Ich
mache Freitag Mittag Feierabend, und wir können schon
los, fahren die ersten 30km Landstraße und gewöhnen
uns aneinander. Bei 33°C fahren wir dann den
Rheingraben an Straßbourg vorbei nach Montbeliard
hinunter, wo schon ein Zimmer im Hotel Campanile für
gute 45€ reserviert ist. Zum Glück stört kein Stau
unseren Vorwärtsdrang, und wir kommen nach 4 Stunden und 360km an. Nebenan
gibt es ein nettes Restaurant, wo wir Flammkuchen mit
buntem Frucht-Bier zu uns nehmen können und die
dunklen Wolken am Himmel beobachten.
Das Gewitter in der Nacht verschlafe ich, bin aber froh abends noch die Guzzi unter das Vordach geschoben zu haben. Der Sattel ist nicht ganz dicht und saugt sich gerne voll. Nach Tanken und einem naja-Frühstück in einer nahen Bäckerei starten wir auf die Landstraße, und ich verfahre mich leider erst einmal. Schnell gemerkt, sind wir doch endlich in der richtigen Richtung Pontalier unterwegs, dort biegen wir auf die D471 nach Champagnole ab. Nachdem Corina das Kurvenschwingen mit Achterbahnfahrt in Verbindung gebracht hat, kann sie sich viel leichter drauf einlassen und ist hinten kaum zu spüren. Auf der Strecke über Morbier und St. Claude haben wir viel Zeit zum Üben gehabt. Immer weiter gen Süden geht es bei 33°, hier in der Jura geht es noch, aber hinter Belley kommen wir in tiefere Lagen und sind froh, als wir unsere Unterkunft in St. Laurent du Pont nach 370km am Rande des Chartreuse Gebirges erreichen. Über AirBnB haben wir eine Unterkunft in Villette für 73€ bekommen. Leider ist das nahe Restaurant schon ausgebucht, so muß ich noch mal kurz los zum Einkaufen. Wir dürfen zum Glück den Pool unserer Unterkunft nutzen, was wir ausgiebig zum Abkühlen machen. Ich stolpere fast die Weinflasche kaputt, zum Glück können wir ihn noch gefiltert doch noch in der Ecke des Garten zusammen mit Baguette, Käse und Pate genießen, um den Grillabend der Gastgeber nicht zu stören. |
Morgens werden wir auch noch mit einem
Frühstück beglückt, womit wir gar nicht gerechnet
hatten. Herrlich, und alles mit Blick auf das
Chartreuse Massiv. Anders als im Frühjahr fahre ich
dieses Mal durch das Massiv über St. Pierre, um mich
an Grenoble vorbei Richtung Hochalpen zu schleichen.
Das Licht-Schattenspiel am frühen Morgen ist im Wald
etwas anstrengend, die Strecke aber schön. Über Vizille und La Mure geht es weiter in die Berge, um der Hitze etwas auszuweichen. In Bourg d'Oisan machen wir bei Sirop und Café mehr Pläne. Dieses Mal sind die Pässe alle offen und der nächste Stopp ist der Col Glandon für ein paar Fotos mit dem großartigen Panorama. Über den nahen Col de la Croix de Fer schwingen wir wieder ins Tal hinab, wo die Hitze auf uns wartet. Aber nur ein paar Kilometer weiter biege ich rechts ab und über den Col du Telegraphe fahren wir hoch zum Col du Galibier. Wir haben Zeit, am Abend vorher haben wir schon ein Zimmer in l'Argentiere bei Briancon für 64€ reserviert und genießen noch etwas die Kühle hier auf 2642 Metern Höhe. Schließlich müssen wir doch ins Tal, tanken in Briancon und kommen gegen sechs Uhr im Hotel Glaisette in l'Argentiere an. Auch heute sind es noch einmal 340km geworden. Um uns noch ein wenig zu bewegen gehen wir noch ein Stück die Durance entlang, weil laut google 2km weiter ein Restaurant warten soll. Es stellt sich als gemütlicher Biergarten heraus, wo es für uns Burger&Bier gibt. Den Abend beschließen wir mit der geschenkten Flasche Wein aus der vorherigen AirBnB Unterkunft bei inzwischen angenehmen Temperaturen auf dem Balkon. |
Morgens holen wir uns
Chausson aux pommes und Croissants und
frühstücken unten in der Bar. Unser
höchstes Ziel heute der in der Bonette,
vorher schwingen wir uns aber noch leicht
den Col de Vars hoch. Auch hier ist die
Verkehrsdichte sehr überschaubar. Auf dem
Col de la Bonette ist es schon etwas
voller. Die Extraschleife bringt uns zum
Aussichtspunkt mit dem Gipfelstein bei
2802 Meter. Der Ausblick ist wie jedes Mal
phantastisch. Die Strecke hinunter nach
Süden schwingt sich schnell und streßlos
Richtung Tal, das Mittelmeer naht, die
Temperaturen steigen, und wir biegen erst
40km vor Nizza Richtung Valberg ab. Das
erste Stück auf der D30 ist noch ein wenig
polterig, aber dann bessert sich die
Straße deutlich und ein entspanntes Fahren
ist möglich. Im Gorges de Daluis werden wir noch ein wenig touristisch tätig und machen ein paar Fotostopps, bei der Hitze macht es aber nicht wirklich Spaß. Unsere nächste AirBnB Unterkunft haben wir bei Digne les Baines gebucht, es sind noch 50km ab den Gorges und die bringen wir schnell hinter uns. Die Polizei scheint in Ferien zu sein, Radarfallen fallen auch nicht auf und so kann ich es rollen lassen. Aber selbst so kühlt der Fahrtwind bei 35° nicht wirklich (heute 330km). Auch diese Unterkunft hat einen Pool, und wir nutzen ihn gleich bei der Ankunft zum Abkühlen. Da in der näheren Umgebung kein Restaurant ist, entschließen wir uns zum nächsten Supermarkt zu gehen. Es sind ja nur 2,5km. Ein dumme Idee, es wird ein Marsch an der Straße entlang in der prallen Sonne. Die 12er Stiege Bier (12€) aus dem Proxi Marché müssen wir nach dem Einkauf direkt hinter der Kirche anbrechen, um Kohlenhydrate aufzufüllen. Zum Glück bleibt das vorgekühlte Bier bis zur Herberge einigermaßen kühl, und wir können es dort in den Kühlschrank packen und peu à peu in der untergehenden Sonne auf der kleinen Terrasse leeren (ein paar Erdnüsse zum Abendessen gibt es auch noch). Bei der Hitze haben wir eigentlich nur Durst. |
Die Unterkunft haben wir zwei Nächte
genommen, sie kostet nur 78€. Das
Einzimmerappartement war bestimmt mal eine Garage
und heizt sich über Tag ziemlich auf, aber der Pool
reißt es raus. Für unseren vollen Tag habe ich eine
Tagestour zum Verdun vorgeschlagen, wir sind ja
nicht zum Faulenzen hier. In Riez tanken und
frühstücken wir in Ruhe, bevor es ganz
entspannt entgegen des Uhrzeigersinnes um den
See geht (unterbrochen von Fotostopps
natürlich), bevor wir die D71 an der Südseite
nehmen, wo die ganzen "Balcons" verschiedene
Aussichten über die Schlucht geben. Am
Nordufer fahren wir wieder zurück und kommen
um 13:30 wieder in Riez an. Bei unserer
Hitze-Dauerdiät bestehe ich jetzt mal auf ein
Fastenbrechen, und wir gönnen uns das
komplette Menu am Platz, das wir in aller Ruhe
genießen können. Außer dem Riesenstück
Kalbfleisch beeindruckt der Nachtisch, eine
gefrorene Zitrone mit Zitroneneis. So, leicht
träge und sehr gestärkt tanken wir noch mal,
kaufen eine Flasche Rosé für das Abendessen
und fahren zurück zum Pool. Das war heute eine
kleine Runde mit 210km. Abends suchen wir noch
die nächste Unterkunft über booking.com, Pool
ist Pflicht, das schränkt leider die Auswahl
ein. |
Es ist Mittwoch, wir müssen allmählich
an die Rückreise denken. Wir kommen früh los und halten
im ersten Ort mit Bäcker an, was aber erst nach 30km der
Fall ist. Dafür können wir hier dann auch den gerade
statt findenden Markt nutzen und genießen. Corina
entdeckt ein Mandelstück beim Bäcker und geht beim Essen
darin auf. Das gefühlte halbe Kilogramm Mandelcreme
darin reicht optisch für zwei Tage Nahrung. So gefüllt
sitzt sie dann wieder auf, und wir fahren weiter nach
Sault. Leider sind die Lavendelfelder abgeerntet oder
schon nahezu verblüht. In Sault ist gerade Markt, über
den wir noch schlendern. Das nächste Ziel ist der Mont Ventoux, auf den wir uns an den ganzen belgischen Fahrradfahrern vorbei kämpfen. Oben ist es zum Glück mal wieder kühler, mit der Fahrt die Nordrampe hinunter wird es leider Meter für Meter wieder wärmer. Doch das nächste Ziel ist nicht weit, wir nehmen noch einen Sirop Grenadine in Buis le Baronnies zu uns, bevor es die letzten Meter auf der D64 über den Col d'Ey nach Nyons geht. Leider ist noch einmal tanken notwendig, was wir gleich mit einem Einkauf verbinden (die Küche wird heute kalt bleiben, Nacho und Salsa sind angesagt mit etwas Wein) und finden dann recht schnell die Auberge les Sibourgs kurz vor Bourdeaux, auch diese mit Pool. Sie ist ein wenig herunter gekommen, der Pool hat eine eigentümlich grüne Farbe, aber das Wasser kühlt, und wir denken mal nicht über eventuelle Spätfolgen nach. Der Preis von 70€ ist ambitioniert und läßt sich nur durch den Pool erklären. Entgegen der Angaben im Internet, hätten wir hier doch Pizza bekommen, aber gut abgekühlt genießen wir unseren Snack unter den Bäumen und rekapitulieren die heutigen 230km. |
Am
Donnerstag kommen wir erst um 9:30 los, wir haben gut
geschlafen. Die Richtung ist jetzt generell Norden. Nach
einem Frühstück in Bourdeaux nehmen wir den netten
kleinen Col de la Chaudiere, der uns ins nächste Tal
bringt. In Die biegen wir zum Col de Rousset ab,
genießen einmal die Aussicht vor dem Tunnel und biegen
danach Richtung Comb Laval ab. Corina sieht sie das
erste Mal, bei mir ist es immerhin schon das zweite Mal
diese Jahr. Aber es lohnt sich immer wieder. Unten in St. Jean en Royant biegen wir zur bemerkenswerten Gorges de la Bourne ab. Tja, und als wir hier durch sind, hört der Spaß auf und der Ernst beginnt. Wir müssen die nächste Unterkunft erreichen und angesichts der Hitze wähle ich die leichteste Variante, nämlich die D1075 bis Pont d'Ain, wo wir - nur unterbrochen von einem Baguette-Stopp - auf die D984 wechseln. Hinter Oyonnax schlängeln wir uns nach Cernon durch, wo wir das Biker Hotel Le Galoubet gebucht haben. Die 68€ gehen für das Zimmer in Ordnung, das Menu für 25€ ist etwas überteuert. Heimreise, die Distanzen werden länger, es waren heute wieder 360km. Die D3 nach Orgelet ist echt schön, der Café in der Bar in Pont-de-Poitte eher nicht und der Bäcker ist ausverkauft, kein guter Start in den Tag. Es ist heute mal etwas bedeckt und als wir fertig sind, nieselt es auch ganz leicht. Kühler wollten wir ja, aber gleich feucht... immerhin ist es so wenig, daß wir nicht einmal Regenzeug anziehen. Wir folgen heute der Hinfahrtsroute entgegen gesetzt über Champagnole, Pontarlier und Maiche, nur unterbrochen durch einen zweiten schlechten Café in einer Cocktail Bar, nach Montbeliard, wo wir das feuchte Wetter in der Jura hinter uns lassen. Auf Schnellstraßen bringen wir die letzten der 330km hinter uns und biegen bei Colmar in die Vogesen ab. Bei Orbey haben wir die Domain de Basil gebucht und diese ist jeden Cent der 56€ wert. Wunderschön im Wald gelegen, nette Zimmer und wir beschließen, es hier mal krachen zu lassen und ein Abschiedsessen zu machen. Die Schweinebäckchen und die Lasagne mit Wildschweinhack sind beide lecker und auch nicht überteuert. |
Die
letzten 310km am Samstag reißen wir noch ab, kaufen in
Straßbourg noch mal französisch ein und fahren zurück
nach Mainz. Wie der Mai-Trip
war es auch jetzt wieder heiß, dieses Mal aber blieb mir
das Regenzeug erspart. Aber die Urlaubswoche war gesetzt
und leider nicht verschiebbar. Zum Glück haben wir ein
paar Mal Glück gehabt und eine Unterkunft mit Pool
bekommen. Von meiner Mitreisenden gab es auch keine
Klagen, zu zweit hat es auch viel mehr Spaß gemacht, und
sie hat wahrscheinlich so viele Kurven gefahren wir
vorher nie im Leben ;-) Die Vorderradgabel begeistert mich, wieso nicht früher... Die Guzzi hat sich auch mit zwei Leuten und Gepäck gut geschlagen, der Benzinverbrauch hat sich eigentlich kaum meßbar verändert (4,5 l/100km), Ölverbrauch die üblichen 0,3 l/1000km auf die Gesamtdistanz von 2.850km. Die Öltemperatur hielt sich immer bei 100°C, nur beim Bergauf-Sprint konnten es auch mal 120°C werden - perfekt. Die Reifen sind jetzt wirklich fällig, der hintere hat immerhin 8.400km gehalten, der vordere fast das doppelte bei guter Fahrbarkeit. Die Kombination nehme ich wieder. Ich stelle nur zu Hause fest, daß sie eigentlich jetzt im August nicht mehr lieferbar sind. Kriegszeiten bringen Mangelwirtschaft mit sich.... E. Thane Juli 2022 |