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Ich treffe
Martin in München. Wir lassen uns am ersten Tag richtig
Zeit, auch weil das Wetter nicht unbedingt zum Fahren
einlädt. Mit Regensachen fahren wir erst einmal auf der
Autobahn Richtung Österreich durch das kitschige Reit im
Winkel über Landstraße Richtung Felbertauerntunnel. Es
ist bedeckt, und man hat ja immer die vage Hoffnung, daß
es nach einem Tunnel besser wird, ist aber leider auch
diesmal nicht so, uns erwartet leichtes Schneegrieseln.
Aber je tiefer wir ins Tal kommen, desto schöner wird es
und die Regensachen können endgültig eingepackt werden.
So ist es auch eine reine Freude, den Naßfeld- und
Predilpaß zu fahren. In Slowenien angekommen, suchen wir
uns gleich einen Campingplatz, um beim ersten
gemeinsamen Zeltaufbau noch etwas Tageslicht zu haben. Irgendwie hat mich am Tag ein recht lautes Klickern aus dem rechten Zylinder irritiert, und am Morgen muß ich dann doch mal nachschauen. Leider bewahrheitet sich meine Vermutung, wieder einmal hatte sich der Pilz oben an der Auslaßstößelstange gelöst und bearbeitete den Aluminiumteil, der sich dadurch verkürzte. Kommt bei meiner Guzzi regelmäßig vor, leider nur diesmal zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Dadurch daß bei dem 95er-Motor die Stößelstangen gekürzt sind, kann ich leider kein Standardteil aus dem Laden nehmen, aber ich hatte mir damals noch eine Ersatzstange kürzen lassen und die im Keller liegen. Zum Glück erreiche ich noch Rüdiger, der das Teil mitbringen will. |
Nach
dem Ventilnachstellen geht es auf Tagestour durch
Slowenien. Über den phantastischen Vrsic Paß geht es
Richtung Bled. Die Straßen sind trocken und griffig, und
wir können es richtig fliegen lassen. In Bled schauen
wir uns die Burg auf dem Berg über der Stadt an und
genießen dort auch die Aussicht auf den See, in dem auf
einer kleinen Insel eine Kapelle steht. Wir lassen die
Insel aber Insel sein und fahren weiter auf kleinen
gelben Straßen Richtung Tolmin. Martin freut sich schon,
als der Schotter anfängt, aber es ist nur ein kurzes
Drei-Kilometer Stück. Die Wolken werden immer dichter,
und ich sehe mich (natürlich keine Regensachen
mitgenommen, heute morgen war es ja sonnig) schon
richtig einweichen. Aber wir haben Glück, schlüpfen an
allen Schauern vorbei und kommen trocken wieder auf dem
Campingplatz an. Am Abend verläßt uns unser Glück. Auf
dem Rückweg vom Essen geraten wir in strömenden Regen. Wir essen im nahen Restaurant recht gut, nur irgendwann werde ich stutzig, weil alle auf den Bildschirm starren. Wir schauen auch intensiver hin und sehen Flugzeuge in Türme fliegen und realisieren langsam, daß es hier kein Fiktion ist. 9/11 mit seinen islamistischen Anschlägen erleben wir auf einem Zeltplatz in Slowenien und diskutieren noch lange. |
Leider
ist das Zelt aus irgendeinem Grund nicht dicht, so daß
ich durch kalte Füße aufwache. Der Boden ist durch, und
der Schlafsack hat sich auch vollgesogen. Da der Himmel
nicht unbedingt nach deutlicher Wetterbesserung
aussieht, beschließen wir, uns auf den Weg zur Küste
aufzumachen. Das Wetter bessert sich auch zusehends, wir
können auf trockenen Straßen durch das Idrjcatal fahren
- sehr empfehlenswert, eine Kurve nach der anderen durch
ein Tal mit dem schon erwähnten guten Asphalt. Als wir
nach der Querbeetstrecke schließlich bei der Skocjanska
Jama (Höhle von Skocjan) ankommen, scheint die Sonne.
Wir steigen aber trotzdem wieder hinab ins Dunkle und
besichtigen die ausgedehnte Höhlenanlage und wundern uns
wie sich Menschen damals ohne diese ganze Beleuchtung
überhaupt ein Bild von der Größe machen konnten. Nach
den 1,5 Stunden Fußmarsch müssen wir uns erst mal am
Eingang stärken, bevor es weiter Richtung Kroatien geht.
Der Grenzübertritt nach Kroatien ist problemlos, und wir steuern einen Zeltplatz in Zelena Laguna bei Porec an, an den Martin noch schöne Erinnerungen von vor 15 Jahren hegt. Leider ist auch hier die Zeit nicht stehen geblieben. Ein voll durchorganisierter Wohnwagenpark erwartet uns. Wir bleiben trotzdem, weil wir alles trocknen und auch erst mal etwas Sonne tanken wollen. Abends treiben wir uns auf der touristischen Strandmeile herum, es ist nicht anders als in allen anderen Feriengebieten. |
Den
nächsten Tag lassen wir ganz ruhig angehen. Nach
ausgiebigem Frühstück gehen wir erst mal ans nahe Meer,
aber uns wird es bald zu langweilig, und wir
beschließen, noch was Kulturelles zu tun. Die Küste hoch
nach Norden geht es wieder hinein nach Slowenien, wo wir
uns das kleine Städtchen Piran anschauen, mit einem nach
Venedig aussehenden Glockenturm und insgesamt auch sehr
italienisch wirkender Altstadt, mit vielen kleinen
Gassen, wo die Wäsche noch zwischen den Häusern zum
Trocknen hängt und man den Motorrollerfahrern Platz
machen muß. Sehenswert. Der Rückweg geht schnell, obwohl
wir hier schon erheblich vorsichtiger fahren, weil wir
gleich zu Anfang in Kroatien auf einige sehr glatte
Straßenstücke gekommen sind, und seitdem ist das
grundsätzliche Vertrauen wie in Slowenien weg. Unser Plan, von Pula aus nach Losinji zu fahren, müssen wir aufgeben. Die Fähre fährt nur einmal pro Woche. Also besichtigen wir das Amphitheater in der Stadt und fahren weiter nach Bretzowa, von wo regelmäßig eine Fähre nach Cres verkehrt. Aber wir haben noch einmal Pech, sie legt direkt vor der Nase ab. Es fängt an zu regnen, und der Asphalt um die Anlegestelle wird noch glatter als ohnehin schon. Wir sind froh, wenigstens hier zu stehen. Die Überfahrt ist sehr stürmisch, und wir schauen immer mal wieder nach den Maschinen, ob sie nicht umkippen. Auf Cres haben wir nicht viel Auswahl, wir folgen einfach der einzigen Straße nach Süden, die sich am Kamm entlang schlängelt. Ohne Regen und ohne Wohnmobile, die wir nach der Fähre noch abarbeiten mußten, macht das Fahren Spaß. In Nerezine schlagen wir unser Lager auf und lassen uns von Nachbarn überzeugen, daß es klüger ist, das Zelt zwischen den Bäumen aufzubauen, da ein Sturm angekündigt ist. Nach einem teuren Fischessen und Wein zum Ablöschen geht es in die Schlafsäcke. |
Die
schweren Gewitter in der Nacht fordern ihren Preis.
Wieder mal gräbt sich der Seitenständer meiner Guzzi ein
und ein Kerzenstecker muß dran glauben. Mein wichtigstes
Ersatzteil kommt zum Einsatz – der Reservestecker. Wir
schauen uns die Stadt Mali Losinji im Süden an, können
noch etwas bummeln, bevor wir uns wieder mal vor einem
Gewitterguß verstecken müssen. Der Wind trocknet die
Straßen schnell, aber selbst Kroaten scheinen die
Beschaffenheit ihrer Straßen nicht zu kennen, für manche
endet auch eine Autofahrt im Graben. Auch in Marag fährt
uns die Fähre vor der Nase weg. Auf der Insel Krk fahren
wir geradewegs nach Baska und suchen uns einen
Campingplatz. Die Auswahl ist klein, da wir keinen
FKK-Campingplatz wollen, bleibt nur der große
touristische am Ende der Promenade. Das Abendlicht ist
toll, es ist aber immer noch windig und frisch, und wir
essen windgeschützt drinnen. Wir hätten uns lieber mal am Abend noch ein paar Meter weiter bewegen sollen. Am anderen Ende der Promenade ist die Fähranlegestelle nach Senji, dann hätten wir den Fährplan checken können. Aber als wir um 11:00 Uhr am Anleger erscheinen, ist die Fähre schon seit zwei Stunden weg und fährt erst wieder am Nachmittag. Also keine gemütliche Bootstour, auf dem Landweg geht es über die große Brücke bei Rijeka (schrecklicher Anblick übrigens, die Stadtansicht mit seinen Schloten) wieder auf das Festland, dann die Küstenstraße hinunter bis hinter Senji. |
Die
kleine Straße führt an zerschossenen Panzern und
zerstörten Häusern vorbei hoch in die Berge. In Otocac
machen wir Pause in der Amigo Bar, überall gibt es noch
Einschußlöcher, es sieht alles etwas trostlos aus, aber
die Bar hat immerhin schon eigene Zuckertütchen –
Gegensätze. Klugerweise ziehen wir die Regensachen vor
der Weiterfahrt an. Es fängt an zu nieseln, was auf den
10 km Schotter/Sand auf dem Weg nach Dabar natürlich
noch unangenehmer ist. Als wir an dem Campingplatz Korana bei den Plitwitzer Seen ankommen, ist von Rüdiger, mit dem wir uns hier verabredet hatten, nichts zu sehen. Es fängt auch noch richtig an zu regnen, und wir entschließen uns zum Anmieten einer Hütte. Rüdiger geben wir noch eine Frist bis 20:00 Uhr, wobei der aufkommende Hunger mit einem Liter Wein vor der Hütte mit Blick in die Tristesse bekämpft wird. Aber auch diese Frist verstreicht, und wir gönnen unseren Mägen mal etwas Festnahrung im Campingplatz Restaurant. Spät in der Dunkelheit kommt Rüdiger auf seiner Tiger schließlich an. Den ganzen Tag im Regen unterwegs gewesen, hat er sich natürlich auch gleich eine Hütte gemietet. |
Da sich der Regen auch am Morgen nicht verzogen hat, wollen wir auf dem schnellsten Weg an das Meer fahren. Der Regen ist teilweise so stark, daß wir nicht mal die umliegenden Berge sehen können und froh sind, als es nur noch windig ist und wir hinter der letzten Bergkette das Meer sehen können. Eine Lammbraterei, wie sie hier oft an der Straße zu finden sind, nehmen wir zum Anlaß, uns erst der Regensachen zu entledigen und uns dann dem Lamm anzunehmen. Lecker! Der Kellner läßt es sich wiederum nicht nehmen, uns seine extra verchromte Yamaha Wild Star vorzuführen. Hat zwar einen satten Klang so ohne alles, wir können aber nicht so ganz nachvollziehen wie man mit so etwas auf diesen Straßen hier viel Spaß haben kann. In Trogir finden wir den nächsten Campingplatz zur Stadt und gehen dann noch mal zu Fuß in die Stadt. Die Stadt ist wie eine kleine Festung, total verwinkelt mit vielen Läden und Leben. Dieses läßt allerdings nach, als es wieder mal anfängt zu schütten. Wir sitzen das mit Bier und dem besten Eis der ganzen Reise auf dem zentralen Platz unter Schirmen aus. |
Regen weckt uns morgens, das Frühstück ist aber schon wieder im Trockenen, und wir nehmen uns heute das 20 km entfernte Split als Ziel vor. Aus irgendeinem Grund sind unsere Erwartungen nicht besonders hoch, aber sie werden weit übertroffen. Split ist ähnlich wie Trogir, mit einer befestigten Altstadt, in deren engen Gassen wir uns verlaufen. Und um es vollkommen zu machen, klart es sogar noch auf und die Sonne bricht durch. Auf dem Weg zurück checken wir in einem Internetcafe noch die Großwetterlage und stellen fest, daß es eigentlich nirgendwo deutlich besser ist. Heute bleibt der Martins Leatherman eingeklappt, das Abendessen bildet eine große Portion Calamaris im nahegelegenen Restaurant, was aber nicht viel mit den Calamaris zu Hause zu tun hat. Nicht voll panierte Gummiringe, sondern ganze Stücke oder Minitintenfische, die nur gegrillt superlecker schmecken. Den Abschluß des Abends bildet die rituelle Flasche Rotwein am Meer. |
Angesichts
des strahlend blauen Himmels entschließen wir uns zu
einer Tagestour ins Hinterland. Bei Kastel Stari geht es
hoch in die Berge, und wenige Kilometer von der Küste
entfernt ist von der Hektik des Touristenrummels nichts
mehr zu merken. Hinter der Kuppe treffen wir nur selten
ein Auto. Es geht in leichten Schwüngen über Berg und
Tal. Bei Gornje Vinovo verpassen wir offensichtlich eine
Abzweigung und geraten in eine 20 km Schotterpassage.
Martin bewegt gerade meine Guzzi und ist froh, nach
einigen Kilometern wieder auf seine GS steigen zu
können. Die Federung wäre doch besser, meint er... Schließlich kommen wir wieder auf die Hauptstraße und machen in Drnis Pause. Wir kommen mit einem kroatischen Motorradfahrer ins Gespräch, der gerade viel Zeit hat, weil er seine Kawasaki GPZ 900R (wieder so ein optimal geeignetes Motorrad für diese Straßen) zerlegt hat und sich eine medizinische Auszeit gegeben hat. Er erzählt von früher und daß sich durch den Krieg alles nur verschlimmert hat. Wir fragen uns nur, wer den Krieg eigentlich gewollt hat. Auf schönen Straßen geht es um und in den Krka Nationalpark. Auf einer Sandpiste geht es nach Roski Slap, das wegen seiner Wasserfälle bekannt ist. Wir sind aber nicht zum Wandern angezogen, so bewundern wir nur die Natur und fahren dann über Nebenstraßen nach Skradin, über schöne, kurvige Strecken nach Sibenik, um schließlich Primosten noch einen Besuch abzustatten. Die Beschreibung übertrifft aber für unseren Geschmack die Realität. Es wirkt alles etwas künstlich, wie ein Museum. Alles ist gut restauriert, es kommt aber nichts rüber. Im Sonnenuntergang geht es zurück auf der Küstenstraße zum Campingplatz. |
Die
Karawane zieht weiter, wir packen und fahren auf einer
kleinen Straße abseits der Hauptstraße Richtung
bosnische Grenze. Der Grenzübertritt ist problemlos, in
die Schweiz hinein braucht man meist länger. Leider sind
auf dieser Seite der Grenze die Straßen noch dünner
gesät, so daß wir auf relativ großen Straße mit allen
anderen zusammen unterwegs sind. Öfters steht Polizei am
Straßenrand und winkt Leute raus, wir cruisen aber so
dahin und haben keine Probleme. Vor Mostar geht es über
einen gut ausgebauten Paß. Von oben sieht man schon
Mostar in einem Talkessel liegend. Wir schwimmen im
Verkehr mit in die Stadt hinein, am Wege Hochhäuser mit
großen Löchern. Auf der Suche nach den Resten der alten
Brücke kommen wir anscheinend in die Altstadt, parken
unsere Motorräder und gehen einmal die Fußgängerzone
rauf und runter. Überall Zerstörung, aber auch wenn die
Häuser oben noch kaputt sind, unten hat schon wieder ein
Café geöffnet. Teilweise sehen wir Ansätze von
Restaurationsarbeiten. Wir brechen das ganze aber
angesichts einer Zigeunergruppe, die sich in Richtung
unserer Motorräder bewegt, ab und fahren auf der großen
Ausfallstraße – vorbei an der Kfor-Kaserne, die
gesichert ist wie eine Festung – Richtung Kroatien. Einmal tanken wir noch auf dieser Seite der Grenze, wo das Benzin in D-Mark ausgezeichnet und mit 1,65DM/Liter recht billig ist, dann geht es ohne Probleme wieder rüber nach Kroatien. Es ist schon dunkel, als wir wieder ans Meer kommen und es kommt einfach kein Campingplatz. Ein auf Temposünder wartender Polizist kann uns dann doch schließlich den Weg zu einem erklären. Der Aufbau der Zelte geschieht im Schein der Scheinwerfer und das Abendessen im unfreundlichsten Restaurant unserer gesamten Reise - eine Ausnahme. |
Am Morgen ist immer noch keiner auf dem
Platz zu sehen außer den Schulklassen in den Hütten, und
wir fahren schließlich ohne zu bezahlen, um weiter zu
kommen. In Drvenik sind wir für die Fähre auf die Insel
Hvar viel zu früh, aber wir genießen die Sonne. Es
kommen immer mehr Motorräder an den Anleger. Sie wollen
alle zu einer Bikerfete und so sehen sie auch aus. Einer
härter als der andere, viele auch aus Bosnien. Ein
besonders krasser Fall ist einer mit dem Bekenntnis
„Mostar Fanatic“ auf dem Helm. Burn-outs deuten an, was
auf der Party zu erwarten ist. Eine Aussicht, die uns
trotz der angekündigten Live-Musik, nicht animiert,
dorthin zu fahren. Wir hatten eigentlich vor, die Jungs
vor uns herfahren zu lassen, aber auf ihren Choppern
sind sie einfach zu langsam, und wir müssen sie
schließlich doch überholen. Irgendwann geben wir ihnen aber doch eine Chance, wir kehren in ein Restaurant ein, das eigentlich geschlossen aussieht, in Anbetracht von uns Dreien aber doch ruckzuck öffnet. Es gibt gegrillten Fisch mit Tomatensalat, das ganze auf einer kleinen Terrasse mit Blick über die Hügel bis hinunter zum Meer unter einem Dach von Weinblättern – so stellt man sich die Idylle vor. Zu uns gesellt sich noch einer der “Biker“ von der Fähre, er ist aber nur auf einem klapprigen Mofa von Sarajewo in Tagen hierher gefahren, weil seine alte BMW über den Haufen gefahren wurde. Er zeigt uns alle seine Fotos von den letzten Bikerparties. Dann trennen sich unsere Wege wieder, wir sind doch ein wenig schneller als er. In Jelsa finden wir einen kleinen terrassenförmigen Campingplatz, wo wir uns niederlassen können. Der Besitzer sagt nur kurz, daß wir zum Anmelden doch morgen noch mal vorbei kommen sollen, es würde auch eine Nacht umsonst geben, wenn wir länger bleiben – die Saison ist vorbei, er muß wieder in seine Weinberge. |
Den nächsten Tag
hängen wir einfach mal ab, baden und schauen uns auf dem
Platz im Ort das Treiben der ganzen harten Jungs an, die
vom nahegelegenen Fest mal kurz rüber gefahren sind. Es
gibt viel zu sehen. Abends essen wir nur noch mal und
kaufen dann auf dem Weg zurück noch eine Flasche Grappa
mit eingelegtem Gewürzzweig. Der Entscheidungsfindungsprozess endet am Morgen schließlich damit, daß wir doch alles abbauen und packen, bevor wir uns auf den Weg nach Hvar machen. Ein kluge Entscheidung, in Hvar nieselt es schon ein wenig, als wir uns die Stadt anschauen. Erstaunlicherweise ist hier viel los, obwohl die Hauptstadt der Insel am weitesten weg vom Festland ist. Am großen Platz gibt es einige Bürgerhäuser und Paläste, spanischer Stil, alles schön renoviert, aber uns ist es ein wenig zu voll. Von der Burg oberhalb der Stadt genießen wir die Aussicht und machen uns dann auf den Weg zurück zur Fähre. Auf dem Weg fängt es an zu regnen, und an der Fährstation werden wir wegen unserer Ganzkörperkondome von ein paar verspäteten Festivalbesuchern mit Hohn empfangen. Harte Jungs tragen keine Regensachen, decken nur ihre Harleys mit Planen und Mülltüten (...) ab. Auf dem Festland suchen wir uns dann nur noch den nächsten Campingplatz in Podgora. Beim Essen können wir einen Umzug verfolgen, der anscheinend so etwas wie internationale Verbundenheit ausdrücken soll. Durch den bedeckten Himmel ist es so warm, daß wir am Platz noch in T-Shirts bis Mitternacht am Meer sitzen können. |
Die Hälfte
der Zeit ist vorbei und allmählich müssen wir wirklich
mal sehen, daß wir Dubrovnik zu sehen bekommen. Wir
statten Makarska 20 km weiter nördlich einen Besuch ab,
auch ein Ort, der in den Reisebeschreibungen gelobt
wird, aber können beim Durchrollen erst mal nichts
sehen, was uns reizt und entschließen uns gleich weiter
zu fahren. Der Weg hoch in die Berge nach Vrsoc ist der
Wahnsinn, immer am Hang entlang den Berg hinauf mit
einem tollen Blick ins Tal und Kurven ohne Ende. Hinter
den ersten Bergketten wird es wieder unspektakulärer,
wir fahren auf kleinen Straßen durch ein paar verstreute
Dörfer, bis wir auf die Hauptstraße treffen, die uns
wieder an die Grenze nach Bosnien bei Metkovic bringt.
Im Ort können wir auch noch richtige Stahlnägel als
Zelthäringe besorgen, damit wir nicht weiterhin Probleme
mit dem harten Boden haben. Trotz eines kurzen Schauers entschließen wir uns für die kleinen Nebenstraßen – ein Glück, es wird die „schönste” Tagestour des Urlaubs. Über kleine weiße Straßen geht durch das Hinterland. Es ist nichts los. Plötzlich hält Martin an, ein Mann mit Uniformjacke und Kelle hält uns an. Beim genauerer Betrachtung fällt sein abgerissenes übriges Äußeres auf, offensichtlich hat er die Jacke gefunden, und die Kelle ist ein abgesägtes Stoppschild. Wir machen den Spaß mit, zahlen unseren Obolus von 50 Pfennig pro Maschine und fahren weiter. Den bosnischen Golffahrer, der uns entgegen kommt, hält er auch gleich an.............. |
Bei
Ravno gibt es kurz 5 km Schotter, aber dann geht es
immer an einem Kanal entlang, meist am Hang mit Blick
von oben über ein weites Tal. Rüdiger findet eine
Gedenktafel, die uns die eigenartige Streckenführung
erklärt. Wir fahren auf einer ehemaligen Bahnlinie
entlang. Ab und zu kommen wir an verlassenen Orten
vorbei, und bei einer Orientierungspause kommt ein alter
Mann auf uns zu und versucht ein Gespräch mit uns.
Schade, wir verstehen ihn nicht, wir hätten da einige
Fragen gehabt. Bei Ljubovo kommen wir wieder auf die Hauptroute, die uns zur Grenze führt. An diesem Grenzpunkt sind die Kontrollen etwas genauer aber korrekt. Unten am Meer fahren wir nach Caftat, wo es einen Campingplatz geben soll. Dem ist aber nicht so, die einzigen beiden sind weiter nördlich in Srebeno. Wir nehmen den kleineren, eine gute Wahl. Es steht sogar eine Waschmaschine zur Verfügung, und wir nutzen die Gelegenheit zur großen Wäsche. Auf der Terrasse des Restaurants um die Ecke lassen wir den Abend ausklingen, ein gelungener Tag. |
Heute soll ein
Kulturtag werden, wir nehmen den Bus nach Dubrovnik und
machen uns bei der dortigen Touristen-Information erst
mal schlau, was man an einem Tag so alles von Dubrovnik
schafft. So gerüstet fangen wir mit dem
Franziskaner-Kloster an, wandeln durch die Kreuzgänge
und besichtigen seine Museumsapotheke, eine der ältesten
der Welt. Gleich nebenan geht es hoch auf die
Festungsmauer, welche die die Stadt komplett umgibt. Ein
absolutes Muß, man hat einen herrlichen Blick von oben
über und in die Stadt. Wir machen das natürlich, wie
sich das gehört, in der Mittagshitze. Unterbrechen tun
wir das ganze unten in den Straßen mit einem kleinen
Imbiß und der Besichtigung der Ausstellung im
Herrscherpalast. Nachmittags streifen wir noch ein wenig
durch die kleinen Gassen und über die blankgetretenen
Marmorstraßen. Den Rückweg zum Bus müssen wir uns hart über ewige Treppen erkämpfen. Auf dem Platz muß Martin entdecken, daß er sich eine Schraube im Hinterreifen eingefangen hat. Reparaturversuche mit den schon früher bewährten Gummistopfen scheitern. Wir können nur vermuten warum, vielleicht reißen die Stopfen immer durch den Stahlmantel im Radialreifen ab. Nichtsdestotrotz genießen wir den Abend und plaudern bis spät in die Nacht bei der Flasche Grappa mit ein paar kiffenden jungen Tschechen, die noch Richtung Albanien weiter wollen – na dann viel Spaß. |
Der Besitzer des
Campingplatzes fährt mit Martin und Hinterrad auf der
Tiger nach Dubrovnik, wo der Reifen sehr fachmännisch
geflickt wird. So können wir doch noch eine kleine Runde
drehen. Wir nehmen wieder den nahegelegenen
Grenzübergang und fahren immer Richtung Sarajewo, aber
schon bald erkennen wir, daß es doch cleverer ist
umzudrehen, weil sich vor uns nur noch schwarze Wolken
auftürmen. Wir wollen auf einer kleinen Straße dicht vor
Montenegro über die Grenze nach Kroatien, aber stehen
plötzlich vor der Grenze nach Montenegro. Der Grenzer
meint, es sei kein Problem dorthin einzureisen und nimmt
es Martin auch nicht krumm, daß der sich direkt vor dem
Grenzerhäuschen seine warmen Untersachen anzieht. Wir
müssen noch 20 DM Straßen-Nutzungsgebühr bezahlen, dann
kann es losgehen. Aber es ist wohl nicht unser Tag, es
fängt an zu regnen – nein, das ist untertrieben,
Wolkenbrüche treiben uns von der Grenze auf winzigen
Straßen runter zur Küste. Eine Tankstelle nutzen wir als
Schutzdach, um uns zu einigen, daß es wohl keinen Sinn
macht, unter diesen Bedingungen noch mehr von Montenegro
zu sehen. Der Grenzübertritt zurück nach Kroatien dauert
ewig, zum Glück hat es wenigstens aufgehört zu regnen. Zurück bei den Zelten gibt es dann die nächste schlechte Überraschung. Der ganze Campingplatz hat sich in eine Schlammwüste verwandelt, und wir hatten dummerweise angesichts des guten Wetters das Zelt in einer kleinen Senke aufgestellt. Alles raus zum Trocknen, es ist ja wieder warm und trocken geworden. Abends beim Wein relativiert sich das “Durchlittene” wieder. |
Wir
wollen noch mal nach Montenegro, immerhin hatten wir ja
die Straßennutzungsgebühr für drei Monate bezahlt. Also
morgens gepackt, tja und dann will der Tiger von Rüdiger
nicht zum Sprung ansetzen. Wir müssen Schiebehilfe
geben. Das Problem habe ich auch manchmal, aber bei mir
ist die Ursache klar. Die 24 Ah Yuasa Batterie ist nicht
so standfest wie die alte Varta und mag es gerne warm
und trocken. An der Grenze dauert es wieder ewig, und
dann müssen wir auch noch erfahren, daß es nötig ist,
eine Zusatzversicherung für 30 DM abzuschließen, weil
die grüne Versicherungskarte das Land nicht abdeckt. Das
ist es uns doch nicht wert, und wir fahren wieder zurück
zu unserem Grenzübergang, den wir jetzt das dritte Mal
nach Bosnien nehmen. Wir folgen wieder dem gleichen Plan wie am Tag vorher. Diesmal kommen wir auch ohne Wettereskapaden weiter nach Bosnien. In Bileca tanken wir und folgen dann der Straße Richtung Mostar. Es geht von Tal zu Tal, immer mit riesigen Ebenen. Die Straßen sind gut und es ist wenig Verkehr. In Stolac biegen wir ab Richtung Neum. Stolac sieht ziemlich schlimm aus. Die Innenstadt ist total zerschossen, dafür sind draußen vor der Stadt große Neubaugebiete entstanden, die so richtig auf die grüne Wiese gesetzt worden sind. Die Straße nach Neum ist der einzige Zugang Bosniens ans Meer, eine einspurige, geteerte Piste, die sich durch flach bewachsenes Gelände schlängelt. Aber auch hier ist nichts los, wahrscheinlich nehmen selbst die Bosnier lieber die großen Routen über Kroatien. Neum stellt sich als schrecklich touristische Tax-free-Zone heraus, die aber nicht einmal billig ist. Auf der Küstenstraße geht es nach Süden. Der bosnische Grenzübergang ist im Prinzip nicht besetzt, dafür sind die Kroaten gerade dabei eine riesige Abfertigungsanlage aufzubauen – die lernen auch nichts. |
Schnell fahren wir auf die Halbinsel Peljesac, wo wir einfach dem ersten Campingplatz-Schild folgen und einen kleinen Platz finden, wo wir zwar die einzigen Gäste sind, aber total herzlich aufgenommen werden. Wir plazieren uns direkt an die Klippe, der Besitzer spendiert zur Ankunft erst einmal eine große Pepsiflasche roten Hauswein. Urlaub pur, wir genießen den dicken, roten Wein mit Blick in den Sonnenuntergang. Auch Tisch und Stühle bekommen wir noch gestellt. Klasse! Nach der Flasche Wein gehen wir ins einzige Restaurant des Ortes. Die Saison ist wirklich vorbei, wir sind fast die einzigen Gäste und kämpfen uns durch die großen Fischplatten. |
Martin
hilft dem Besitzer am Morgen noch ein wenig mit seinem
schrottigen Mercedes /8, aber schließlich starten wir
doch noch zu unserer Inseltour. Die Straße nach Orebic
ist gut ausgebaut und kurvig, und wir lassen es laufen.
Auch die Fähre nach Korcula verpassen wir wieder mal
knapp (scheint unser Schicksal zu sein), vertreiben uns
aber die Pause bei herrlichstem Sonnenschein in einem
Café. Die Fähre braucht nicht lange bis Korcula auf der Insel Korcula. Wir besichtigen erst einmal die alte Stadt, aber die wirkt irgendwie tot. Nichts los, auch keine Geschäfte oder irgend etwas, was die Leute anzieht. So ist die Altstadt wie ein Museum. Zwei Kilogramm Weintrauben finden den Weg in unsere Mägen, bevor wir noch bis an die Nordspitze von Korcula nach Vela Luka fahren. Nichts besonderes, gerade gut genug, um noch ein Eis zu essen. Dann geht es wieder zurück zur Fähre. Das Licht der langsam untergehenden Sonne taucht die ewigen Weinfelder in sanftes Licht, das die Farben alle intensiviert. Apropos Wein – die Weinquelle am Platz sprudelt unermüdlich, so daß wir auch heute wieder diesen herrlich likörartigen, roten Wein genießen können. Alle später getrunkenen schmecken dagegen wie mit Wasser verdünnt. Wir entschließen uns, noch einen Tag zu bleiben und hängen am nächsten Tag einfach mal nur ab. Von unserem leicht erhöht liegenden Platz können wir das wenige Treiben im Ort beobachten, die Fischer, die ein- und auslaufen (mit unserem Abendessen), die Autos, die anscheinend ohne Nummernschilder nur für den Innerortsverkehr verwendet werden. Aber das beste ist der Bärtige, der in einem Winzschlauchboot quer liegend mit seinem Hund immer wieder die Küste rauf und runter tuckert. Nachmittags packt Rüdiger und mich dann doch noch Unruhe und wir schauen uns das nahegelegene Ston an. Eine Festungsanlage, welche die Türken im 14. Jahrhundert gebaut haben und die mit ihrem 6 km langen Mauerring den Zugang von Peljesac beherrscht. Bis hierher sollen die Serben vorgedrungen sein, es wird immer noch renoviert. |
Für
Martins Trangria Kocher haben wir immer noch keinen
Spiritus bekommen, aber Martin schafft es im
angrenzenden Haus Kaffeewasser zu bekommen. Nach dem
Zahlen (selbst mit Wein immer noch der billigste
Campingplatz unserer Reise) geht es wieder zurück aufs
Festland. Wir wollen oberhalb von Neum den gleichen
Grenzübergang nach Bosnien wie auf dem Hinweg benutzen,
aber der ist aus dieser Richtung nur für Einheimische
erfahren wir – für uns nicht ganz nachvollziehbar. Aber
egal, so nehmen wir wieder die Strecke an der Küste
entlang und reisen wieder bei Metkovic ein. Mostar gibt
auch beim zweiten Mal kein besseres Gefühl, und wir
fahren einfach nur durch. Durch ein breites zugiges Flußtal geht es Richtung Norden, bis wir bei Prozor von der Hauptroute abbiegen. Es geht durch ein kleineres Flußtal, fahrerisch wertvoller und erheblich leerer. Oberhalb des Sees bei Jaklici machen wir Pause und vergleichen wieder mal die Karten. Meine RV-Karte zeigt unbefestigte Wegstrecke, bei Martin ist es ausgebaut. Wenige Kilometer weiter müssen wir wieder mal feststellen, daß Martins Karte von 2001 ungenauer ist als die alte von 1990 – es folgen 25 km Schotter, der allerdings keine große Herausforderung darstellt. Zwischen kürzeren, ausgewaschenen Pisten führt die Straße oft über weite Ebenen auf breiter, festgefahrener Sandpiste. So stellen wir uns die Hochebenen in den Anden vor. |
Irgendwann
kommen wir wieder auf eine befestigte Straße und
entschließen uns noch zu einer kleinen Extraschleife.
Die Strecke nach Livno ist klasse, aber eine Abkürzung
über die Berge ist uns nicht vergönnt, auch hier warten
wieder mal 30 km Schotter auf uns, die wir uns aber um
diese Tageszeit nicht mehr antun wollen. So nehmen wir
die schnelle Variante über Raseljke und Trilj, wo
eigenartigerweise im Ort der Bär tobt. Alles voll,
unheimlich viele Cafés und ein Treiben wie auf dem
Jahrmarkt, und das in einem kleinen Ort im Nirgendwo.
Der Grenzübertritt ist wieder kein Problem und die
letzten Kilometer zum Meer sind schnell hinter uns
gebracht. Wir nehmen voll spießig wieder den gleichen
Campingplatz in Trogir wie beim letzten Mal, schlagen
auch die Zelte an der gleichen Stelle auf, aber es gibt
noch schlimmere als uns. Die Wohnmobilbesitzer neben uns
haben wir schon vor zwei Wochen dort gesehen, seitdem
haben sie ihre Kiste nicht einen Meter bewegt. Das fette Mixed Grill am Abend zehrt auch am Morgen noch an der Gesundheit, ich nehme mir vor, nur noch Fisch zu essen, soll ja etwas leichter sein. Bei strahlendem Sonnenschein passieren wir Split auf dem Weg über Sinji nach Knin. Hier in den Bergen wird es wieder deutlich kühler und es tröpfelt tatsächlich ein paar Mal. Hinter Knin fahren wir an vielen verlassenen und zerstörten Dörfern vorbei. Wir sind nahe der bosnischen Grenze. Die Straßen sind sehr gut, aber es ist schon ein eigenartiges Gefühl. Aber der absolute Hammer ist die Ortschaft Srb, hier ist gar nichts mehr heile, kein Haus ohne Schaden. Und ein Großteil der Leute, die wir überhaupt auf der Straße sehen, sind Polizisten. Trotzdem gibt es hier ein Café, wie es auch in Rimini oder Frankfurt sein könnte. Modernste Einrichtung, richtiger Cappucino, adretter Kellner, alles gepflegt. Wir fragen uns, wer hier wohl einkehrt. Nach ein paar Kilometer über kleine Straßen und Orte nehmen wir eine Schotterstrecke zur Hauptstrecke zu den Plitwitzer Seen. Hier quartieren wir uns wieder auf dem Campingplatz Korana ein, wo wir die ersten reisenden Motorradfahrer der ganzen Reise treffen. |
Das Wetter ist mit uns, am Morgen strahlt die Sonne. Leider verkehrt der Pendelbus zu den nur 5 km entfernten Seen nicht mehr, wir müssen leider in Light-Ausstattung mit Motorrädern fahren. Die Sachen können wir aber an der Rezeption abgeben und lassen uns dann mit einem Bus auf die oberste Seenebene dieses Nationalparks fahren. Der Nationalpark umfaßt die terrassenförmigen Seen, die durch Wasserfälle miteinander verbunden, ihr Wasser schließlich in den Fluß Korana leiten. Der Rundweg führt uns an den türkisgrünen, mit Forellen gefüllten Seen vorbei, mit Blick auf diverse Wasserfälle und –fällchen. In dem warmen Licht der Herbstsonne jage ich fast einen kompletten Film durch, um die ganzen Farben irgendwie auf Papier zu bannen. Nach guten vier Stunden sind wir wieder am Eingang, fahren zurück und genießen am Platz noch die Sonne bei einem Kaffee. Abends treffen wir dann alte Bekannte wieder, es gibt Forelle Korana – lecker. |
Am Morgen geht es noch einmal Richtung Meer, wir hoffen auf noch einen Beachtag. Aber erst einmal ist die Fahrt grau und trübe, und wir erwarten immer den Regen. Ich erinnere mich, daß Martin am Morgen noch von „Trocken nach Hause kommen“ gesprochen hat, das war wohl etwas voreilig. Aber es bleibt nur neblig, und als wir gegen Mittag unten am Meer sind, hat sich alles verzogen. An der Küstenstraße nach Norden werden wir erst nach dem dritten Versuch auf der Suche nach einem Campingplatz fündig. Es ist ein Platz, der auf Massentourismus ausgelegt ist, aber es ist leer. Vieles ist schon stillgelegt. Es ist aber immerhin auch schon Anfang Oktober. Auch hier treffen wir wieder Motorradfahrer, und verbringen mit einem BMW-Fahrer, der nur für ein langes Wochenende an die Plitwitzer Seen fährt, den Abend. Es ist trotz der Jahreszeit noch schön warm, und wir können die letzte Flasche Wein noch locker auf der Mole trinken. |
Nach
dem Nebel am Morgen kommt wieder der Sonnenschein. Nach
dem Abbauen verabschieden wir uns von Rüdiger, der noch
zwei Tage auf Istrien in der Sonne verbringen will.
Martin und ich fahren um Rijeka herum ins Hinterland,
aber viel Fahrspaß haben wir nicht. Hier oben ist es
noch dick neblig und das Fahren auf den kleinen
schmierigen Straßen ist anstrengend. Erst an der Grenze
zu Slowenien wird es schließlich besser, und wir trinken
in der Sonne einen Kaffee. Der Grenzübertritt ist
problemlos, und wir kommen wieder auf die schöne Strecke
durch das Idriatal. Eigentlich hatten wir vor, hier in
Slowenien noch einmal zu campen, aber es ist so früh am
Tag, daß wir nach einer Stärkung in einem Restaurant
weiter Richtung Österreich fahren. Das war nicht so besonders klug. Hinter dem Predil Paß fängt es an zu regnen, es wird schlimmer und schlimmer und als wir unten im Tal sind, steht das Wasser auf den Straßen. Wir versuchen an den Tankstellen noch ein Pickerl zu bekommen, aber zu dieser Jahreszeit gibt es schon keine mehr für 2001. So gehen wir auf die Autobahn ohne dieses Kleberchen und hoffen mal, daß bei dem dichten Regen sowieso keiner kontrolliert. Unsere Hoffnung wird belohnt, unbehelligt kommen wir bis nach Rennweg, wo wir dann erst mal innehalten. Es ist kalt, wir sind naß und recht fertig. So nehmen wir uns im Ort ein Zimmer, um erst mal wieder aufzutauen. |
Es ist in den Alpen schon ganz schön frisch um diese Jahreszeit. Die Fahrt über die Landstraßen bis nach Salzburg zieht sich, und um Salzburg herum lassen wir uns einen Schleichweg nach Deutschland erklären, um nicht entweder durch die Stadt fahren zu müssen oder noch mal den Mautjägern auf der Autobahn eine Chance zu geben. Kurz vor München trennen sich meine Wege von Martin. Ich habe noch einen Termin bei Zupin, der die bei mir montierten Öhlins Dämpfer vertreibt. Der Technikleiter lauscht meinen Klagen über die Härte meiner Dämpfer und läßt sie dann in der Werkstatt auf Kulanz weicher abstimmen. Über die letzten Kilometer bis nach Hause läßt sich nicht viel berichten. Als ich endlich kurz vor Ingolstadt auf die BAB gehe, währt die Freude nur einen Kilometer, dann hat mich der deutsche Stau wieder – 20 km wegen Vollsperrung. Dahin ist die Erholung.......... |
Urlaub
in Kroatien hat nichts abenteuerliches. Sofern man sich
an der Küste aufhält, wird man von den Zeichen des
Krieges nicht viel mitbekommen, außer vielleicht im
Süden bei Dubrovnik, der schmalsten Stelle Kroatiens.
Wer sich durch Kriegsspuren nicht stören läßt, kann auch
das Hinterland genießen, das durch Ursprünglichkeit und
landschaftliche Schönheit mehr bietet als der
durchorganisierte Küstenstreifen. Nur
Übernachtungsmöglichkeiten sind dort rar. Die Inseln
haben jede ihren eigenen Charakter, und wir konnten uns
nicht so ganz einigen, welches jetzt der absolute
Favorit war. Die Inseln im Norden sind karger als die
südlichen. Als Highlights dieser Reise sehe ich
Dubrovnik, Split, Trogir und die Plitwitzer Seen an.
Nach Bosnien sind wir immer wieder rüber gefahren, weil
man dort noch ungestörter Motorrad fahren konnte als in
Kroatien. Die Landschaft ist dafür geschaffen mit ihren
Hügel- und Bergketten. Natürlich spielte auch immer
etwas Neugier und Abenteuerlust mit hinein. Aber wir
hatten außer in Mostar nie das Gefühl der Unsicherheit.
Und auch die Beamten waren alle korrekt. Slowenien haben
wir ja nur kurz besucht. Man merkt, daß Slowenien schon
immer ein „reiches“ Land war. Hier waren die Preise am
höchsten. Dafür waren die Straßen auch am griffigsten
und der Westen, in dem wir uns herum getrieben haben,
bot super Motorrad-Strecken, was auch viele Italiener
und Österreicher dorthin zieht. Die Guzzi lief die 6.000km bis auf die Sache mit der Stößelstange einwandfrei, brauchte weiter mindestens ihre 0,3 Liter Öl/1000km. Dafür staunte Martin mit seiner BMW immer an der Tankstelle, seine Kuh brauchte immer um die 1,5 Liter mehr als meine S. Die Tiger allerdings brauchte - ebenfalls im Landstraßenbetrieb - um die 4,5 l/100km, das ging nur bei zügigerer Fahrt deutlich hoch. Dort unten wäre ich auf den meisten Strecken mit meiner Enduro rein federungstechnisch besser bedient gewesen, aber dafür hätte es weniger Spaß bei der Anfahrt gegeben. Eric Koch Dezember 2001 |