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Losgefahren sind wir schon vor ein paar Tagen und haben am Wochenende das Guzzitreffen in New Cumberland / West Virginia angefahren. Da Susann den Berufsverkehr vor dem Memorial Day vermeiden wollte, war sie schon etwas früher losgefahren. Wir trafen uns an einer Raststätte hinter Toledo, wo sie schon Kontaktaufnahmen von einer Gruppe Harleyfahrer abwehren mußte. Die gleiche Truppe sahen wir zwei Stunden später an der nächsten Raststätte 50km weiter - weit waren die ja nicht gekommen. Als wir um 21:30 in New Cumberland ankamen, war auf dem Platz schon nichts mehr los. Aber diesmal wußten wir ja Bescheid und gingen gleich in die entsprechenden Kneipen im Ort. Hier wurde dann bei ein paar Bier etwas Benzin geredet, bevor wir doch etwas erschlagen von den 570km bei über 30 Grad im Schatten ins Zelt krochen. Am Samstag machten wir einen Tagesausflug über ein paar schöne Strecken in der Gegend, bevor am wir abends zum Austeilen des Abendessens und der Doorprices (gespendete Kleinigkeiten von Firmen, die unter allen Teilnehmern verlost werden) wieder auf dem Platz erschienen. Bei angenehmer Hitze und ein paar Bier klönten wir noch etwas auf dem Platz. |
Sonntag früh um 8:00 waren wir schon wieder unter den letzten 30% die aufbrachen, die Amerikaner sind einfach Frühaufsteher. In einem Restaurant an der Autobahn gab es das übliche Frühstück, danach starteten wir über die nördlichen Ausläufer der Apalachen Richtung Neuengland durch. Kleine Straßen führten uns durch die Berge, wir kamen durch abgelegene Ortschaften, wo die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Nach 410 km übernachteten wir und beschlossen, am nächsten Tag mehr Interstate zu fahren, um auch was von unserem eigentlichen Ziel, Neuengland, zu sehen. So nahmen wir denn eine Mischung aus Interstate und normalen Highways bis nach Connecticut hinein und fuhren über kleine Nebenstraßen durch New Berlin und Hamburg zu einem schönen Campingplatz in einem State Park. Diese Plätze sind in der Regel sehr gut gepflegt und günstig. Ein Spaziergang am Strand verlief etwas ungeplant, aus der geplanten halbstündigen Bewegungsübung wurde ein fast zweistündiger Marsch, weil wir noch etwas weiter den Strand entlang liefen und vor lauter Privatgrundstücken keinen Ausgang mehr fanden. |
Am nächsten
Tag fuhren wir auf einer schönen, aber viel befahrenen
Straße, nach Newport. Dieser Ort war um die
Jahrhundertwende eine Art Ferienparadies neureicher
Industrieller, die hier an der Küste ihre palastartigen
Sommerhäuser hinbauten. Ein jeder versuchte den
anderen mit einem noch prachtvollerem Haus zu
übertrumpfen, und das ganze kam einem Wettstreit gleich.
Heute kann man viele dieser Häuser besichtigen, mit ca.
10 $ pro Haus ist man dabei. Wir schauten uns
“Rosecliff“, das „Marble House“ und „The Breakers“ an.
Es ist schon Wahnsinn was diese Leute damals betrieben
haben, nur um im Sommer für sechs Wochen ihre Gäste zu
beeindrucken. Fast alles wurde aus Europa
herbeigeschafft, die Dachziegel, die Fenster, die
Möbel... Es ging sogar soweit, daß komplette Zimmer aus
französischen Schlössern eingekauft wurden. Das führte
dann natürlich zu einem herrlichen Stilmix: der Kamin
ist gotisch, die Möbel barock, die Tapeten Renaissance,
die Fenster romanisch... Doch alles ist nett anzusehen
und die Geschichten, die der Guide erzählte waren
interessant und amüsant. Nach diesem kulturellen
Abstecher in das Leben der High-Society fuhren wir noch
nach Cape Cod, einer Halbinsel, die uns besonders
angepriesen wurde. Hier mieteten wir uns für zwei Tage auf einem State Park Campground ein und machten am nächsten Tag eine Tagestour durch die Halbinsel, zu der Stadt an der Landspitze, wo die ersten Siedler anlegten. Provincetown, auch kurz P-town genannt, erinnerte uns etwas an Key West., leider fehlten hier nur die entsprechenden Temperaturen, denn hier an der Küste waren es leider nur noch so um die 20 Grad, wir hätten gerne etwas mehr haben. Es war aber immer noch angenehm genug, um in T-Shirt und Sonnenbrille durch das bunte Treiben zu schlendern. Wir aßen noch einen Clam Showder, die Spezialität der Gegend in Form einer Suppe aus Fisch und geschäumter Milch (lecker), bevor wir wieder zum Campingplatz aufbrachen. |
Nun ist es schon Donnerstag Nachmittag, am Morgen waren wir in Cape Cod, was nur 1 Stunde entfernt ist, losgefahren. Hier in Boston haben wir nach ewigem Suchen das günstigste Motel für 65$ gebucht, da es hier leider keinen Campingplatz gibt. Und nach unserer Wanderung durch die Stadt stärken wir uns erst einmal an diesem armen Tier, was allerdings sehr gut schmeckt (ist nur nicht so viel dran). Die Stadt gefällt uns sehr gut, es sieht irgendwie gemütlich provinziell aus. Dabei ist Boston aber eine der großen Städte an der Ostküste. Die Innenstadt hat sogar so eine Art Fußgängerzone und eine rote Linie auf dem Pflaster führt uns an allen Sehenswürdigkeiten vorbei. Allerdings selektieren wir etwas, da uns z.B. das Geburtshaus von Paul Lefere, dem Libertyreiter, der seine Landsleute vor den einmarschierenden Engländern gewarnt hat, nicht so sehr interessiert. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Park fahren wir noch ein paar Straßen weiter ins Back Bay Viertel, was uns noch besser gefällt. Hier herrscht richtig Leben auf der Straße und die alten Häuser gefallen uns sehr. Den Abend verbringen wir mit Bier in Papptüte sitzend vor dem Motelzimmer, da es hier, etwas von der Küste entfernt, wieder sehr warm ist. Der Eispavillion nebenan scheint ein Anziehungspunkt für die ganze Gegend zu sein, eine Riesentraube drängt sich um die beiden Ausgabefenster. |
Am Freitag folgen wir einem Highway immer an der Küste entlang bis Portland / Maine. Hier biegen wir auf kleine Straßen ab, die uns quer durchs Land über die White Mountains führen. Der Mount Washington am Wege reizt uns, ihn auch zu “bezwingen”. Wir drücken unsere 8$ ab und dürfen dann auf den Gipfel fahren, der dadurch bekannt ist, daß hier die höchsten jemals gemessenen Windgeschwindigkeiten mit 400 km/h abgelesen wurden. Heute ist aber schönes Wetter mit einer wunderbaren Sicht und die gemischte Strecke mit Schotter und Asphalt ist auch nicht so schwer zu fahren. So können wir die Aussicht genießen. Wieder im Tal angekommen machen wir noch einen kurzen Stop in North Canyon, einem Ort der für seine vielen Outlet Geschäfte bekannt ist, stellen aber fest, daß es nichts richtig Günstiges gibt und beschließen den Tag auf einem Campingplatz mit Whirlpool bei Lancaster / New Hampshire. Den nutzen wir dann natürlich auch, was herrlich entspannend ist nach den 410 km die wir heute gefahren sind. Leider gibt es für Susann kein Bier heute Abend, weil sie vergessen hat, ihren Ausweis mitzunehmen. Die Kellnerin besteht aber darauf ihn zu sehen, bevor es etwas Alkoholisches gibt. |
Am
Samstag geht es über kleine Straßen quer durch Vermont
immer weiter nach Norden. Ein kleines Dorffest lädt uns
noch zum Stoppen ein, und schließlich landen wir an
einem kleinen Grenzübergang nach Kanada. Der Grenzer
sieht mit seinem kleinen Kinnbärtchen aus wie original
aus Paris. Die üblichen Frage über Waffen und
wohin/weshalb tauchen auf und können zu seiner
Zufriedenheit geklärt werden. Er wünscht uns einen
schönen Aufenthalt in Kanada, und wir machen uns, an den
Seen entlang, auf den Weg nach Montreal. Hier ist das
Zentrum des französisch sprachigen Kanadas, alle
Anzeigen sind zumindest zweisprachig, wenn nicht auch
nur in Französisch. Auf dem Campingplatz südlich der
Stadt angekommen, machen wir uns nur kurz fertig und
fahren dann direkt zu einem Sightseeing Nachmittag in
die Stadt. Montreal ist eine schöne Stadt, vor allen Dingen, wenn man sie mit europäischen Maßstäben mißt und nach einem längeren US Aufenthalt europäischen Lebensstil vermißt. In Alt- Montreal gibt eine richtige Fußgängerzone und einen großen Platz, um den herum sich alles abspielt. Es ist viel los auf den Straßen, die alte und neue Innenstadt gefällt uns von der Bebauung, mit anderen Worten , wir genießen alles und lassen uns treiben. Wir essen noch in einem von den Straßenrestaurants zu Abend, bevor wir im Dunkeln wieder zum Campingplatz zurückkehren, nicht ohne vorher im Liquor Shop, einem autorisierten Alkoholverkauf, eine Flasche Wein zu erstehen, die wir in der milden Nacht leeren. |
Am
nächsten Morgen fahren wir über die Interstates aus
Montreal raus, und biegen nach ca. 100km auf die
Landstraße ab. Hier entdecken wir eine Bäckerei, wo wir
uns dann erst einmal ein Frühstück in Form von Quiche,
Croissant und Pain au chocolat gönnen. Danach geht es
auf den innerkanadischen Highway No. 7, der uns parallel
zur Autobahn Richtung Toronto führt. Die Landschaft ist
nicht besonders reizvoll, erst einmal geht es durch das
große NICHTS, daß uns an die weiten Ebenen von Illinois
erinnert, dann irgendwann durch ewige Wälder. Die
Straßen sind hauptsächlich gerade. Abends kommen wir
etwas fertig nördlich von Toronto auf einen Campingplatz
an, da das Wetter sich selbst übertrifft, es sind so um
die 35 Grad. Am Montag fahren wir nur noch die
restlichen 450km nach Hause. Der Wochenausflug hat weitere 4000km auf unsere Tachos gebracht. Die letzten Tage waren schon fast zu heiß zum Fahren, aber immer noch besser als Regen. Gerade in Neuengland muß man etwas Glück mit dem Wetter haben, und das haben wir gehabt. Wir wären gerne noch etwas weiter in den Norden von Maine gefahren, aber die 10 Tage, die wir Zeit hatten, haben leider nicht gelangt. So haben wir „nur” den relativ dicht besiedelten südlichen Teil Neuenglands gesehen. Aber wir können verstehen, warum die Siedler, die hier damals anlandeten, das Land als Paradies empfanden. Die Landschaft ist leicht hügelig mit Wäldern, es gab niemanden, der ihnen Vorschriften machte, sie konnten sich nehmen was sie wollten. Die ersten Siedler waren so hilflos, weil sie auch Probleme mit ihrem Saatgut hatten, daß sie fast vor Hunger gestorben wären. Die Indianer halfen ihnen schließlich und zeigten ihnen was das Land bot (inkl. der Truthähne), so kam zum Beispiel auch der Mais nach Europa. Nachdem die Siedler von den Indianern gerettet wurden gab es ein großes Fest als Dankeschön an die Indianer. Dieses Fest gibt’s noch heute und wir alle kennen es unter dem Namen “Thanksgiving.” Irgendwann beanspruchten die Siedler dann das Land der Indianer, da war es mit der Freundschaft vorbei. |
Neuengland
ist
noch sehr europäisch, was die Bebauung betrifft. Die
Städte sind schön und gepflegt. Es ist schon sehr
unterschiedlich zu den westlichen Teilen der Staaten.
Die Guzzis liefen beide super, die Abstimmungsmaßnahmen
an der SP haben sich bezahlt gemacht. Sie brauchte noch
weniger als die 1000S, die mit 4.3 l/100 schon sehr
sparsam war. Die SP unterbot dies noch mit 4.0 l/100.
Ansonsten gibt es von der Motorradseite nicht viel zu
berichten, beide Maschinen verrichteten anstandslos
ihren Dienst, so wie es sein soll. Eric & Susann Juni 1999 |