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Karte |
Roger reist
Freitag an, seit langem mal eine Anfahrt ohne Regen für
ihn. Auch ansonsten sieht der Wetterbericht extrem viel
versprechend aus, bis Mitte kommender Woche sollte es
trocken bleiben. Samstag Mittag wurden die Guzzis
gesattelt, und wir fahren über Worms und den Odenwald
nach Collenberg. Nach dem Zelte-Aufbau schlendern wir
über den Platz, suchen ungewöhnliche Lösungen und andere
1000S. Abends sitzen wir noch am Feuer. Es ist immer
wieder schön, ein so friedliches und auch, trotz der
Größe, eigentlich familiäres Treffen zu haben. Morgens frühstücken wir noch, packen unsere feuchten Zelte ein und fahren über kleine Straßen durch den Süd-Odenwald bis nach Sinsheim. Beim Durchfahren sehen wir, daß beim Technikmuseum ein Treffen amerikanischer Straßenkreuzer ist, und wir nehmen es als willkommene Unterbrechung unserer Fahrt. Durch Pforzheim folgen wir weiter der B294 bis zur Schwarzwaldhochstraße (B500) bei Triberg. Die Tagestour beenden wir auf einem Campingplatz in Ihringen, wo es abends in dem angeschlossenen Schwimmbad noch Fleischbrötchen und Bier gibt. |
Am Montag fahren
wir das Stück bis Mulhouse auf der Autobahn. Wir hatten
uns abends überlegt, dort das Schlumpf Automuseum zu
sehen. 11€ Eintritt kostet es pro Person, aber es lohnt
sich wirklich. Was für eine Riesensammlung alter Autos.
Die meisten Autos sind bis zu der Zeit um den zweiten
Weltkrieg, danach sind deutlich weniger Exponate zum
Bewundern. Es ist schon früher Nachmittag bis wir
schließlich wieder auf der Straße sind. Wir fahren erst
ein Stück Autobahn bis kurz vor Belfort, bevor wir dort
auf die Landstraße gehen. An Pontalier vorbei über die D437 geht es nach St. Laurent, der D437 auch weiter folgend enden wir in St. Claude, wo wir dank des Garmins von Roger den Camping Municipal finden. Dieser ist, wie auch fast alle danach, schlecht ausgeschildert. Die Beschilderung beginnt eigentlich erst 1km vorher. Wir haben Glück, nach etwas Wartezeit wird sogar noch ein kleines Fleckchen für unsere beiden Zelte gefunden . Der Platz ist voll belegt. Wir essen im Restaurant des Platzes noch einen sehr guten Salat und treffen dort noch einen Italiener, der auch in Collenberg ist und auf dem Heimweg ist. |
Morgens bekommen
wir ebenfalls im Platz Restaurant ein kleines Frühstück
und können danach unsere abgetrockneten Zelte einpacken.
Gleich eine Kreuzung weiter geht es auf die D124, die
uns kaum Gelegenheit gibt zum Warmfahren. 1000
Schaltvorgänge und 20km später sind wir in St.
Germain-de-Joux. Über Bellegarde und Frangy geht es auf
der annehmbaren N508 bis Sarzin, wo wir wieder auf
kleine Straßen abbiegen. Die D2 bringt uns nach Thorens
Glieres und weiter bis zur D12, die wir weiter nehmen
bis la Clusaz. Danach wartet unser erster Paß auf uns,
der Col des Aravis. Nur 1.486m hoch ist er doch ein
guter Einstieg. Über Flumer geht es weiter über den Col des Saisiers nach Belfort, von dort über das Cormet des Roselends (immer wieder sehr schön) nach Bourg- St. Maurice. Hier können wir Richtung erstem Hochalpenpaß abbiegen, dem Iseran. Vor dem Paß nervt noch die Fahrt durch eines der schrecklichen Skigebiete der Hochalpen, aber als wir durch Val D'Isere durch sind, beginnt der Spaß. 2.764m. Wieder unten im Tal suchen wir uns in Modane einen Campingplatz, finden wieder einen Camping Municipal. Diese haben gegenüber den privaten den Vorteil des günstigeren Preises, hier nur 13,60€ gegenüber ansonsten 20-25€. Zum Glück bekomme ich noch mit, daß der 15.8. (Maria Himmelfahrt) in Frankreich teilweise geschlossene Geschäfte bedeutet und wir tanken noch einmal kurz vor Ladenschluß im Supermarkt auf und kaufen uns etwas zu Essen für den Platz. |
Ein Stück weiter
biegen wir morgens nach dem Frühstück im Cafe nach Süden
ab und nehmen den zwar nicht hohen (1566m), aber sehr
anspruchsvollen Col du Telegraphe unters Gummi. Beim
anschließenden Col du Galibier zählt dagegen eher
hauptsächlich Leistung. Apropos Leistung, Roger hatte
seine S im Frühjahr noch auseinander genommen, um
Leistungs- und Unwuchtproblemen auf den Grund zu gehen
(mit mäßigem Erfolg). Zur sauberen Abstimmung reichte es
aber vor der Abfahrt nicht mehr und so läuft seine ab
1.500m nur noch gedrosselt, bei 2.648m Endhöhe natürlich
ein störender Faktor. In Briancon machen wir Pause und tanken. Danach kommen wir leider in eines der beliebten Radrennen, die den Verkehr teilweise für Stunden still legen, eine nicht sehr angenehme Sache in der prallen Sonne. Zum Glück frage ich schließlich einen Polizisten wegen einer Umleitung zum Col d´Izoard. Er sagt, der wäre heute auf der Nordseite wegen Radrennen sowieso geschlossen, so müssen wir unsere Pläne umschmeißen und fahren auf der langweiligen N94 nach Süden. Bei Guillestre fahren wir auf den Col de Vars (2.109m), kein wirklicher Ersatz, aber OK. Auf der D900 geht es die lange Anfahrt zum höchsten befahrbaren Punkt der Alpen hoch, dem Col de la Bonette. Es wundert einen ja immer wieder, wer sich dort alles rauf quält, wahrscheinlich noch verstärkt durch die Ferienzeit. Außerdem sehe ich das erste Mal die Flics auf einem Paß. Sie greifen sich diejenigen raus, die es zu doll treiben. Wir kommen vorbei, Roger wundert sich, mich nicht stehend bei den Flics zu sehen. Auf der langen Abfahrt vom Paß kommen der typische Urlaubsgeruch des Südens in unsere Nasen - Pinienduft. Es wird immer heißer, bei 33°C und 33km vor Nizza biegen wir wieder rechts ab in die Berge und fahren bei St. Sauveur die kleine, extrem anspruchsvolle Strecke nach Roubion hoch. Die kleine Straße windet sich am Berg entlang zu dem Ort, der hoch oben an den Felsen geklebt zu sein scheint. Danach geht es zum Glück etwas streßloser weiter Richtung Westen, es ist schon spät am Nachmittag und wir sind etwas erledigt. In Guilleaume finden wir dank Rogers kleinem elektronischen Freund wieder den kleinen Campingplatz du Point de la Mariee südlich vom Ort. Ein sehr ruhiger Campingplatz mit einem richtig netten Restaurant. |
Morgens schauen
wir in Guilleaume noch einmal über den Markt, aber dann
geht es weiter nach Norden. Die Heimreise ist
angetreten. Die Südrampe des Col de Cayolle ist noch
richtig schön zu fahren, aber die Abfahrt über die
Nordrampe angesichts des schlechten Straßenzustandes
anstrengend. Mein Hauptständer wippt eifrig das Lied der
erlahmten Rückhaltefedern. In Barcelonette machen wir
eine Pause und tanken hier auch für den höchsten Preis
der ganzen Reise, 1,75€/l kostet der 98-oktanige Saft. Über Gap geht es über die N85 weiter Richtung Grenoble. Aber um die Stadt zu umgehen fahren wir eine lohnenswerte Alternative. Über Valbonnais geht es auf schöne Landstraßen nach le Bourg-d-Oisans. Ein kleines Stück Nationalstraße später biegen wir auf D926 ab und tasten uns weiter nach Norden vor. Bei la Chambre kommen wir wieder auf die Nationalstraße N6. Bei Miolans fahren wir auf die kleine D911 über Chatelliard nach Alby und Rumilly. Im nahegelegenen Vallieres finden wir den Campingplatz les Charmilles, ein Familiencampingplatz. Aber es hat auch Vorteile, das Essen ist günstig und gut. |
Nach einem guten
Frühstück fahren wir über Bellegarde wieder auf die
schon bekannte schöne Strecke nach St. Claude. Danach
folgen wir der Ausschilderung nach Besancon, machen in
Salin-le-Bains noch eine Pause und biegen dort nach
Osten auf die D492 ab und umgehen somit Besancon auf
einer erheblich schöneren Strecke über Oman,
Baume-les-dames nach Villesexel, Lure und schließlich
nach Luneville. 450km an diesem Tag ist das Maximum
dieser Tour, aber alles was wir jetzt gefahren haben,
braucht Roger am nächsten Tag nicht zu fahren. Hier
finden wir wieder einen Camping Municipal direkt in der
Stadt neben dem Schloßpark. Wir können im nahe gelegenen
Geant Supermarche noch etwas zu Abend einkaufen und
gemütlich auf dem Platz essen. Wir haben beim Ankommen
gehört, daß es im Schloßpark am Abend noch Son et
Lumieres gibt, eine Licht- und Springbrunnenshow mit
Musik. Wir kommen rechtzeitig noch dazu und bewundern
die Spielereien mit den Fontänen. Es endet schon im
Dunkeln, Roger will noch das Schloß anschauen. Als aber
die Besucher sich schnell alle aufgelöst haben und das
Licht im Park schlagartig komplett ausgeht, beeilt er
sich doch zurück zum Platz zu kommen. Morgens frühstücken wir mit Blick auf das Schloß in der Stadt. Wir lassen uns noch einmal den Weg erklären, Roger programmiert seinen Garmin, nimmt die letzten 550km unter die Reifen, und ich fahre über die schnelle N4 über Saverne und Hageneau nach Souflenheim, wo ich auf die Autobahn gehe. Der übliche letzte Boxenstop beim Supermarche in Seltz und dann sind es noch 140km nach Hause. Die Temperaturen heute stellen das Maximum dieses Jahr dar, ich komme bei 33°C an. Aber dank des rausnehmbaren Gore-Tex-Futters ist die Hitze erträglich. Apropos Gore-Tex, es war wie zu Anfang gehofft, eine komplett wasserfreie Tour und das Futter brauchte seinen Platz im Tankrucksatz nicht zu verlassen. |
Und am Ende vom Tag waren es für mich ca. 2.500km in einer Woche, wobei wir in der Regel am Tag etwa 350km weit gefahren sind. Die Pässe, das Land und das Essen waren gut wie immer. Die Guzzis liefen auch fehlerfrei wie immer. Wir müssen wieder die Erwartungsfrohen enttäuschen, die mit Guzzi Reiseberichten immer Schrauberaktionen verbinden. Roger hat noch etwas Arbeit in Sachen Abstimmung zu erledigen. Meine letzt-winterliche Aktion mit Gabelüberarbeitung hat sich bewährt. Die Gabel arbeitet einigermaßen brauchbar, sie hat nur die zu weiche (originale) Federn zu viel Negativfederweg (45 von 140mm, das sind fast 30%). Aber die Federn haben auch schon einiges hinter sich, die sind etwas erschlafft. Ölverbrauch ca. 0,25l/1000km, Benzinverbrauch bei 4,6l/100km. Der Benzinpreis kennt weiterhin nur eine Richtung - nach oben. Aber es ist immer noch etwas günstiger als daheim, wir haben für Super Plus zwischen 1,62€ und 1,69€/l in der Regel bezahlt. Meine Michelin Pilot Activ halten jetzt schon das zweite Jahr unsere Kurztrips durch, und ich habe erstaunt fest gestellt, daß sie schon 13.000 auf der Rille haben. Nicht schlecht, sie haben bisher auch kein Anlaß zur Klage gegeben. Durch die etwas aggressivere Gangart in den Bergen ist allerdings der vordere in der Mitte schon etwas platt gebremst, was sich im Handling bemerkbar macht. Durch die Ferienzeit war es natürlich deutlich voller als sonst, aber es hielt sich immer noch im Rahmen. Was aber auffiel war die fehlende Präsenz der Polizei auf der Straße speziell was Radarkontrollen angeht. Vielleicht hat der Regierungswechsel dafür gesorgt. Le Roi Sarkozy hatte ja die Gendarmen auf die Straßen gejagt, vielleicht zieht ja mit Hollande ja wieder der alte etwas legerere französische Stil zurück. Wäre nicht schlecht.... Eric Thane August2012 |