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Karte |
Vor dem Winter hatte ich noch
mein Getriebe ausgebaut und einem Bekannten zum
Nachschauen gegeben, weil ich statt einem vier Leerläufe
hatte. Leider ließ er es über Winter liegen und als er
endlich reinschaute, kamen die Ersatzteile nicht so
schnell ran. Echt ärgerlich, aber warum lange
lamentieren, zum Glück hat man ja zwei Motorräder. Also
bekommt das Arbeitsmotorrad XL600LM einen neuen
Vorderreifen spendiert und am Karfreitag geht es mit dem
Autogespann los. Nicht zu glauben, was man so an Gepäck
auf zwei Motorädern mithat, die DS ist voll. Die Fahrt
verläuft bis auf einen Spannriemenriß meiner XL und
einem Superstau in Lyon ereignislos. Roger schimpft mit
mir, daß ich immer noch mit den alten Dingern aus
Amerika rumfahre, aber ich habe zum Glück schon neueren
original verpackten Ersatz mit. Um 20:00 kommen wir nach 10 Stunden strammer Fahrt in St. Martin d'Ardeche an und müssen zu unserem Erstaunen feststellen, daß unser Stamm-Campingplatz geschlossen ist. Es ist überhaupt nur ein Campingplatz auf (Camping Castelas, nichts für Leute mit Hundeallergie. Das office stinkt nach den drei Doggen und Zigarettenrauch). Abends stellen wir auch fest, daß eigentlich der halbe Ort noch zu hat. Zu Essen bekommen wir aber trotzdem etwas. Den ersten "Urlaubstag" wollen wir uns mal ausruhen und nur mal eine kleine Tour zum Reifeneinfahren machen. Nach 30km Ardeche ist der neue Anakee Vorderreifen bereit für größeres. In Pont St. Esprit machen wir Pause und haben Glück, daß wir den Markt besuchen können. Herrlich dieser ganze Käse, die Wurst. Wir kaufen ein und machen im Kaffee einen kleinen Imbiss. Gerade als wir zurück fahren zum Campingplatz, fängt es an zu regnen. Und das bleibt leider auch so den Rest des Tages. |
Es regnet die ganze Nacht,
die Zelt halten dicht. Die halbe Miete für einen guten
Start in den Tag. Mit den üblichen Backwaren aus der
Boulangerie und einem Café au lait stärken wir uns und
fahren dann los Richtung Meer. Viele Felder stehen unter
Wasser, sie konnten anscheinend nicht noch mehr Regen
aufnehmen. Angesicht des bedeckten Himmels wollen wir am
Mittelmeer entlang in der Hoffnung, daß es dort besser
ist. Die Hoffnung trügt nicht, wir machen den ersten
Stop in Montpellier und schauen uns bei Sonne die Stadt
an. Viele schöne alte klassizistische Bauten, nette
Stadt. Gefällt mir im Nachhinein am besten.
Nichtsdestotrotz würde der Wetterbericht sagen: für die
Jahreszeit zu kühl. Nach Narbonne nehmen wir den schnellen Weg über die Nationalstraße. Von Rogers Garmin lassen wir uns zu dort zu dem Camping Mimosas leiten. Alles recht neu, aber auch nicht ganz billig (19€). Auch hier merkt man im Restaurant den verzögerten Saisonstart, die Hälfte der Gerichte ist nicht verfügbar. Zum Draußensitzen ist es zu windig, und so verziehen wir uns früh nach 250km in unsere Zelte. |
Am Morgen scheint mal die
Sonne. Wir wollen in Narbonne frühstücken und nutzen
wieder mal Rogers Garmin. Aber diesmal versagt es, wir
fahren fast halb um Narbonne herum, bevor ich die
"Routenführung" abbreche und einfach mal den
Hinweisschildern folge. Frühstück, etwas Sightseeing,
aber es reißt mich nicht vom Hocker. Etwas problematisch
ist die Suche nach einer offenen Tankstellen mit
Barzahlung an diesem Sonntag+Feiertag. Das office de
tourisme hilft weiter. Über Durban, Tuchan und
Estagel federn wir uns nach Süden, froh mal auf etwas
sanft gefedertem unterwegs zu sein. Bis Amelie-les-bains
sind wir auf dieser Straßenkategorie unterwegs. Dort
beschließen wir angesichts der fortgeschrittenen Stunde
und unseres Planes heute noch Barcelona zu erreichen, in
Spanien nur noch Nationalstraße zu fahren. Es geht die Costa Brava entlang - grauenvoll. Ich kann nicht verstehen, wie man dort Urlaub machen kann. Auch fällt auf, daß seit der Grenze ständig Prostituierte am Straßenrand auf Kundschaft warten. Das habe ich das letzte Mal in Ungarn auf dem Weg zur rumänischen Grenze gesehen. Um 18:00 sind wir in Barcelona an der Touri-Info, die uns aber mitteilt, daß es mit günstigen Zimmern wegen der Ferien sehr schlecht aussieht. So entschließen wir uns den außerhalb gelegenen Campingplatz zu nehmen. Als wir davor stehen, hinter uns die Schnellstraße, am Himmel die abfliegenden Flugzeuge aus Barcelona, streike ich und plädiere für ein Hotel. Wir finden das Hotel Flora Park in Castelldelferne für 58€/Zimmer die Nacht mit Frühstück. Nicht schlecht, wir bekommen auch noch was zu essen. Es ist 20:30 und wir sind von 400km etwas geschafft. |
Am nächsten Morgen nehmen wir
den Bus, der uns für sagenhafte 1,40€ eine Stunde bis in
die Stadtmitte fährt. Nach anfänglichem Überlegen eine
der Tourbusse zu nehmen, wollen wir doch alles ablaufen,
um nicht so viel Zeit im Bus zu verbringen für Sachen,
die wir nicht sehen wollen. Wir schauen uns die beiden
Gaudi Häuser an, und laufen dann querbeet zur Sagrada
Familia, einem wirklich imposanten Bau, wenn auch immer
noch die Baukräne höher als die Türme sind. Am
Nachmittag schlendern wir mit Pausen durch die Altstadt
und bestaunen das Treiben auf der Rambla. Auch hier sind
nicht erwarteten frühsommerlichen Temperaturen, es ist
kühl windig bei max. 18°C. Um 17:00 sind wir wieder am Hotel und essen in der nahegelegenen Tapasbar gut, aber auch nicht billig jede Menge fischige Tapas mit Hintergrundbeschallung eines FC Barcia Spieles. Abends schieben wir noch Frust angesichts der Wettervorhersage, die für den folgenden Tag bis nach Frankreich rein Regen ansagt. |
Aber wie das so ist mit
Wettervorhersagen, sie sind nur eine "Vorhersage". Wir
fahren bei bedecktem Himmel los, wagen uns schließlich
nach der Route del Dalt, die uns um Barcelona herum
führt und einem Stück Küstenstraße Arenys hoch in die
Berge bis Tona und fahren über Vic (netter Kaffeestoß
mit Cappucino mit Vanillecreme) nach Olot bis nach
Figueres ohne eine Pfütze auf der Straße. Es ist schön,
sich mal keine Gedanken über den Straßenzustand machen
zu müssen in dem Wissen, daß die Federung schon alles
schlucken wird. In Figueres schauen wir uns das skuril wirkende Dali Museum in einer unspektakulären Nachbarschaft von außen an, bevor es hoch geht nach La Jonquera zur Grenze. Bei dem letzten Tankstop in Spanien müssen wir dann doch Regensachen anziehen, da es doch langsam mehr tröpfelt. Wir nutzen die Autobahn über die Grenze, um schnell aus dem Regen heraus zu kommen, bis Perpignan. Dort suchen wir uns das Formule 1 (das inzwischen anscheinend F1 heißt). Es schauert immer mal wieder und etwas aufwärmen kommt auch gut (320km). |
Perpignan hört sich im Führer
richtig schön an, aber es kommt nicht besonders
interessant rüber. Ich suche hier auch einen Arzt auf,
weil ich Schluckbeschwerden habe. Er diagnostiziert
Lymphknotenentzündung und Angina (kein Wunder bei dem
Wetter) und verschreibt Antibiotika. Er erzählt mir
nebenbei, daß sie hier seit 1909 das erste Mal wieder
Schnee hatten, und das gleich mit 40cm im März. Roger möchte gerne das neue französischen Weltwunder bewundern, die Autobahnbrücke von Millau. Ich hatte sie mit Antje auf dem Weg in die Pyrenäen schon kurz nach der Fertigstellung 2004 gesehen. Wir fahren auf kleinen Straßen über St. Pons und Lacaune durch die Region des Haut Languedoc dorthin. Haut meint hoch, und das ist es auch. Auf 1000m ist von den paar Grad im Tal noch weniger übrig, aber Fahren macht bei den Straßen und ohne Regen trotzdem Spaß. Das Besucherzentrum der Brücke ist seit damals dazu gekommen mit mehr Infomaterial und Hintergrund und man hat einen beeindruckenden Blick von unten. Nachdem wir ihn genug genossen haben, nehmen wir einen der vielen Campinplätze in Millau am Ufer der Tarne. Zum Essen gehen wir abends zu Fuß in die Stadt, wo wir sehr nett im Le Jardin Bleu essen (300km heute). |
Der letzte Fahrtag
summiert sich auch noch einmal auf 300km. Es wird
richtig warm für die bisherigen Verhältnisse. Über Nant
geht es entlang und oberhalb der Dourbies auf total
einsamen Strecken nach Osten. Wunderschön, wir federn
uns auf den 1,5 spurigen Straßen durch die Wälder. Bei
l'Esperou fahren wir auf den Mont Aigoual, wo wir mal
wieder Schnee sehen. In Florac trinken wir das einzige Mal auf der Tour Café auf der Terrasse in der Sonne, bevor wir dem Oberlauf der Tarne weiter folgen. Über Genoulhac fahren wir auf schönen Strecken bis St. Ambroix, über Barjac nach Pont St. Esprit, wo wir noch einmal tanken und dann zum Campingplatz. Alles steht noch. |
Morgens gehe ich noch einmal
auf den wöchentlichen Markt in Pont St. Esprit und kaufe
Käse, Oliven und ein paar Mitbringsel ein (unter anderen
eine französischen Rotweinrebe, mal sehen, wie die sich
im deutschen Winter macht. Am Campingplatz schnallen wir nur noch an und begeben uns auf die Autobahn. Drei Staus weiter sind wir in Metz, wo Roger seine XT entlädt, weil er nicht den Umweg über Harxheim nehmen will. Ich bin dann schließlich auch mit einem Beutel frisch gekaufter Crevetten um 19:30 zu Hause. |
Nach
dem extrem kalten und langen Winter 2009/2010 hat es
offensichtlich auch Südfrankreich schwer getroffen. Das
Grundziel vom frühen Motorradfahren im Frühjahr in
schöner Landschaft erreichten wir nur bedingt. Die
Temperaturen waren weit davon entfernt angenehm zu sein,
zum Glück hatten wir nur höchstens einen halben Tag
Regen und nasse Straßen. Erreicht haben wir das Ziel,
Barcelona zu sehen, wobei ich es jetzt nicht sooo
besonders herausragend fand. Es war mal schön mit
Enduros durch die Landschaft zu federn. Ich bin
insgesamt 1900km gefahren, dafür allerdings über 2000km
Auto. Ob sich das so gelohnt hat, bin ich mir nicht so
sicher. Die XL hat sich tapfer gegen die XT geschlagen,
die den eindeutig spritzigeren Motor und das stabilere
Fahrwerk hat. Der Verbrauch lag bei beiden um die 4,5
l/100km. Die Benzinpreise in Frankreich waren nicht so
niedrig wie gewohnt, sonst sind es an den
Supermarkttankstellen um die 10c weniger als zu Hause,
diesmal nur die Hälfte. Das ganze war mit der
Hängermiete von 100€, den Benzinkosten der DS (13
l/100km) und der Maut von 44€ oneway kein billiger Spaß. Eric Thane April 2010 |