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Montag Mittag kommen wir endlich los.
Die letzten Gäste des Motorradtreffens sind inzwischen auf der
Autobahn, und wir stellen fest, daß der Händler, der die
hinteren Bremsbeläge für Susanns SP hat, nur noch bis 13:00 Uhr
geöffnet hat. So hetzt Eric schnell zum Händler, und Susann
fährt noch beim ADAC vorbei, um eine Auslandskrankenversicherung
abzuschließen, die für Tschechien nötig ist. Um 14:00 Uhr sind
wir endlich auf dem Weg in den Urlaub, doch von Urlaubsstimmung
ist noch nicht viel zu spüren.
Das
Regenzeug können wir bald ausziehen, der dunkle Himmel
täuscht, es regnet nicht, und je weiter wir nach Osten
fahren, desto heller und sonniger wird es. Bis Würzburg
geht es noch auf der Autobahn, dann über Landstraße nach
Bamberg und zur Grenze bei Cheb. Der Grenzübertritt ist
problemlos und schnell, und angesichts der vorgerückten
Stunde fahren wir gleich weiter nach Karlovy Vary, was wir
uns als erstes Ziel ausgesucht haben. Relativ schnell
finden wir einen kleinen Campingplatz, der in einem
Wohngebiet liegt und den der Besitzer auf seiner
Gartenwiese betreibt. Nach dem Zeltaufbau geht es noch mal
schnell in die Stadt, um an einem Bancomat Bares zu
ziehen. Die Essenfrage läßt sich nicht so schnell lösen.
Das erste Restaurant in der Nähe des Platzes hat zu, und
wir finden erst nach einem kleineren Fußmarsch eine Art
Sportgaststätte, die aber sogar ein Speisekarte in Deutsch
hat. Das Essen ist nicht so doll, und das zu uns gestoßene
schwedische Pärchen hat noch einen kleinen Disput über die
Preisgestaltung.
Das Zelt lassen wir morgens auf dem Platz stehen und wir fahren auf einem Motorrad in die Stadt. Karlovy Vary (ehemals Karlsbad) ist ein alter Kurort mit Thermalbädern. Der Wohlstand zeigt sich in der schönen Innenstadt und dem alten Kurhausviertel, wo ein Haus und eine Fassade schöner als die nächste ist. Irgendwann müssen wir aber die Besichtigung abbrechen und das Zelt abschlagen. Wir wollen ja schließlich noch weiter. Terezin (früher Theresienstadt) ist die nächste Station auf dem Weg nach Prag. Weltbekannt und berüchtigt wurde Theresienstadt durch das, im November 1941 von den Deutschen eingerichtete, Ghetto - ein Konzentrationslager für Juden. Ganz Theresienstadt war damals eine Stadt hinter Gittern. Wir schauen uns das „Ghetto Museum“ an, in dem versucht wird, an Hand von Fotos und Dokumenten das Leben und Sterben im Ghetto begreifbar zu machen. Besonders bedrückend sind die vielen Zeichnungen der Kinder, die gezeigt werden und die die Ungeheuerlichkeit erschreckend bewusst werden lassen. |
Am Nachmittag fahren
wir nach Prag hinein, auf der Suche nach einer festen
Unterkunft, da die Campingplätze sehr weit außerhalb
liegen. Große Plakate locken uns zu einem Hostel, das
Übernachtungen ab 7$ bewirbt. Leider ist das Hostel schon
voll, die Leute besorgen uns aber telefonisch ein Zimmer
in einem Studentenwohnheim direkt in der Innenstadt für
ca. 50DM. Wir können unsere Mopeds sogar direkt vor die
Rezeption stellen. Wir laufen uns am Abend noch die Füße
wund, um schon mal einen ersten Eindruck zu bekommen.
Morgens frühstücken wir in einem
Internet Café, eines der zahlreichen ist gleich um die
Ecke. Danach heißt es laufen und laufen: Wenzelplatz,
Kirchen, die astronomische Uhr, die Karlsbrücke mit
ihren ganzen Statuen, dahinter der Hradsch, die Prager
Burg und das alte jüdische Viertel. Wir sind nur am
Schauen und Fotografieren. Wir finden Prag toll,
unheimlich viele alte Häuser und ein lebendiges
Straßenleben geben der Stadt ein unvergleichbares Flair.
Wir fühlen uns sehr wohl. Nach einem Abendessen mit ein
paar Pils im U' Pivrnce, in der Nähe des Hostels, wo es
für Prager Verhältnisse sehr günstig einheimisch zu
essen gibt, fallen wir erschöpft ins Bett. Am nächsten Tag
geht es weiter, doch müssen wir erst einmal die Guzzis
von der Taubenscheiße befreien. Die Biester hatten ihren
Anspruch auf den Hinterhof auf ihre Weise manifestiert.
Es scheint sowieso nicht Eric’s Tag zu sein. Beim
Herausfinden aus Prag übersieht er beim Orientieren auf
der Karte einen 10x10cm Stein auf der Straße und
überrollt ihn. Zum Glück stürzt er nicht, der Stein muss
gerade eben unter die Ölwanne durch gepaßt haben. Auch
die Felgen sind noch rund. Nach kurzem innerlichen
Abkühlen geht es weiter gen Süden. Wir können bald
wieder kleinere Straßen nehmen, die sich angenehm durch
die Landschaft schlängeln. Unser Ziel, Cesky Krumlov,
erreichen wir zwar schon gegen 15:00 Uhr, aber bis wir
schließlich einen Campingplatz gefunden haben, vergeht
noch mal einige Zeit. Ein holländisch geführter
Campingplatz in der Nähe scheint der einzige brauchbare
in der Gegend zu sein. Er ist super ausgestattet, aber
das Preisniveau ist dafür auch wie in Holland. Nach dem
Aufbauen fahren wir nach Cesky Krumlov zurück und
schauen uns die sehr gut restaurierte Altstadt mit ihrer
auf einem Felsen sitzenden Burg, die schon von weitem zu
sehen ist, an. Auf dem Campingplatz wechselt Susann noch
ihre hinteren Bremsbeläge, die es inzwischen wirklich
nötig haben. |
Am
Morgen
geht es weiter nach Olumouc, dem Rom Tschechiens, wie es
genannt wird. Es ist ganz nett, wir bestaunen die
astronomische Uhr und einige Kirchen, aber es überwältigt
uns nicht. Auf dem Platz vor der astronomischen Uhr, klar
erkennbar als Touristen, werden wir noch als potentielle
Käufer für Pins erwählt. Aber nach dreimal Nein ist auch
diese Situation geklärt. Wir versuchen, nochmals in Wien
anzurufen, wo eine Freundin eine günstige Übernachtung
direkt in der Innenstadt wußte, doch leider erreichen wir
wieder niemanden. Also fahren wir einfach so Richtung
Wien. Der Grenzübertritt nach Österreich ist kein Problem, das Fahren in der Stadt dann schon eher. Die Leute fahren wie die Schweine, und wir haben das Gefühl, daß Deutsche bevorzugtes Opfer für Schneide- und Abdrängmanöver sind. Das Forschen am Westbahnhof nach einer festen günstigen Bleibe wird schnell durch das Nennen von Preisen im dreistelligen DM-Bereich beendet, und wir entschließen uns, wieder mal auf einen Campingplatz zu gehen. Wir enden auf dem Platz "Neue Donau", gleich auf der anderen Seite der Donau, wo wir den Abend stilvoll mit einem Wiener Schnitzel und Rotwein beschließen. Der Luxus hat uns wieder, morgens einfach mal Brötchen etc. vorne geholt und gemütlich gefrühstückt. Gleich vor dem Campingplatz fährt der Bus zur U-Bahn Station ab, wo wir uns eine Tageskarte besorgen und nach Wien hineinfahren. Erstes Ziel ist die Touristen Info, da wir keinen Wien-Führer dabei haben. Hier ergattern wir Stadtplan und Broschüren über Sehenswürdigkeiten und los geht’s: das Zentrum um den Stephans-Dom, Spittelberg, die Hofburg... das alles erledigen wir per pedes. Zum Hundertwasser- Haus nehmen wir die Tram. Von Fotos allseits bekannt, ist es in natura noch viel witziger. Hundertwasser hat hier seine Vorstellung vom natur- und menschengerechten Großstadtwohnhaus in die Tat umgesetzt: das Haus als Teil der Natur, kunterbunt aus recycelten Materialien und mit unzähligen Pflanzen begrünt – es gibt sogar „Baummieter“. Wie die „Menschenmieter“ hier wohl leben können, den ständigen, fotografierenden Touristenströmen ausgesetzt...? Aber sei’s drum, auch wir machen Fotos und gehen weiter zum nahegelegenen Kunsthaus Wien, das auch von Hundertwasser gestaltet wurde. Um das Tagesticket auch richtig zu nutzen, fahren wir noch mit der U-Bahn zum Schloß Schönbrunn und laufen recht lustlos in der Hitze durch die Gärten, bevor wir uns dann eingestehen, daß dieser Tag für uns ein Ende hat. |
Am
Morgen finden wir schnell aus Wien heraus und nehmen so
bald wie möglich die Landstraße, die uns zur Grenze bei
Eisenstadt führt. Ein kleiner Stau erwartet uns hier, und
wir sind froh, als wir endlich wieder fahren können, es
wurde ziemlich heiß beim Stehen. Dicht hinter der Grenze
liegt Sopron, das wir als erstes ansteuern, um Geld zu
holen und um uns die Stadt anzuschauen. Wir finden nicht
viel besonderes anzuschauen und fahren nach einer Cola
weiter nach Szombathely, wo nach Reiseführer eine schöne
Altstadt in verschiedenen Baustilen locken soll. Wir
kommen zu dem Schluß, daß man auch dies nicht gesehen
haben muß (vielleicht sind wir auch einfach durch die
bisherigen Eindrücke übersättigt) und machen uns auf
kleinen Straßen auf zum Balaton. Wir stellen uns einen
ruhigen kleinen Campingplatz vor, auf dem wir uns mal zwei
Tage erholen können. Die Realität ist gnadenlos. Wir
landen, allerdings auch ohne groß zu suchen, auf einem
überfüllten lauten Campingplatz (schreckliche deutsche
Familien, die sogar ihre deutsche Volksmusik mitgebracht
haben), wo für uns nur ein Plätzchen am Zaun direkt an der
Bahnlinie bleibt. Der Balaton bietet eine recht trübe
Brühe, die uns auch nicht zum Schwimmen animiert. Einen
richtigen Strand gibt es anscheinend auch gar nicht.
Man errät schnell, hier bleiben wir nicht lange. Am nächsten Morgen nehmen wir die Fähre von der Halbinsel von Tibany auf die andere Seeseite und fahren querbeet durch Felder und Wälder, runter in den Süden von Ungarn, um dort noch ein paar alte Kirchen mit Kassettendecken zu besichtigen. Irgendwann versagt allerdings die Karte, und wir verirren uns in den Feldern, enden in einem Ort am Arsch der Welt, von wo wir uns dann wieder heraus fragen müssen. Aber schließlich finden wir die Kirchen, und die Kassettendecken stellen sich als zwar alte, aber nicht besonders hübsche Emporen heraus. Weiter geht es nach Osten in Richtung Harkany, wo uns laut Führer ein Campingplatz erwartet. Dieser ist auch da, und wir sind froh, endlich bei der Hitze die Klamotten auszuziehen und uns etwas luftiger zu kleiden. Als wir etwas abgekühlt sind, gehen wir in das nahegelegene Thermalbad, und entspannen die alten Knochen in den bis zu 40°C heißen Schwimmbädern. Ein super Abendessen rundet diesen Tag ab, und wir fallen erschöpft nach ein paar Flaschen Schwarzbier in der Campingplatzkneipe ins Zelt. |
Auch unser
spartanisches Frühstück können wir vorne in der Kneipe
einfahren. Dann geht es aber bei flirrender Hitze los,
durch flache Landschaft, per Fähre über die Donau, immer
parallel zur Grenze des ehemaligen Jugoslawiens. Wir
wählen die kleineren Straßen, weil sich auf den großen
Routen die LKW- Rennen abspielen. Nach einigen Pausen
kommen wir in Szeged an, eine Stadt, die uns sehr positiv
überrascht. Es ist eine tolle Stadt mit vielen alten
Plätzen und Häusern, die sehr lebendig wirkt. Nachdem wir
genug in unseren Ledersachen geschwitzt haben, fahren wir
weiter nach Norden, wo wir am späten Nachmittag auf dem
Campingplatz in Püspökladany ankommen. Hier hatten wir
schon vor drei Jahren auf dem Rückweg von Rumänien
übernachtet, und wir erinnern uns, daß man vom Platz einen
direkten Zugang zum nebenan liegenden Thermalbad hat, was
wir dann auch wieder ausnutzen. Da das Restaurant auf dem
Platz keine warmen Speisen anbietet, können wir - so
entspannt - dann noch einen zwanzigminütigen Fußmarsch in
die Stadt machen, wo wir im einzigen offenen Restaurant
der Stadt ein extrem leckeres Abendessen haben. Das Platzrestaurant bietet aber immerhin ein super Frühstück an, danach geht’s noch eine Runde ins Thermalbad, und so erfrischt brechen wir auf kleinen buckeligen Straßen wieder in Richtung Norden auf. Die Pußta, durch die wir uns die ganze Zeit bewegen, ist platt wie Norddeutschland, aber erheblich heißer. Wir benutzen kleine Fähren, um über die diversen kleine Flüsse zu kommen. An Tokai vorbei, wo der süße Tokaier herkommt, geht es nach Sarospatak, wo ein hochgepriesenes Renaissance Schloß stehen soll. Nach einigem Suchen finden wir es auch unausgeschildert in einer kleinen Nebenstraße. Es ist eigentlich eher eine Burg als ein Schloß und entspricht auch nicht ganz unseren Erwartungen. Gerade als wir uns entschließen loszufahren, fängt es plötzlich an zu schütten. Der Guß dauert zwanzig Minuten, dann scheint wieder die Sonne, und wir sehen zu, daß wir weiter kommen. |
In Miskole werden wir an einer Ampel von einem ungarischen Dominator-Fahrer mit Sozia angesprochen. Sie wollen wissen, ob wir auch nach Schirock fahren. Es dauert einige Zeit, bis wir verstehen, daß sie wissen wollen, ob wir auch zu dem großen Motorradtreffen nach Sirok fahren. Wir entschließen uns, das mal anzuschauen, obwohl uns die Größe von 6.000 Leuten doch etwas skeptisch macht. Aber es liegt sowieso an unserer Strecke Richtung Budapest, und so fahren wir zu viert weiter. In Eger machen wir einen kurzen Zwischenstop, um uns in den örtlichen Weinkellern ein kleines Zweiliterfäßchen Wein abfüllen zu lassen. Auf der Strecke nach Sirok werden es immer mehr Motorräder, und der Eingangsbereich des Treffen, ein enger Zugang zu einem Tal, bestätigt unsere Befürchtungen. Die Posten sind von irgendeiner Rockertruppe, Eintritt ist pro Person 70DM für zwei Nächte, und schon am Eingang hört man den Lärm vom Platz. Unser neuer ungarischer Bekannter überredet den Chef, uns mal für eine halbe Stunde reinzulassen, damit wir uns mal umschauen können. So laufen wir einmal die Stichstraße auf und ab, und es ist wie erwartet: hin und her rasende Endurofahrer zwischen den Fußgängern, mit Wheelieeinlagen untermalt von dem ohrenbetäubenden Lärm eines netten Zeitgenossen, der seinen Vierzylinder die gesamte Zeit am Drehzahlbegrenzer hält. Das ist nicht ganz unsere Welt, und wir sind froh, als wir, ohne von einem der übermütigen Teilnehmer über den Haufen gefahren zu werden, wieder die Landstraße erreichen. Diese Strecke ist echt ein Highlight, nur läßt uns die aufkommende Dämmerung etwas vorsichtig sein, um nicht in einer der vielen Kurven auf einen unbeleuchteten Verkehrsteilnehmer zu treffen. Kurz vorm Dunkelwerden finden wir einen Campingplatz, nehmen noch einen Imbiß und leeren das kleine Weinfäßchen - leckeres Stöffchen. |
Die Sonne treibt uns schon früh
aus dem Zelt, und nach einem kleinen Frühstück brechen
wir auf nach Holloko, einer typisch ungarischen
Siedlung. Wir schauen uns das Dörfchen kurz an und
finden eigentlich nichts so richtig außergewöhnliches
außer vielleicht dem touristischen Rahmenprogramm mit
Tanzgruppen. Es ist einfach ein altes, gut restauriertes
Dorf, in dem auch noch ganz normale Menschen leben. Also
fahren wir weiter nach Budapest. Hier laufen wir erst einmal ein Hostel an, aber dieses ist erstens voll und hat zweitens auch keinerlei Informationen über sonstige Übernachtungsmöglichkeiten. So werfen wir einen Blick in die Campingkarte und entschließen uns, einen Campingplatz nach dem anderen abzuklappern. Anfangen tun wir mit einem Biker Campingplatz mit 30 Plätzen, von dem wir erst einmal annehmen, daß er für Fahrradfahrer ist. Aber weit gefehlt, was sich hinter dem unscheinbaren Tor in einem Wohngebiet verbirgt, ist vom feinsten, ein Campingplatz nur für Motorradfahrer (Webseite http://www.bikercamp.hu/). Zsolt, der Besitzer und Mitorganisator der Transdanubia, hat seinen Privatgarten mit großer Wiese zum Campingplatz umfunktioniert. Die sanitären Anlagen sind klasse gepflegt, Getränke stehen per Strichliste zur Verfügung, und das Besitzerpaar ist unheimlich hilfsbereit. Wir bauen auf und fahren mit der nahen U-Bahn in die Stadt zum Essen. Das empfohlene Kellerlokal ist nicht der Hit, wir sind wohl in ein Touristenlokal gekommen. Da es wie verrückt zu schütten beginnt und es auch nicht mehr aufhört, fahren wir zurück zum Campingplatz, wo wir uns die Zeit damit vertreiben, uns ein paar Dreherpils reinzudrehen und den Geschichten von Zsolt über die Härten der Transdanubia zu lauschen. |
Durch
den schweren Regen in der Nacht, ist der Seitenständer
von Erics Guzzi eingesackt und die Maschine umgefallen.
Zum Glück war sowieso nicht mehr viel Benzin drin, und
außer einem zerbrochenen Blinkerglas scheint auch nichts
passiert zu sein. Nach der Schönheitsreparatur gibt es
ein Frühstück auf dem Platz, bevor wir uns Budapest Teil
II geben. Auf dem Weg in die Stadt schauen wir uns das
tolle Kunstgewerbemuseum an, bevor wir starren Halses
durch die Innenstadt von Pest laufen. Einen Abstecher
machen wir mit einer antiken U-Bahn zum
Landwirtschaftsmuseum, das von außen durch seine vielen
verschiedenen Baustile glänzt, bevor wir auf die andere
Donauseite, nach Buda, auf die Burg fahren. Leider ist
die Matthiaskirche nicht zu besichtigen, so nehmen wir
als Alternative das Labyrinth unter der Burg in
Augenschein (sehr gut gemacht) und steigen auf die
Fischerbastei, von der man einen unverbauten Blick auf
Pest hat. Wir schlendern quer durch die ganze Burganlage
und die Altstadt zum Schloß, steigen dann wieder
hinunter zur Donau, von wo wir mit Bus und Bahn zurück
zum Platz fahren. Wir hatten für den Abend Plätze im
nebenan liegenden "Paprika Csarda" buchen lassen. Es
wird ein kultureller Abend mit Tanz und Gesang, die
Darbietungen und das Essen sind gut und reichlich. Als
wir auf den Platz zurück kehren, sind noch zwei
Motorradfahrer gekommen, zwei Italiener, die ganz
brauchbar englisch können. Es wird noch ein langer
Abend. Der schnelle Aufbruch am nächsten Morgen klappt nicht so ganz. Gefrühstückt und gepackt ist zwar schnell, aber beim Anlassen läuft Erics Guzzi nur auf einem Zylinder. Er schiebt es erst einmal auf zuviel ausgelaufenes Benzin, und wir stottern zur nächsten Tankstelle um die Ecke. Als es aber nach dem Volltanken nicht besser wird, wird er doch stutzig und zieht mal den Kerzenstecker vom nicht laufenden Zylinder ab. Und siehe da, er wurde eigentlich nur durch das Gummi zusammen gehalten, und das war bei Sicht- und Wackelprobe nicht zu erkennen gewesen. Zum Glück hat Eric immer einen Reservestecker dabei, so ist dieses Problem keines, und wir können schließlich an der Donau entlang gen Norden fahren. Unser letztes Ziel in Ungarn ist die Kathedrale von Estragom, die auf einem Hügel weithin sichtbar über der Donau sitzt. Ein pompöser Bau, der aber irgendwie etwas verloren in diesem kleinen Ort wirkt. Ein paar Kilometer weiter geht es über die Donau in die Slowakei hinein. Auch hier ist der Grenzübertritt nur eine Frage von Minuten, und auch ein Bankautomat ist schnell gefunden, der uns wieder mit dem nötigen Kleingeld versorgt. Wir fahren querbeet nach Zvolen, wo auf der Michelinkarte ein Campingplatz eingezeichnet ist. Den Campingplatz gibt es tatsächlich, er ist zwar direkt an der Straße, aber erstens gibt es nicht viel Verkehr und zweitens ist ein nettes Gartenlokal angeschlossen. |
Als wir am nächsten Morgen losfahren wollen, bemerkt Susann, daß ihr Kupplungszug den Geist aufgibt. Da wir auch für dieses Problem vorgesorgt haben, tauschen wir ihn in aller Ruhe im Schatten und danach schlüpfen wir mit gewaschenen Händen wieder in die Handschuhe. Über die, schon vom Campingplatz zu sehende, Niedere Tatra geht es hinüber ins nächste Tal, wo sich vor uns die Hohe Tatra mit Bergen von immerhin mehr als 2.500 Meter aufbaut. Wir besichtigen zwei Campingplätze in der Gegend, wovon sich der erste als Sumpfwiese heraus stellt. Auf dem zweiten ist Sumpf kein Thema, da die Wiese so eine Neigung hat, daß man sich morgens immer in einer Ecke des Zeltes wiedergefunden hätte. Auf dem gleichen Platz in Tatranska Strba gibt es aber auch Hütten, die zwar total überteuert sind, aber wir haben einfach keine Lust zum Suchen. So buchen wir mal für zwei Tage und quartieren uns häuslich ein. Der Tag ist noch so jung, daß wir mit der Zahnradbahn nach Strbske Pleso hinauf fahren, ein Ort in dem vor 20 Jahren mal die Olympischen Spiele stattfanden. Wir sind wohl die einzigen, die in Treckingsandalen (in Ermangelung von adäquatem Schuhwerk) hier oben rumlaufen, und als wir uns so genug als Dummtouris geoutet haben, fliehen wir vor der Kälte wieder ins Tal. |
Als Tagesausflug für den nächsten Tag haben wir uns die Dobschauer Eishöhlen als Ziel genommen. 50km später sind wir da. Das Motorrad müssen wir auf dem Parkplatz abstellen und die 1,5km zu Fuß zum Eingang der Höhle aufsteigen. Wir kommen gerade noch rechtzeitig zu einer Führung, die leider - wie alle anderen auch - in Slowakisch abgehalten wird. Aber auch ohne Erklärung ist es imposant. Es ist praktisch ein Gletscher im Berg, teilweise auch mit Eisstalakmiten. Es ist saukalt, und die Motorradkluft, die wir bei unserem Weg bergauf verflucht haben, hält uns jetzt warm. Wieder draußen, fahren wir über kleine, einsame Straßen durch ewige Wälder nach Levoca, einem schönen Ort in der Nähe, mit einer lockeren Atmosphäre auf dem großen Hauptplatz, um den sich einige Straßencafes gruppiert haben. Auch die hoch über dem Ort gelegene Basilika schauen wir uns an, von wo wir einen herrlichen Blick ins Tal haben. Dann geht es zurück zur Hütte, wo wir aus den am Straßenrand von Zigeunern gekauften Pfifferlingen etwas leckeres zaubern. Im Eifer des Gefechts haben wir aber immer noch viel zu viel für den ganzen Eimer bezahlt, ein Gesprächsthema für den Abend. |
Morgens
machen wir uns auf kurvigen Bergstrecken auf, um über
die Hohe Tatra hinüber nach Polen zu kommen. Die Straßen
sind gut ausgebaut und in so gut wie nix sind wir über
die Berge und stehen erst einmal an einer roten Ampel an
der Grenze. Endlich wird unser Schwung Fahrzeuge
weitergewinkt und wir kommen an die Zollhäuschen. Hier
müssen wir das erste Mal unsere grünen
Versicherungskarten vorzeigen, dann geht es aber ohne
Probleme weiter. In Zakopane, dem nächsten großen Ort -
dem Skiresort für Polen, finden wir keine Geldautomaten
und wir fahren weiter Richtung Norden. Das Fahren ist
anstrengend, Trabants wechseln sich mit LKW ab, die mit
20km/h die Steigungen hinauf kriechen und dabei
kilometerlange Schlangen hinter sich herziehen. Wie gut,
daß wir mit den Motorrädern immer relativ locker
vorbeiziehen können. <>Oswiecim, früher Auschwitz,
ist unsere erste Station in Polen, wo wir erst mal das
Lager I besichtigen. Auschwitz braucht man ja nicht zu
erklären, vielleicht nur in soweit, daß Lager I den
befestigten Teil darstellt und etwas von einer Kaserne
hat. Die strahlende Sonne gauckelt einem eine friedliche
beschauliche Atmosphäre vor, aber die in den Gebäuden
untergebrachten Ausstellungen bringen einen schnell
wieder hinunter auf den Boden der Tatsachen. Als
Deutscher fühlt man sich irgendwie automatisch schuldig.
Wenn es noch eine Steigerung gibt, dann ist es das
Selektionslager Auschwitz II, besser bekannt vielleicht
unter dem Namen Birkenau, wenige Kilometer entfernt. Wer
z.B. den Film "Schindler's Liste" gesehen hat, ist mit
den Örtlichkeiten etwas vertraut. Der Eingang ist dieses
Tor, durch das die Eisenbahnschienen zur Selektionsrampe
führten. Drumherum stehen auf der einen Seite die schier
endlosen Reste der Pferdeställe, wie sie genannt wurden,
die Kamine. Auf der anderen Seite sind die stabileren
Behausungen für die Frauen. Von beiden "Typen" von
Behausungen stehen nur noch wenige komplett, aber es ist
fast unfaßbar, daß in diese langgestreckten Hütten 400
bis 700 Menschen reingepfercht wurden. Bei dem
herrlichen Sonnenschein sieht alles so unschuldig aus,
mit dem Hintergrund des Wissens aus Bild und Schrift
nimmt es aber schnell eine sehr reale Gestalt an. Nach einer Sammelpause bringen wir die 80 Kilometer nach Krakow schnell hinter uns. Ein kurzes Abchecken der Karte an einer Tankstelle, führt uns zu einem Campingplatz im Nordwesten der Stadt, der durch den Anschluß an ein Motel die dringend benötigte Waschmöglichkeit verspricht. Das Abendessen im Motelrestaurant ist jedenfalls schon mal lecker und reichhaltig. |
Leider
hat uns das Motel zuviel versprochen, es stellt sich
heraus, daß es keine öffentliche Waschmaschine gibt, und
die Möglichkeit, die T-Shirts in der hauseigenen
Wäscherei waschen zu lassen ist bei vier Deutschmark pro
T-Shirt selbst dem Rezeptionist peinlich. So verschieben
wir die Lösung dieses Problems erst einmal und fahren
mit dem Bus in die Innenstadt. Wir laufen kreuz und quer
durch die alte Stadt und bewundern die Häuser und das
bunte Treiben. Krakow gefällt uns sehr gut da es eine so
lebendige Stadt ist, und wir lassen uns den ganzen Tag
Zeit, die Stadt anhand der Informationen von der
Tourist-Info zu entdecken. Als wir nachmittags wieder
zurück zum Campingplatz kommen, hat der Rezeptionist
einen Waschsalon ausfindig gemacht, klärt noch
Öffnungszeiten und Weg ab, und wir machen uns schnell
dort hin. Man empfängt uns mit äußerster Freundlichkeit,
nimmt uns die Sachen ab und meint, wir sollen doch in
einer Stunde wiederkommen, dann wäre alles fertig. Wir
nutzen die Zeit zum Essen, und als wir wiederkommen, ist
alles für einen Spottpreis sauber und trocken - klasse!
Als wir am nächsten Morgen aufstehen, regnet es. Nach dem Frühstück hat es aber zum Glück aufgehört, und wir fahren auf langsam abtrocknenden Straßen aus der Stadt nach Nordosten. Es muß ziemlich stark geregnet haben, die Straßen in den kleinen Orten stehen teilweise unter Wasser, das dann auch die Ausbrüche im Kopfsteinpflaster verdeckt. Aber wir umschiffen alles souverän auf unseren Italienern, die alles klaglos mitmachen. Nachmittags kommen wir in Sandomierz an, beeindruckt von der imposanten Ansicht, die der hoch oben auf einem Felsen liegende Ort bietet. Die Innenstadt reißt aber nicht unbedingt vom Hocker, ganz schön ist nur die Führung durch das Labyrinth unter der Stadt. Kazimiers Dolny ist unser Ziel für den Abend, weil die Karten auch hier einen Campingplatz anzeigen. Beim Durchfahren des Ortes finden wir keine Hinweise auf Camping, dafür aber jede Menge junge Leute, die mit Rucksack umherlaufen. Nach ewigem Nachfragen finden wir den Campingplatz außerhalb des Ortes. Es ist eher ein Hotel mit einer Art dahinter liegendem Acker, der zum Campingplatz erklärt wurde, aber für eine Nacht... Die ganzen Kiddies sind im Ort, erfahren wir, weil es ein Filmfestival an diesem Wochenende gibt. Vielversprechend hört sich das Konzert auf dem zentralen Platz an, wir hören es schon von weitem. Und als wir auf dem Platz ankommen, tobt die Menschenmenge angesichts einer Kapelle aus Rumänien, die mit Blasinstrumenten eine Wahnsinnsstimmung machen. Die Truppe sieht aus wie eine Dorfband, bringt aber mit ihren schnellen Zigeunerrhythmen den vollen Platz zum einheitlichen Wippen bis Springen. Der Auszug der Kapelle gleicht dann mehr dem Rattenfänger von Hameln, die halbe Masse folgt ihnen tanzenderweise noch bis vor’s Hotel. Entsprechend beschwingt, mit einer ergatterten CD, gehen wir wieder zum Campingplatz zurück. |
Am nächsten Tag, es hat auch diese Nacht mal wieder geregnet, entschließen wir uns, doch schnell nach Norden zu kommen. Es gibt ein kurzes Frühstück im Ort, und dann fahren wir, nur unterbrochen durch Tankstops, nach Torun. Leider erwischt uns auf dem Weg ein Regenguß, auf den wir gar nicht so schnell reagieren können. Eric schafft es gerade noch, seine Regenjacke überzuwerfen, das Wasser läuft aber an ihm hinunter in die Stiefel. Susann ist mal wieder zu faul, ihre Regensachen auszupacken, und stellt sich unter einen Baum, was ihr bei der Wassermenge aber nicht einmal die erste Minute hilft. Nach drei Minuten ist der Spuk vorbei, das Wasser steht zentimeterhoch auf den Straßen. Die weitere Fahrt auf Nebenstraßen ist nicht die wahre Freude, manchmal verdeckt Wasser die wadentiefen Schlaglöcher, wir sind aber gewarnt und kommen ohne Probleme in Torun an. Das Wetter hat sich wieder stabilisiert (im positiven Sinne), wir lassen unsere Sachen trocknen und laufen etwas durch die Umgebung des Campingplatzes, in der Hoffnung, ein anderes Lokal außer dem Campingplatzrestaurant zu finden. Leider finden wir nichts ansprechendes und so essen wir dort schlechtes Essen aus der Friteuse. |
Morgens lassen wir unser Zelt stehen und
fahren in die Innenstadt. Das Wetter ist super, und wir
können in praller Sonne erforschen. Torun gefällt uns
sehr gut, eine Menge schöner Häuser und eine große
Fußgängerzone. Was uns auffällt, sind die Menge Leute,
die zu der Zeit, wo wir frühstücken, mit Bierdosen (in
Benutzung natürlich) herumlaufen. Irgendwann fahren wir
weiter nach Malbork. Die Strecke ist nicht besonders
aufregend, eine Art Bundesstraße. Überraschend ist nur
ein Teilstück von ca. fünf Kilometern, das nicht geteert
sondern gepflastert ist, und das bei der Breite einer
Prachtstraße. In Malbork finden wir schnell unser Ziel,
es ist auch kaum übersehbar - es ist die alte
Kreuzritterburg, die am Ufer der Nogat thront. Ein
beeindruckendes Bauwerk, das zu seiner Zeit als Vorbild
für eine uneinnehmbare Festung für viele andere diente,
und das als die weltweit größte Backsteinanlage gilt.
Nach dem Obolus von 18DM pro Person können auch wir uns
einer der polnischen Führungen anschließen. Das ist zwar
ziemlich sinnlos, da sie wie gesagt in polnisch ist,
aber eine, wenn überhaupt verfügbare, deutsche Führung
würde 45DM kosten. Da kaufen wir lieber einen der 6DM
teuren, kleinen Reiseführer, die den Rundgang Schritt
für Schritt begleiten. Wir staunen angesichts der
riesigen Ausmaße und der Ausstattung der Anlage. Von hier aus geht es weiter nach Gdansk, ehemals Danzig, wo wir mit dem polnischen Campingführer und der guten Beschilderung schnell den der Innenstadt nächsten Campingplatz finden. Nach dem Aufbauen und einem kurzen Spaziergang, um die Gelenke wieder beweglich zu machen, geben wir noch einmal einem Campingplatzrestaurant eine Chance. Und es lohnt sich, es gibt leckeren, gebratenen Fisch mit allem Drumherum und gut Bier. Danach sacken wir nur noch in die Schlafsäcke. |
Nachdem es abends ja noch sehr schön sonnig war, ist der Himmel am Morgen leider recht zugezogen. Aber von so etwas läßt sich ein Tourist nicht abschrecken, und so nehmen wir die nächste Straßenbahn in die Stadt. Als wir dann bei ziemlich frischem Wind das erste Mal über den Marktplatz gehen, ist es leer, und wir haben Zeit, uns alles anzuschauen. Wir haben Fotos der Innenstadt, aufgenommen nach 1945, gesehen, aber was wir jetzt sehen, sieht aus, als ob es nie einen Krieg gegeben hätte. 90 % der Innenstadt waren damals zerstört, doch die polnischen Restauratoren vollbrachten ein kleines Wunderwerk, indem sie die Häuser nach alten Vorlagen wieder aufbauten. Ein altes Haus reiht sich an das nächste, die Fassaden sehen aus, als ob sie alle Zeiten überstanden hätten. Phantastisch! Wir gehen weiter an der Hafenpromenade entlang, die voll mit Souvenirständen ist. Aber auch als wir in die Seitenstraßen ausweichen, ändert sich das Bild wenig. Die Häuser sind in einem Topzustand, und die Straßen voll mit Ständen. Es ist wie auf einem Riesenflohmarkt. Auch uns reizt es zum Stöbern und Schauen, und manchmal müssen wir uns doch erinnern, daß wir ja eigentlich wegen Gdansk hier sind, Flohmärkte gibt es auch zu Hause. Schließlich kommen wir wieder auf den großen Platz, der inzwischen brechend voll ist. Wir lungern noch ein bißchen in der Sonne herum, haben aber irgendwann genug und fahren zurück zum Zelt. |
Eine letzte Station haben wir uns in Polen noch vorgenommen - Kolberg. Die Fahrt ist recht ätzend, es ist kühl, es pfeift ein kalter Wind vom Meer herein, und der Verkehr ist grauenhaft. Entweder die letzten Schleicher oder wilde Raser, dazwischen gibt es fast nichts. Wir sind jedenfalls recht genervt, als wir auf dem einzigen Campingplatz in Kolberg ankommen. Der bringt unsere Stimmung auch nicht unbedingt hoch, die erhoffte Aufwärmdusche fällt aus, Warmwasser hat Mittagspause. So machen wir eine Ortsbegehung, es stellt sich aber heraus, daß dieser Ort sich in nichts von westlichen Strandbädern unterscheidet, es gibt eine Promenade, viele Buden und alles andere. Nur zu kalt ist es, um Schwimmen zu gehen. Wir beenden den Tag recht schnell mit einer warmen Dusche und einem durchschnittlichen Essen im nahegelegenen Bierzelt, in dem vorne auf der Bühne verschiedene mehr oder weniger gute Alleinunterhalter agieren. Ein neben uns sitzender Pole unterhält sich mit Eric, bis er merkt, daß Eric gar kein polnisch kann. Schließlich versuchen Susann und er auf russisch zu kommunizieren, was aber auch nur begrenzt Erfolg hat. Das Ziel des nächsten Tages ist Berlin, wir lassen uns Zeit, denn wir wollen erst abends bei einem Freund dort einlaufen. Das Wetter spielt auch mit, und wir nehmen kleinere Straßen hin zur Grenze, wo wir südlich von Szczecin auf deutschen Boden wechseln. Der Grenzer fragt noch neugierig, wo wir waren, und prüft unsere Aussage nach vier Wochen Osten mit der Nachfrage nach den Autobahnvignetten nach. Aber wir haben keine Autobahnen benutzt. Nach Berlin fahren wir weiter auf kleinen Straßen, die wenig befahren sind, erst ab Wandlitz wird es voll, und wir reihen uns in die Schlange der Autos Richtung Innenstadt. Ein paar Tage entspannen wir noch in Berlin, bevor wir die letzten 550 km nach Mainz in Angriff nehmen. Wir kommen doch glatte 200 km weit, dann beginnt der erste richtige Stau, an dem wir seit langem wieder teilnehmen dürfen. Wir sind zu Hause! |
Wie
die Überschrift schon aussagt, diese Reise war eine
Reise durch die Kulturen und Landschaften unserer
östlichen Nachbarn. Es war auch insgesamt keine große
Strecke (ca. 6.000 km), und jedes einzelne dieser Länder
könnte leicht das Ziel eines Kurzurlaubes sein. Wir
haben den Urlaub genießen können, umsomehr, als daß zu
Hause gerade schlechtes Wetter war. Die befürchtete
Sprachbarriere war zwar da, konnte aber immer überbrückt
werden durch Englisch oder Deutsch, oft war auch eine
deutsche oder englische Speisekarte verfügbar. Nur in
Polen auf dem Land gab es diesen Luxus einmal nicht,
hier haben wir uns dann mit Zeichen und unserem
aufgeschnappten Wortschatz weitergeholfen. Die Menschen
haben überall nachsichtig, hilfsbereit und freundlich
auf unsere sprachliche Unfähigkeit reagiert. Wer meint,
er fährt in rückständige Gebiete, wird schnell eines
besseren belehrt. Tankstellen, Kaufhäuser und Megamärkte
nach neuestem technischen Stand schießen überall aus dem
Boden, und wenn man überhaupt sagen kann, daß irgendwo
die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, ist es in der
Slowakischen Republik und in abgelegenen Teilen Polens.
So ist es in der Regel auch kein Problem, mit
Kreditkarte zu bezahlen und Geld aus Geldautomaten per
EC-Karte zu bekommen. Benzin und Lebenshaltung sind
billig. Probleme mit Motorrädern gab es bis auf die
beschriebenen nicht, sie liefen anstandslos. Ist also
eigentlich wieder kein richtiger Italienerbericht, wo es
eigentlich ja immer was zu Basteln geben müßte. Eric Koch und Susann Hinz 31.1.2001 |