ab und gebe dabei
wohl den Wochenlohn eines Rikschafahrers aus. Meine ersten vier
Filme kann ich zum Glück zurück reisenden Deutschen mitgeben.
Wir schauen uns den Budhanilkantha
an, kaufen für den geplanten Trek ein (ich leihe mir einen
Schlafsack für 10Rs/Tag aus) und organisieren die Fahrt nach
Pokhara. Kathmandu ist gegenüber Indien so richtig Erholung. Es
ist auch deutlich kühler durch die Höhe von 1100m über Null.
Hier sind es tagsüber jetzt im November nur 19°C.
Nach drei Tagen sind wir allerdings froh Kathmandu verlassen zu
können. Es macht faul, man hat hier die Tendenz nur noch
abzuhängen. Für 118Rs bringt uns ein Bus bis nach Pokhara, die
Strecke ist größtenteils bekannt, wir fahren ein Teil der
Strecke der Herfahrt wieder zurück. Das ist nicht das letzte
Mal. Ich werde bei der Abreise aus Kathmandu die Strecke fünfmal
gefahren sein. Wir bekommen ein Zimmer in einem netten Guest
House (Yeti GH) mit Blick auf den See für 150Rs mit Dusche. Hier
ist es wärmer als in Kathmandu, es liegt auch 200m tiefer. Der
gekaufte Pullover aus Yakwolle ist nicht notwendig. Am nächsten
Morgen kümmern wir uns erst einmal um die Trekking Permits. Bei
mir gibt es etwas Diskussion, weil ich eigentlich offiziell zu
wenig getauscht habe. Ich ziehe mich auf die Aussage zurück, daß
ich alles bar bezahle und in $. Schließlich bekomme ich unter
Einbehaltung des Wechselgeldes von 20Rs das Permit. Nebenbei
haben wir uns einen Träger gesucht, da wir bei dem Ausflug von
Kathmandu erkannt haben, daß uns selbst mit kleinem Gepäck
schnell die Luft ausgeht. Für 5,50$ wird uns schließlich jemand
vermittelt, der uns die 10 Tage begleiten soll. Wir genießen die
ruhigen Tage, bevor wir am 10. November auf den Jomson Trek
aufbrechen.
Wir haben nur kleine Tagesrucksäcke und haben meinen großen
genommen und dort Wäsche und Schlafsäcke hinein gepackt. Morgens
um 6:30 geht es zum Treffpunkt an der Agency und dann zu dritt
weiter zum Shining Hospital (40Rs). Nach Suikhet fahren wir mit
12 Mann auf einem russischen Jeep, der eigentlich nur 8
Sitzplätze hat. Und dann heißt es Laufen. Die ersten Kilometer
sind auf Straßen, aber dann geht es auf Pfade in die Berge
hinein. Bergauf/bergrunter geht es über einen 1700m Paß bis drei
Uhr bis Birethani (Doppelzimmer 15Rs). Nach den ersten 13km
haben sich meine neu gekauften Trekkingschuhe, die ich hier das
erste Mal trage, bewährt. Außer einer kleinen Blase am Zeh habe
ich nichts. Das Bad ist der Fluß unter der Hängebrücke. Am
nächsten Tag sind wir schon um 13:00 in Ulleri, unserer nächsten
Station. Die Strecke hierher ist aber auch Quälerei. An der
Sonnenseite eines Hanges geht es anderthalb Stunden lang Stufen
hoch. Das Namaste Hotel hier ist billiger und besser als das GH
in Birethani. Wir stehen wie alle früh auf und wollen sehen, daß
am frühen Nachmittag schon eine Unterkunft haben. Die Dunkelheit
bricht gegen 18:00 Am sehr schnell herein, das Gehen am
Vormittag ist angenehmer und die Orte sind nicht dicht gesät.
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Nepal: Jompson Trek |
Nepal: Jompson Trek |
Nepal: Jompson Trek |
Am nächsten Tag gehen wir über den Ghorapanipass mit seinen über 2800 Metern bis Chara. Dort sind wir schon gegen drei, unser Führer meinte aber, wir würden es noch locker bis Tatopani schaffen. Ich bin dann schnellen Schrittes weiter gegangen und habe gleich nach meiner Ankunft ein Zimmer gesucht (7Rps/Bett), weil es schon fast fünf war. Christine und Träger kamen erst bei Einbruch der Dunkelheit. Nach einem Stück apple pie habe ich mich im Fluß kurz abgewaschen. Heute war hart, 20km und 2500 überwältigte Höhenmeter. Jetzt sind wir wieder auf knapp 1200 Meter runter. Meine Schuhe machen sich gut, aber Christine hat sich in ihren alten Trekkingschuhen Blasen gelaufen und trägt jetzt Birkenstock mit dicken Strümpfen. Außerdem hat sie auch noch Probleme mit den Knien.
Nach einem banana porridge geht es morgens weiter. Wir versuchen immer früh los zu gehen, weil es ziemlich warm wird, sobald die Sonne in die Täler scheint. Nach 15 ereignislosen Kilometern haben wir in Ghasa Übernachtunsquartier bezogen. Es geht in leichten Schwüngen rauf und runter, auch mal durch ein Tal und einen Fluß, ich bin froh daß sich meine Schuhe so gut machen. An einer Raststation auf einem Paß mit einer super Aussicht werfe ich einen Blick über die Schulter über die Mauer hinter mich. Ein Riesenberg leerer Cola Flaschen. Ich beschließe keine Cola mehr zu trinken. Wenn man mal genauer drüber nachdenkt, muß sich von Trägern hier herauf gebracht werden, was natürlich Geld kostet und den steigenden Preis seit Pokhara erklärt. Später erzählt ein Wirt, daß 40% der Flaschen beim Transport kaputt gehen. Für den Rücktransport wendet natürlich keiner mehr Geld auf. Abends haben wir mit einem anderen Paar noch einen netten Abend gehabt. Sie konnte schon von der ganzen Welt erzählen, sehr beeindruckend, sie war knapp 10 Jahre älter als ich. Der nächste Tag ist der einfachste der ganzen Tour, ein Spaziergang im Wald. Nach Kaalopani geht es runter in ein breites Flußtal, wo uns ein starker Rückenwind anschiebt. Ich fühle mich mit meiner Bolle Irex Brille und eingepackt wie auf einer Expedition, als wir die steinige Wüste bis nach Tukuche stiefeln. Wir gehen getrennt, weil wir vollkommen unterschiedlich Tempi hatten. Der Träger bleibt immer bei Christine. Mitten im Tal steht eine Hütte, die eine Art Raststelle darstellte, wo man sich mal ausruhen konnte. Drei Stunden schiebt uns der Wind durch die Wüste. In Tukuche esse ich wieder einen leckeren Apfelkuchen (genannt Apple Momo). Das scheint hier eine Apfelgegend zu sein, Äpfel sind hier sogar günstiger als in Pokhara. Wir steigen in der Himali Lodge ab. Die 2500Meter Höhe machen sich abends bemerkbar, die ganzen Lodge Gäste versammelten sich im Aufenhaltsraum zum Quatschen.
Am nächsten
Morgen geht es nach Jomson, nach guten zwei Stunden sind wir
schon hier. Nach einer kurzen Pause und dem Police Check Post
zum Abstempeln unseres Permits gehen wir weiter nach Kagbeni,
weitere 2,5 Stunden, diesmal mit Gegenwind. Da die Sonne im
Rücken steht, habe ich inzwischen einen Sonnenbank auf den
Waden. Unser Träger fängt an zu nerven, nachdem er gestern noch
unbedingt bis Marpha wollte, was wir ablehnten (hätten wir im
Nachhinein auch nie geschafft), wollte er heute nicht weiter als
Jomson. Da kommen wir aber schon vor Mittag an. Dann kam er als
nächstes mit der Forderung, daß er dann mehr Geld braucht. Wir
sind inzwischen ziemlich genervt, haben ihm 100Rps, die wir ihm
ohnehin als Trinkgeld gegen hätten, schon jetzt gegeben. Im GH
spricht uns einer an, der uns Schmuck verkaufen will. Da ich
nicht mehr viel Bares habe, will ich eigentlich eher nicht. Aber
er bietet sogar Schwarztausch zu einem brauchbaren Kurs an und
so werden wir uns handelseinig. Ich kaufe für 475Rps zwei Ketten
von ihm. Tukuche ist ein sehr un-touristisches Nest, ganz anders
als Jomson daß dank seines Flughafens als Ausgangspunkt für alle
Kurztouristen mit Trekkingambitionen dient. Abends ist es hier
empfindlich kalt, wir sind auf 2700Meter. Abends im
Aufenthaltsraum stellt die Wirtin eine Kohleschale unter den
großenTisch und hängt einen Teppich als Tischdecke (vielleicht
ist es sogar nur eine sehr dicke Decke) über Tisch und Beine. Es
dauert nicht lange und alle haben die Pullover ausgezogen, so
warm ist es.
Nepal: Jompson Trek | Nepal: Jompson Trek | Nepal: Jompson Trek |
Am nächsten Tag gehen wir ohne Träger hoch nach Muktinath. Es sind nur 15km Kilometer, aber noch einmal 1100Meter Höhenunterschied. Hier ist alles karg, das Dorf auf dem Weg ebenso. Die Kinder sehen alle ungewaschen aus, aber wen wundert es. Wasser ist hier eher Mangelware. In Muktinath die Ruhe der Berge und die Aussicht genossen. Die Höhenmeter nehmen auch mich etwas mit, man wird doch deutlich kurzatmiger. Ich bewundere die Leute, die den Weg über den 4000Meter Paß kommen. Sie erzählen von Schnee und noch mehr Problemen, aber inzwischen glaube ich, daß ich auch als eher unsportlicher durch die Aklimatisierung das schaffen würde. Nach diesen aufbauenden Gedanken machen wir uns wieder auf den Weg hinab.
Der Weg hinunter ist begreiflicherweise leichter. Wieder geht es durch das ätzende Steintal bis nach Jomson. Es kommen uns nur wenige entgegen. Die Saison geht zu Ende Wir nehmen wieder die Himali Lodge in Tuchuche, eine Rückkehr in die Zivilisation. Wir können uns wieder aus Eimern waschen und es gibt als Luxus auch wieder Apfelkuchen. Es wird auch immer kühler, nachts sind es selbst im Zimmer der Lodge nur noch 8°C. In Kalopani trinke ich auf dem Paß wieder einen Tee mit Minzblatt, der so gut schmeckt und genieße die Aussicht in die Berge. Die gibt es eigentlich nur früh, ab dem späten Vormittag ziehen die Bergspitzen alle zu. Um 13:30 kommen wir in der Eagle Nest Lodge in Ghasa an und belohnen uns mit einem Apple Momo. Die Aussicht in die Berge können wir nur bis drei genießen, dann wird es langsam dunkel. Das Zimmer kostet 25Rps, der Verzehr 95Rps. Leider kommt noch eine ganze Gruppe Bayern, die meinen sie müßten alle mit ihrer Lautstärke unterhalten.
Nach Müsli mit Milch und Honig brechen wir morgens früh auf. Es ist fast ein Spaziergang, aber dadurch daß es immer wärmer wird, ist es doch schweißtreibend. Unser Träger überrascht uns mit der Nachricht, daß er jetzt kein Geld mehr hat. Er hätte 500Rps mit genommen und die wären jetzt alle. Widerwillig geben wir ihm noch einmal 100Rps, weil überzeugt sind, daß das geplant war. Wir sind früh in Tatopani in der empfohlenen Kemala Lodge. Die Speisekarte ist viel versprechend, aber als das Essen kommt, ist es eher enttäuschend. Verwürzt und die Bestecke sind schmierig.
Das scheint nicht ohne Folgen zu sein. Nachts habe ich Durchfall und komme morgens kaum los. Die körperliche Anstrengung rächt sich gleich und noch am Ortsausgang kotze ich an eine Mauer. Ich ging trotzdem weiter, wir hatten ja noch drei Tagesetappen vor uns und das Permit ist auf 10 Tage begrenzt. Aber ich brauche immer wieder Pausen und nach 2,5 Stunden Quälerei machen wir in Tiplijang Station, wo ich mich nur noch ins Bett lege. Abends versuche ich meinen Magen mit gekochten Eiern und Reis zu beruhigen und lege mich nach Einnahme von Kohletabletten nur noch ins Bett. Morgens fühle ich mich recht ausgeruht und esse noch etwas Reis vor dem Aufbrechen. Aber so schnell geht das nicht vorbei. Nach ein paar Kilometern lehne ich wieder an der Mauer. Danach fühle ich mich besser, und wir schaffen es bis Beni.
Am nächsten Tag geht es wenigstens ohne Magenprobleme weiter, ich bin einfach nur schwach. Aber der Weg ist zum Glück die ganze Zeit relativ leicht. Nur der letzte Aufstieg nach Kusma bringt mich an meine physischen Grenzen. Oben zeichnet der Officer mein Permit ab, das eigentlich heute endet. Wir steigen im Friendly Hostel ab.
Am nächsten
Tag ernähre ich mich hauptsächlich von Cola, und wir schaffen es
zügig vier Stunden zu gehen. Die Strecke ist langweilig,
teilweise auf Buckelpisten entlang von Bergen entlang in der
prallen Sonne. Mittags esse ich mit unserem Träger mutigerweise
zusammen ein Dhal mit Fisch und Linsen für 20Rps. Einen Ort
weiter sehen wir einen Pickup, der gerade entladen wird und
fragen, ob er zufällig nach Pokhara fährt – und er fährt. So
sparen wir uns eine Stunde langweiligen Fußmarsch und sind
trotzdem erst gegen halb sechs in Pokhara. Der Träger hat uns
beim Abschied nochmals angebettelt, aber da hatte ich überhaupt
kein Verständnis für. Er hat zusammen genommen von uns 1600Rps
für die 10 Tage bekommen, aus meiner Sicht ein sehr guter
Stundenlohn. Wir bekommen leider kein Zimmer mehr im Yeti GH,
aber über Empfehlung im Morales GH, was uns auch gefällt. In
Pokhara genießen wir die Annehmlichkeiten der Zivilisation wie
warmes Duschen und leckeres Essen.
In Kathmandu
klären wir unser Weiterkommen und planen unsere letzte Zeit in
Nepal. Nepal Airlines ist leider bis kurz vor Weihnachten nach
Bangkog ausgebucht, aber bei Thai Airways haben wir sogar freie
Auswahl und entscheiden uns. Der Platz kostet 180US$. Im GPO
hole ich meine Post ab und erfahre meine restlichen
Prüfungsergebnisse. 70Rps investiere ich in Briefmarken und
teile allen meine nächsten Reispläne mit, damit ich auch in
Bangkog auch wieder Post erwarten kann. Beim Immigration Office
hole ich mir mit meiner frischen Wechselbestätigung eine
Verlängerung für die 4 Tage bis zum Flug und bei der
Thailändischen Botschaft ein Visum für Thailand. Ein ziemlich
planloser Laden, dafür ist es für Deutsche tatsächlich umsonst.
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Nepal: Jompson Trek | Nepal: Chitwan National Park |
Nepal: Chitwan National Park |
Für die restlichen Woche Nepal hatten wir uns einen Besuch im Chitwan National Park vorgenommen. Am 29.11. suchen wir etwas planlos den richtigen Busbahnhof, erwischen den richtigen Bus aber gerade noch rechtzeitig. 7:00 fährt er pünktlich ab, 7:20 hat er einen kleinen Unfall, der uns in der Fahrtzeit eine Stunde zurück wirft. Buckelpiste die vierte, wieder Mittagsrast in Mugling, um 14:00 sind wir in Tandi Bazar, wo wir in einen Ochsenkarren umsteigen. Ein harte Stunde später sind wir für 15Rps im Dorf vor dem Park angekommen. Alle Lodges kosten das gleiche und wir, nämlich 60Rps. Wir nehmen ein Doppelzimmer im Rapti Lodge. Hier sind auch Moskitonetze notwendig, dafür ist es hier deutllich wärmer als in den Bergen - 23°C.
Am nächsten Tag fangen wir gleich an mit dem touristischen Programm. Für 65Rps Eintritt und 151Rps Tour Fee geht es erst einmal ins Kanu. Leider sehen wir auf der Kanutour außer ein paar Vögeln nichts, die angekündigten Krokodile schlafen wohl noch alle. Danach geht es noch auf einen Dschungelspaziergang, aber auch hier sind die Tiere nicht bereit, sich uns zu zeigen. Außer ein paar Affen sehen wir nichts. So sind wir am frühen Nachmittag nicht wesentlich weiter wieder zurück in der Lodge. Christine macht noch einen Elefantenritt und sieht dabei sogar noch Rhinozerosse, ich entscheide mich für den Jungle Drive für 265Rps am nächsten Tag.
Mittags geht
es los, aber leider nicht weit. Der Fahrer des russischen Jeeps
fährt zu untertourig in den Fluß, den er durchqueren muß und der
Wagen säuft ab. Wir werden mit Ochsenkarren wieder heraus
gezogen. Die Batterie ist leer und somit ist die Tour zuende.
Das Geld gibt es teilweise zurück, für uns zu Fuß durch den
Fluß. Am nächsten Tag, dem 2.12. fahren wir mit einem Expressbus
zurück. Nach Tandi Bazar gehen wir zu Fuß, ein leichter Marsch
von 50 Minuten. Die Busfahrt ist ein Erlebnis, der Fahrer rast
so, daß ich auf der letzten Bank bis an die Decke geworfen
werde. An einem Stop springt der Bus nicht mehr an und muß
angeschoben werden. Und als nächstes geht er einfach an einer
Steigung aus. Es stellt sich heraus, daß das Benzin alle ist.
Toll.
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Nepal: Bakdapur | Nepal: Kathmandu |
Nepal: Kathmandu |
Die restlichen Tage verbringe ich mit Rumhängen, Einkaufen und einem Ausflug nach Bakdapur, wo ich mir die alte Stadt anschaue, die mit deutschen Mitteln wieder restauriert wurde. Sehr schön. Die Schnitzereien im Pujahari Tempel sind der Wahnsinn. Mit dem Bus geht es wieder zurück, einem alten Möbelwagen. Soo sieht er jedenfalls aus, ist ein geschlossener Kasten, in den hinten Fenster rein geschnitten und Bänke rein gestellt wurden. Es gibt sowieso viele Fahrzeuge mit deutschen Aufschriften, es scheint ein lohnenswertes Geschäft zu sein mit so einem Fahrzeug hierheur zu fahren und es hier zu verkaufen. Auch meine Wäsche lasse ich noch einmal waschen für 37Rps. Auch zum Swayambunath steige ich die ewig lange Treppe hinauf und genieße die Aussicht und Ruhe, die dieser Ort des Auge des Buddhas ausstrahlt. Es macht Spaß hier einfach zu sitzen und alles zu beobachtten, die Touristen, die Mönche, das ganze begleitet von dem Klingen der Glocken und dem Rollen der Gebetsmühlen.
Auf dem Rückweg gehe ich durch
die Freak Street, das „Zentrum“ der Traveller. Es soll hier
billigere Zimmer geben, sieht aber alles nur ein wenig
verkommener aus als in Thamel. Der Tee, den ich hier probeweise
trinke, kostet auch nicht weniger. Thamel ist schon eine gute
Wahl. Das Essen ist gut und günstig (um die 60Rps für viel) und
die Übernachtung mit 45Rps pro Nacht ebenso. Auch hat man hier
alles was man braucht. Aber es geht mir wie bei meinem ersten
Aufenthalt, irgendwann reicht es. Auch das Wetter wird immer
herbstlicher, morgens bleibt es immer länger diesig bis mal die
Sonne raus kommt.
Am 6.12. sind wir dann
schließlich abfahrtsbereit. Mein großer Rucksack ist so voll mit
Souvenirs, die ich von Bangkog nach Hause schicken will, daß ich
schon meinen dünnen Baumwollschlafsack in meinen Tagesrucksack
nehmen muß. Auch ein zweiter Satz Filme soll von Bangkog aus
nach Hause geschickt werden, die ersten Rollen habe ich schon Tu
Muoi und in Nepal einem deutschen Pärchen mit gegeben. Mutti
habe ich gebeten, mir als Ersatz für das unhandliche
Fahrtenmesser ein Bundeswehrtaschenmesser von Ingo besorgen zu
lassen. Und Vati hat mich auch gefragt, ob ich ein Care Paket
wolle. Aber mir fällt eigentlich nicht einmal etwas ein. Dann
wird es aber noch einmal stressig. Wir haben schon die letzten
Tage versucht bei der Thai Botschaft undere Visa zu bekommen,
aber am Wochenende war sie begreiflicherweise geschlossen und
gestern, am Montag den 5.12. war der Geburtstag des
thailändischen Königs, und deswegen war sie auch zu. Um kurz vor
eins soll der Flieger abheben, wir nehmen uns ein Taxi zur
Botschaft und sind um kurz nach acht dort. Dort gibt es aber
erst einmal eine schlechte Nachricht, unsere Visa sind nicht
fertig, weil sie die nepalesischen Visa für die Bearbeitung
brauchten. Also abgegeben und anderthalb Stunden später endlich
unsere Visa in Empfang genommen. Draußen wartete natürlich unser
Taxi nicht mehr. Der immer mitfahrende Unterhalter/Mechaniker
hatte er allerdings zurück gelassen und der erklärte uns, daß
unser Taxi mit unserem Gepäck nur kurz einen Trip angenommen
hätte und gleich wieder kommen würde. Wir sprangen fast im
Dreieck. Aber glücklicherweise tauchte es wirklich nach 10
Minuten wieder auf, und wir machten uns auf den Weg. Am
Flughafen ging alles seinen Gang, wir waren zwar nicht ganz
pünktlich, mußten aber im Endeffekt doch noch etwas warten, bis
der Flieger pünktlich abhob.
2,5 Stunden später landeten
wir in Bangkog, voll mit gutem Essen. Immigration war durch
organisiert, alles anders als bisher. 200DM tausche ich erst
einmal zu einem Kurs von 1:14,35Bhat. Draußen vor dem Eingang
wartet die 35° heiße schwüle Wand auf uns, wir nehmen wir eines
der inofiziellen Taxis, die 50Bhat billiger sind, weil sie etwas
seitwärts stehen. In einer Seitenstraße der Khao San Road nehmen
wir uns ein Zimmer im Chusri GH, das kostet uns 40BT/Nacht pro
Person. Bangkog ist für mich faszinierend, pulsierend, modern
nach allem was ich die letzten zwei Monate gesehen hatte. Essen
könnte ich mich reinsetzen, alle Leute sind freundlich.
Am nächsten Tag ist der erste
Gang zum GPO, das man am leichtesten mit dem Flußboot erreicht.
Ich hole meine Post ab und entdecke Raimund Mödlhammer, mit dem
ich seit der Abfahrt in Kontakt bin, weil wir uns treffen
wollten. Welch ein Zufall. Wir trinken zusammen was und machen
uns dann auf die Suche nach Diafilmen. Wir fotografieren
Diafilme, was hier nicht ganz so gängig i st. Beim Zusammenlegen
unseres Kaufes können wir noch etwas handeln und ich bekomme 5
Stück für 600Bt, das sind etwa 45DM. Nur beim Entwicklungspreis
von 45Bt will er nicht runter. Danach war ich für 25Bt das erste
Mal seit zwei Monaten wieder beim Friseur. Nach vielen little,
little, more little waren sie so kurz wie ich mir das
vorstellte. Für den 9. Dezember kaufe ich mir ein Busticket nach
Chiang Mai, das inklusive Übernachtung und Imbiss 160Bt kostet.
Die verbleibenden Tage fülle ich mit Eindrücke-Sammeln und
Einkaufen. Die Khao San Road ist eine gute Gegend für Einkaufen,
aber ansonsten wirkt sie ziemlich runter gekommen und schäbig.
Ein billiger Walkman wird mich in Zukunft begleiten. Raimund
verabschiedet sich, weil er schon weiter Richtung Süden will.
Wir machen einen Treffpunkt auf Phuket aus. Christines und meine
Wege werden sich auch trennen. Es paßte von Anfang an nicht so
recht und war nur eine Zweckgemeinschaft. Aber inzwischen fühle
ich mich auch sicher genug alleine weiter zu kommen. Ich schaue
mir auch das glitzernde Wat Phra Keo an, ansonsten halten sich
meine touristischen Interessen eher in Grenzen.
Die 10,5 stündige Busfahrt in
dem AC Bus ist schlimm wie alle Busfahrten für mich, ich kann im
Sitzen nicht schlafen. Dazu kommt hier noch eine thailändische
Besonderheit, die maximale Ausnutzung der Klimanlage, die mir
erst nach der Abfahrt den Nutzen der ausgeteilten Decken
erschließt. In Chiang Mai läuft nicht alles nach Programm. Der
angekündigte Shuttle Bus ist nicht da, wir gehen zu Fuß zum GH.
Dort ist das Zimmer nicht frei, ich kann mir aber immerhin die
Zähne putzen. Nach einem Frühstück heißt es, daß garkeie Zimmer
frei sind und wir in ein anderes Haus ziehen müssen. Nervig. Die
freie Nacht nutze ich noch, am nächsten Tag ziehe ich um in die
Jugendherberge (40Bt).
Ich klappere über Tag alle
möglichen Agencies ab und prüfe die Angebote der Treks. Aber es
hört sich immer gleich an. Erst am nächsten Tag finde ich etwas,
was sich anders anhört. Es geht in die Gegend von Chiang Rai, es
sollen nur 6 Leute mitgehen, dafür ist es aber auch teurer
(1300Bt). Finanziell schon ein großer Batzen für mich, aber in
Anbetracht der Tatsache, daß ich sogar schon überlegt habe, das
Trekken ganz sein zu lassen, hört sich das noch am besten an und
ich buche es. Es soll schon am nächsten Morgen los gehen und
geht vier Tage/drei Nächte.
Bangkok: Wat Arun |
Chiang Mai: Trek bei den Akha |
Chiang Mai: Trek bei den Yao |
Am 12.12. geht es morgens mit
dem Bus nach Chiang Rai und dann mit Kleinbus zu einer Speedboat
Anlegestelle. Mit einem ebensolchen fahren wir eine Stunde den
Kok hinauf. Wir, das sind zwei Neuseeländer, ein australisches
Päärchen und ein Australier. Nach dem Trek wird sich mein
Schulenglisch wohl deutlich verbessert haben Dorf. und bekommen
dort eine Hütte. Es wird für uns lecker gekocht und Bee, unser
Führer, erzählt uns ein wenig über die Bergvölker und ihre
Probleme mit der Regierung. Ich entschließe mich auf der Veranda
zu schlafen, weil es drinnen morgens laut werden soll.
Das hätte ich lieber nicht
machen sollen, es wird eine kalte Nacht in meinem
Baumwollschlafsack. Wir sind hier bei den Lahn, einer ethnischen
Minderheit in Thailand. Uns werden handwerkliche Kleinigkeiten
angeboten, aber lange nicht so aufdringlich wie in Nepal. Das
Gehen ist hier anstrengender, auch weil die Hitze hier an der
Kondition zehrt. Die Wege sind teilweise festgetretene
Trampelpfade. Ich bin froh über die Trekkingschuhe. Das nächste
Dorf ist ein Akha Dorf. Hier tragen viele Frauen Hüte, die über
und über mit Silbermünzen besetzt sind. Bee kauft für 100Bt ein
Huhn, daß er uns heute abend zubereiten will. Abends singen uns
die Erwachsenen und Kinder Lieder und Weisen vor. Sehr schön.
Diese Nacht ist angenehmer,
ich werde morgens erst von den vielen Hähnen geweckt. Kurz
danach setzte wieder das Stampfen der Kornmühlen an. Nach
leckerem einfachen Frühstück geht es weiter, heute geht es über
kleine Dschungelwege voran, erst kurz vor unserem Nachtlager,
einem Yao Dorf, gehen wir ein Stück Straße. Im Gegensatz zu den
letzten Dörfern ist hier schon etwas Zivilisation eingekehrt. Es
gibt alle möglichen Soft-Drinks, die Hütten sind oft mit
Wellblechdächern. Nur die Bewohner sind teilweise noch
traditionell gekleidet, die Frauen mit einer Art Turban. Ich
kaufe hier ein kleines besticktes Täschchen, das ist vielleicht
für meinen Walkman nutzen kann. Am nächsten Morgen geht es für
mich auf einem Pick Up zurück an die Hauptstraße. Die anderen
hatten noch Wasserfall gebucht, und ich hatte Durchfall, wollte
eher zurück. An der Agency in Chiang Mai hole ich meinen großen
Rucksack wieder ab und checke im Youth Hostel für 60Bt wieder
ein.
Der Trek war ganz anders als
der in Nepal, mehr menschenbezogen. Landschaft war zwar auch
schön, aber im Dschungel sah man nicht viel. Die Leute waren
weit weg davon wilde Stämme zu sein. Auch fehlte das
Aufdringliche von touristenverwöhnten Besucherwilden. Aus
Erzählungen anderer habe ich ganz andere Geschichten gehört. Die
Touren hörten sich nicht nur gleich an, sondern wurden auch
teilweise zusammen gelegt von verschiedenen Agencies, um gefüllt
zu werden. Sie führten dann eher auf so einer Art Touristen
Highway entlang. Insofern war die Tour unserer irisch geführten
Agency (GEM Tours) wirklich Gold wert. Auch beeindruckend war
die Tatsache, daß unser Führer mit seinem Träger das ganze Essen
mitgeführt hat, sofern er es nicht frisch kaufen konnte.
Respekt.
Ich kämpfe immer noch mit
leichtem Durchfall, habe mir auch in einer Apotheke Tabletten
geben lassen. Allerdings habe ich meine Ernährung auch nicht
wirklich angepaßt, ich esse alles was mir gefällt. Am nächsten
Tag miete ich für 100Bt eine Honda Dream 100 und fahre mit ihr
in einer Stunde zu dem Elefantencamp. Dort angekommen bin ich
angesichts der frühen Stunden ziemlich durchgefroren. Das Camp
ist touristisch gut durchorganisiert, aber es ist noch nichts
los. Es gibt Elefantenwaschen und -arbeiten zu sehen. Danach
kann man sich noch über den Platz schauckeln lassen. Ich
schauckele wieder zurück und besuche auf dem Weg eine der
Orchideenfarmen am Weg. Wieviele Orchideen es gibt, wußte ich
vorher nicht, sogar eine kleine Schmetterling-Ausstellung war
auch angeschlossen. Nach einer kurzen Pause in Chiang Mai nutze
ich das Moped noch für einen Ausflug nach San Kamphaeng, wo ich
Lackwarenfabriken besichtige. In Bo Sand, ein Stück weiter,
schaue ich mir noch das Zentrum der Seidenschirmherstellung an.
Nach dem Abgeben des Mopeds
mit Tanken (8,86Bt/l bei 2,5l/100km Verbrauch) esse ich wieder
mal im Chinesenviertel ein gebratenes Hühnchen für 40Bt, danach
einen Eierpfannkuchen mit Kondensmilch und Zucker, süß aber
lecker für 3Bt. Für morgen früh habe ich mir ein Busticket nach
Sukothai gekauft, als Station auf dem Weg nach Bangkog, es
kostet 72Bt. Nach 5,5 Stunden bin ich in Sukothai, gestern
versuchten sie mich mit einer angeblichen Fahrzeit von einer
Stunde mehr für den angeblich schnelleren AC Bus zu begeistern.
Aber der hier ist ganz in Ordnung, er hat nur als Nachteil
Video. In Sukothai führte mich die einzige Karte, die ich in den
Händen behielt, zusammen mit einem Australier und einem Dänen
zum Yupa GH, wo wir uns für je 40Bt ein Dreibettzimmer teilen.
Wir machten auch einen kurzen Rundgang und endeten auf dem
Nachtmarkt, wo wir nach drei Flaschen Mekong Wiskey mit Cola und
vielen Latis (diese Eierpfannkuchen) fast die letzten waren, die
ihn verließen. Die Nacht war hart, David und ich verdauten
einmal oral und Ken erzählte mir, daß er unter größter
Körperbeherrschung liegne bleiben konnte. Nach einem
ordentlichen Frühstück ging es uns wieder gut.
Ich schaue mir die alten
Königs-Anlagen in Alt Sukothai an. Es gibt mir aber nicht so
viel und war sehr schwül. Auch Sukothai gibt nicht viel her, so
hatte ich mit Ken beschlossen am Abend schon weiter zu fahren.
Wir nahmen den Bus nach Pitsanoluke, werden dank eines Zettels
in Thai von unserer Wirtin auch richtig abgesetzt, so daß wir
nur eine halbe Stunde Fußmarsch zum Bahnhof haben. Am Bahnhof
bekommen wir problemlos die Tickets für den Nachtzug für 69Bt +
30Bt Expresszuschlag. Der Zug ist besser, wenn auch teurer als
der AC Bus. Ich kann mich über eine ganze ausbreiten und döse
mindestens einen Teil der Strecke. In ersten Morgenlicht fahren
wir in Bangkog ein und ich fahre mit Ken ins Chussri, wo wir ein
Zimmer bekommen. Leider enden meine Pläne auf Amex Karte Geld zu
bekommen total erfolglos. Auf Amex kann ich nur Travellerchecks
in $ kaufen, habe dann dafür zweimal Gebühren. Im Endeffekt habe
ich keine andere Wahl und mache es. Abends shoppe ich noch ein
wenig in Sachen T-Shirts, Turnschuhe und Moskitonetz. Die
Turnschuhe sind nicht einfach zu finden, meine Größe ist nicht
gerade gängig in Thailand. Ich finde sie schließlich in einem
großen Kaufhaus, das sich hinter keinem in Europa verstecken
braucht. Alles drin, große Auswahl, kein Handeln. Im Restaurant
in der obersten Etage esse ich ein Eis. Daß ich in Thailand bin
sehe ich ann den Kakerlaken, die über den Boden huschen.
Bangkog: Klongfahrt |
Bangkog: Klongfahrt |
Am 20.12. mache ich mit Ken
zusammen die von Gudrun empfohlene Klong Fahrt, die eher eine
Rundfahrt ist und eine Kombination von Busfahrt und Speedboat
Fahrt. Sehr relaxed, hier ist wirklich kein anderer Touri zu
sehen. Nachmittags schicke ich mein Paket zurück nach Hause, in
ihm sind neben einigen Souvenirs auch das erste Tagebuch, die
Trekkingschuhe, die dicken Yak Pullover aus Nepal und das
Fahrtenmesser. Kleines Problem war das Auffinden des deponierten
Kartons und das Ausfüllen der Zollerklärung auf Französisch.
Beides ließ sich aber lösen und für 395Bt ging das Paket per
seamail auf die Reise. Ken will die Filme bis Film Nummer 18
mitnehmen und in Flensburg in der Post abgeben. Teilweise lasse
ich Filme nicht in Thailand entwickeln, weil ich 100ASA Filme
auf 400ASA belichte. Das kostet hier unverhältnismäßig viel. Ich
schaue mir hier noch das Wat Phra Keo an, das ich fast für
schöner, weil ruhiger als den Königspalast finde. Von seinen
hohen Türmen kann man wunderbar über Bangkog schauen.
Am 22.12. habe ich mich per AC
Bus auf den Weg nach Phuket gemacht (320Bt AC Bus). Morgens bin
ich nach einer weiteren durchwachten Nacht um 5:30 angekommen,
ich habe erfolgreich alle Angebote überteuererter Transfers nach
irgendwo ausgeschlagen und bin losgelaufen, nach 10 Minuten an
einem Minibus Bahnhof angekommen und den Pickup nach Nai Harn
Beach genommen (20Bt). Nach einem kleinen Fußmarsch bin ich in
den Restaurant angekommen, das ich mit Raimund ausgemacht hatte
und dort saß er auch schon. Wir haben erst einmal Neuigkeiten
ausgetauscht und dann hat mir Raimund zu den Sunset Bungalows in
Hanglage zum Strand gebracht. Wir teilen uns hier einen
Traumbungalow für 40Bt pro Nase mit Aussicht und gemeinsamer
Dusche. Das erste ist Badehose raus und rein ins warme Naß. Was
für eine Erholung nach guten zweieinhalb Monaten Reisen. Ich
schrubbe ein erstes Mal die Birkenstöcker, sie sind total
schwarz, genauso wie meine Füße abends in Bangkog.
Mit Raimund philosophiere ich,
ob man nicht mit Boot irgendwie nach Sumatra kommen könnte. Wir
wollen die nächsten Tage versuchen, einen Segler zu finden.
Eigentlich wollte ich per Bahn fahren, aber die Bahnstrecke ist
angeblich zweimal unterbrochen. Es soll angeblich eine
Möglichkeit geben, an der Küste nach Malaysia einzureisen. Wir
klappern alle möglichen Orte ab, selbst Padang. Aber wir werden
für unsere Idee nirgendwo fündig. Grund ist wohl auch, daß zur
Zeit Südost Wind herrscht und alle eher über den indischen Ozean
fahren. Weihnachten „feiern“ wir mit einem guten Essen im
Coconut am Strand. Das Wetter ist ähnlich wie zu Hause, dort
sollen auch regnen bei 8°C, hier gibt es einen Tropenschauer bei
28°C. Schlafen tue ich hier wie ein Toter, es ist total
erholsam. Vielleicht ist auch der Streß immer etwas neues
entdecken zu müssen im Moment die Ursache, mit anderen Worten:
vielleicht ist erst einmal die Luft raus oder ich genieße die
Faulheit. Ich resümiere auch ein wenig meine bisherigen 10
Wochen Reisezeit und dem nicht-empfundenen Weihnachten. Indien
sage ich "Nie wieder" (aber es zeigt sich, daß es doch wieder
reizt) weil ich mich fühlte wie die auszubeutende Kuh. Nepal war
schön, auch mich als Nicht-Wanderer haben die Gebirgspanoramen
tief beeindruckt. Thailand ist bisher extrem einfach zu
bereisen, dabei aufregend und interessant. Beim Überschlagen
zeigt sich, daß ich im Schnitt fast 250DM/Woche brauche, dabei
habe ich einiges eingekauft.
Thailand: Nai Harn Beach |
Thailand: Koo Phee Phee |
Malaysia: Kuala Perlis |
Am 27.12. entscheiden wir, daß
es Zeit ist weiter zu ziehen. Ich nehme das Boot nach Koo Pee
Pee für 200Bt, Raimund fährt direkt nach Satun. Die Bootsfahrt
verläuft allerdings nicht nach Plan. Als wir mit unserem 15
Meter Schiff die Bucht verlassen, kommen wir in schwere See. Ich
hatte mich unter Deck begeben und nicht wie die Masse der
Touristen auf das Sonnendeck, wo sie gegrillt wurden und
gleichzeitig von der Gischt durchnäßt. So sah ich, daß ein Stück
Wandvertäfelung abfiel und die Balken dahinter so verrottet
waren, daß sie sich bogen. Das erklärte auch, daß wir für 15
Minuten Vorwärtskommen, 10 Minuten pausieren müssen, weil die
Bilgepumpen laufen. Ich hole einen von der Mannschaft und zeige
es ihm. Er läuft sofort zurück zum Steuerhaus und nach 2 Stunden
drehen wir wieder um. Alle die wollen, bekommen Gutscheine für
den nächsten Tag mit einem anderen Schiff. Ich will. Vorerst
gehe ich wieder zurück ins Sunset GH.
Am nächsten Morgen das ganze
noch einmal, diesmal ein deutlich neueres Schiff, daß uns in
drei Stunden nach Koo Pee Pee bringt. Der erste Eindruck nach
dem Anladen ist enttäuschend. Voll, überall dann auch noch
Agencies und Restaurants. Es hat nicht viel ruhiges a la
tropical island. Mit ein paar anderen laufe ich den Strand nach
Osten entlang und frage in den Bungalow Anlagen. Die Preise
liegen zwischen 100 und 150Bt pro Nacht, einmal wird sogar ein
Platz im Zelt für 60Bt angeboten. Aus Frust nehme ich es. Die
Nacht ist nicht doll, Schlafen auf dem Boden bin ich nicht
gewohnt. Am nächsten Morgen gehe ich mit den anderen wieder den
Strand ab und mit viel Glück und Warten bekommen wir schließlich
einen Bungalow zusammen mit Pat, einem Australier für zusammen
70Bt. Es ist allerdings so weit den Strand runter, daß wir immer
mal wieder die Longtails für 10Bt nehmen. Hier vergammele ich
meine Tage bis zum 2.1.1989 mit Schwimmen und Essen. Einmal esse
ich sogar einen ganzen kleinen Hai für 30Bt. Der war lecker.
Sylvester mache ich einen Ausflug mit diversen Schnorchelstops
im Norden, Pee Pee Lae mit den "Winkingerhöhlen". Abends gehen
wir in-town. Wir essen was und suchen dann Party, aber so
richtig was finden wir nicht, und ich bin um 1:30 schon wieder
zurück.
Ich bin froh, als es weiter
geht. Ich bin weiterhin mit den Australiern zusammen unterwegs.
Wir sind Mittags in Krabi und nehmen ein billiges Zimmer
(40Bt/Bett). Draußen regnet es mal wieder heftig. Ich muß wieder
mal Geld tauschen, diesmal zu einem Kurs von 1:25,12. Das ist
erheblich besser als auf der Insel. Auch das Essen war auf Koo
Pee Pee deutlich teurer. Ich genieße das Essen. Über eine Agency
bekomme ich raus, wie ich nach Satun kommen kann. Früh morgens
geht es los, erst mit einem Pick Up zum Busbahnhof, dann von
dort mit dem Bus nach Trang. Dort ging es mit Scootertaxi zu
einem anderen Busbahnhof, von wo es für 30Bt mit einem richtigen
local bus in 3,5 Stunden nach Satun geht. Ich bleibe eine Nacht,
weil am gleichen Tag keine Boote mehr fahren. Im Udomvit Hotel
finde ich für 80Bt ein Zimmer und treffe Dänen von Koo Pee Pee
wieder. Mit ihnen wird es ein netter Abend. Der Ort gibt
ansonsten nichts her.
Morgens werde ich von lauter
Musik geweckt, aber es ist angenehmer als Agra. An der
Immigration hole ich mir meine Ausreisestempel und wechsele das
Geld in malayische $. Mit einem Pick Up geht es zum Hafen, die
ganze Zeit verfolgt von einem Thai mit übergroßer Sonnenbrille,
der versucht noch ein letztes Geschäft zu machen. Am Hafen finde
ich schnell das Boot, mehr ist es nicht, daß für 30Bt/3M$ nach
Kuala Perlis fährt. Beim Aufentern rutscht mein großer Rucksack
ins Wasser neben das Boot, aber zum Glück holt ein schneller
Thailänder ihn wieder raus. Er schwimmt immerhin, auch wenn
drinnen teilweise was naß wird. Vor der Überfahrt werden wir in
Plastikplanen verpackt, es spritzt ordentlich die nächste
Dreiviertelstunde. In Kuala Perlis ist die Immigration schnell
erledigt, am Zoll wären wir fast vorbei gestürmt. 2,5 Stunden
später bin ich nach einer Busfahrt in Butterworth angekommen,
nehme eine der oft verkehrenden Fähren nach Penang und gehe in
die Leboh Chulia, die Haupttravellerstraße. Ein Bett im Wai Han
Dormitory kostet 4,40M$ (1DM entspricht 1,54M$). Im Yee Hing
klappt auch in der handylosen Zeit das Treffen mit Raimund, der
schon seit Sylvester hier ist. Hier war allerdings total tote
Hose. Wir setzen uns in einen McDonalds im voll klimatisierten
Shopping Center und erzählen. Das erste Mal schlage ich mir bei
McDonalds den Magen voll. Raimund will am nächsten Tag schon
weiter Richtung Brunai.
Hier in Penang fallen mir die
vielen Bettler auf, die im seltsamen Widerspruch zu dem
sonstigen relativen Reichtum stehen. In Indien oder Thailand gab
es so etwas kaum. Ich habe gehört, daß man hier relativ günstig
Flugtickets kaufen kann und mache mich gleich am nächsten Tag in
dem schwülheißen Wetter auf die Suche. Eine kleine Schwierigkeit
ist, daß ich eigentlich garkeinen weiteren Plan sondern nur
Ideen habe. Ich will noch nach Singarpur und will Sumatra sehen.
Hongkong will ich auch hin, weil sich bei mir die fixe Idee fest
gesetzt hat, ab Peking mit der Transsibirischen Eisenbahn zurück
zu fahren. Am Ende vom Tag entscheide ich mich nach vielen
Recherchen, bei denen ich heraus finde daß Flüge von Penang oder
Singapur nach Hongkong unverhältnismäßig teuer sind, für die
low-budget Variante "Flug von Bangkok nach Hongkong" und die
Fahrt mit der Bahn zurück nach Bangkok. Der Flug für den
4.3.1989 kostet 235M$. Ich kaufe auch gleich ein Schiffsticket
von Medan nach Penang für 55M$ (open ticket). Es ist so
unangenehm heiß, daß ich mit anderen aus dem Dormitory erst spät
abends wieder raus gehe zum Essen. Neben vielen Besuchen des
kühlen McDonalds gehen wir auch chinesisch essen. Essen an den
Straßenständen kann ich hier für 4M$, aber das Angebot ist schon
deutlich kleiner als in Thailand. Vor dem Einkaufszentrum werde
ich Zeuge einer Live-Show, die mich beeindruckt. Es werden
lebenden Schlangen die Köpfe abgeschnitten, das Blut aufgefangen
und an manneskraft-süchtige Männer verkauft. 10M$ kostet so ein
Schnapsglas voll. Ich nehme lieber noch ein Eis und einen
Milchshake für 3M$.
Am Samstag den 7.1. bewege ich
mich weiter südwärts. Vom Busterminal geht es in drei Stunden
für 8M$ nach Ipoh, von wo ich nach einem mißglückten
Anhalter-Versuch doch den Bus nach Lumut nehme. Am späten
Nachmittag bin ich dann nach einer Fährfahrt auf der Insel
Pangkor angekommen. Die Preise der Unterkünfte schocken mich
auch hier, die ersten wollen zwischen 10 und 13M$ für ein Bett
in einer Hütte. Schließlich finde ich aber eine für 4,50M$. Mit
ein paar anderen im Camp, das außer uns total verweist ist,
vergammele ich zwei Tage an herrlichen Stränden hier, die wir
komplett für uns alleine haben. Einmal legt sogar ein großes
Fischerboot direkt vor unserer Nase auf den Strand an und
verkauft uns Fische. Einer meiner Mitbewohner ist Malaye und
macht mich auf das indische Thaipusam
Festival aufmerksam und neugierig, das am 22.1. in der
Gegend von Kuala Lumpur (kurz KL) stattfindet. Ich nehme es auf
meine Liste. Aber irgendwann reicht es, und ich fahre zurück
aufs Festland und nach Süden.
Bis zur Hauptstraße nehme ich
diesmal ein Taxi und dann den Bus nach Tapah, von wo ich in die
Cameron Highlands, das Zentrum des malayischen Teeanbaus, will.
Leider klappt das nicht ganz fehlerfrei, der Busfahrer sagt mir
nicht Bescheid und hält nicht an. Er läßt mich schließlich an
der Landstraße raus, wo ich nochmal mein Glück als Anhalter
versuche. Diesmal mit Erfolg, ich kann die 40km zurück als
Beifahrer zurück legen. So komme ich aber leider erst nach einer
weiteren Busfahrt hoch in die Berge in der beginnenden
Dunkelheit in Tanah Rata an. Zum Glück bekomme ich im Bala's
Holiday Chalet noch eines der letzten Dormitory Betten. Alle
anderen, die mit mir den Grenzübertritt bei Satun gemacht haben,
sind per Zufall auch hier wieder beisammen. Als wir beisammen
sitzen gießt es draußen. Hier ist es auch deutlich kühler als
bisher. Ich bin froh meinen Pullover noch dabei und nicht mit
nach geschickt zu haben.
Penang: Blick nach Georgetown |
Malaysia: Cameron Highlands |
Malaysia: Kuala Lumpur |
Morgens fühle ich mich zu
Hause, draußen pfeift der Wind und höre die Nässe. Es ist so
kühl, daß mich erst einmal nichts aus dem Bett treibt. Aber um
10:00 treibt mich der Hunger hoch. Aber der Regen am ersten Tag
macht keine Lust auf Unternehmungen. Erst am nächsten Tag werde
ich touristisch aktiv und schaue mich per Bus die Pallas Tea
Estate an, wo ich auch für 17M$ 1,25kg Tee kaufen am Stand an
der Straße. Die Landschaft ist beeindruckend, durch die
Teeplantagen wirken die Hügel wie eine grüne sich weich wiegende
Wasseroberfläche. Ich komme teilweise per Anhalter, teilweise zu
Fuß wieder zurück und habe dabei das Pech auch mal naß zu
werden. Am nächsten Tag regnet es wieder und es ist auch noch
windig - ich will weg. Für den nächsten Tag besorge ich mir
Bustickets nach KL, zwar kein Direktbus, aber angeblich soll er
genauso schnell sein. Wie zum Hohn klart es nach dem Ticketkauf
auf.
Die Fahrt nach Tapah ist
erwähnenswert insofern, daß wir durch Verspätungen und Pannen
2,5 Stunden brauchten, und ich meinen Anschlußbus verpaßte. Am
Spätnachmittag komme ich in KL an und nehme die erste Nacht mit
zwei Dänen ein Zimmer, so daß meine Kosten nur bei 8M$ liegen.
KL ist auf den ersten Blick (und es stellt sich auch bei den
weiteren so heraus) eine moderne Großstadt. Es gibt nur einen
kleinen, netten alten Teil, wo man teilweise günstiger
übernachten und essen kann. Hier in KL kann ich wieder mal Post
abholen. Es ist viel da, von Ingo, Arne, Ingrid und Mutti aber
auch von Freunden wie Werner und Heidi. Ingo war so nett und hat
mir das ersehnte BW Taschenmesser mit Süßigkeiten geschickt.
Mutti gibt mir die neuesten $ Kurse durch, die DM steht 1,77 zum
Dollar. Aber ansonsten habe ich nur das Gefühl "Raus hier" und
kann Leute nicht verstehen, die drüber diskutieren, ob Penang
oder KL schöner ist. Mit den Dänen esse ich Steamboat, das sind
verschiedene Fleisch-, Fisch- und Gemüsesorten in Brühe gegarrt
und daraus dann Suppe gemacht. Lecker. Mit den Dänen komme ich
überein, daß wir uns zum Thaipusam wieder hier treffen, um die
Kosten zu reduzieren. Für das Schiffsticket besorge ich mir auch
eine Reservierung für den 25.2., das sollte mir genug Zeit für
Singapur und Sumatra lassen. Nur mit dem Visum und der
indonesischen Botschaft habe ich kein Glück.
Für die verbleibenden Tage bis
zum Thaipusam entschließe ich mich noch mal an die Küste nach
Malakka zu fahren. Morgens frische ich aber noch meinen Vorrat
an Travellerchecks wieder auf. Meine von Deutschland mit
gebrachten sind fast alle. Wieder einmal ärgere ich mich über
die Bürokratie beim Kauf mit meiner Amex Karte im Amex Büro. Für
700US$ kaufe ich TCs. Beim Auschecken aus dem Hotel versuchen
wir der chinesischen Besitzerin verständlich zu machen, daß wir
in ein paar Tagen wieder kommen und eine Reservierung machen
wollen. Yesyes, aber sie schreibt nichts auf. Wir sind uns eher
sicher, daß das nichts wird. Mittags nehme ich den Bus nach
Mallakka und lasse mich dort vom Busbahnhof von einem Schlepper
per Taxi in mein Wunschhotel, dem Trilogy GH, fahren.
Schönes GH, weitläufig, sauber, Tee satt für 4M$ pro Nacht. Und
ganz überraschend stehe ich plötzlich Gudrun gegenüber, die ich
mitten im Himalaya schon getroffen hatte. Zufälle gibt es. Die
nächsten drei Tage relaxe ich hier. Malakka gefällt mir,
ruhiger, schöner und billiger als KL oder Penang. Nur das Wetter
ist auch nicht so toll, dafür ist es aber warm. Malaysia ist ein
ethnisch zusammen gewürfteltes Land mit Chinesen, Indern und
Malayen. Ich entdecke hier das indische Essen, das mir hier ganz
vorzüglich schmeckt.
Am 21. Januar fahre ich mit
den Dänen wieder nach KL und wider Erwarten bekommen wir das
Zimmer wieder für den gleichen Preis. Ich telefoniere mit Kuma,
dem Malayen von Penang, er will schon nachts auf das Festival
und ich beschließe, daß es das wohl wert sein muß, wenn er dort
hin fährt. Ich kaufe mir noch das Busticket für den Bus nach
Singapur und treffe mich abends mit Kuma und seinen Freunden.
Wir fahren für kleines Geld mit der Bahn zwei Stunden zum
Festival. Proppevoll. Um 2:00 nachts kommen wir an und tauchen
ein in die von Kerzen, Fackeln und Lampen beleuchtete Szenerie.
Mit rythmischen Gesängen werden die Teilnehmer der Prozession in
Trance gebracht (jedenfalls theoretisch, praktisch sieht das
manchmal nicht so weg getreten aus) und ihnen werden Lasten
aufgebürdet. Manche tragen nur etwas, manche haben Wagen an
Haken am Rücken, die sie ziehen oder Gestelle, die sich mit
Pfeilen auf ihren Schultern abstützen. Wahnsinn. Ich mittendrin
falle eigentlich garnicht auf. Es sind auch kaum Westler zu
sehen. Ich gehe den ganzen Zug entlang bis hoch zu den Batu
Caves, wo alles mit einer Segnung endet. Um 8:30 komme ich
dort an, aber mit dem ersten Tageslicht verfliegt auch der
Zauber des mythischen ein wenig. Kurz danach fahre ich zurück
ins Hotel und schlafe wie ein Toter bis 14:00. Die beiden Dänen
sind erst morgens hin gefahren und sind auch schon wieder
zurück. Ich bin froh, daß ich die Nacht dort war.
Malaysia: Batu Cave Thaipusam |
Malaysia: Batu Cave Thaipusam | Malaysia: Batu Cave Thaipusam |
Am nächsten Tag vertreibe ich
mir noch den Tag in KL mit einem Besuch des GPO und einer
Aussichtsplatform auf einem Hochhaus, bevor ich abends in den
Bus nach Singapur steige. Morgens steige ich wieder aus, etwas
zerschlagen nach einer weiteren schlechten Nacht im Bus. An der
Backpackers Accomodation (BA) muß ich noch etwas warten, bis
sich drinnen was tut, aber dann kann ich einchecken im dorm.
Stanley, der Besitzer, leiht mir 10$, damit ich erst mal zum GPO
fahren kann. Dort warten jede Menge Briefe an mich, die ich im
nächsten Fastfood Laden (kleine Straßenstände gibt es hier
nicht, wieder in der "Zivilsation") alle lese. Danach tausche
ich erst mal Geld (2S$ = 1US$=1,75DM). Ich will mich hier nach
Fotoapperaten für mich und Vati umschauen. Er will eine Dynax,
ich interessiere mich für eine OM4 als Ersatz für die bisher
super funktionierende OM10. Später werde ich merken, daß eine
OM4 kein wirklicher Fortschritt für mich ist. Ich checke alle
möglichen Läden in der Orchard Road und dem People's Park
Center. Parallel prüfe ich die Möglichkeit der Weiterfahrt nach
Sumatra. Es gibt Boote nach Batam, von dort weiter nach Tanjung
Pinang. Von dort soll es eine Möglichkeit geben in 40 Stunden
auf einem größeren Schiff nach Sumatra rein zu fahren. Hört sich
gut an. Problem ist nur, daß es nur jeden zweiten Tag geht und
keiner weiß, welches der zweite Tag ist. Ich kaufe einfach mal
ein Ticket für den 28.1., bis dahin habe ich alles erledigt.
Meist laufe ich oder fahre Bus, aber einige Male leiste ich mir
auch die MRT, ein beeindruckend sauberes U-Bahn System. Einmal
leiste ich mir sogar eine Coke im Raffles für 4S$, dafür gibt es
immerhin ein paar Erdnüsse und Vogelgezwitischer dazu. Singapur
ist teuer, es ist auch eine moderne Stadt. Per Brief und
Telefonaten versuche ich auch von hier aus ein jetzt doch
aufgetretenes Anmeldungsproblem für mein Auslandsjahr in
Hatfield zu lösen. Die Briefe von hier dauern nur vier Tage bis
zum Empfänger. Bevor ich mich auf mache Richtung Sumatra,
schicke ich noch ein 4kg Paket mit Souvenirs und nicht
gebrauchten Sachen zurück. Das kostet nur 19,10S$. Danach ist
mein Rucksack nur noch gähnende Leere. Füllen tue ich sie mit
einer Olympus AF10 mit Blitz, einem Aiwa Walkman und einem
originalen Zuiko 50mm 1.4 Objektiv für fast 730S$. Aber das
sollte dann auch an Elektronik reichen. Im Endeffekt habe ich
mich in Singapur nur ums Weiterkommen und Einkaufen gekümmert,
der Stadt habe ich nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt. Die
angepriesenen Highlights des Loose Reiseführers habe ich per
Zufall fast alle im Vorbeigehen gesehen. Insgesamt bleibt von
Singapur der Eindruck einer blitzsauberen, mordernen, relativ
gesichtslosen Großstadt über.
Am Samstag fahre ich früh
morgens mit einem Bus zum Finger Pier. Ich finde problemlos das
Boot nach Batam, die Immigration und Zoll ist streßlos. Für das
Boot nach Tanjung Pinang muß ich 20500Rps zahlen, ich muß mich
von den Dimensionen wieder umgewöhnen (1DM = 900Rps). Ich kann
schon das Vormittagsboot um 10:15 nehmen, wenn ich nur etwas
später angekommen wäre, hätte ich erst das um 15:00 nehmen
können. 2,5 Stunden später erfahre ich auf Tanjung Pinang am
Hafen, daß eigentlich ein Schiff fahren sollte, aber nicht genug
Passagiere da waren. So ist es gestrichen worden. Ich kaufe mir
erst einmal ein Ticket für das nächste Schiff, kostet mit
17800Rps sogar weniger als die letzte Fahrt und lasse mich von
dem Schlepper am Hafen zu einem Guest House führen, wo ich für
2500Rps unterkomme - das sind wieder Preise!! Im GH treffe ich
einen Frührentner, der mit dem Fahrrad die Welt bereist. Abends
gehen wir zusammen zum Nachtmarkt und lassen es uns für 3500Rps
gut gehen. Draußen fängt es dabei an zu schütten, bei 30°C ist
das allerdings keine Abkühlung sondern nur eine Erhöhung der
Luftfeuchtigkeit. Ansonsten sind hier nicht viele westliche
Gesichter zu sehen, außer uns vielleicht vier Leute.
Ziemlich zerstochen wache ich
morgens auf und kläre als erstes ab, ob das Schiff heute fährt -
es soll fahren. Hurra. Gefrühstückt, gepackt, noch Wasser
gekauft und mich an die Anlegestelle gesetzt. Als um 13:00 das
Schiff kam, war das Boarding eine größere Aktion. Erst einmal
alle drauf und Pritschenbett gesichert (großer Raum mit lauter
Doppelstockbetten, eigentlich eher Liegen, es waren Bretter),
alle mußten ihre Unmengen an Gepäck verstauen. Bei mir auf der
Pritsche wurden unauffällig noch zwei Kartons deponiert, danach
kamen Polizei, Zoll, Militär und wer weiß wer noch und
inspizierten alles. Die Positionierung der Kartons nahe meinem
Rucksack soll wohl den Eindruck erwecken, daß sie zu mir
gehören. Als wir jedenfalls nach dem An-Land-Scheuchen und
Wieder-Boarden mit Ticketkontrolle wieder auf das Schiff kommen,
verschwinden sie wieder. Von dem eintönigen Hämmern des alten
Diesels getrieben gleiten wir durch die Inselwelt. Zu Essen gibt
es aus der kleinen Bordküche. Viele Unterbrechungen gibt es
nicht, wir legen manchmal an und in der Zeit können wir uns
etwas die Beine vertreten. Einmal werden wir von einem Polizei
oder Militär Patrolienboot angehalten und nochmals durchsucht.
Diesmal werden 6 Passagiere mitgenommen. Außer mir Westler ist
nur der Frührentner an Bord. Die beiden Nächte sind auf der
harten Unterlage keine wirkliche Erholung. Am zweiten Abend
fahren wir in den Fluß nach Sumatra ein, vorher sehen wir
Ölplatformen und Öltanker. Das Wasser ist passend dazu wie mit
einer Ölschicht bedeckt total glatt.
Singapur: Guest House |
Tanjung Pinang: Schiff | Indonesien: Überfahrt |
Am zweiten Morgen gleiten wir
nach 40 Stunden gegen 8:00 durch den Morgennebel nach Pekanbaru
in den Hafen. Die Szene erinnert etwas an Apokalypse Now, es
fehlt nur noch die Musik von den Doors. Aber kein Gewehrfeuer
erwartet uns, sondern nur ein paar Oplets Fahrer, die mich zum
Überland Busstation bringen. Dort erwische ich den 9:00 Bus nach
Bukittinggi
(3600Rps) und steige 6 Stunden später nach einer unspektakulären
Äquator Überquerung wieder aus. Schnell finde ich ein Surwani
GH, wo ich mir erst einmal landesüblich duschen kann. Eine große
geflieste Badewanne dient als Wasserreservoir, aus der man sich
mit einer Schöpfkelle Wasser überschüttet und einseift, genauso
wieder spült ohne Schaum in das Reservoir kommen zu lassen.
Danach schlendere ich durch die Stadt. Bukittingi ist eine
Kleinstadt mit einem sehr angenehmen relaxen Flair. Der
Citymarkt gefällt mir sehr. Bei einem Imbiss werde ich gleich
angesprochen, ob ich nicht einen Trek machen will, aber erstens
sind die Typen zu nervig und zweitens bin ich noch nicht in der
Stimmung. Aber schon am Abend kommt ein zweites Angebot, das
sich gut anhört, vor allem weil eine Französin von dem gerade
vollendeten Trek auf Siberut begeistert erzählt. Für 10 Tage
werden 170.000Rps aufgerufen. Einen Trek habe ich zwar nicht
geplant, hört sich aber gut an. So setze ich meinen Namen auch
auf die Liste mit Interessierten. Ich bin der Dritte, es sollen
maximal sieben Leute werden. Um mich geldmäßig wieder flüssig zu
machen, tausche ich Geld, achte aber darauf nicht mehr als
100.000Rps zu tauschen. Dann spart man sich die 500Rps
Wechselgebühr. Abends besuche ich eine Minangkabau Show für
5000Rps, sie ist ganz nett. Ich ärgere mich nicht meinen neuen
Walkman mit der Aufnahmefunktion dabei zu haben. Ich habe mich
mit Nic, einem Belgier, zusammen getan, der in der gleichen
Unterkunft ist wie ich. Wir werden öfters angesprochen, die
Stadt ist nicht so touristisch, und wenn sich rausstellt, daß
Nic Belgier ist, versuchen ältere Leute gleich mit ihm
holländisch zu sprechen.
Am Tag ist es hier mit 25°C
angenehm warm, nachts ist es recht kühl. Eigentlich erwartet man
am Äquator wärmeres Wetter. So schlafe ich aber supergut. Zum
Frühstück kann ich mir für 2000Rps den Bauch mit Banana Pancake
und Spiegelei auf Toast mit Tomate voll schlagen. Ich mache eine
geführte Tagestour für 12000Rps zu den Sehenswürdigkeiten der
Umgebung mit. Mit einem Minbus werden wir zu einem Aussichtpunkt
und einer Kaffee-Wassermühle gefahren. Auch der Besuch eines
Minangkabau Dorfes mit tradionellen Gebäuden gehört dazu. Es
sieht alles relativ wohlhabend aus. Nach einem Stop am Lake
Singkarak ist der nächste Halt ein 400 Jahre altes, immer noch
bewohntes Haus. Hört sich komisch an, aber das Haus strahlt Ruhe
aus, als wir drinnen sitzen. In Kotobaru besuchen wir
Holzschnitzer Werkstätten, wo man sich auch Möbel wie Schränke
und Betten machen und sie nach Hause schicken zu lassen kann.
Abends essen wir am Clocktower in einem Straßenstand einen
leckeren Nasi Goreng mit Tee für 900Rps. Ich habe mit Nic jetzt
ausgemacht, die Wartezeit bis zum Trek doch nicht am Lake
Maninjau zu verbringen, sondern mit ihm hier noch was zu machen.
Erst einmal gehen wir am nächsten Tag durch den örtlichen
Canyon, nichts los und auch nicht besonders spektakulär bis auf
das Silberschmied Dorf Kota Gadang. Dort kaufe ich Geschenke für
die Verwandschaft, feine Silberarbeiten in Libellen und
Schmetterlingsform für 22.000Rps.
Am 4.2. setzen wir beide eine
Schnapsidee um, die durch Einträge ins Gästebuch des GH
entstanden ist. Dort berichtet jemand von einem Vulkan in der
Nähe, den er bestiegen hat. Das wollten wir auch. Um 4:30
aufgestanden und nach einem kurzen Frühstück von unserem Wirt
Herrn Chamizier auf seiner Honda ein Stück aus dem Ort gebracht
worden, wo er einen Bus für uns anhielt, der uns nach Kota Bara
zum Vulkan
Marapi brachte. Als uns der Bus absetzt, dämmert ganz
schwach. Wir finden schnell den beschriebenen Weg zwischen den
Feldern hinauf auf den Berg. Die ersten 45 Minuten gehen bis zu
fünf Hütten im Wald. Die nächsten 2,5 Stunden gehen wir durch
den Wald steil bergauf. Auf dem Weg rauf, hören wir den Vulkan
oben auch mal rumpeln und fragen uns, ob das wirklich so eine
gute Idee war. Aber nach vier Stunden stehen wir oben auf dem
Kraterplateau. Leider hing es teilweise in Wolken, teilweise
sind es vielleicht auch Schwefelwolken, die uns umwabern. Wir
gehen umher und können sogar in den Krater hinein schauen.
Überall Schwefel, aber auch manchmal Müll und eine alte
Schaufel. Der Boden ist warm, so daß uns trotz der Höhe nicht
kalt wird. Gegen 12:00 entschließen wir uns wieder ab zu
steigen. Zum Glück hatte ich mir gemerkt, daß neben dem Weg
hinauf/hinunter ein alter weißer Sack liegt. Der Wald sieht vom
Plateau nämlich überall gleich aus und ohne diesen
Orientierungspunkt hätten wir nie den Weg gefunden. Hinunter
ging es deutlich schneller, in nur 2,5 Stunden waren wir wieder
an der Straße und lassen uns mit einem Taxi für 200Rps zum
Coffee GH bringen. Was für ein Abenteuer. Und es ist gut
gegangen.
Bukittinggi: Markt |
Bukittinggi: Vulkan | Bukittinggi: Überlandbus |
Dank unseres rühriges
Herbergsvaters probieren wir alles mögliche an Obst - Rambuttan,
Durian, Salak, Duku, Mangosteen, Jackfruit, Sawo und auch die
für mich ungewöhnliche Avocado. Ich lasse mir noch ein kleines
Holzkästchen schreinern, weil ich mir in China noch einen
Siegelstempel machen lassen will. Auf das Kästchen lasse ich
noch einen Skorpion schnitzen. Auch als Souvenirs und
Mitbringsel lasse ich Stempel anfertigen. Die lokalen
Spezialisten schnitzen nach Vorgabe jeden beliebigen Stempel aus
einer Gummiplatte. Auch stocke ich meinen Filmvorrat auf, ich
habe schon über 26 Filme verbraucht, hier kaufe ich 5 neue
Diafilme meiner bevorzugten Sorte Fuji RD100 für 47500Rps. Am
letzten Abend treffen sich die sechs, die den Trek machen
wollen, zu einer letzten Besprechung mit unserem Führer Jimmy.
Am nächsten Tag, dem 6.2., erledige ich letzte Dinge wie
Flipflops und Liegematte kaufen. Dann fahren wir mit dem Bus
nach Padang. Dort essen wir noch was und gehen dann auf das
Schiff (10400Rps). Es gibt sogar Vierbett-Kabinen mit Matratzen.
Um 21:00 geht es los.
Morgens trotz der heftigen
Regenfälle, von denen ich auch schon in Bukkittingi und Padang
welche hatte, super geschlafen. Nach einem Frühstück fahren wir
mit einem kleinen Boot den Fluß hinauf. Leider erwischt uns auch
hier ein Regenschauer und wir kommen nachmittags durchnäßt in
unserem Ausgangspunkt, Madobat, mitten im Dschungel. Hier leben
die Inselbewohner, die von der Regierung in Dörfer gezwungen
wurden. Es gibt hier Konsumgüter, aber alle müssen Kleidung
tragen und in die Schule gehen. Ob sie dadurch glücklicher sind
als vorher sei dahin gestellt. Qualmen tun sie alle wie die
Schlote und Uhren sind gerade im Trend, jeder trägt mindestens
eine. Auch sind alle tätowiert, wir bekommen erzählt daß die
Kinder schon Tätowierungen von ihrem Vater bekommen. An der
Tätowierung kann man auch die Dorfzugehörigkeit erkennen. Im
Dorf ist auch noch eine andere Trekkinggruppe angekommen, die
angeblich am nächsten Tag in das gleiche Dorf wie wir wollen.
Ich bearbeite Jimmy, daß er sich für den nächsten Tag ein
anderes Ziel sucht.
Das klappt auch. Wir laufen
für uns alleine. Die Leute sind allerdings an Touristen gewöhnt.
Im ersten Dorf (Ugia) sind gleich mal anderthalb Pakete Tabak
fällig, als wir Fotos machen wollen. Als wir hier ankamen sahen
wir schon aus wie die Schweine. Neben Bachdurchquerungen gab es
auch einige Schlammetappen. Mir tun wenigstens meine
Billigturnschuhe nicht leid. Aber nach dem nächsten Bachlauf
sind sie wieder sauber. Wir übernachten in einem Haus, das zur
Butni Village gehört, wollen hier zwei Tage bleiben. Wir sind
mitten im Dschungel in einem Stelzenhaus an einem Fluß, wo alle
Waschaktivitäten stattfinden. Unsere Hütte ist seitlich des
Haupthauses, das nur aus zwei Räumen besteht, einem Lebens- und
Schlafraum und einer Küche/Eßraum. Unsere Hütte ist an einer
Seite komplett offen. Unsere Gastgeber sind echte "Ureinwohner",
die Mädchen haben alle geschliffene Vorderzähne, alle tragen nur
Lendenschurz und eventuell noch eine Art T-Shirt. Sie haben acht
Kinder und wollen hier abseits der Dörfer leben, weil sie hier
ruhiger leben können ohne die Regeln der Regierung. Als Schmuck
wird alles genutzt, was glitzert. Auch Kronkorken und
Flaschenöffner sind gut genug. Und auch hier qualmen alle den
mitgebrachten Tabak, der so eine Art Währung zu sein scheint.
Selbst der 7 jährige Sohn raucht. Meine Silberkette nehme ich
ab, weil mich jeder fragt, ob er sie haben kann. Abends essen
wir in der Küche und können über Frage/Anwort über Jimmy viel
ihnen hören. Draußen ist es wieder am Schütten.
Sumatra: Trek Siberut |
Sumatra: Trek Siberut | Sumatra: Trek Siberut |
Die Nacht ist gut, bis es
morgens anfängt kühl zu werden. Tom, der Norweger, hat gestern
leider Fieber und Schüttelfrost bekommen. Er nimmt nicht an
unserem Tagesausflug durch weitere Bäche und Schlammgräben teil
und erholt sich. Wir sehen viel Dschungel, sehen große
Tausendfüssler und Chamleons. Ich sehe auch speziell viele
Blutegel, die Jimmy mit Zigaretten abmacht. Soll ja gesund sein.
An einer Hütte sehen wir die Einwohner Pfeile mit Gift
präparieren, die sie zur Affenjagd nutzen. Wir entscheiden
abends uns gegen das Weitergehen in das nächste Dorf, was sechs
Stunden dauern soll, weil wir die ganze Strecke auch wieder
zurück müßten und bleiben eine dritte Nacht hier. Am nächsten
Tag machen wir eine "Wanderung" zu einem Wasserfall, wo wir alle
ins Wasser steigen. Danach geht es bergaus/bergab wieder zurück
zur Hütte. Leider erwischt uns nachmittags noch der übliche
Nachmittagsschutt, so daß wir das Bad danach eigentlich nicht
brauchen.
Am nächsten Tag gehen wir
zurück nach Matobat und wundern uns dort darüber, daß die
Menschen diese Eingesperrtheit in diesen Dörfern ertragen. Es
wirkt so elend. Die anderen gehen noch zu einem Wasserfall, ich
bin angesichts weiterer Schlammbäder und der herannahenden
Regenfront wieder umgekehrt. Die anderen kamen total verdreckt
zurück und waren nicht begeistert. Das Dorf ist inzwischen
wirklich voll geworden, zwei andere Gruppen sind ebenfalls hier.
Abends philosophieren wir eine wenig über die Qualitäten unseres
Führers und des Treks. Die Meinung ist ziemlich negativ, viel
Trek war es nicht (verkauft wurde es ja als 10-Tagestrek) und
Jimmy ist eher Clown als Führer, der auch organisatorisch
einiges zu wünschen läßt. Wir finden die Leute hier auch schon
ziemlich verdorben, was Ansprüche angeht. Es gab keinen, der
nicht etwas wollte für ein Foto, teilweise sogar 1,5 Päckchen
Tabak = komplett indiskutabel.
Morgens fahren wir in 3,5
Stunden wieder den Fluß hinunter nach Muara Siberut, wo wir den
restlichen Tag im Coffee House verbringen. Am Nachmittag nervt
es aber, und ich laufe etwas durch den Ort und treffe Nic, der
sich schon vorher abgesetzt hatte. Er hat einen anderen Führer
getroffen, den wir in Bukkittingi getroffen hatten (leider zu
spät, sonst hätten wir bei ihm gebucht). Er lädt uns zum Essen
ein, und wir essen für 750Rps total lecker. Die Erzählungen der
Gruppe von Bulölö, dem anderen Führer, hören sich deutlich
besser an als unsere Erlebnisse. Er sagt auch, dort wo wir
waren, wäre die touristischste Gegend von Sumatra. Pech gehabt.
Auch am nächsten Tag müssen wir Jimmy nach dem Regen fast schon
zwingen uns ein Boot zu besorgen, um an einen Strand zu fahren.
Auch hier nervt es, daß eine andere Gruppe genau an den gleichen
Strand fährt. Ich entdecke am Strand Unmengen von
Einsiedlerkrebsen und Muscheln. Am Nachmittag sind wir nach
einer nassen Rückfahrt wieder zurück in Muara Siberut.
Kurz vor 12 am nächsten Tag
fahren wir mit der Fähre wieder ab. Obwohl der Trek nicht das
Optimum war, was wir im Vergleich zu den Erzählungen der anderen
Gruppe mit bekommen haben, war er doch ein Erlebnis. Unser
Führer taugte nichts, ich habe vier Filme fotografiert und mein
neu erworbenes 50mm Objektiv hat mir dabei bei den schwierigen
Lichtverhältnissen sehr geholfen. Das Schiff macht noch einen
Stop in Muara Sikabahlham, wo wir noch eine sinnlose Diskussion
mit Jimmy haben, ob der Transfer in den Ort eingeschlossen ist.
Wir verbringen dort den Rest des Tages und fahren gegen neun Uhr
weiter. Morgens um 6:30 sind wir wieder in Siberut. Mein Magen
hat sich seit gestern wieder beruhigt, und ich trenne mich am
Bahnhof von den anderen und prüfe noch die Möglichkeiten der
Weiterfahrt mit einem Schiff nach Nias. Ich komme aber zuletzt
zum Schluß, daß die Variante nur stressig werden würde obwohl
das Schiff in zwei Tagen fahren würde und fahre zurück nach
Bukittinggi in das Surwani GH. Auf dem Rückweg hole ich noch
meine Einkäufe ab, ein Holzkästchen für einen eventuellen
chinesischen Stempel und die Gummistempel.
Am übernächsten Tag fahre ich
alleine für 600Rs mit frisch gewaschener Wäsche an den Lake
Maninjau. Meine Turnschuhe habe ich schon in Padang entsorgt,
sie waren am Ende. Nic, mit dem ich jetzt 10 Tage unterwegs war,
will in eine andere Richtung weiter. Die Fahrt hoch zum Lake
Maninjau ist spektakulär, erst hinauf in die Berge, dann die 40
Kehren hinunter zum See. Im Amai GH bekomme ich für 2000Rs ein
Zimmer für mich ganz alleine, sogar abschließbar, das hatte ich
noch nie. Hier sind insgesamt kaum Touristen, fast nur Deutsche.
Nachmittags scheint es fast immer zu regnen, dafür ist es aber
hier deutlich wärmer als in Bukkittingi. Und noch etwas ist
anders, die Spannung ist hier mit 220V höher als die 110V in
Bukkittingi. An sich nicht schlimm, nur schlimm für meine beiden
Ladegeräte, die auf 110V eingestellt sind und durchbrennen.
Immerhin kann ich mit meinem Wirt einen Walkman aus Bangkok
verrechnen für 4000Rs, den ich nicht mehr brauche. Ersatz für
meine Ladegeräte bekomme ich erst wieder in Penang oder Bangkok.
In den zwei Tagen , die ich in Maninjau verbrachte, habe ich
auch einen Ausflug auf den Lawang Top gemacht. Von dort habe ich
eine recht gute Übersicht über den See, der allerdings auch noch
200Rs Eintritt auf die letzten Meter kostet. Ansonsten spanne
ich aus, hänge rum und quatsche mit den anderen Deutschen. Einer
nervt, er schimpft über alles in Deutschland, ist sich aber
nicht zu fein das Geld von dort zu nehmen und auch noch andere
anzuschnorren. Leider eine immer wieder kehrende Erscheinung bei
Langzeitreisenden.
Sumatra: Busbahnhof |
Sumatra: Lake Toba |
Sumatra: Hochzeit | Sumatra: Fähre nach Georgetown |
Am 19.2. fahre ich zurück nach
Bukkittingi, kaufe gleich am Busbahnhof noch ein Ticket nach
Parapat (Lake Toba) für 12000Rs und fahre mit dem Bemo in den
Ort, um mir noch ein wenig die Zeit zu vertreiben bis zur
Abfahrt um 13:00. Um 11:00 früh kommt der total mit Kakerlaken
verseuchte Bus schließlich mit vier Stunden Verspätung an,
verschuldet durch einen LKW im Graben und eine
Auseinandersetzung des Busfahrers mit einem anderen. Viel
geschlafen habe ich nicht und fahre dann mit einem Boot für
500Rs total gerädert rüber nach Samosir. Ich finde relativ
schnell im Gordon's GH ein Zimmer und frühstücke erst einmal.
Mein Plan am nebenan liegenden "Strand" mich auszuruhen
scheitert schnell, es ist in der Sonne einfach zu heiß. Auf dem
Zimmer dämmere ich schnell weg und wache erst vier Stunden
später wieder auf. Abends noch etwas die Aussicht auf die
gegenüberliegende Seeseite in der Abendsonne genossen bei milden
26°C, dabei fades Nasi Goreng gegessen während um mich herum
Magic Mushroom Pizzas geordert wurden. Ich hänge hier ein paar
Tage herum, gehe baden in dem See, schaue mir Amberita an
(allerschlimmstes Touristennest) und gehe das Ufer weiter ab.
Ich bin froh, als ich am Donnerstag weiter fahre, um meine Fähre
nach Penang zu bekommen. Hier hängen mir zu viele Kiffer herum.
Und Gordon's kann ich auch nicht empfehlen. Unfreundlich und
teuer.
Den 10:00 Bus von Parapat
verpasse ich leider um eine halbe Stunde. Dafür treffe ich
Christine wieder. Sie ist auf dem Weg nach Bukkittingi, nachdem
sie zwei Monate in Thailand war. Um 12:00 fährt der Bus, um
17:00 bin ich in Brastagi. Ich mußte zweimal umsteigen und auf
der Fahrt hatten wir ziemlich viel Regen, der mich um den
Rucksack auf dem Dach fürchten läßt. Aber zum Glück haben sie
das Gepäck mit einer Plane abgedeckt. Der letzte Bus setzt mich
netterweise vor dem Wisma Sibayak ab. Dort bekomme ich einen
Platz im Dormitory für 1000Rs. Im Nachhinein war das Kaufen des
Tickets für die ganze Strecke nicht so klug, ich mußte immer
sicherstellen, daß der "alte" Busfahrer den vom nächsten Bus
weiter bezahlte. Brastagie gibt nicht viel her. Hier gibt es
viele Betel-kauenden Frauen, Männer erstaunlichweise nicht so
oft. Ich esse gerne das Nasi Padang, Reis mit vielen Schalen
"was-man-sich-wünscht" für nur 1900Rs, dazu gesüßten Tee gegen
die Schärfe. Die Leute sind hier deutlich netter als die am Lake
Toba. Meine Herbergseltern organisieren für den nächsten Tag
einen Besuch einer Karo Batak Hochzeit. Sie stellt sich als
echte Hochzeit heraus, nicht nur Touristenspektakel. Wir 10
Touristen sitzen alle an einem Tisch und schauen dem ganzen zu.
Alle sind herrlich gekleidet, Braut und Bräutigam sitzen fast
regungslos die ganze Zeit auf ihrem Thron und nehmen die
Geschenke entgegen. Erst als das vorbei ist, gibt es etwas zu
essen. Wir sind schon halb tot. Danach fahre ich mit Bemo nach
Lingga, ein angeblich sehenswertes altes Batak Dorf. Es ist
wirklich alt, ganz normal bewohnt, nur die Bewohner sind so
aufdringlich, daß ich nach einer halben Stunde wieder fahre. Ein
Kratzer aus Amberita hat sich am Schienenbein böse entzündet und
hat sich zu einer Eiterbeule entwickelt. Ich steche sie
schließlich mit meiner Nagelschere, um den Schmerz zu
reduzieren.
Nach zwei Tagen fahre ich nach
Medan. Am Busbahnhof rufen sie 2000Rs mit Moped in die Stadt
auf, ich laufe einfach mal los und kurz später finde ich einen,
der mich für reale 750Rs zum GPO bringt. Hier finde ich einen
Brief von Mutti vor, die schreibt daß mein Studienjahr in
England klar geht. Es ließ sich jetzt doch alles ohne meine
Anwesenheit regeln. Mit dem Bus fahre ich weiter nach Belawan.
45 Minuten habe ich mich hier in Medan aufgehalten und kann die
Erzählungen bestätigen - es ist schmutzig und laut. Am Hafen
sitze ich noch noch bis 16:15, mampfe Kekse und trinke eine
teure Cola. Es gehen gerade mal 8 Leute an Bord, wir verteilen
uns in den großen Sitzhallen des großen Schiffes, in dessen
Bauch LKWs mit Gemüse mitfahren. Vielleicht wissen nicht viele,
daß es ausnahmsweise auch Samstags fährt. Ich versuche erst in
den Sitzen zu schlafen, was an der Hitze scheitert. Ein Gewitter
treibt mich mitten in der Nacht vom nächsten Schlafplatz an Deck
wieder rein. Etwas Ruhe finde ich unter dem Fernseher.
In Padang kommen wir morgens
gegen 9:00 an, ich muß die Uhr wieder eine Stunde vorstellen.
Ich checke wieder im Wan Hai Hotel ein und dusche erst mal. Das
ist wie Ankunft in der Zivilisation. Leider stelle ich schnell
fest, daß der Zug nach Bangkok am nächsten Tag ausgebucht ist.
Aber darum kümmere ich mich später, erst einmal gehe ich mit
meiner eiternden Wunde in das Hospital. Dort wird die Wunde
gereinigt, und ich bekomme verschieden-farbige Pillen, die ich
in bestimmten Abständen nehmen soll. Die Behandlung und die
Tabletten sind umsonst, ein Hoch auf das Gesundheitssystem.
Heute am Sonntag ist Penang wie ausgestorben. Ich versuche noch
Ladegeräte zu bekommen und gehe nachmittags noch einmal in der
travel agency vorbei und habe tatsächlich Glück. Ich bekomme
noch ein zurück gegebenes 2. class softsleeper Ticket nach
Bangkok für 52,40M$. Da kann ich meine zurück getauschen Rs gut
anlegen, ich habe auf Sumatra nicht so viel ausgegeben wie
erwartet. Meine restlichen M$ tausche ich beim Money Changer in
Bhat um.
Am Montag fahre ich mittags
mit dem Zug nach Norden. Am Nachmittag geht es über die Grenze,
die Immigration ist aber kein Problem. Nur mein Gegenüber muß
den Zug verlassen, ihm fehlt anscheinend ein Visum. Meinem Magen
geht es heute nur nicht so gut, ich habe das Gefühl mich
übergeben zu müssen. Dazu kommt es zum Glück nicht. Vielleicht
hilft auch meine Nulldiät. Ich verbringe eine wunderbare Nacht
im unteren Bett, zum dem die beiden Sitze umfunktioniert werden
und daß durch den Abgang frei geworden ist. Ich muß nur eine
kleine Nachlösegebühr von 50Bt zahlen. Morgens um 9:05 rollt der
Zug mit mir total enspannt in den Bahnhof von Bangkok ein, wie
fertig wäre ich nach der Strecke im Bus. Die Zimmersuche ist
nicht so leicht, im Chusri GH hat auf Anhieb nichts frei. Ich
könne auf dem Dach schlafen. Ich lasse erst einmal meine Sachen
da und fahre zum GPO. Auch habe ich die fixe Idee mir einen
Anzug schneidern zu müssen und finde einen Schneider, der mir
für 2200Bt einen Anzug und drei Hemden schneidern will. Der Kurs
steht zur Zeit bei 1DM für 14Bt, das ist ein gutes Angebot. Ich
nehme gleich noch zwei Bundfaltenhosen dazu für umgerechnet
50DM. Dabei half mir die Amex Karte, den Preis zu drücken. Das
brachte zusätzliche 5% Discount. Das Aussehen und Schnitt suchte
ich mir in dem Bader Katalog aus.
Die Übernachtung auf dem Dach
ist sehr angenehm. Ich finde per Zufall in Chinatown einen
Elektronik Händler, der mir ohne Zögern das Ladegerät für den
Walkman für 50Bt neu wickelt. Auch meine Post mache ich, schicke
Briefe an die Verwandschaft und die restlichen entwickelten
Filme. Ich bin inzwischen schon bei Film Nr. 32. Für 30Bt gehe
ich mal wieder zum Friseur, tausche meine Bücher im Book
Exchange und schrubbe meine Birkenstöcker, um sie über Nacht
trocknen zu lassen. In Anbetracht, daß ich im Prinzip jetzt auf
dem Rückweg bin, kaufe ich noch mehr Hosen und T-Shirts als
Souvenirs. Am 4.3. bin ich schließlich froh, daß es weiter geht.
Ich fühle mich nur noch als Konsument und will wieder etwas
neues sehen. Ich fahre mit dem Bus zum Flughafen, bin vor lauter
Aufregung natürlich zu früh da. Die Klimaanlage läßt mich in der
kurzen Hose frösteln, ich weiß garnicht mehr wie kalt das sein
kann. Nach Begleichen der 150Bt Airport Tax kann ich meinen
knapp 18kg schweren Rucksack aufgeben. Ich lasse es mir auf dem
Flug gut gehen mit Alkohol und Essen. Nach drei Stunden Flug und
einer Stunde Zeitverschiebung betrete ich gegen halb sieben
chinesischen Boden. Die Kälte läßt mich frösteln, es sind gerade
mal 16°, ich bin definitiv zu dünn angezogen. Nach einer sehr
schnellen Gepäckrückgabe tausche ich erst einmal Geld (1US$ =
8HK$), kann dann mit einem der kostenlosen Telefone bei dem
Youth Hostel anrufen um zu prüfen, ob sie noch ein Bett frei
haben und nach einer positiven Rückmeldung mich auf den Weg
machen. Für 8HK$ nehme ich die Star Ferry rüber nach Central und
dort ein Taxi bis zur JH oben auf dem Berg. Dort merke ich erst
einmal, daß mein JH Ausweis nur bis letztes Jahr galt und muß
nachzahlen. 18HK$ für Membership, dann noch einmal 15HK$ pro
Bett/Nacht. So ist mein Bargeld fast schon wieder alle. Diesen
Abend ist Diät, ich kann nur von der Terrasse aus die großartige
Aussicht auf Kowloon und das Festland genießen. Zwei Decken
helfen mir die Nacht über nicht zu frieren.
Hongkong: Blick auf Kowloon |
Hongkong: New Terretories |
China: Bahnhof Guangzhou |
Am nächsten Morgen tausche ich
zu einem schlechten Kurs beim JH Manager und fahre dann nach
Kowloon rüber, um mir wieder Geld zu besorgen (die JH schließt
sowieso zwischen 10:00 und 16:00). Amex ist zu und auch wieder
einmal überhaupt keine Hilfe. Ich schlage mir die Zeit tot, weil
heute am Sonntag nichts außer ein paar Händlern offen hat, und
ich durch meine eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten auch
meine Weiterfahrt nicht organisieren kann. Hongkong kommt mir
kalt, leer und zugig vor. Es gibt gefühlt fast nur Hochhäuser.
Nachmittags fahre ich mit dem Bus zurück zur JH, die letzten
Kilometer geht es über eine Treppe steil bergauf. Abends gibt es
noch ein Sparessen - Instantsuppe für den eiligen Reisenden vom
Automaten.
Nach einer sehr guten Nacht
und einer heißen Dusche (seit langem mal wieder) fahre ich
voller Tatendrang wieder in die Stadt. Bei Amex bekomme ich
immerhin für 400DM Travellerchecks und 1682HK$ cash. Damit muß
ich jetzt wirklich auskommen. Mein nächster Weg ist natürlich
zum GPO, wo ich Briefe von zu Hause finde. Bei CTS in Kowloon
werde ich danach vorstellig und bestelle mein Bahnticket und das
Visum für China. Ich will mit der Bahn nach Peking fahren,
Hardsleeper ist diesmal angesagt für 415HK$. Das Visum kostet
noch einmal 100HK$, alles bitte im Voraus zu bezahlen. Später
bekomme ich mit, daß CTS nicht wie angenommen die Vertretung
Chinas hier ist, ich hätte das Visum auch für den halben Preis
an der Botschaft beantragen können. Damit war die Hauptarbeit
getan, danach schlendere ich herum, aber leider ist es bedeckt
und somit kein Fotografierwetter. Ich frage nach meiner
Traumkamera, einer Olympus OM4ti, aber das lohnt sich nicht.
Auch das angebliche günstige Cassetten-Aufnehmen stellt sich mit
9DM als teuer heraus. Für meinen Aufenthalt in England kaufe ich
ein paar Aktivboxen für meinen Walkman. Um mich in der JH selber
versorgen zu können, kaufe ich meine Lebensmittel unten und
koche mir abends etwas.
Das Klima ist gut zum
Schlafen, es ist mit 15°C aber auch so frisch, daß ich selbst im
Aufenthaltsraum fast friere. Ich kaufe in Kowloon einen
Polfilter für 85HK$ und neue Diafilme Fuji RD100 (10 Stück für
295HK$). Ich habe das Gefühl, den Preis habe ich bekommen, weil
ich der erste Kunde bin und Chinesen abergläubig sind. Für
1,80HK$ kann ich meine Luftpostbriefe verschicken, packe
teilweise mehr drauf, weil die Marken so schön bunt sind. Ich
schaue mir auch den comix-artigen Tiger Balm Garden an. Leider
ist auch heute der Himmel bedeckt, so daß die Farben garnicht so
rüber kommen. Ebenso verhält es sich mit dem Blick vom Peak auf
Central Hongkong, ein schöner Blick aber diesig. Meinem Bein
geht es inzwischen besser, die entzündeten Stellen verheilen.
Auch das Kleidungsprobem - ich habe kaum was passendes für diese
und die zu erwartenden Temperaturen in Peking - erledigt sich
von selbst. Von einem Paar, das gerade aus China kommt, bekomme
ich eine alte Dauenjacke geschenkt.
Touristisch unternehme ich
auch etwas noch etwas. Ich fahre mit Metro und Bus in die New
Terretories. Beeindruckend sind eher die hasenstallartigen
Wohnhäuser, an denen ich vorbei fahre. Und wo nichts steht, wird
gebaut. Beeindruckend ist auch das Bussystem, auf keinen Bus
warte ich länger als 20 Minuten und der teuerste kostet mich
gerade einmal 4,50HK$. Einen weiteren Tagesausflug mache ich
nach Lantan und besichtige das Po Lin Kloster. Auch hier ist
alles bunt wie in Disneyland. Da Hongkong für meine Verhältnisse
relativ teuer ist und ein Essensversuch eher enttäuschend war,
koche ich jetzt immer selber etwas. Wenn ich im Supermarkt
Fleisch am Verfallsdatum bekomme, gibt es Spaghetti Bolognese.
Hongkong ist aus meiner Sicht nur als Durchgangsstation für
Traveller zu gebrauchen. Es ist teuer, ich falle mit meiner
legeren Kleidung total auf. Einheimische Jugendliche haben fast
alle Schuluniformen an und wenn nicht, dann einen anderen Anzug.
Reichtum wird hier offen zur Schau gestellt, ich habe nirgendwo
bisher so viele Rolls Royce gesehen.
Nach einer knappen Woche
Hongkong stehe ich am 10.3. morgens auf und gehe nach einem
schnellen Frühstück mit meinem Riesenrucksack zum Bus, nehme das
Luftkissenboot nach Kowloon für 3HK$ und zum Bahnhof. Für
17,50HK$ nehme ich den Zug bis Lok Ma zur Grenze. Grenzübertritt
ist sehr stresslos und um 10:30 stehe ich schon auf chinesischen
Boden in Shenzhen. Meine restlichen 200HK$ tausche ich gegen
94Yuan, die einheimische chinesische Währung. Meine 300DM
Travellerchecks kann ich nur gegen offizielle Touristenwährung
FEC (Foreign Exchange Currency) tauschen zu einem Kurs von 1:2,
bekomme knapp 600FEC in die Hand. Am Bahnhof werde ich ständig
angesprochen, ob ich meine FEC nicht in RMB-Yuan tauschen will
zu 1:1,5. Hier ist es wie mit der ostdeutschen Mark, die
ausländische Währung wird bevorzugt. Mit der können die Chinesen
in ihren Ausländergeschäften einkaufen. Für mein Zugticket nach
Guangzhou muß ich 22,50RMB bezahlen. Die Orientierung ist nicht
leicht, nur wenige Schilder sind mit lateinischen Buchstaben,
aber dennoch schaffe ich es den 12 Uhr Zug zu finden. Zwei
Stunden später stehe ich am Bahnhof von Guangzhou und bin
erdrückt von der Masse der Leute, die sich im und um den Bahnhof
herum bewegen. Ich setze mich auf den Vorplatz, beobachte,
fotografiere und schreibe Tagebuch. Viele Chinesen schauen mir
über die Schulter, um die Geheimnisse meiner Schreiberei zu
ergründen. Ansonsten sehe ich keine Westler.
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Skyline von Hongkong |
Peking: Die Verbotene Stadt |
Peking: Die Verbotene Stadt |
Um 19:00 fährt der Zug auf die
Minute pünktlich ab. Ich habe mir vorher noch ein Bier in den
übliche großen 0,6l Flaschen für eine ruhige Nacht gegönnt. Von
dem durchziehenden Essenswagen kaufe ich für 4RMB eine weitere
Styroporschale mit Essen. Es gibt Reis, Gemüse und ein
Hähnchenknochen mit Fleischresten. Bisher habe ich alles in RMB
statt mit den Touri-FEC zahlen können. Die mir gegenüber
sitzende chinesische Familie kann es nicht mit ansehen, als ich
nach einem mißglückten Versuch mit den fingerlangen Stäbchen zu
essen mit den Fingern weiter esse und geben mir einen
Plastiklöffel. Die leeren Packungen werden einfach von allen aus
den Fenstern geworfen. In dem Sechserabteil habe ich ein oberes
Bett, auf dem sogar zwei Decken bereit liegen. Ich verbringe
eine sehr gute Nacht, irgendwann geht sogar die Musik und das
Licht aus. Zum Frühstück habe ich mein mitgebrachtes Brot mit
Marmelade. Für meinen Tee gibt es rund um die Uhr heißes Wasser
am Ende des Wagons. Die Fahrt ist eintönig, die Gegend triste
und wirkt durch die Reste des Winters noch trauriger als sie
vielleicht ist. 14:04 - nur noch 1240km nach Peking. Was für
Aussichten.
17 Stunden später steige ich
tatsächlich aus dem Zug. Auf dem Bahnhof wieder das
Riesengewusel. Ich kann auf dem Vorplatz einen Platz im Minibus
ergattern, der sich als eine Art Taxi zeigt. Ich lasse mich zum
Quiao Yuan Hotel, das ich als billigstes Haus am Platz empfohlen
bekommen habe. Erst gibt es kein Dormitory Platz, aber ein
glücklicher Zufall läßt zwei andere Hamburger herein schneien,
die ebenfalls Betten suchen, und so können wir ein
Dreibettzimmer zusammen nehmen (10,70FEC pro Bett, hier geht nur
Touristengeld, staatliches Hotel). Frank und Nils sind direkt
per Interflug aus Hamburg her geflogen. Sie erzählen mir, sie
wären schon auf Transsib-Tickets angesprochen worden. Angeblich
sitzt im im Cafe des Freundschaftsladens jeden Tag jemand. Ich
fahre nach einem kurzen, sehr unfreundlichen Frühstück in die
Stadt. Die Wege sind ewig. Aber als ich am Freundschaftsladen
ist niemand zu sehen, und ich werde auch in meiner Wartezeit
nicht angesprochen. So schaue ich noch mal bei dem offiziellen
chinesischen Reisebüro CTS vorbei, bekomme aber nur die Info,
daß die Transsib bis Ende April ausgebucht ist. Ich denke über
einen Rückflug nach, verbringe den Abend mit den Hamburgern.
Den nächsten Tag gehe ich erst
einmal zum GPO, finde aber nur einen Brief in einem Kasten, der
mir als Poste Restante gezeigt wurde. Danach gehe ich wieder zum
Freundschaftsladen. Beim Warten komme ich mit einer jungen
Deutschen ins Gespräch, die mir erzählt, sie wäre gerade im
Garten der russischen Botschaft auf Tickets angesprochen worden.
So schnell ich kann, fahre ich mit Bus zur russischen Botschaft,
schlendere möglichst unbeteiligt zur russischen Botschaft und
werde prompt von einem Typen auf einer Bank angesprochen. Von
der Deutschen wußte ich ihren Preis (160US$) und habe
tatsächlich die Nerven ihn noch von 170 auf 150$ runter zu
handeln. Der Zug soll am 25.3. fahren, es ist der russische, der
einen Tag länger braucht. Die Reservierung, die das Wichtigste
am ganzen Ticket ist, ist dabei. Da ich weiß, daß das Besorgen
der Visa auch einige Zeit dauert und der Termin schon in 10
Tagen ist, ist auch klar, daß er etwas unter Druck ist. Der Rest
des Geschäfts wurde im Vorgarten der Botschaft klar gemacht, ich
kann mit TC und FEC zahlen, im Endeffekt sind es 285DM für eine
Bahnfahrt bis Ost-Berlin. Wir vereinbaren ein Treffen am
nächsten Tag, damit er mir noch weitere Tips geben kann. Die
Aussichten sind wieder goldig. Es geht nach Hause, und ich habe
noch ausreichend Zeit für Peking.
Ab dem nächsten Tag nehme ich
mir Zeit für Peking. Am Freundschaftsladen wartet mittags John
schon mit einer Menge Infos auf mich. Hinter dem
Freundschaftsladen liegt direkt das Botschaftsviertel und ich
fange mit dem polnischen Visum an. Überraschenderweise bekomme
ich nach Übergabe von Paß, Paßbildern und 20FEC nach einem
kurzen Moment direkt mein Visum für 2 Tage Polen rüber
geschoben. Für John nehme ich ein paar Formulare mit, 10RMB ist
ihm das wert. Er ist wohl hier schon bekannt. Als erstes schaue
ich mir den Himmelstempel an (2RMB, Einheimische 0,5RMB), der
auch durch den strahlend blauen Himmel in seiner allein
darstehenden Art beeindruckt. Ich bewege mich mit Hilfe von dem
Stadtplan und Bussen herum. Busfahren ist billig, 0,1RMB pro
Fahrt, das sind kaum 3 Pfennig pro Fahrt. Busfahren artet aber
teilweise in Nahkampf aus. Erst aussteigen, dann einsteigen oder
womöglich sogar nacheinander den Bus erklimmen ist hier gänzlich
unbekannt. Alle versuchen zu gleichen Zeit rein und raus zu
kommen. Dadurch kommt es auch des öfteren zu
Handgreiflichkeiten. Der Fahrpreis wird quer durch den Bus zu
der sitzenden Schaffnerin hin und zurück gereicht. So ist es
gut, daß die Endhaltestelle nahe meines Hotels ist, so daß ich
erst einmal immer einen Platz bekomme. Zum Aufwärmen fahre ich
in das Peking Hotel am Quiananmen Platz, durch den Wind ist auch
die wärmende Sonne nicht durchdringend genug. Ein Stück
Apfelkuchen mit Kaffee kostet 9FEC. Ist aber auch eines der
besten Häuser am Platz. Nach einem Bummel durch die angeblich
beste Einkaufsstraße Peking, die Wangfujing, die aber nicht viel
her gab, bin ich wieder ins Hotel zurück. Abendessen gibt es im
hoteleigenen Restaurant. Die Mitarbeiter sind extrem
serviceorientiert, so wie man es von Staatsbediensteten
erwartet. Die Karte wird mir aus einem Meter auf den Tisch
gefeuert, und aus dem Tomatensalat wurde eine Tomatensuppe. Aber
es ist gut und günstig.
Frühstück kostet mich dort
2,90FEC. Bei der russischen Botschaft dauert es eine Stunde, bis
ich meinen Antrag abgeben darf. In zwei Tagen darf ich das Visum
abholen, Kostenpunkt 25FEC da ich noch mehr als fünf Tage bis
zur Abfahrt habe. Mittag esse ich wieder an den Straßenständen
am Quiananmen Platz. Danach trinke ich für das gleiche Geld im
Kentucky Fried Chicken am Platz einen Kaffee, es ist das einzige
Schnellrestaurant, das ich in Peking finde. Nicht daß ich es so
toll finde, es gibt aber sonst kaum Plätze, wo man sich einfach
in Ruhe hin setzen kann ins Warme. Bei der Post schaue ich noch
einmal nach Briefen, es ist tatsächlich einer da. Alles meine
Briefe sind zu Hause angekommen, der schnellste hat aus Bangkok
gerade mal zwei Tage bis nach Kellinghusen gebraucht. Auch
schicke ich für 1,60RMB einige ab. Abends esse ich für 8,10FEC
im Restaurant und klöne bei einem Bier noch mit einem anderen
Deutschen. Duschen fällt heute aus, es gibt auf dem Stockwerk
kein Licht und das Personal ist nicht willens oder in der Lage,
das Problem zu lösen.
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Große Mauer |
Große Mauer |
Peking: Himmelstempel |
Am nächsten Tag ziehen die
beiden Deutschen aus. An der Rezeption gibt es angeblich keine
Dormitory Betten mehr. So setze ich mich einfach an die
Rezeption, warte und habe Glück. Zwei Dänen fragen nach einem
Zimmer, und ich kann sie dazu bringen "bei mir" einzuziehen.
Heute wird hier tatsächlich mal gereinigt. Ich muß mir die Haut
eincremen, die Luft hier in Peking ist extrem trocken. Mit den
Dänen ziehe ich den Tag über durch Peking. Abends begleite ich
die beiden zu ihrem Transsib Ticket-Dealer. Sie zahlen für zwei
Tickets 150$, müssen aber alles in $ bezahlen. Den nächsten Tag
habe ich mir für den Kaiserpalast reserviert. Ich finde den
Ausländerschalter schnell, der Eintritt soll 23FEC (fast 12DM)
kosten. Meiner Meinung nach viel zu viel. Nach etwas Suchen
finde ich den Einheimischenschalter und die Kassiererin verkauft
mir ohne viel Aufhebens eine Karte für so wenig, daß ich es
nicht heraus bekomme. Ich bekomme eine Menge Kleingeld auf meine
2RMB raus. Ich komme auch ohne Probleme durch die
Eingangskontrollen. Das Wetter ist leider diesig, kein
Fotowetter. Die Paläste wirken in diesem Licht alle ziemlich
ähnlich, rein kann man leider nicht. Ich besichtige alles, bis
mich der Hunger raus auf den Quiananmen Platz treibt. Auf dem
Weg zum Hotel suche ich ein Restaurant zum Pekingente-Essen,
finde aber keines. Per Zufall treffe ich einen Holländer aus der
russischen Botschaft wieder, der eines kennt und wir verabreden
uns für den nächsten Tag. Abends hole ich meine Wäsche von der
kleinen Wäscherei nebenan ab und tausche im Hotel mal wieder
FEC. Duschen ist nur mit lauwarmen Wasser möglich.
Leider bessert sich das Wetter
nicht, es bleibt bedeckt was mit der hohen Luftverschmutzung den
ganzen Straßen eine noch höhere Tristesse verpaßt. Morgens kann
man trotzdem überall die Chinesen beobachten, die sich mit
Tai-Chi Übungen locker machen. Auch die Billardtisch Besitzer
bringen ihre Tische wieder auf die Plätze und warten auf
Kundschaft. Ich gehe in die Kleidergasse und tausche meine FEC
wieder in RMB um. Der Kurs ist 1:1,8 und der Deal wird in einer
der Holzbuden abgewickelt. Mit dem Bus fahre ich zum Museum für
Revolution oder so. Am Eingang werde ich von einem Chinesen
angequatscht, der mich erst herum führt und dann bittet, ihn mit
reinnehmen. Ich zweifele wie, aber er geht mit mir zum Eingang,
quatscht das Personal voll und schiebt mich rein. Ist nichts
besonderes, aber OK. Mit dem Holländer treffe ich mich im Peking
Hotel, dazu stößt auch noch ein Bayer, der heute zusammen mit
dem Holländer mit der Transsib abfährt. Auf dem Weg habe ich mir
auch noch für 5,40RMB eine Maomütze gekauft. Wir gehen wir zum
Restaurant. Es gibt viele Snacks vorneweg, dann die zerhackte
Ente die man in der Art eines Tacos eingerollt mit scharfen
Zwiebeln ißt. Dazu gibt es Bier aus kleinen Dosen, für uns etwas
mehr, weil wir nicht wirklich satt geworden sind. Das ganze wird
begleitet von einer Cassette Madonna, die auf Auto-Repeat läuft.
Sehr stilvoll. Die um uns herum sitzenden Chinesen halten es
aber auch nicht so mit Stil, jedenfalls nicht im westlichen
Sinn. Abgenagte Knochen oder andere Essensreste werden auf den
Boden geworfen oder gespuckt. Die Tischdecken dienen
gleichzeitig als Serviette.
Dem Zoo statte ich am nächsten
Tag einen Besuch ab, in der Hoffnung die legendären Pandabären
zu sehen. Eintritt billig wie immer, den Tieren kann man nur den
schnellen Tod wünschen. Außer den Pandabären und den Rhesusaffen
sind die "Gehege" reine Betonzellen. Danach mit Bus zum
Sommerpalast gefahren. Beeindruckend das Steinschiff, ich gehe
noch einmal um den See bevor ich wieder zum Quiananmenplatz
zurück fahre. Ich mache noch eine Pause in der kleinen Schwester
des Maxim's, dem Mimim's de Paris. Es gibt leckeren Kuchen und
Kaffe und kann sogar in RMB zahlen. Abends gehe ich mit Lars zu
einer Akrobatikshow. Supergute 2-Stunden-Vorstellung.
Am nächsten Tag ziehen meine
dänischen Mitbewohner weiter und ich bekomme tatsächlich auf
Anhieb einen Platz in einem Vierbettzimmer für 10,70FEC. Ich
ziehe noch schnell um, frühstücke mein Brot mit Marmelade und
schließe mich schnell der Große-Mauer-Tour des Hotels an. Erste
Station sind die Ming Gräber bei Badalin. Hier ist aber nicht
viel zu sehen, nur ein paar überirdische Tempel. Zusätzlich noch
mal 3RMB bezahlt für einen "Untergrundpalast", der aber eine
unspektakuläre Grabkammer ohne Särge ist. Nur der Abstieg war
tief, 27m unter die Erde. Der Weg heraus aus der Anlage war der
imposanteste, eine Allee aus tierischen Steinfiguren säumte die
Straße. Die nächste Station ist die Große Mauer, Eintritt
1,50RMB. Ich tue mich mit einem anderen Deutschen zusammen und
wir sehen zu, daß wir aus dem dicht gedrängten eingangsnahen
Bereich kommen. Nach knapp 500m steiler Aufstiege sind wir fast
alleine. Es ist irre. Man kann die Mauer weit verfolgen, wie man
sie sich durch das Land schlängelt. Die Mauer ist teilweise so
steil, daß wir uns fragen, wie die hier mit Pferden rauf
gekommen sind. Der Himmel ist strahlend blau und der Polfilter
kommt oft zum Einsatz.
Jetzt habe ich noch vier volle
Tage hier und fülle sie mit kleinem Programm. Ich kaufe einen
Namensstempel aus Stein, er kostet 55RMB. Mit Hilfe von einem
Amerikaner, der ein wenig chinesisch konnte, bin ich in die
unterirdische "Stadt" gekommen. In einem unterirdischen Laden
mußten wir 1RMB bezahlen, danach ging es 3 Minuten durch
unterirdische Gänge. Das war es, nicht besondert. Der Amerikaner
schaffte es auch daß wir an der langen Warteschlange am Mao
Mausoleum vorbei kamen und direkt uns vorne einreihen konnten.
Mao sah nicht gut aus, um es mal so zu sagen. Seine
Einbalsamierung soll nicht so erfolgreich gewesen sein, sagt
man. Am Ausgang gab es dann jede Menge Souvenirläden. Ich
probiere mit anderen Mitbewohnern auch andere Restaurants aus.
In unserer Straße ist auch ein kleines privates Restaurant.
Essen ist gut, nur ein wenig fettig. Einen anderen Tag probieren
wir ein mongolisches Restaurant aus, aber das war schon fast zu
westlich. Einen Tag nehme ich ein Fahrrad und stürze mich in den
Verkehr - ein Erlebnis. Die Distanzen ziehen sich allerdings
ganz schön auf dem mörderharten Sattel. Ich schaue mir auch noch
einen Lamatempel an, ein Ort der Ruhe in dieser hektischen
Stadt. Auf dem Hügel hinter der verbotenen Stadt, dem
Kohlenberg, habe ich bei schönem Wetter viele Fotos gemacht und
die fotografiergeilen Chinesen beobachten, die in allen Fotos
formatfüllend drauf sind und vor allem immer den Blitz an haben.
Teilweise wurde sogar andere Fotokleidung mitgebracht und sich
umgezogen. Auch der "professionelle" anwesende Fotograf war
nicht besser, Gegenlicht war für ihn kein Thema und wenn er
Glück hatte, erinnerten ihn seine Kunden daran, daß er ja noch
den Objektivdecken drauf hatte. Es ist einer der wenigen guten
Tage, ansonsten ist es eher frisch und bedeckt.
Am Tag der Abfahrt, Samstag
den 25.3.1989, lasse ich mir das kleine Zöpfchen abschneiden,
daß ich die Reise über als Gag gepflegt habe. Calum ist der
Vollstrecker, ein Schotte, den ich später während des Studiums
in Edinborough auch noch mal besuche. Frisch geduscht und
rasiert, ausgestattet mit ein paar getauschten Rubels lagere ich
meinen Rucksack am Bahnhof, gehe dann noch mal in die Stadt in
den Fremdsprachen-Buchladen und kaufe "Der letzte Kaiser" auf
deutsch. Zum Abschluß treffe ich mich mit den anderen aus dem
Hotel im Pekingenten-Restaurant und wir lassen es uns noch mal
gut gehen (30RMB). Mit ein paar Bier besteige ich den Zug, die
halten aber nicht lange. Mit meinen zwei Mitbewohnern im
Vierbettabteil, leer ich sie gleich mal zur Begrüßung. Pünktlich
um 20:30 setzt der Zug sich Richtung Heimat in Bewegung.
Die ersten Tage wird es
draußen immer kälter. Trotz der nicht zu öffnenden Fenster ist
es nicht so miefig wie befürchtet und nachts braucht man eine
Decke über dem JH Schlafsack. Die Lernkurve in Sachen Zugfahren
ist steil - Frühstück gibt es nur früh, um 10:30 ist nur noch
Mittag zu bekommen, die Samoware an den Wagonenden liefern rund
um die Uhr heißes Wasser, der Waschraum ist durchaus brauchbar,
mit etwas Mühe wasche ich mir über dem kleinen Waschbecken sogar
die Haare. Im Zug werden auch Rubel getauscht, Kurs 1:5 statt
der offiziellen 1:0,7. Nach anderthalb Tagen kommen wir an der
Grenze an, Zoll und Immigrations ist kein Problem. Wir essen an
dem kleinen Bahnhof in der Wartezeit total lecker und kaufen
naturtrüben Apfelsaft. Mit dem Fahrgestellwechel ändert sich
auch die Zeit, wir müssen die Uhren fünf Stunden vorstellen. Der
letzte Platz in unserem Abteil wird die nächsten zwei Tage von
einer Russin mit ihrer Tochter belegt. Am dritten Reisetag hat
meine Mitbewohnerin Karo Geburtstag. Wir veranstalten ein großes
Frühstück im Speisewagen für sie, kostet pro Person 2,40Rb und
ist total lecker. Endlich mal wieder richtiges Brot. Abends gibt
sie noch eine Flasche Fürst Metternich aus, ein paar Russen
kommen mit ihrem Geschenk, einer Flasche selbstgebranntem Wodka,
der aus Wassergläsern getrunken wird. Da klinke ich mich aber
aus. Über Irkutsk, Novosibirsk und Swerdlowsk geht es stramm
Moskau entgegen. Die Zeit zieht sich, aber es geht noch. Aber
schließlich bin ich doch froh nach sieben Nächten aus dem Zug
mit Gepäck steigen zu können. Auf die sechs Tage lange Strecke
hat der Zug 1,5 Stunden Verspätung, nicht schlecht.
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Moskau: Zwiebelkirche |
Brest: Umspuren an der Grenze |
Ich fahre zuerst zur Belorusky
Station und versuche eine Reservierung zu machen, klappt aber
nicht. So gebe ich mein Gepäck auf und fahre zu einem
Schwimmbad. Das hat zwar geschlossen, aber ich kann die Wärter
davon überzeugen, daß ich eine Dusche brauche. Danach fahre ich
zum roten Platz mit der U-Bahn und treffe dort die anderen aus
dem Zug wieder. Sie wollen fast alle am selben Tag weiter, ich
nicht. Der rote Platz ist riesig und durch den Wind eisig. Im
Kaufhaus Gum ist es zwar schön warm, aber die Auswahl ist
begrenzt. Die Auslagen sind zwar voll, aber nur mit Dutzenden
von einer Sorte. Auch im Intourist Hotel kann man keine
Reservierung auf Züge machen und ich gehe zum Central Booking
Office und erkläre die Situation in der festen Überzeugung, daß
sie mir ja schließlich meines begrenzten Visums eine geben
müssen. Schließlich bekomme ich einen Platz für den nächsten
Tag. Pascal aus der Transsib begleitet mich. In der Stadt ist
keine günstige Unterkunft zu finden, so kaufen wir uns eine
Flasche Krimsekt und machen es uns in der Bahnhofshalle von der
Belorusky Station "bequem".
Bis morgens um 5 geht es,
unterbrochen von Toilettengängen und dem
Bodenreinigungspersonal. Frühstück ist leider in der Frühe nicht
in der Stadt zu finden. Schließlich enden wir wieder im
Intourist Hotel, wo wir tatsächlich für 1,26Rb frühstücken
können. Wir schlendern noch weiter durch die Stadt. Ich rufe
nach längerem Suchen aus einem Laden neben dem Intourist Hotel
in Berlin an und kündige bei Bekannten meine Ankunft an. Dort
sind es jetzt 10°C mit Regen, hier sind es eher 0°C und bedeckt.
Nach einem Nickerchen in den Sesseln des Intourist gehen wir zum
Kreml rüber. Mit Rucksäcken will man uns nicht rein lassen, wir
müssen sie abgeben. Die Gärten sind nicht besonders, es liegt
wohl auch an der Jahreszeit. Auch ist es uns viel zu kalt zum
Herumschlendern. Für 10Rb gehe ich fett essen, Braten mit Pommes
und Salat. Meine letzten Rubel gebe ich im Schnapsladen aus und
kaufe Krimsekt als Mitbringsel. Ich habe nicht einmal mehr Geld
wechseln müssen. Schließlich verabschiede ich mich von Pascal,
gehe zum Bahnhof und fahre abends mit dem Zug nach Berlin. Ich
lege mich gleich hin und schlafe bis morgens durch. Um 9:00 ist
der Spurwechsel an der Grenze zu Polen. Durch Polen geht es
schnell, an der Grenze zu der DDR muß ich 5DM bezahlen als
"Gebühr". Um 23:30 komme ich schließlich in Berlin an. Am
Grenzübergang gab es für mich keine Kontrollen und eine halbe
Stunde später war ich in Zehlendorf. Zwei Tage später komme ich
nach 25 Wochen über Mitfahrzentrale wieder in Hamburg an. Über
40 Diafilme warten auf Sortierung und Sichtung. 6580DM habe ich
ausgegeben, wenn ich meine Einkäufe mal abziehe. Unendlich viele
Eindrücke habe ich im Gepäck, die mich bis heute begleiten. Eine
Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Eric Thane
Oktober 2013