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![]() Auf dem Weg zum Essen machte uns ein Bancomat reich, und wir bekamen am Hafen unser - im Nachhinein besehen - bestes Essen mit wahnsinnigen 12 Vorspeisen, 3 Pastagerichten und Fisch als Hauptgericht, diversen Nachtischen und Getränken für läppische 35.000 Lire/Person. So waren wir ob des mageren Essens auf der Fähre wieder ausgesöhnt. Die ersten beiden Tage in Italien verbrachten wir in Palermo und machten etwas Sightseeing per Bus. Alle sagten uns, Palermo werdet ihr lieben oder hassen. Wir wollen nicht so extrem sein, wir finden es schön. Es gibt viel zum Anschauen, und bei 38° C im Schatten gaben wir unser Bestes, um auch mitreden zu können. Zum Abkühlen schauten wir uns die Katakomben der Kapuzinermönche an, die Jahrhunderte damit zugebracht haben, Leichen zu mumifizieren und sie - sortiert nach Geschlecht, Beruf und ähnlichem - gegen einen kleinen Obolus der Nachwelt (das sind wir) zugänglich zu machen. Sehr eindrucksvoll, obwohl es bei manchen Mumifizierungen wohl beim Versuch blieb, aber auch etwas gespenstisch. Der letzte Versuch fand 1923 an einem kleinen Mädchen statt, das wirklich aussieht wie eine Puppe. Abends liefen wir auf dem Zahnfleisch wieder auf dem Campingplatz ein. Einen Tagesausflug machten wir nach Monreale mit seiner wirklich schönen mit Goldmosaiken verzierten Kathedrale. Hier zeigte sich auch, daß das Fahren hier mit Vorsicht zu genießen war. Die Straßen sind ab und zu sauglatt, vor allen Dingen die etwas frequentierteren Strecken und in den Ortschaften. |
![]() ![]() Dort auf dem Campingplatz Nettuno ging es zwar eng zu, denn wir parkten unser Zelt zwischen zwei italienischen Großfamilien, aber es wurde eine schöne Zeit. Wir zwei, des italienischen nicht mächtig, wurden ohne großes Aufhebens von den Familien aufgenommen und mit Essen, Obst und Espresso versorgt. Eine Gastfreundschaft, die uns fast peinlich war. Inzwischen wußten wir auch, warum der Lärm auf dem letzten Platz war. Es war DER Feiertag in Italien schlechthin, an dem ganz Italien sich in Richtung Strand begibt, um dort zu feiern und sich um Mitternacht ins Wasser zu stürzen. Wir verbringen die Tage mit Pendeln zwischen Zelt und Strand. Die recht gut erhaltenen Tempelanlagen in Agrigento sahen wir uns natürlich auch an. Einen Tagesausflug machten wir in das Landesinnere nach Piazza Armerina, zur Villa Casale Romana, einer alten Villa aus dem 4. Jahrhundert, deren Böden über und über mit Mosaiken belegt sind. Erhalten ist das ganze nur, weil eine Schlammschicht die Villa bis in dieses Jahrhundert hinein verschüttet hatte. Leider ließ das Wetter zu wünschen übrig, sonst hätten wir von dem nahegelegenen Enna aus den Etna sehen können. Dieses schlechte Wetter hielt sich leider nicht nur im Binnenland. Am nächsten Tag verbrachten wir den Nachmittag wegen schwerer Gewitter im Campingplatzrestaurant, da sich auf dem terrassenförmigen Platz mehrere Wasserströme unten am Strand zu einem drei Meter breiten Fluß gen Meer trafen. Zum Glück erwies sich unser Zelt als dicht, obwohl einer der Wasserarme darunter hindurch ging. |
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Auch den nächsten Tag begannen wir sehr früh, weil wir nach zwei Wochen Sizilien auf das Festland übersetzen wollten, und unsere nächste Etappe das Sila-Massiv sein sollte. Um 9:00 Uhr kamen wir in der Hafenstadt Messina an und wunderten uns, daß schon an der Autobahnausfahrt Stau war. Es kam aber dicker. Dieser Stau zog sich durch die ganze Stadt, durch das Hafengelände hindurch, an der Kasse vorbei bis auf die Fähren, insgesamt sechs Kilometer. Wir hatten nämlich gerade das Ferienende von Italien erwischt. Zum Glück sind Motorräder Einspurfahrzeuge, und wir schafften die Slalomstrecke in einer Stunde und schlüpften gerade noch in eine Fähre hinein, die keine drei Minuten nach unserer Aufnahme ablegte. Auf dem Festland sprang einem sofort der Unterschied der Vegetation im Vergleich zu der von Sizilien ins Auge. Obwohl es auch auf Sizilien Grün gab, hier war alles noch viel üppiger. Aber was wir auch ziemlich bald merkten und was sich auch auf der restlichen Reise bestätigte - die Menschen auf Sizilien waren die freundlichsten und hilfsbereitesten. Von Mafia übrigens keine Spur. Wir bogen nach einem Teilstück Autobahn (im Süden Italiens kostenlos) rechts ab in die Berge. Hier machte das Leben wieder Spaß, das Wetter und die Straßen waren so gut, daß wir erst um 18:00 Uhr unser Zelt auf einem recht verlassenen und billigen (17 DM) Platz an einem der diversen Seen im Sila-Nationalpark aufschlugen. Am nächsten Tag ging es durch die Berge wieder hinunter zum Meer und weiter nach Matera. |
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An einem Tag kann man hier alles sehen, und so nahmen wir am nächsten Tag die Via Appia, eine der vielen alten Heer- und Handelsstraßen (alle Wege führen nach Rom) unter die Räder, um nach Paestum südlich von Neapel zu kommen, wo wir noch einmal relaxen wollten, bevor wir endgültig in das Binnenland fuhren. Ein schöner Strandtag in herrlichem Wasser reichte uns aus, und wir brachen auf in Richtung Abruzzen. Aber es sollte nicht sein. Wir unternahmen an diesem Tag drei Anläufe aus verschiedenen Richtungen, um in die Berge zu kommen und brachen jedesmal wegen aufkommenden Regens wieder ab. So entschieden wir uns spontan, nach Rom zu fahren. Diese Strecke schafften wir auch, bis auf einen Gewitterschauer, problemlos und entschieden uns nach einigem Suchen für den Campingplatz an der Via Aurelia. Schnell noch in einem riesigen, gegenüberliegenden Supermarkt eingekauft und den Tag mit einem fulminanten Mahl im Garten des Platzrestaurants beschlossen. |
![]() ![]() Einen Nachmittag begaben wir uns in die Hände eines Busfahrers (Spitzname nach eigenem Bekunden Casanova), der für die offiziellen Verkehrsbetriebe Stadtrundfahrten für schlappe 15 DM/Person machte. Das war saubillig und sehr ergiebig, er schaffte in guten drei Stunden etwas über vierzig (!) Einzelsehenswürdigkeiten weg, begleitet von einem Stakkato von italienischem Englisch, das übergangslos (meist nur unterbrochen von einem kurzen Alora) in Italienisch überging. Danach wußten wir Bescheid und hatten keine weiteren Fragen mehr, schoben noch eine Pizza im Viertel Travestere ein und uns danach in die Penntüten. |
![]() Für die Franziskanerkathedrale in Assisi hatten wir nur noch genug Energie für einen Blick von außen. Leider fand am nächsten Tag eine Schraube den Weg in Sonjas Vorderreifen, und ich wandte das Reifenflickset an, das endlich mal zum Einsatz kam. Es hielt auch bis nach Hause (ca. 2.000 km). Von der lästigen Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h sahen wir mal ab, und auch Sonja war davon überzeugt, als ich ihr, damit sie sich keine Sorgen machte, erst nach den ersten 1.000 km davon erzählte. |
Der restliche Heimweg ist schnell
erzählt. Nach einer schönen Tour durch Umbrien und die
Toskana übernachteten wir bei Bologna bei Verwandten. Am
Comer See wurden noch schnell ein paar Ersatz- und
Verschleißteile gekauft und in einer sehr netten Runde
im Platzrestaurant noch etwas Benzin geredet, bevor es
dann die letzten 800 Kilometer am Stück bis nach Mainz
zurück ging. Zurückblickend war Italien bestimmt einer
unserer teureren Urlaube, was bei über 1,90 DM/Liter
Benzin anfing und bei selbst Pizza-Essengehen nicht
unter 25 DM aufhörte. Aber es war sehr
abwechslungsreich, man kann schön fahren (auf dem
Festland) und sich auch viel anschauen, wenn man will.
Italien ist ein einziges großes Museum. Das Essen ist in
der Regel sehr gut, geht aber bei typisch italienischem
Stil mit Vorspeise, Pasti, Hauptspeise und Nachtisch
auch erst bei 70 DM los. Eis in der Tüte, das es oft in
vierzig Sorten und mehr gibt, ist auch superlecker und
kostet deutlich weniger, der Preis orientiert sich in
der Regel an der Größe der Tüte und nicht an der Anzahl
der Kugeln oder Sorten, die man sich stapeln läßt.
Leider hat es in Italien für dieses Jahr ungewöhnlich
viel geregnet. Es war aber trotzdem schön und hilft uns
über den Winter.... Eric Koch September 1996 |