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Güle Güle (auf Wiedersehen)
Türkei im Mai 2010

Vor zwei Jahren waren wir aus einem kurzfristigen Entschluß (und weil wir wegen weiterem Nachwuchs unsere Indienreise absagen mußten) für zwei Wochen auf einem all-inclusive Urlaub in Antalya/Türkei. Schon in der ersten Woche wurde uns klar, daß wir nicht umsonst noch nie auf diese Art Urlaub gemacht hatten. Es ist nicht unsere Urlaubsart. Aber die Türkei reizte uns weiterhin, wir hatten ja bisher nicht viel von ihr gesehen. So nahmen wir uns für dieses Jahr die Agaisküste vor. Wir wollten mit unseren beiden Kleinen nach Istanbul fliegen und von dort eine Rundreise entlang der Küste mit einer Mischung aus Strand und Kultur machen.


Wir buchten bei Condor Flüge für sagenhafte 366€ für drei von uns, Rieke durfte noch umsonst mitfliegen. Den Mietwagen buchten wir ebenfalls vorher bei der Say Autovermietung. Leider bekamen wir nirgendwo einen Doblo sondern nur einen Hyundai Accent. Das Hotel Ekol für die ersten drei Nächte Istanbul reservierten wir auch im Internet.

Himmelfahrt geht es los. Per Airportshuttle geht es zum Flughafen. Wir fliegen mit einem Kooperationspartner von Condor - SunExpress. Sie sind sehr bemüht mit Bereitstellung von Kinderbett und Essen. Es war nämlich bei Condor nicht möglich eine Reservierung oder eine Vorbestellung für vegetarisches Essen zu machen. Pünktlich um 19:00 Ortszeit kommen wir in Sahiba Göcken an. Der Abholservice vom Hotel klappt erst einmal sehr gut. Nur irrt unser Empfänger erst einmal telefonierend vor dem Flughafen herum, bevor er uns schließlich in einen 30-Sitzigen Bus verfrachtet, der uns kurz vor 21:00 (20:00 Heimatzeit wegen der Zeitverschiebung) am Hotel Ekol abliefert. Wir fallen nach einem kleinen Spaziergang nur noch ins Hotel und bekommen am Kiosk um die Ecke erzählt, unser zwei Jahre altes türkische Geld wäre Falschgeld. Im Hotel klärt sich das auf, es sind alte türkische Lira (YTL), die wir aber gegen neue tauschen können.

Blaue
                  MoscheeHagia
                  SofiaZwei ganze Tage haben wir uns für Istanbul Zeit genommen. Frühstück gab es mit einem Gutschein an der Ecke bei einer Konditoreikette. Danach nehmen wir die auf der Hauptstraße vorbei führende Straßenbahn und und fahren zur Tourist Info. Mit ein paar neuen Infos schlendern wir rüber zur Hagia Sofia und erwerben gegen 20TL/Person die Berechtigung, sie zu besichtigen. Imposant ist wohl der richtige Ausdruck. Von außen ein stämmiger gedrungener Bau, von innen ist sie erstaunlich licht und leicht.

Es ist schon ganz schön heiß, wir gehen um die Ecke zum Topkapi Saray, wo wir erst einmal im Park im Schatten der Bäume eine kleine Pause machen. Hernach bezahlen wir weitere 20TL/Person für den Palast. Er ist kleiner, als wir erwartet haben und durch die Menschenmengen kommt auch nicht die Größe richtig zur Geltung. Aber es gibt noch ein paar Ecken, wo wir unseren Kindern etwas Ruhe gönnen können.

Hinter der blauen Moschee machen wir eine Mittagspause bevor wir reingehen. Der Name ist nicht von ungefähr, sie ist riesig und vermittelt trotz der Besuchermengen immer noch Ruhe. Die dominierende Fare ist Blau, außer dem roten Teppich. Am Nachmittag brechen wir das Besuchsprogramm ab und pausieren auf dem Rasen in dem kleinen Park vor der Moschee. Endlich können Thorben und Rieke sich mal bewegen und Thorben kann seinen bunten Lutscher genießen, den ihm der Bonbonmann vor der Moschee für 1TL verkauft hat.

StraßenmusikFür den nächsten Tag haben wir uns den Taksim vorgenommen. Die Straßenbahn fährt zum Glück bis dorthin durch. Wir fahren bis zum "Tünel", wo die steile Metro uns für 1TL/Person den Berg hoch bringt und warten oben auf die "historische" Straßenbahn, die aber nicht kommt. So schlendern wir die Fußgängerzone hinauf, erfreuen uns an den Auslagen und den Straßenkünstlern. Eine Musikgruppe gefällt uns besonders gut, türkische Volksmusik. Sie gefällt selbst Zuschauern so gut, daß sie mittanzen. Thorben nimmt seinen ganzen Mut zusammen und kauft für uns eine CD für 20TL.

Im vermeintlichen Fischbasar essen wir zu Mittag Fisch. Schmeckt ganz gut, ist aber nicht besonders. Danach laufen wir weiter zum Genueser Galata Turm, wo wir auch hinauf steigen (10TL/Person). Trotz des bedeckten Himmels (es hat zwischenzeitlich sogar mal geschauert) ist die Aussicht toll. Man kann den ganzen Bosporus hinunter schauen und sieht auch die Blaue Moschee und die Hagia Sofia.

Den Gewürzbasar auf der Istanbul Halbinsel finden wir leider nicht, aber vielleicht versteckt er sich auch einfach in dem großen Basar, in dem wir uns etwas verlieren. Mit der Straßenbahn geht es wieder zurück. Beim Hotel lassen Thorben und ich uns noch vor dem Abendessen die Haare schneiden, es ist Thorbens erster Friseurhaarschnitt. Er kostet 5TL pro Person, ich komme auch noch unverhofft zu einer Ohrenthaarung mittels Heißwachs, mal eine Erfahrung, aber keine schmerzvolle.

Wir essen wieder in dem kleinen Hotel um die Ecke und beschließen zwecks Streßminimierung die Strecke nach Bandirma mit der Fähre statt die 400km mit dem Auto zu fahren. Der einzige Nachteil ist, daß die Autofähre Sonntags erst um 18:30 fährt. Wir lassen sie vom Hotel reservieren (157TL), das gibt uns noch einen Tag in Istanbul.

Hotel Belan
                  in ErdekNach dem Frühstück übernehmen wir am Hotel den Mietwagen. Der Partner von Say Autovermietung bringt ihn vorbei, und wir können sogar mit Kreditkarte zahlen. Es ist leider nicht das angekündigte Fließheckmodel mit großer Heckklappe sondern ein Hyundai mit Kofferraum. Mit etwas Mühe bringen wir unser ganzes Gepäck unter, gut daß wir diesmal keine Campingsachen dabei haben. Das wäre sehr eng geworden. Wir wollen den Tag bis zur Abfahrt noch mit der Besichtigung von der großen Basar und der Süleyman Moschee verbringen.

Leider sind beide Sachen nicht von Erfolg gekrönt. Der Basar hat am heutigen Sonntag zu und die Moschee befindet sich in Renovierung. Wir schlendern so etwas rum, bleiben eine ganze Zeit in der Sehzade Moschee hängen, genießen dort die Ruhe und beobachten das Mittagsgebet, bevor wir uns wieder auf den Weg ins Hotel machen. Ich probiere noch einen Iskender Teller, ich habe eine Art Dönerteller erwartet, es ist aber für 12TL nur eine Lage Dönerfleisch auf viel Brot mit Tomatensauce und Joghurt. Ich finde, es ist sein Geld nicht unbedingt wert.

Um 17:00 haben wir fertig gepackt und fahren zur Fähre. Die Fähre, eine große Katamaranfähre, legt pünktlich um 18:30 ab und braucht wirklich mit einem guten Tempo nur zwei Stunden bis Bandirma. Leider ist es eine geschlossene Fähre und man kann sich nicht auf dem Deck den Wind um die Nase wehen lassen. In der Dämmerung fahren wir an Land und machen uns auf den Weg nach Erdek, wo es Hotel Infrastruktur geben soll. 40km weiter sind wir schon da, es ist schon düster, aber genauso düster sind die an der Straße angeschlagenen und die im Führer erwähnten Hotels. Irgendwann sehen wir eine Leuchtreklame von einem Hotel Belan in Ockalar und folgen ihrem Schein in eine Seitenstraße. Die Rezeption ist als einziges erleuchtet und Antje treibt noch jemanden auf. Nach einigen Mißverständnissen einigen wir uns auf 100TL/Zimmer mit Halbpension. Wir bekommen ein schönes großes Zimmer mit Blick auf das Meer und sogar noch eine schnelle Mahlzeit am Pool. Thorben entdeckt sogar noch ein Dreirad am Pool, der Abend ist gerettet.

Wir beschließen mal eine Tag zu bleiben, auch wenn hier wirklich garnichts los ist. Das Hotel ist eigentlich sehr schön am Strand gelegen, aber es ist leider sehr windig und damit zu kühl. Aber Rieke und Thorben haben ihren Spaß am Pool (das Wasser ist leider auch hier zu kalt) und können sich mal austoben, wir machen einen kleinen Spaziergang und einen Ausflug in die Dorfmitte (braucht man nicht wirklich) und gönnen uns mal Ruhe nach der Stadt. Am Abend zaubert der Hotelkoch uns als einzigen Gästen ein Fischgericht. Angeblich war am Wochenende alles voll, kaum vorstellbar.

Am nächsten Tag fahren wir weiter, das Packen haben wir inzwischen raus. Nachts hat es ziemlich gestürmt und gewittert. Als erstes tanken wir mal den Hyundai, es ist zum Glück ein Diesel. Benzin kostet 3,70TL, Diesel nur 3,04TL. Dann geht es Richtung Canakkale. Wir wollen einem Tip unseres Reiseführers folgen und auf die Insel Boccarda. Auf der Fahrt lesen wir, daß die Fähren um 14:00 und 19:00 fahren. Wir beeilen uns, um die frühere zu bekommen und nicht bei der Zimmersuche abends in Streß zu kommen. Wir rutschen gerade mit den letzten zwei Autos auf die Fähre und los geht es bei schönstem Sonnenschein auf die Insel (Fähre 46TL).

Von der vom-Tourismus-verschonten Idylle in unserem 5 Jahre alten Reiseführer ist die Insel allerdings schon weit entfernt. Es existiert ein dichtes Netz von Pensionen und Hotels, allerdings zu saftigen Preisen. Eine von einer erwähnten deutschgeführten Pensionen will tatsächlich 180TL für ein Pensionszimmer mit Frühstück (nebenbei gesagt eine Preisvervierfachung in fünf Jahren). Wir finden aber doch noch die kleine Pension Adahan (nahe dem gleichnamigen Hotel) für 80TL inkl. Frühstück. Eine gute Entscheidung.

Wir essen noch extrem lecker (im Nachhinein das beste Essen auf der ganzen Reise) in einem kleinen unscheinbaren Lokal bei den Teegärten nahe des Hafens, Thorben und Rieke vergnügen sich noch auf dem Spielplatz. Am Abend fallen beide tot ins Bett, und wir können die schöne Veranda nutzen.

Das Frühstück relativiert den Übernachtungspreis wieder, es ist super ausgiebig und gut mit selbst gemachten Marmeladen. Auch Thorben kommt jetzt mal auf seine Kosten, er kann mit dem türkischen Standardfrühstück (Oliven, Tomaten, Schafskäse, Brot und Gurke) wenig anfangen. Wir wollen noch einen Tag bleiben und die Insel erkunden.

Nach einem Abhänger-Vormittag gehen wir über den Markt und essen zu Mittag. Nachmittags wollen wir an einen der beschriebenen Strände auf der Insel. Sie ist recht überschaubar, was die Straßenmenge angeht, so finden wir die Strände schnell. Aber sie sind nicht besonders einladend mit viel angeschwemmtem Müll, so daß wir wieder zur Pension zurück fahren. Dort bekommen die Kinder aus der Küche Nudeln mit Sauce. Wir haben keinen rechten Hunger und begnügen uns am Abend mit dem Nachtisch in Form eines Eis.

Nach einem weiteren reichhaltigen Frühstück reihen wir uns in die Warteschlange für die 12:00 Fähre ein. Nach der kurzen Überfahrt wenden wir uns gen Süden und fahren auf den kleinen, schlaglochübersäten und einsamen Landstraßen durch die Troia. Assos ist unser erstes Ziel. Über eine sehr steile enge Straße geht es am Berg hinunter zu diesem angeblich so malerischen Dörfchen. Unten erwarten uns die Parkplatzanweiser, und wir sehen nur ein Restaurant neben dem nächsten. Das brauchen wir nicht unbedingt, so drehen wir um, fahren wieder an den Ruinen am Berg hoch Richtung Edremit.

Irgendwann wird aus der beschaulichen Landstraße eine vierspurige Schnellstraße, auf der anscheinend auch das Tempolimit durch Ortsschilder nicht gilt. Wir schwimmen jedenfalls mit 90 Sachen durch alle unglücklich anliegenden Ortschaften. Als Etappe hatten wir uns heute die schön beschriebenen Strände von Ören vorgestellt.

In Burhaniye nehmen wir die Querverbindung und finden in Ören in Form des Club Orients (Führerempfehlung) einen sehr netten Club mit Kinderbetreuung für 72€ für das Zimmer. Der Club ist unter deutsch-türkischer Leitung, das merkt man auch. Es ist alles auf deutsche Gäste zugeschnitten und die Kinderbetreuung ist fantastisch. Nach einem Kinderabendessen um 18:15 kann Thorben in das Kinderhaus und dort unter Betreuung spielen. Wir können derweil in der Zeit in aller Ruhe essen. Selbst das große L-förmige Zimmer ist durchdacht, der Schlafbereich für die Kinder ist durch einen Vorhang abgetrennt. Der Strand ist klein, aber gepflegt, für den großen Pool ist es uns zu kühl.

Morgens kommt Thorben wieder ins Kinderhaus und kann sich dort austoben. Wir nehmen in dieser Zeit an dem Ausflug zu einer Ölmühle teil und lernen, daß es am Besten ist, wenn Olivenhaine, Ernte, Ölmühle und Vertrieb in einer Hand sein sollten für bestes Öl. Außerdem gibt es nebenbei die Info, daß die Italiener große Teile ihres Olivenöles in der Türkei einkaufen. Wir kaufen nach der Verkostung auch Öl, weil es uns gut schmeckt, es alle erwähnten Voraussetzungen erwähnt und es nette Mitbringsel sind. Antje besorgt Windelnachschub im Ort, bekommt aber leider nur parfümierte Windeln. Es regnet, so daß wir den Nachmittag im Zimmer aussitzen und erst am Abend alle wieder auf ihre Kosten kommen (Thorben = Kinderhaus, wir = ruhiges Abendessen).

Auch für das Packen am Morgen nutzen wir die Dienste des Kinderhauses. Auch wenn die Rezeption sich bei der Rechnung ziemlich verhaut, sind wir uns einig, daß dies ein Club ist, in dem man es auch so mal eine Woche aushalten könnte. Erstaunlicherweise ist im Nachhinein dieser Club der einzige, der seinen Preis in den letzten 5 Jahren konstant gehalten hat. Auch der Internetpreis ist der gleiche, den wir gezahlt haben.

Wir schauen uns das 25km entfernte Ayvalit an, essen dort am Hafen bißzarte Calamaris zum Mittag und fahren dann ein Stück zurück, um das empfohlene Kocuktal zu befahren. Von den landschaftlichen Schönheiten haben wir leider nichts, weil es fast die ganze Strecke regnet. In Bergame nehmen wir die Pension Böblingen, die zwar etwas verwohnt wirkt, aber preislich und zimmermäßig das beste Angebot ist. Das Essen im Ort enttäuscht uns aber. Beim Zubettgehen begleitet uns noch die nächste Stunde die laute Musik aus dem Veranstaltungszentrum nebenan.

Theater von
                  PergamonMorgens fahren wir gleich auf die Akropolis hinauf (Parken 3TL, Eintritt 20TL/Person). Viel steht ja nicht mehr, man sieht das Amphitheater mit seiner wunderschönen Aussicht ins Tal und die Reste des Trajaneums. Wir sind zum Glück noch so früh da, daß wir noch etwas das ganze in Ruhe auf uns wirken lassen können. Gegen 11:00 kommen die ganzen Reisebusse. Uns wird es dann in der Sonne auch zu heiß. Laut Pensionsbesitzer hat es die letzte Woche noch viel geregnet, insofern haben wir Glück.

Als Etappe für die nächste Nacht haben wir uns aus dem Führer die Pension Hannover in Bademil als interessant ausgesucht. Aber spätestens als wir nach 2km unbefestigtem Weg an einem verschlossen Gitter stehen, ist uns klar, daß wir hier nicht mal übernachten wollen. Wir fahren wieder gen Süden auf die 550 und lassen die Pferde galoppieren und biegen schließlich nach Foca ab, daß sich auch ganz gut anhört. Hier übernachten wir im Hotel Grand Amphora, das mit 80TL genauso teuer ist wie die runtergekommenen Pensionen des Ortes. Wir nutzen den Rest vom Tag und schlendern am Hafen und durch die Fußgängerzone. Es kommt etwas südliche Urlaubsstimmung auf. Wir machen heute mal einen Pideabendbrot und essen Pide mit verschiedenen Belägen.

Montagmorgen, wir sind schon 10 Tage in der Türkei. Die Zeit verfliegt. Wir fahren die 550 weiter Richtung Süden. In Izmir nehmen wir so bald wie möglich den Autobahnzubringer, um nicht durch die Stadt zu müssen. Beim Anblick der Stadt auf den über 15km Autobahn sind wir froh, uns nicht durch das Stadtgetümmel geschlagen zu haben. Der Autobahnring ist umsonst, wir zahlen nur 1,50TL für die letzten Kilometer. Nach einem kleinen Irrweg finden wir schließlich auch den Weg nach Gümüldür, wo der Führer den Club Denizati nett beschreibt.

Wir finden ihn schnell, er sieht genauso nett aus wie im Internet. Wir können auch bleiben für 90TL Halbpension, für 3 Nächte reduziert sich der Preis auf 70TL/Bungalow. Hört sich gut an, wir bleiben. Das Mittagessen (es sollte ja immer Buffet geben) erweist sich als Cordon bleu mit Pommes aus der Friteuse und wir fragen uns, ob wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Aber abends nach Strand und Pool und 6 weiteren Gästen, die die Gesamtanzahl für das 50-Bungalow Gelände auf 15 treibt, gibt es wirklich Buffet und das erweist sich als umfangreich und lecker.

Bibliothek
                  von EphesusMedusa in DidimaDie nächsten Tage pendeln wir zwischen Pool, Strand und Essen und genießen das gepflegte Gelände und das reichhaltige abwechslungsreiche Essen. Einen Vormittag besichtigen wir das 40km entfernte Ephesus. Wir kommen erst 10:30 an, zu spät, es ist heiß und voll. Am imposantesten ist natürlich das Amphitheater die Bibliothek, aber auch von den anderen Tempeln steht noch viel. Wir schauen uns auch die Terrassenhäuser an, von denen noch viele Mosaikarbeiten erhalten oder restauriert sind (20TL extra zusätzlich zu den 20TL/Person Eintritt). Diese gefallen uns sehr gut. Gegen Mittag fahren wir mit zwei total erschlagenen Kindern wieder auf der kurvigen Küstenstraße zurück zu unserem Club.

Als uns am dritten Tag Mitbewohner erzählen, daß der Preis bei 7 Nächten auf 50TL sinkt, und wir uns auch nicht einig sind, wie weit wir die Küste noch hinunter fahren sollten (wir müssen leider schon wieder an die Rückfahrt denken), entscheiden wir hier die Woche voll zu machen und von hier aus noch weitere Unternehmungen zu machen. Den Kindern gefällt es, zum Glück gibt es andere Kinder, mit denen sie spielen können und sind ausgeglichen.

Eines nachmittags machen wir einmal einen Ausflug ins 35km entfernte Teos, wo nicht viel aufrecht steht. Allerdings liegen so viele Säulenreste herum, daß man sich fragt, ob sie nicht reichen, dem Tempel wieder aufzubauen. Wir sind die einzigen Besucher.

Für das Wochenende sind große Gruppen angekündigt. Wir ahnen schlimmes und werden bestätigt. Für anderthalb Tage nehmen die Buffetteilnahmen Nahkampfcharakter an. Dafür gibt es als Extra aus dem Steinofen Pide zum Abendbrot und Pfannkuchen zum Frühstück. Am Freitag Abend ist Kinderdisko, die Thorben und Rieke fasziniert beobachten. Samstag Abend tritt noch eine Livegruppe auf, das ist dann eher was für uns. Wir sind froh, hier nicht in der Hochsaison zu sein, wo es wahrscheinlich jeden Tag so ist.

Am Samstag nutzen wir einen Ausflug nach Didima, um dem ganzen zu entfliehen. Die 150km nach Küste nach Süden schaffen wir in zwei Stunden. Der Tempel des Orakels ist richtig beeindruckend. Wir sind froh, daß wir uns dazu entschlossen haben hierher zu kommen. Auf dem Rückweg halten wir noch kurz in Millet an und werfen einen Blick auf das große Theater von Millet (sehr beeindruckend) und in Claros. Hier stand das dritte wichtige Orakel der griechischen Welt. Jetzt ist es in einem kleinen See verschwunden und nur noch durch die klare Oberfläche zu erahnen. Auch hier sind wir die einzigen Besucher. Ein Sprung in den Pool im Hotel danach kühlt uns alle wieder ab.

Am Sonntag ist Spuk so schnell vorbei wie er gekommen ist. Innerhalb einer Stunde sind alle wieder abgereist und die Pools sind verweist. Wir können noch einen ruhigen letzten Abend genießen, denn am nächsten Morgen wollen wir weiter.

Bad von
                  SardisTempel von AizanoiBis Mittag nutzen wir noch den Pool, dann machen wir uns auf den Weg. An Izmir vorbei nehmen wir wieder die Autobahn, dann auf die Schnellstraße bis Sardis. Wir begreifen nicht, warum hier nichts los ist. Es ist zwar nicht so viel Marmor verarbeitet, aber von dem alten Bädern und der ehemalige Synagoge ist noch viel zu sehen. Es ist viel restauriert.

Nach einer Rast an der Schnellstraße entschließen wir uns, nicht nur bis Usak sondern weiter nach Richtung Küthaya zu fahren. Bis kurz vor Usak geht es schnell weiter, danach wird die Straße kleiner und kurviger. Kurz vor Küthaya schauen wir uns noch den imposant vor den Toren eine kleinen Kaffs stehenden Zeus Tempel von Aizanoi an. Auch hier steht noch viel vom Tempel und sogar der riesige Gewölbekeller ist noch begehbar.

In Küthaya hat uns ein deutsch-türkisches Ehepaar das TÜTAV Termal Hotel empfohlen. Wir finden es 20km hinter der Stadt. Es hat den Charme von alten sozialistischen Thermalanlagen in Ungarn, die ich mal besucht hatte. Alles etwas verkommen, deswegen hat es wahrscheinlich auch kein TÜTAV Siegel mehr. Nach einem Abendessen, das der Vegetarierin Antje nichts bieten konnte außer einem Vorspeisenteller beschließen wir am nächsten Tag schon weiter zu fahren. Wir baden abends noch einmal in den warmen bis heißen Thermalbädern und fallen danach erschöpft ins Bett. Dies war unsere längste Tagesetappe: 420km.

Wir schauen uns am Morgen noch die Werksverkäufe der beiden großen Porzellanhersteller Küthaya und Güral Poselen an, können uns aber wegen der Transportfrage nicht einigen. Die Preise sind ähnlich wie zu Hause, wir finden aber Muster, die uns gefallen würden.

Über eine gut ausgebaute Straße fahren wir über Bilecik und Pamukova bis nach Adapazari. Dort nehmen wir die direkte Straße Richtung Agva über Kandira. Agva ist ein kleiner Fischerort am schwarzen Meer mit Hotels an einem Fluß. Der Ort wirkt nett, aber auch hier haben die Preise angezogen. Wir entschließen uns für das Paradies Hotel, welches direkt am Fluß liegt und auch nur über eine kleine Seilbahn zu erreichen ist (150TL/Zimmer). Das Gelände ist übersichtlich, mit Pools und kleinem Zoo.

Das Abendessen ist stilvoll, nur der aufgerufene Preis für eine Flasche Wein mit 60TL ist etwas außerhalb jeglicher Realität. Bier kostet hier 7TL.

Die Nacht ist leider nicht so toll. Der Haushund verbellt ständig irgendwelche anderen Hunde und als wir schließlich wach sind, halten uns 1000de von Mücken weiterhin wach. Am Morgen checken wir nach dem Frühstück aus, was unverständlich aufgenommen wird. Unsere Meinung zu diesem Hotel sind etwas zweispältig, einerseits nette Anlage und stilvolles gutes Essen, andererseits die Getränkeabzocke und die Ungepflegtheit. Für die Mücken kann es nichts, das hätten wir uns auch denken können.

Wir fahren weiter nach Sile, das hat auch den Vorteil, daß wir näher am Flughafen sind. Statt der ausgeschilderten 35km sind es 60km, weil uns die Sile-Beschilderung durch das Landesinnere schickt. Bei Sile finden wir bald das Fener Motel, was so schön und gepflegt wie im Internet aussieht und wirklich nur 100m zum Strand entfernt ist. Hier wollen wir die letzten zwei Nächte bleiben. Der Strand ist der beste, den wir auf der ganzen Reise hatten, feinkörnig und rechts sauber. Das Essen ist Menu und schon recht westlich angehaucht, aber für die beiden Tage geht das in Ordnung. Wir erkunden noch etwas den Ort, der jetzt unter der Woche in der Vorsaison noch seinen Charme bewahrt hat und essen Fisch, so lange wir ihn noch so frisch bekommen.

Am Freitag stehen wir schon um 7:30 auf und fahren nach einem letzten türkischen Frühstück zum Flughafen Sahiba Göcem. Dank guter Ausschilderung sind wir schon vor unserem Mietwagenmann da, der um 10:00 den Wagen am Terminal übernimmt. Einchecken geht dank family check-in schnell. Leider klappt die Bestellung des vegetarischen Essens nicht und den Kinderplatz vor der Wand bekommen wir auch nicht. Und wo wir gerade dabei sind, auf der schrottigen Condor Webseite war es nicht möglich zu prüfen, ob unser Flug pünktlich geplant ist, geschweige denn rückbestätigen. In Frankfurt werden wir von netten Nachbarn abgeholt und müssen uns nach drei Wochen durch das Gewucher zu unserer Gartentür durchschlagen. Das Wetter zu Hause war feucht und wachstumsfördernd.

Die drei Wochen waren schön, aber auch schön anstrengend. Sich immer um neue Übernachtungsplätze kümmern zu müssen ist eine Herausforderung. Zum Glück machten das unsere beiden relativ gut mit. Rieke machte sich bemerkbar, wenn sie Bewegung oder Essen brauchte. Thorben animierte zu uns baldiger Ankunft durch wechselweise Bemerkungen, daß ihm langweilig, er Hunger hat oder generell nicht so weit Auto fahren will. Aber es kam zu keinen Dramen. Es liegt in der Natur der Dinge, daß Stadtbesichtigungen und alte Ruinen für die Kinder natürlich sehr wenig Reiz hatten, obwohl Thorben die alten Steine sehr gerne zum Klettern nahm. Aber da mußten die beiden durch, dafür nahmen wir uns dann auch ausführlich Zeit für Pool und Strand. Aber auch wir kamen auf unsere Kosten. Istanbul hat uns sehr gefallen (mir persönlich sogar besser als Barcelona) und speziell die griechischen Hinterlassenschaften von Ephesus, Didima und Aizanai haben uns sehr gut gefallen.

Was uns erstaunt hat war die Preissteigerung. Gegenüber unserem Michael Müller Führer haben die Unterkünfte sich preislich verdoppelt bis verdreifacht. Das ist schon eine imense Inflation in fünf Jahren. Der Urlaub war so mit 3200€ auch nicht so günstig wie erwartet. Lebenshaltung und Hotels kosteten uns für 2200€. Die 127€ zusätzlich für Diesel für die 2.200km spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle. Essen gehen kostete uns dreieinhalb (wobei Rieke mehr aß als Thorben) 30-40TL, Fischgerichte waren mit 15-20TL am teuersten. Bier kostete 3-7TL, türkischer Tee dagegen nur 0,5-3TL. Wir hatten Glück, daß wir gerade zu einer Zeit der Euroschwäche in der Türkei waren, für 1€ bekamen wir im Schnitt 1,92TL. Den Michael Müller Führer können wir ansonsten empfehlen. Wir hatten den Türkei Komplettführer, der beschrieb begreiflicherweise nicht die kleineren Sachen ausführlich. Es gab aber wenigstens Hinweise.

Mit dem Mietwagen waren wir zufrieden, ebenso wie mit dem Verleiher. Die beiden Clubs Denizati und Orient und das Fener Motel sind für uns uneingeschränkt empfehlenswert. Sile ist auch eine gute Vorabendetappe für den Flughafen Sabiha Gökcen. Das Frühjahr ist eine gute Reisezeit. Wir hatten außer der relativ kühlen Woche mit dem einen oder anderen Schauer fast nur Sonnenwetter bis 30°C und konnten die Landschaft noch grün genießen. Das bedingt natürlich nicht schulpflichtige Kinder.

Türkei so - auf alle Fälle wieder! Ein schönes interessantes Land und unsere anfänglich "Furcht" wegen der komplett anderen Sprache legte sich bald. Es gab immer jemanden, der Englisch oder sogar Deutsch konnte. Ansonsten ging es mit Händen, Füßen und Sprachbrocken wie üblich. So sagen wir "Auf Wiedersehen", was mit Güle Güle nicht ganz richtig übersetzt ist.

Eric Thane
Juni 2010

Hilfreiche Links

Club Denizati Gümüldür

Club Orient Ören

Say Autovermietung

Türkeiforum Michael Müller Verlag

Übernachtungen Istanbul

Hotel Benan Erdek

Fener Motel Sile