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Nachdem
ich meinen Sommerurlaub dieses Jahr wegen Krankheit kurzfristig
abblasen musste, blieb im Herbst noch so viel Urlaub über, dass
mich die Frage eines Freundes nach einem Kurzurlaubes genau
richtig erwischte. Da ich dieses Jahr schon dreimal in
Frankreich war, bestehe ich auf etwas anderes, und nach etwas
Überzeugungsarbeit meinerseits konnten wir uns auf die Toskana
mit Dolomiteneinlage einigen. Am 3. Oktober treffe ich mich mit
Wolfgang, der mit seiner betagten Africa Twin den weiten Weg
wagen will.
| Morgens ist es schon etwas frisch, aber die Sonne scheint immerhin, und die dicke Faserpelz Unterwäsche hält erst mal warm. Um die Mittagszeit ist es fast zu warm. Wir schlängeln uns durch den Stau am Aichelberg durch, aber auf der A7 Richtung Kempten stehen die Blechdosen schon wieder. Auf der Landstraße fahren wir ein Stück parallel der Autobahn und können uns ein paar Abfahrten weiter wieder staufrei einfädeln. Hinter der Grenze Österreichs wird billig getankt, dann geht es weiter über das Hahnten- und Timmelsjoch hinein nach Tirol. Es ist voll, anscheinend nutzt jeder die Gelegenheit dieses sonnigen Herbsttages zu einer Ausfahrt. Es nervt und Überholen lohnt nicht wirklich. Südlich von Meran fangen wir mit der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit an. Wolfgangs Wunsch nach einer Pension (er fürchtet kalte Nächte wegen seiner Erkältung) können wir bald abhaken - alles voll. Beim nächsten Campingplatz in Nalles nutzt uns unser schon so "erwachsenes" Aussehen, dass uns die gute Frau nach einem anfänglichen "alles voll" doch noch auf den Platz lässt. Die gegenüber liegende Pizzeria bietet ein qualitativ hochwertiges Mahl. |
Die Nacht ist nicht kalt
und auch Wolfgang ist zufrieden. Heute steht eine
Tagestour an, es ist etwas bedeckt und so nehmen wir
vorsichtshalber das Regenzeug mit. Die kleine Straße
westlich aus Nalles raus, es geht direkt in
anspruchsvollen Kurven den Berg hoch, so dass weder wir,
noch Reifen oder Motoren lange die Möglichkeit haben, warm
zu werden. Bei Tesimo steigt die Straße weiter an zum
Gampenjoch, und als wir keine Stunde später den
anschließenden Mendelpaß hinter uns haben, sind wir uns
einig, daß sich der Tag eigentlich schon gelohnt hat. Wir
entschließen uns, doch noch Richtung Sellarunde zu fahren,
befürchten aber ähnliche Massen wie gestern. Aber als wir
hinter Bozen zum Passo Nigra abbiegen, sehen wir kaum
einen anderen Menschen. Vom Karersee nach Canazei, dann
über den Fedeia und hoch zum Valparola, nicht viele sind
unterwegs. Allerdings hat es sich in der Zwischenzeit auch
weiter zugezogen und kurz vor dem Grödnerjoch müssen wir
doch unsere Regensachen auspacken. Nun sehen wir nur noch,
daß wir schnell wieder Richtung Tal kommen, wo es dann
auch aufhört zu regnen. Beim Tanken stelle ich erstaunt
fest, dass es keinen 98 Oktan Sprit gibt - angeblich in
ganz Italien nicht (sah ich manchmal bei Shell Tankstellen
für einen saftigen Aufschlag) - so nehme ich jetzt immer
Oktan Booster. Auf einer Nebenstrecke geht es zurück nach
Nalles, wo wir den Tag wieder in der guten Pizzeria mit
Spinatknödeln mit Gorgonzola Soße beschließen. |
Bei schönem Wetter können wir
Richtung Süden starten. Noch einmal geht es über das
Gampenjoch und dann über Madonna di Campiglio und Lodrone
westlich am Gardasee vorbei. Am Idrosee legen wir eine
kurze Rast ein, können ihm aber nicht viel abgewinnen. Auf
italienischen Staatsstraßen schlagen wir uns ohne weiter
Höhepunkte nach Mantova durch, von dort geht es auf der
Autobahn bis Modena. Bei Modena kommen wir aus Versehen
auch noch an der Ferarrischmiede in Maranello vorbei.
Danach folgt eine gnadenlose Kurvenstrecke, die auch von
den Einheimischen sehr frequentiert ist. Eine Kurve folgt
der anderen, verschiedene Radien mit kleinen
Überraschungen hinter Hügelkuppen - alles dabei. Man
wünscht sich manchmal doch ein Stück Gerade zum Entspannen
(100m würden ja schon reichen). Hinter Cutigliano wird es
ruhiger. An der Ponte della Maddalena machen wir Pause und
bekommen von ein paar BMW Fahrern versichert, dass es in
Lucca auf jeden Fall einen Campingplatz gibt. Also hin,
aber nix is', Lucca hat kein Heim für Camper. Es ist schon
später Nachmittag und wir huschen ohne langes Zögern über
die Autobahn nach Florenz, wo wir erst bei Einbruch der
Dämmerung den Campingplatz Michelangelo finden. Noch Zelt
aufgebaut und dann zu Fuß runter in die Stadt (der
Campingplatz ist gerade über den Fluss Arno in Sichtweite
des Domes). In einer kleinen Pizzeria essen wir recht gut
und machen danach noch einen ersten Erkundungsgang durch
die Stadt. |
![]() Morgens
geht
es dann gleich in die Stadt, aber was ist das voll! Es ist
Sonntag und die maximale Touristendichte ist erreicht. Wir
schauen uns den Dom und das Baptisterium nur von außen an,
die Schlangen sind zu lang. Und für 6 Euro wollen wir auch
nicht zu Fuß auf den Turm steigen. Ein wenig schlendern
wir noch durch die Seitengassen, gönnen uns noch Kaffee
und Eis, aber gegen Mittag reicht es uns, und wir nehmen
wieder den Bus zurück zum Campingplatz. Nach etwas
Abhängen fahren wir auf kleinen Straßen durchs Chianti.
Hier ist es menschenleer, wunderschön und klasse zu
fahren. Auf dem Rückweg geben wir San Gimigagno noch eine
Chance, aber hier ist es genauso voll wie in Florenz, und
wir verschieben touristische Aktivitäten auf die
Wochentage. Beim Bezahlen bei der Abreise verweigert der Campingplatz die Annahme der Kreditkarte und der Preis von 53 Euro für zwei Personen für zwei Nächte reißt erst einmal ein Loch in die Bargeldkasse. Der nächste Campingplatz soll sorgfältiger ausgesucht werden, und wir grasen die Gegend südlich von Siena ab, wo wir schließlich bei dem Camping Soline in Casciano enden, der einfach traumhaft ist, wenn auch kein Schnäppchen. Von den Terrassen für die Zelte kann man weit in die Landschaft hinein schauen, was wir in der Mittagssonne auch träge genießen. Irgendwann raffen wir uns auf, werfen nur die leichte Kleidung über und gehen auf Sightseeing Ausfahrt nach Siena, das auf Nebenstraßen nur 15 km entfernt ist. |
Siena gefällt uns
schon besser als Florenz. Nicht nur sind hier weniger
Menschen, sondern die Stadt hat auch mehr italienisches
Flair. Alles ist etwas verwinkelter, wirkt gemütlicher.
Ich schaue mir die Bodenmosaike im Dom an, die wirklich
beeindruckend sind, grosse Bilder mit verschiedenen
Marmorarten, die Trennungen ausgegossen mit Teer. Den Dom
von außen kann man mit dem in Florenz verwechseln. Kurz
vor der Dämmerung machen wir uns auf den Heimweg, kaufen
uns einmal durch die Theke in einem kleinen Supermercato -
von Anitpasti, Käse bis Wurst und Vino. Auf dem Platz
kommt dann der Campingtisch zum Einsatz, und wir genießen
die leckeren Einkäufe und den Abend. |
| Leider hat sich das Wetter nicht gehalten, morgens ist es bedeckt. Wir nehmen uns als Ziel für unseren Ausflug Saturnia vor, ein Therme. Über kleine, kurvige Straßen bewegen wir uns an dem niedlichen Ort Montalcino vorbei Richtung Süden. Die Auffahrt auf den Mt. Amiata wird schon empfindlich kühl, unterwegs ist hier sowieso keiner mehr. Der Traum sich in den angeblich kostenlosen Thermen von Saturnia aufzuwärmen erfüllt sich nicht. Das ganze ist voll touristisch erschlossen und schreckt uns nur ab. Dabei sah das auf dem Prospekt soooo gut aus, naja, der war wahrscheinlich von 1950. Auf der unasphaltierten Zufahrtsstrasse legt Wolfgang noch eine kleine Enduroeinlage ein. Das geht aber leider schief, sein aufgeschnallter Rucksack löst sich und blockiert das Hinterrad. Aber ausser der kompletten Zerstörung des Rucksackes passiert nichts. Auf menschenleeren Nebenstrecken geht es nach Monticiano, wo wir noch einen Kaffeestop einlegen. Wenigstens fahrspaßmäßig hat der Tag doch einiges gebracht. |
Morgens ist
es am Gießen, es hört schließlich gegen 8 Uhr auf, und wir
müssen feststellen, dass die Wassermassen sich auch einen
Weg unter unserem Zelt durch gebahnt haben. Der Himmel
reißt aber wieder ein wenig auf, und wir wollen uns die
Laune nicht vermiesen lassen und San Gimigango eine zweite
Chance geben. Die Straßen trocknen immer weiter ab und das
Fahren macht wieder Spaß, San Gimigango auch. Diesmal ist
es erheblich leerer, und wir können in aller Ruhe durch
den kleinen Ort schlendern, Eis essen und die
Geschlechtertürme bewundern, die überall aus dem Ort
heraus ragen. Sie sollen Rückzugsorte bei Sippenkonflikten
gewesen sein. Die Bezeichnung “Manhattan der Toskana” des
Reiseführers halten wir aber für etwas übertrieben. Den
besten Blick finden wir erst zum Schluss von der
Stadtmauer. Über eine gut ausgebaute, kurvige, wenn auch
ziemlich frequentierte Landstraße geht es nach Volterra.
Die Stadt des Alabasters. Sie gefällt uns wirklich gut,
ruhig und niedlich. Nach dem Souvenirkauf nehmen wir die
kleine S439, die uns in endlosen Kurven gen Süden führt,
bis wir schließlich wieder über Montieri und Monticiano zu
unserem Campingplatz finden. Gerade rechtzeitig, es zieht
wieder zu und beginnt zu regnen. Wir lassen uns wieder im
Campingplatz Restaurant bekochen. |
| Nachts regnet es weiter und wir entscheiden am Morgen, dass wir das auch woanders haben können. Es nieselt nur leicht als wir losfahren, und es zeigt sich, dass man sich auch nach Jahrzehnten des Motorradfahrens nicht für den entscheidenden Anfängerfehler zu schade ist - ich ziehe nur die Regenhose an. Leider hört es gar nicht mehr auf und bevor ich mich entscheiden kann, sind Handschuhe und Stiefel auch naß. Die Scheissegalhaltung setzt ein, und wir begeben uns auf die Autobahn, um so schnell wie möglich Land zu gewinnen. Auch auf der Küstenautobahn wird es nicht besser. Zum Regen kommen auch noch Staus. Über Mailand geht es nach Como, wo wir eigentlich noch einen Tag bleiben wollten. Aber angesichts des sich nicht ändernden Wetters entscheidet Wolfgang die Zähne zusammen zu beißen und durchzufahren. Es ist Nachmittags gegen 16 Uhr und mir ist kalt wegen den kleinen Badewannen an den Füssen und den klitschnassen Handschuhen. So entschließe ich mich, eine warme Nacht in Mandello einzulegen. Das einzige freie Haus in Mandello hat zwar noch nicht die Heizung am laufen, aber ich kann die Sachen im Heizungskeller trocknen lassen. Nach einer Pizza und Wein, sieht die Welt schon anders aus. |
| Und
am nächsten Morgen sieht sie sogar wieder strahlend aus,
die Sonne scheint. Über den Maloja und Julier geht es
auf die Autobahn in der Schweiz und dann ab nach Hause.
In den Bergen ist es schöner als im Rheintal, wo mich
feuchtkaltes Wetter empfängt. Wolfgang ist am Donnerstag
Abend noch gut nach Hause gekommen. So sind wir nur eine gute Woche unterwegs gewesen, aber es sind durch An- und Abreise doch 3800km zusammen gekommen. Wetter war sehr gemischt, aber es war immerhin schon Oktober. Guzzi lief einwandfrei, auch bei Dauerregen keine Aussetzer, sie brauchte aber weiter ihre Ölrationen. Leider zeigte die rechte Kopfdichtung von Dynotec, die angeblich sogar mehrmals verwendbar sein soll, weiter Schwäche. Bei Wärme ging der schon letztes Jahr beobachtete Zustand des Schwitzens ins Sabbern über. Da muss ich diesen Winter mal was machen. Eric Koch November 2002 |