16.05.2024
Leider zeigt sich im
Jahr 2023 immer mehr Ölverbrauch an meiner Göttin. Sie
schluckt deutlich mehr als einen Liter pro Tausend
Kilometer. Der Druck im Kurbelgehäuse ist so hoch, daß ich
ständig Öl im Luftfilter Gehäuse habe. Da ich sie aber
noch regelmäßig fahren will, nutze ich die Chance eines
Garagenplatzes und nehme den Motor raus.
Der Motor wurde bei Falk Lehmann
in Wiesloch schon einmal heraus genommen. Im Jahr 2015 wurde
bei 220.000km die Steuerkette und die Kupplung ersetzt, sowie
ein paar Abdichtarbeiten gemacht. So verlief der Motorausbau
recht unkompliziert. Es gab keine fest sitzenden Schrauben,
die Zeit kosteten. Beim Ausbau fiel der ausgefranste
Kupplungszug sowie ein kaputter Entlüftungsschlauch zum Motor
auf. Ebenso schrie der Entlüftungsschlauch zum Kurbelgehäuse
nach Austausch. Beim Trennen von Motor und Getriebe schlagen
wir uns mit den kleinen Spezialschrauben herum, sie kosten
Zeit und werden durch Sechskantschrauben ersetzt.
Der Motor konnte in der Werkstatt eines Freundes zerlegt
werden. Trotz der vollkommen öligen Kupplungsglocke war die
Kupplung nicht verölt. Beim Ausbau habe ich den Korb und die
Halteplatte markiert, um sie später wieder in die richtige
Einbauposition zu bekommen. Dafür offenbarte der Zylinderkopf
einige Schwächen, nachdem einige der mittig sitzenden
Zylinderkopfschrauben sich auch endlich lösen ließen. Die
Auslaßventilführungen waren alle austauschreif. Die
Einlaßventile hatten Spuren der beiden Schrauben, die sich von
der Drosselklappe des Vergasers des Spezialisten gelöst hatten
und in den Brennraum gelangten. Vorher klemmten sie offenbar
noch mal kurz in den Einlassventilen des Zylinders 1 und 4. So
sahen dann auch die dortigen Kolben aus - lokal zerschlagen.
Eine weitere Ursache des Ölverbrauchs offenbarte sich beim
Ausbau der Zylinderbuchsen. Zwei Kolbenringe kamen mir
entgegen und die Laufbahnen waren teilweise beschädigt. Das
war bestimmt noch eine Spätfolge des verzogenen Zylinderkopfes
2014 (durch 1.000km Autobahn mit fehlenden Krümmerschrauben).
Die Kompression lag 2019 auf allen Zylindern bei 11 Bar bis
auf den Zylinder 1.
Bis auf eine Stößeltasse sind alle eingefallen und haben
Pitting. Sie werden alle ersetzt. Die Nockenwelle sieht auf
Anhieb eigentlich nicht schlecht aus, aber bei näherer
Betrachtung mit der Lupe sieht man hier auch die Folgespuren
der Stößeltassenschäden. Auch hier haben die Nocken leichtes
Pitting. Die Nockenwelle wird durch ein Austauschteil vom
Düsseldorfer Händler ersetzt. Beim Vergleich mit der
originalen Nockenwelle zeigen sich aber auch hier ähnlich
unterschiedliche Nockenhöhen. Beim Nachmessen sind sie fast
alle weit unterhalb der Toleranz (3-4/10mm). Das läßt den
Schluß zu, daß die Austausch Nockenwellen nur überpolierte
alte sind, die neu gehärtet werden. Die Nockenwelle bekommt
ein neues Stützlager, das wurde offensichtlich weder beim
Zylinderkopfschaden 2014 noch der Steuerkettenaktion 2015 in
den Werkstätten getauscht.
Nach dem Herumwuchten des Motorblocks baue ich die Kurbelwelle
aus. Alle Lagerschalen und Pleuel/schalen werden markiert,
damit die Paarungen alle wieder passen. Das gleiche geschieht
mit den Gewichten an der Kurbelwelle, die für die Reinigung
abmonitert werden müssen. Es gibt es keine Auffälligkeiten.
Der Motorinstandsetzer, zu dem ich alle Teile zum Reinigen und
Kontrollieren gebe, bestätigt meinen Eindruck. Nach dem
Polieren der Kurbelwelle komme ich mit der Standardgröße für
Pleuel- und Kurbelwellenlager aus. Nur die Anlauf-Halbmonde
auf der Kubelwelle muß ich durch eine Übergröße ersetzen, da
die Kurbelwelle zuviel Axialspiel hat. Der Kopf wird ganz
leicht geplant und alle Ventile eingeschliffen. Die
Ventilschaftdichtungen kommen auch alle neu.
Einschleifen tue ich auch die Zylinderbuchsen der Lieferung
vom Düsseldorfer. Beim Einsetzen der Kolben fällt mir aber
auf, daß ein Kolben sehr stramm sitzt. Nach ein wenig
Diskussion mit dem Händler bekomme ich einen neuen Satz von
einem anderen Lieferanten, der einen erheblich besseren
Gesamteindruck macht. Nur das Einschleifen der Buchsen muß ich
ein zweites Mal machen. Beim Einsetzen der Ringe auf den
Kolben irritiert der mittlere Minutenring, der außen angephast
ist. Laut Aussage Kolbenhersteller kommt der kleinere
Durchmesser nach unten. Der Zusammenbau gelingt dank Handbuch
und vieler gemachter Fotos recht gut. Zum Zentrieren der
Kupplung kann ich mir ein Hilfswerkzeug leihen, so geht das
Aufschieben des Getriebes abgesehen von dem großen Gewicht,
was man millimetergenau bewegen muß recht gut. Dabei wird mir
auch klar, warum ich die Staubdichtung der Nockenwelle auf der
Getriebewelle gefunden habe. Sie bleibt durch die Bewegung
kaum auf der Nockenwelle und Ihr Sitz ist von außen nicht zu
kontrollieren. Drei kleine Anlaufscheiben geben mir noch ein
Rätsel auf, weil sie auch nicht dezidiert im Handbuch
auftauchen. Aber das DS Forum klärt mich auf. Sie kommt außen
auf das Nockenwellenlager (das auf Anschlag auf die
Nockenwelle geschoben wird) zum Ausdistanzieren der
Riemenscheibe.
Die Riemenscheibe mit der Markierung hatte ich nicht in der
Lage markert, aber sie muß im OT auf die Ableseskala zeigen.
Das wird einerseits mit der Überschneidung, andererseits mit
dem Einsetzen eines 6mm Bohrers in das Prüfloch im Getriebe
verifiziert. Dieses Mal (vorher war sie so gedreht, daß sie
für den vierten Zylinder stimmte) orientiere ich mich am
ersten Zylinder. Die 123 kann ich im Keller statisch
einstellen. Das rote Kabel kommt auf Plus, das Gehäuse ist
Minus. Die Feststellbremse mache ich auch wieder
leichtgängiger. Man könnte auch die Lagerbuchsen austauschen,
aber es geht primär um die leichtere Betätigung und
Rückstellung.
Der Einbau findet wegen Zugang zur Bühne erst Mitte April
statt und dauert drei Tage. Dabei wird das rechte Motorlager
nach 100.000km ausgetauscht und beide eingestellt. Die
Vorderreifen werden auf neue 195/65R15 Pirelli P1 Cinturado
getauscht und ersetzen die abgenutzten Dunlops, die gute
50.000km gehalten haben. Der Auspuffhalter am Getriebe hat
einen Riß und muß geschweißt werden. Der Kupplungszug wird
ebenfalls ersetzt, weil er ausfranst. Ich setze eine
elektrische Benzinpumpe hinter die mechanische ein, die bei
Bedarf (also nach längerer Standzeit) manuell angeschaltet
werden kann. Die Lage der Lenkung haben wir zum Glück markiert
und setzen sie genauso wieder ein. Und schließlich kommt nach
dem Anschließen aller Leitungen der große Moment. Erst einmal
wird ohne Zündung georgelt, damit überall Öl hinkommt und auf
Zündung springt sie dann auf Anhieb an und läuft ruhig. Ein
Erfolg und mir fällt ein Stein vom Herzen. Mechanisch läuft
alles gut.
Ein paar Fehler zeigten sich dann aber doch. Die schwer
korrodierte Anschlußfläche der Wasserpumpe nötigte mich zu
einem Aus/Einbau, um sie noch massiver abzudichten, weil sie
Wasser durchließ. Im Leerlauf pröttelte der Motor immer vor
sich hin und stieß beim Beschleunigen trotz aller
Einstellversuche Wolken aus. Die Ursache war im Endeffekt
(zusätzlich zu dem Dreck im Vergaser) ein um 5mm verstellter
Schwimmerstand - unerklärlich, da ich den Vergaser nicht
angefaßt hatte. Öltropfen unter einem frisch gemachten Motor
fallen natürlich gleich auf. Die Ursache war der ungeprüfte
Einbau einer Dichtung der Benzinpumpe aus dem Dichtungssatz,
die viel zu klein ist. Eine selbst geschnittene Dichtung
schafft Abhilfe. Der erste und zweite Gang ließen sich
manchmal schwer einlegen. Mit einer Spezialmutter konnte ich
die Einstellschrauben der Umlenkung an der Stirnwand lösen,
entfetten und neu abschmieren sowie nachstellen. Das Spiel war
minimiert, aber das eigentliche Problem konnte ich lösen,
indem ich die Einstellschraube des Schaltzuges an der
Stirnwand weiter hinein schraubte.
Eric Thane
Mai 2024