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Samstag 26.06.1999 (560 Km) Eigentlich wollen wir ganz früh aufstehen, weil wir noch unsere Sachen packen müssen. Gestern war dafür keine Zeit mehr. Doch wie das so ist, erst verschlafen, dann frühstücken, packen - bis wir loskommen ist es 12:00 Mittag. Naja, ist ja auch egal, wir haben immerhin Urlaub und da können wir keinen Streß gebrauchen. Über Interstate fahren wir schnell aus dem Detroiter Bereich heraus, passieren Toledo und nehmen schließlich einen US Highway, die US 250, die auf der Karte vielversprechend immer Richtung Süden führt. Es ist heiß, wir machen Meilen und sind froh als wir bei Wheeling einen Campingplatz finden, der auch einen Pool hat. Nach einem erfrischenden Bad in demselben nehmen wir das Abendessen in einem nebenan liegenden Restaurant zu uns, bevor wir uns mit ein paar Bier wieder auf dem Campingplatz verziehen, um die Glühwürmchen zu beobachten. |
Sonntag, 27.6.99 (570 Km) Nach einer Abkürzung über Nebenstraßen stehen wir nach einer Stunde fast wieder da, wo wir morgens losfuhren. Nun nehmen wir den sicheren Weg bis zur US 250, der wir dann weiter folgen. Endlich geht es mal richtig durch die Berge, heute ist Fahrspaßtag. Leider spielt das Wetter nicht so mit, wir retten uns vor einem halbstündigen Guß gerade noch in einen Carport, der an der Landstraße zum Verkauf steht. Das Anziehen des Regenzeugs erspart es uns aber leider nicht, es regnet immer mal wieder etwas. So entschliessen wir uns, auch angesichts des immer noch sehr dunklen Himmels, in Charlottesville ein Motelzimmer zu nehmen. Ein warmes Essen im gegenüberliegenden tiefgekühlten Chinesen findet noch den Weg in unsere Mägen. |
Montag, 28.6.99 (250 Km) Nach einem Bagelfrühstück geht es auf den Campus der angeblich schönsten Uni der Staaten, und wir müssen zugeben, die Studenten haben es auf alle Fälle vom Ambiente her sehr wohnlich hier. Alte rote Backsteingebäude mit Arkaden , in denen sich kleine Zimmern und Wohnungen umfassen eine zentrale Grünfläche, bei der man sich richtig vorstellen kann, daß die Studenten in der vorlesungsfreien Zeit hier liegen, lernen, essen oder einfach entspannen. Danach fahren wir zu dem südlich der Stadt gelegenen Wohnhaus des Universitätsgründers Thomas Jefferson, der auch mal Präsident der Vereinigten Staaten war. Sein Wohnhaus, im klassizistischem Stil gebaut, liegt wunderbar oben auf einem Hügel vor der Stadt. Man hat einen Blick auf die Stadt und auch auf die Uni. Das Haus ist schön, die Einrichtung eher schlicht. Auf dem Gelände sind auch noch Sklavenunterkünfte gelegen, in denen die ganzen Sklaven und Feldarbeiter von Jefferson, der übrigens die Sklaverei ein Verbrechen nannte, nicht ganz so schön lebten. Eine Geschichte erzählt davon, daß eben dieser Jefferson sich auch seine weiblichen Sklaven hat für die Nacht kommen lassen. Das paßt nicht ganz zusammen. Wir nehmen einfach den Interstate Richtung Süden bis Williamsburg, wo wir dank des Campingführers schnell einen Campingplatz finden. Vorher haben wir noch mal schnell bei dem Eingang zu der historischen Stadt, wofür wir eigentlich hier sind, vorbei geschaut und müssen erschreckt feststellen, daß Eintritt 27$ pro Person betragen soll. Am Campingplatz erklärt man uns dann, daß dies nur der Preis für die geführten Touren sei, man könne auch alleine in die Stadt hinein. Wir beschließen, das morgen vom Campingplatz aus zu machen, weil die Parkplatzgebühren genauso horrende sind. Zum Abendessen gibt es einen Sub, das ist ein Stangenweißbrot mit verschiedenen Auflagen wie Käse, Wurst und Salat. Das Wort Sub leitet sich von Submarine (U-Boot) ab, so sieht es nämlich aus. Zum Nachtisch gibt es Eis. |
Dienstag, 29.6.99 (230 Km) Die von unserem Zelt zu sehenden Bahnschienen sind leider nicht so ruhig, wie sie am Abend erscheinen. Die ersten Züge fahren schon um 5 Uhr früh auf dieser Strecke, und dementsprechend ist damit die Nacht auch so gut wie vorbei. Wir lassen die bepackten Mopeds auf dem Campingplatz stehen und fahren mit dem Bus in die alte Stadt. Rockefeller hat diese alte Stadt originalgetreu wieder aufbauen lassen, dort laufen auch entsprechend Kostümierte herum und geben einen Eindruck, wie es wohl mal ausgesehen hat in einer Kolonialstadt. Nach etwas Schauen und Essen warten wir ewig auf den Bus, der uns wieder zum Zeltplatz zurück bringt. Wir brechen nach einem Kaffee wieder auf und sind drei Stunden später bei Jack Meagher, dem Bruder eines Freundes, der auf den Outer Banks lebt. Diese vorgelagerte Inselkette ist ein bekanntes Feriengebiet, und auch wir wollen unseren Teil dazu beitragen - wir stürzen uns ins eiskalte Wasser. Danach gibt es ein ganz leckeres gestopftes Huhn und zum Nachtisch fahren wir noch in die beste Eisdiele des Ortes. Gut wenn man ortskundige Bekannte hat. |
Mittwoch, 30.6.99 (260 Km) Am Morgen um 10 kommen wir los und nehmen die Hauptstraße Richtung Süden. In Kitty Hawk halten wir, um die Stätte zu sehen, wo die Gebrüder Wright ihre ersten motorisierten Flugversuche unternommen haben. Man kann noch den Hügel erkennen, von dem gestartet wurde und die Landestellen der ersten drei Versuche sind mit Steinen markiert. Sieht irgendwie winzig aus, aber man ist heute von den Fluggeräten verwöhnt. Und zu damaliger Zeit war es schon eine Leistung, einen leichten Motor zu bauen, sich die Grundlagen der Aerodynamik zu verschaffen und auch noch den Mut zu haben, den Bodenkontakt zu verlieren. Weiter geht es nach Süden, immer an den eigenartig aussehenden Häusern vorbei, die eine Besonderheit der OBX (Outer Banks) sind. Die Häuser sind alle auf Stelzen gebaut, wobei der unter dem Haus liegende Teil als Garage oder zum Lagern von Sachen genutzt wird. Darauf dürfen nur drei Stockwerke gebaut werden, die nach oben hin immer kleiner werden, damit die weiter hinten liegenden Häuser auch noch Blick aufs Mehr haben. Also haben alle Häuser möglichst weit oben noch eine große frei schwebende Terrasse. Das Holz ist meistens verwittert und so sehen die Häuser aus wie aus einer anderen Welt. Groß angekündigt ist auch die Verschiebung eines der Wahrzeichen der Insel, eines Leuchtturmes, das wir uns auch nicht entgehen lassen wollten. Da ihm das Wasser gefährlich nahe gekommen war, wurde er auf Schienen gesetzt und Meter um Meter weiter ins Landesinnere gerollt. So sollte er im Enteffekt eine Meile weiter im Landesinneren seinen neuen Platz finden. Gegen 14 Uhr erreichen wir die erste Fähre auf unserem Weg nach Süden. Sie bringt uns in einer halben Stunde auf die nächste Insel, die wir einmal von Nord nach Süd in 45 Minuten durchqueren. Die zweite Fähre kostet 10$ pro Maschine, braucht aber entgegen unseren Erwartungen ganze zweieinhalb Stunden. So kommen wir schon ziemlich spät auf dem Festland an. Es geht durch eine Art Niemandsland, alles sieht gegenüber den OBX trostlos aus, wahrscheinlich auch durch das Wetter - es hat sich zugezogen und regnet leicht. Die Bebauung ist auch komplett anders, die Häuser sind wieder im Festlandstil gebaut. Campingplätze sind rar gesät und wir sind froh, als wir schließlich gegen 21 Uhr auf einem der wenigen eintreffen. Im Office ist keiner mehr, so suchen wir uns einfach einen leeren Platz und bauen das Zelt auf. Der Regen hat aufgehört und es ist angenehm warm. Zum Essen fahren wir wieder zurück in den nächstgelegenen Ort. |
Donnerstag, 1.7.99 (480 Km) Heute früh ist auch jemand im office, und wir können nachträglich noch für die Nacht zahlen. Der Platz sieht auch etwas belebter aus als gestern Nacht. Gleich nach Antritt der Fahrt erwischt uns ein richtig schwerer Guß, vor dem wir uns dann nur noch durchnäßt unter ein Vordach retten können. Myrtle Beach erinnert beim Vorbeifahren wegen seiner ganzen Kulissen ziemlich an Las Vegas. Georgetown, im Führer schön beschrieben verliert bei näherer Betrachtung seinen Glanz und zeigt sich , außer seiner empfohlenen halben Kilometer langen Häuserzeile, ziemlich herunter gekommen. Weiter geht es nach Charleston, wo wir sehr schnell den fast in der Stadt gelegenen Campingplatz im State Park finden, auf dem wir uns erst einmal ausbreiten. Ein sehr gutes Essen bei dem nahen Esterby's beschließt den Tag. |
Freitag,
2.7.99
(220 Km) Das Zelt lassen wir erst einmal auf dem Platz stehen und fahren mit einem Motorrad nach Charleston hinein. Wir bummeln die King St. hinunter und schlendern über den Markt. Die Stadt ist hübsch, früher war sie mal ein Zentrum des Überseehandels und Sitz vieler reicher Handelsgesellschaften. Der Sezessionskrieg hat einiges geändert, die Macht wurde ihr genommen, weil sie die Südstaaten unterstützt hat. Einige der vielen alten Villen kann man auch gegen einen nicht unerheblichen Obolus besichtigen. Wir entschließen uns für eine, die gerade rekonstruiert wird. In einem sehr schönen Starbucks Kaffeehaus haben wir schließlich Frühstück. Auf dem Campingplatz laden wir die Sachen wieder auf und machen uns auf den Weg nach Savannah. Das ist nicht weit, nur eine gute Zweistunden Tour und wir schlagen unser Zelt wieder auf einem recht weit südlich der Stadt gelegenen Campingplatz auf. So können wir noch am Nachmittag in die Stadt hinein fahren und sind begeistert. Dies ist - wenigstens der Altstadtteil - eine der schönsten Städte, die wir bisher gesehen haben. Südlich des Flusses mit der Riverstreet mit ihren ganzen Restaurants und Läden in den alten Lagerhäusern liegt ein Wohnviertel, in dem sich die alten Häuser um Plätze mit kleinen Parks gruppieren. Man kann schön spazieren gehen und die alten mit spanischem Moos behangenen Bäume geben den Plätzen etwas Heimlich, Gespenstisches. Abendessen tun wir bei einem vorzüglichen Italiener. Auf dem Campingplatz wieder angekommen duschen wir erst einmal. Es ist schon dunkel und der Platz, in einem Wald gelegen und nicht beleuchtet, ist so dunkel, daß sich Susann auf dem Rückweg von der Dusche verläuft. Das Mückenspray hilft ganz gut und wir können draußen bei den Motorrädern sitzen. Es sind bestimmt noch um die 30 Grad. Vom Nachbarplatz kommt ein Mann herüber, der uns schon wegen seinem alten riesigen Cadillac aufgefallen war. Wie öfters kommen wir über die Guzzies ins Gespräch, und er lädt uns ein, noch seinen Rum zu probieren. So endet der Abend bei ihm am Auto und wir genießen den Rum, der ganz anders als alle anderen, die wir bisher tranken ganz weich schmeckte. Er ist bei Army, hatte mal Werbemaler gelernt und freute sich schon auf das Ende der Dienstzeit. Dann will er wieder zurück nach Texas und dort die großen Werbetafeln am Straßenrand bemalen. |
Samstag, 3.7.99 (340 Km) Morgens stehen wir in aller Ruhe auf, bauen das Zelt ab und nehmen die US 84 runter nach Fargo, dem nächsten Ort vor dem Okeefenokee National Park. Wir halten in dem Ort, in der Hoffnung, dort ein Motel zu finden. Aber er stellt sich als das letzte Nest heraus, an der Tankstelle werden wir noch von einem Betrunkenen vollgelallt. Erst ein leckeres Eis bei Dairy Queen hilft uns über dieses traumatisches Erlebnis hinweg. Danach geht es in den Park hinein, der noch einmal 30 Kilometer von der Hauptstraße entfernt ist. Auch hier bekommen wir keine Cabin mehr, es wäre sowieso etwas teuer geworden, der Preis wären 70$ gewesen. So nehmen wir einen der freien Campingplätzen, schlagen das Zelt auf und fahren die 30 Km wieder zurück, um etwas zu essen zu bekommen. In der kleinen Hüttenansammlung an der Hauptstraße finden wir ein uriges typisches family dining, wo wir recht gut essen. Auf dem Weg zu den Moped werden wir noch von einer Amerikanerin angesprochen, die uns ganz euphorisch von einem Sommer in Salzburg erzählt. Auf dem Platz wieder angekommen, sehen wir beim Spazieren gehen ein Gürteltier und können so erfüllt von den ganzen Erlebnissen des Tages in die Schlafsäcke kriechen. |
Sonntag 4.7.99 (450 Km) Heute wollen wir zu den Alligatoren. Dazu mieten wir uns ein Kanu und haben dann als erste Herausforderung, aus dem Ausfahrtskanal einigermaßen gerade heraus zu kommen. Dazu trägt nicht unbedingt bei, daß es ausgerechnet in diesem Moment wie aus Eimern anfängt zu schütten. Vollkommen durchnäßt kommen wir schließlich auf den breiten Strom, der durch den Sumpf führt. Zum Glück hatten wir nur leichte Sachen und Badehosen an, so kann die Feuchtigkeit durch die wieder durchbrechende Sonne verdampfen. Die Luftfeuchtigkeit ist dementsprechend hoch und wir bewegen uns langsam voran. Hach, endlich entdecken wir die erste Bestie und paddeln beide los. Leider ist das Ziel nicht das gleiche, wo ich versuche möglichst nahe auf eine gute Fotoposition zu kommen, will Susann doch mehr Sicherheitsabstand haben. Aber wir einigen uns auf ein Mittelmaß und die Fotosession verläuft zu beider Zufriedenheit. So besuchen wir noch ein paar dieser Urzeitviecher, die - kaum zu sehen - im Wasser treiben, bevor es wieder zum Hafen zurück geht. Nach dem Abbau des Zeltes geht es weiter in den Süden der Küste entgegen. Wir können allen Schlechtwetterfronten noch ausweichen, die sich vor uns aufbauen und kommen nach einigen Pausen und Suchen einem kleinen Campingplatz an. Dort bauen wir nur schnell das Zelt auf und machen uns dann auf zu einem kleinen Restaurant in der Nähe, wo wir uns schon nach dem Campingplatz erkundigt hatten. Von innen verstärkt sich noch der Eindruck von einer Spelunke, aber es hat etwas gemütliches und der Koch, dem man beim Werkeln zuschauen kann, ist ein Alleinunterhalter (Gator genannt, wegen seiner Liebe zu den Florida Gators, einer Baseball Mannschaft). Wir mampfen uns einmal durchs Menu, fangen mit Krabbenbeinen an und schließen mit überbackenen Muscheln ab. Es ist lecker und wir bedauern, daß ihm die Zutaten ausgehen und er deshalb schließt. Mit einer Flasche Bier setzen wir uns noch an den Strand und genießen die milde Nacht. |
Montag,
5.7.99 (0) Reines Abhängen ist heute angesagt. Wir beobachten die Abreise der meisten anderen Camper. Morgen müssen sie wieder arbeiten. Wir haben abends und morgens noch einen Kampf mit den Mücken gehabt und halten jetzt Ausschau nach einem Platz mit etwas Wind, der uns diese Biester vom Leib hält. Endlich wird unser Traumplatz frei und wir ziehen um. Nebenan ist der Swimming Pool, wir springen mehrmals zur Abkühlung hinein. Danach gehen wir an den Strand, wandern ihn entlang und ich spiele mit den vielen Taschenkrebsen. Es ist herrlichstes Wetter und das Wasser ist bestimmt nicht viel kühler als die Luft. Das hat seinen Preis, wir holen uns einen netten Sonnenbrand. Zum Abendessen fahren wir nach Apalacheekola ins Reef, das uns zum Essen empfohlen wurde. Es war auch ganz gut und mit einem Sixpack geht es zurück zum Campingplatz. Lange bleiben wir nicht alleine sitzen. Chuck und Jeff gesellen sich zu uns. Chuck, der Herausgeber eines örtlichen Monatsblattes, gibt uns tiefe Einblicke in die amerikanische Society. Jeff ist der Mann für alles auf dem Campingplatz. Für Chuck ist er der typische Amerikaner, einer der dummen 95%, nur interessiert an Fischen und Jagen, politisch total desinteressiert wenn es nicht ihn betrifft. Es ist ein lustiger Abend, den wir nachts um 2 noch mit einem Bad im Pool beschließen. |
Dienstag, 6.7.99 (620 Km) Nach Abbauen des Zeltes geht es noch einmal zum Abkühlen in den Pool. Danach kämpfen wir uns an der Küste entlang, ein Entschluß, den wir bereuen, weil es außer Bettenburgen nicht viel zu sehen gibt. Außerdem ist das Fahren bei deutlich über 30 Grad nicht unbedingt die wahre Freude. Endlich haben wir die Chance, auf den Interstate aufzufahren und kommen drei Stunden später in New Orleans an. Auf dem Weg durchqueren wir vier Bundesstaaten, Florida, Alabama, Missisippi und Louisana. Nicht schlecht für einen Tag. In New Orleans finden wir dank der Beschreibung im Campingführer den Platz recht schnell und können noch aufbauen und duschen vor dem Dunkelwerden. Zum Abendessen fahren wir zum Casinoschiff am Ufer und gönnen uns für 11$ das komplette Buffet mit Getränken. |
Mittwoch,
7.7.99 (0) Mit dem Bus, der gegenüber vom Campingplatz hält, fahren wir mit einmal Umsteigen ins French Quarter. Es ist schwülheiß, passend zu dem wie man es sich das Wetter hier in New Orleans vorstellt. Ein Bagelshop direkt am Jackson Square verhilft uns zu unserem Frühstück. Alles wie im Film, vor dem Laden agieren die Straßenkünstler und die Maler, auf einer Bank sitzt ein Schwarzer, der Trompete spielt. Der Platz wird begrenzt von der Kirche auf der Stirnseite und zwei Wohnhäusern an den Längsseiten, die ein Novum zur damaligen Zeit darstellten, da man sich in einem großen Haus eine Wohnung oder einen "Reihenhausteil" kaufen oder mieten konnte und nicht ein ganzes Haus für sich selbst hatte. Wir besichtigen eine Wohnung und können uns gut vorstellen, wie man damals hier wohnte. Auf dem French Market gibt es allen möglichen Tourikram zu kaufen, aber wir sind ja schließlich auch welche und genießen einfach die Atmosphäre. Dahinter liegt die alte Münze, die wir besichtigen. Sie ist seit Beginn des Jahrhunderts stillgelegt, und im gleichen Gebäude gibt es inzwischen ein Museum über Jazz und Musik. Ein anderes Museum zeigt die Geschichte und viele Kostüme vom Mardi Gras, dem Karneval in New Orleans. Durch die kleinen Straßen des Quarters schlendern wir quer durch bis zum Wachsmuseum, in dem in nachgestellten Szenen Geschichte von New Orleans erzählt wird. Als wir das Museum verlassen wollen, werden wir draußen von einem Wolkenbruch erwartet. Wir warten den schlimmsten Teil unter einem Vordach ab und gehen dann durch den leichten Regen hinunter zum Zentrum. Dort lockt uns die Lifemusik in den Vorgarten eines Restaurants zum Essen. Es schüttet immer wieder mal. Nach ein paar Bier geht's zur Bushaltestelle, wo wir nach ewigem Warten auch schließlich einen Bus zum Campingplatz bekommen. |
Donnerstag, 8.7.99 (260 Km) Da unsere Sachen über Nacht natürlich nicht getrocknet sind, packen wir sie naß ein. Auf dem Weg aus der Stadt hinaus sehen wir uns noch einen typischen Friedhof für diese Gegend an. Die Gruften sind alle aus Stein und überirdisch, damit bei Hochwasser die Leichen nicht heraus geschwemmt werden (was man sich alles für Gedanken machen muß). Die hier angeblich begrabene Voodoopriesterin finden wir leider nicht. Also geht es raus aus der Stadt und nach einem Stück Interstate, der auf Betonstützen über die Feuchtgebiete führt, auf eine Nebenstrecke den Missisippi entlang. Wir schauen uns die Oak Alley Plantage an, die schon als Kulisse für einen Südstaaten Hoolywood Schinken diente. Die Führung ist sehr gut, die Sklaventhemen werden wie immer ausgesparrt, bzw. die Sklaven finden nur Erwähnung als Diener und Arbeiter. Zum Abschluß gibt es noch einen Zuckerrohrschnapps mit viel Eis, der uns doch etwas schummerig macht. Wir fahren den Fluß weiter lang, er ist fast immer von einem Deich verdeckt. Eine größere Pause machen wir, um noch eine schwarze Regenfront abzuwarten. Dann kommen wir gegen Abend in Baton Rouge an, wo wir offensichtlich in einer nicht so guten Gegend ein Motel finden. Es ist das dreckigste unserer Reise und selbst die 26$ sind noch zuviel dafür. |
Freitag
9.7.99
(490 Km) Nach einem Frühstück an einer schlechten Tankstelle gegenüber nehmen wir die US190 gen Westen, biegen schließlich auf die 71 ab, die uns durch ein paar tote Ortschaften nach Natchitoches (sprich Natktotsch) bringt. Auf der Strecke ist viel Polizei unterwegs, ein Cop überholt uns sogar obwohl wir schon 20 Meilen über dem Limit fahren. Glück gehabt, er hatte es wohl eilig. Natchitoches ist der älteste Ort Louisanas, aber er gibt nicht viel her außer der historischen Meile unten am Fluß. Diese ist aber ganz nett, und nach etwas Herumschlendern ruhen wir uns noch unten am Ufer aus. Auf der 84 geht es dann durch schöne Landschaft mit Hügeln über den Missippi, in namensgleichen Bundesstaat nach Natchez. Vom Motel für 35$ geht es abends noch mal zum groben Anschauen in dem Ort hinein. Er sieht sehr vielversprechend aus und wir freuen uns schon auf den nächsten Morgen. Der Pool ist ein ausgezeichneter Abschluß des Tages. |
Samstag
10.7.99 (395 Km) Der Weckruf des Motels hat nicht funktioniert, so stehen wir erst um 8:30 auf. Nach dem Duschen und einem Kaffee fahren wir in die Stadt. Für die Villa Stanton Hall nehmen wir die Führung, sie ist wirklich lohnenswert. Danach geht es kreuz und quer durch die Stadt, um alle restaurierten Gebäude zu sehen. Es riecht ziemlich nach nicht funktionierender Kanalisation. Dieser Geruch begleitet uns auch auf dem Weg hinaus aus der Stadt, wo es hinter der Stadt auf den Natchez Trail geht, eine Straße - nicht unterbrochen von irgendwelchen Ortschaften - die Präsident Jefferson als Verbindungsweg parallel zu einem alten Indianerpfad zwischen dem reichen Osten und dem Missisippi hat bauen lassen, der damals die Grenze der zivilisierten Welt war. Es geht für Stunden durch den Wald. Bis Jackson haben wir 160km ohne Ort hinter uns, müssen dann durch die Stadt zum Tanken und finden in Ackermann schließlich einen Campingplatz, der in einem State Park sehr schön am See gelegen ist. Wir fahren noch mal in den Ort und müssen uns leider von drei Polizisten ein Ticket wegen Überfahren eines Stopschildes geben lassen. Dafür daß wir wahrscheinlich die ersten Fremden seit Jahren dort waren, waren sie nicht sehr kompromißbereit. Den Führerschein behielten sie gleich mal als Sicherheit. Das Essen nehmen wir dann in der örtlichen Sozialspeisung ein, so sieht das Restaurant jedenfalls aus. Es ist aber die einzige Möglichkeit im ganzen Ort. Nach dem Essen wollen wir noch das Feierabendbier besorgen und müssen feststellen, daß dies ein dry county ist, es ist kein Alkohol zu bekommen. Wir müssen 30km über die Countygrenze fahren. Das erklärt einiges...... Das Bier können wir entgegen unseren Erwartungen ganz mückenfrei auf der Bank neben dem Zelt einnehmen. |
Sonntag, 11.7.99 (290 Km) Wir brechen früh aus diesem merkwürdigen County auf, nehmen unser inzwischen schon fast übliches Tankstellen Frühstück in einem kleinen Nest am Wegesrand ein. Es ist jetzt schon sehr heiß. Die Strecke ist gerade und eintönig, es geht ewig durch Wald und über leichte Hügel. Dann fängt es auch noch an zu regnen, und wir retten uns gerade noch in eine Tankstelle, die allerdings auch recht merkwürdig ist. Sie ist nur von Schwarzen frequentiert, die alle im schwarzen Kirchendress einlaufen, sich ein paar Bier und fettig gebratene Hähnchenteile holen. Draußen sehen wir einen Pickup tanken, der Fahrer sitzt währenddessen in der Kabine und wirft seine leere Bierdose durchs offene Fenster auf die Ladefläche. Eigentlich dürfte er nicht mal eine geschlossene Dose im Fahrzeuginnenraum haben. Wir sind froh, als es etwas aufhört und wir weiterfahren können. Erst kurz vor Memphis hört der Regen auf, wir nehmen uns ein Motel, weil wir die Nase endgültig vom Regen voll haben und auch die Klamotten trocknen wollen. Nach einer aufwärmenden Dusche fahren wir noch mal in die Stadt, dahin wo das Leben toben soll. Das ist die Beal St., eine Art historische Meile von Memphis, etwa 500 Meter lang, an beiden Seiten abgesperrt und voll mit Restaurants, Bars und Touristenshops. Aber nicht schlecht, wir bummeln etwas herum und entscheiden uns für ein Restaurant mit einer urigen Atmosphäre und Cajun Food, das ist relativ scharf gewürztes Südstaatenessen, daß sich positiv von dem ganzen sonstigen Einheitsfraß abhebt. Für Lifekneipen fehlt uns die Energie, und wir hängen noch etwas im Motel ab. |
Montag, 12.7.99
(490 Km) Um 8:00 werden wir vom Weckruf des Motels geweckt, trinken einen Kaffee und essen ein paar Donuts, fahren dann bepackt zu Graceland, dem Anwesen von Elvis. Wir entscheiden uns aus dem vielfältigen Angebot für die Haustour für 10$ und das Automuseum für 8$. Es ist alles total organisiert, wir warten in einer Schlange auf die Pendelbusse, werden mit Walkmen und deutschen Kassetten ausgerüstet und reihen uns dann in die Schlange ein, die sich durch das Haus schiebt. Entgegen unseren Erwartungen ist es ausgesprochen kurzweilig, das Bandgerät erzählt vom Aufstieg und Leben von Elvis, gibt Anekdoten und Geschichtchen zum Besten und die fast zwei Stunden vergehen wie im Flug. Unser Eindruck zum Schluß ist, daß Elvis einfach ein reich gewordener Bauernjunge war, der sehr gute Musik machen konnte, aber nicht wußte wohin mit der Kohle. Zum Schluß sehen wir uns noch die Gräber von Elvis und seinen Familienangehörigen an, bevor wir uns wieder auf die Guzzis schwingen und weiterfahren. Wir fahren immer weiter in Richtung Nashville und suchen uns gegen Abend einen Campingplatz. Dort nehmen wir erst einmal ein Bad im Pool, was zu unserer Überraschung enormes Interesse bei den Kindern des Platzes auslöst. Gerade ich in meiner normalen deutschen Badehose werde bestaunt wie ein Exhibitionist. Susann wollen die Kinder noch beim Umziehen zuschauen, so gespannt linsen sie in den Zelteingang. Amerikaner sind einfach prüde und diese Gören waren wahrscheinlich ein Abbild der Gesellschaft. Danach fahren wir noch in das einzig größere Restaurant, das Catfish house, in der Gegend und essen recht lecker. |
Dienstag,
13.7.99 (460 Km) Wir wachen früh auf, lassen uns Zeit beim Zeltabbau, nehmen noch einen Kaffee und einige Muffins vom Laden zu uns bevor wir aufbrechen. Irgendwann auf der Landstraße springt der Tacho dann über die 200.000er Marke. Die 1000S hat mit den originalen Köpfen und Zylindern die magische Grenze überschritten. Über kleine Nebenstraßen geht es immer Richtung Westen. Orte wie Athena und Madisonville passieren wir, und plötzlich sind wir auf einer Kurvenstrecke, von der ich als Kartenleser total überrascht bin. Sie paßt einfach nicht zur Karte, ich glaube schon, daß wir uns verfahren haben, da ergibt die Nachfrage bei einem am Wegesrand stehenden Motorradfahrer, daß wir hier auf der bekanntesten Mopedstrecke der Vereinigten Staaten sind, dem Devils Back. Hier gibt es wohl dreihundert Kurven auf 10 Meilen. Es ist toll..... bis der Regen kommt. Zum Glück ist der beste Teil dann schon hinter uns. Die letzten 30 Meilen bis Cherokee fahren wir wieder mal im Regenzeug und finden auch vor dem Ort ein preislich attraktives Motel. Nach einer Dusche fahren wir noch mal in den Ort und gehen in das Kasino, das die Indianer hier im Reservat hingestellt haben. Aus Erfahrung wissen wir, daß man hier immer ganz gut essen kann. Auch in diesem Kasino, 34$ ärmer und einen vollen Bauch reicher lassen wir uns später in das Motelbett fallen. |
Mittwoch,
14.7.99 (450 Km) Der im Zimmer vorhandene Wecker holt uns aus dem Schlaf. Wir packen und fahren in die Stadt, wo wir seit langem mal wieder heiß und fettig frühstücken (Speck, Ei, Toast). Danach geht es in aller Ruhe durch das sehr gut gemachte Indianer Museum. Im Ort kaufen wir für Susann noch schnell günstig eine Stange Zigaretten (11$), bevor wir auf den Blue Ridge Parkway auffahren. Es ist recht leer, die paar Autos und Harleys sind schnell überholt - manche schaffen nicht mal das Speedlimit von 45mph - und es geht in flotten Schwüngen durch die Berge. Leider ist es immer mal wieder neblig und regnerisch, das beeinträchtigt das Fahrvergnügen. Aber es ist wirklich irre, Nachmittags haben wir fast 400km hinter uns und haben nicht einen Ort passiert, keine Tankstelle oder irgendein Haus war am Straßenrand zu sehen. Das erweist sich bei der Übernachtungssuche als Nachteil, abends müssen wir etwas länger suchen bis wir was finden und nehmen schließlich auf einem Campingplatz eine kleine Hütte, Cabin genannt. Im nächsten Ort, Independence, haben wir in einer Null-Acht-Fuffzehn Pizzahütte eine leckere Pizza und Nudeln. |
Donnerstag, 15.7.99 (377 Km) Wir haben die Nacht im oberen Teil des Doppelstockbettes verbracht, das war ein Fehler. Die Wärme hat sich unter dem Dach der Hütte gesammelt und den Bereich mangels Lüftung zur Sauna gemacht. Ziemlich erschlagen packen wir zusammen und frühstücken erst einmal an der Rezeption. Dann geht es wieder auf den Blue Ridge Parkway. Es zieht sich länger als erwartet und zum Essen müssen wir den Parkway wieder verlassen. Es ist wirklich erstaunlich, gerade fährt man noch durch Wälder, sieht keine Menschenseele oder irgendein Haus, das Klima ist angenehm, dann nimmt man eine Ausfahrt und ist binnen einer halben Meile wieder im amerikanischen Leben drin. Es ist heiß und schwül, es ist viel Verkehr, und wir können unser Mittagessen bei Taco Bell einnehmen, einem mexikanischen Fastfood Schuppen. Wieder auf dem Parkway ist das alles schnell vergessen. Ab und zu kommt uns eine Harley entgegen, die wohl auf dem Weg zu einem Treffen in Cherokee ist. Auf einem Parkplatz kommt ganz zutraulich ein Reh auf uns zu, beschnuppert uns neugierig und läßt sich sogar streicheln. An der 43 verlassen wir diese Oase der Ruhe nach guten 500 Kilometer. In Clifton Forge machen wir erst einmal einen Stop, um nachzuschauen, wo der nächste Campingplatz ist. Wir müssen feststellen, daß der einzige mit Dusche gerade im örtlichen State Park ist. Wir bauen dort unser Zelt auf, fahren wieder in den Ort und kaufen etwas zum Grillen und machen abends ein gemütliches Grillen. |
Freitag, 16.7.99 (500 Km) Nach dem Frühstück mit Hühnersalat auf Schlabbertoast geht es auf kleinen, teilweise gesplitterten Nebenstraßen , die kurvig durch die Wälder führen zur altbekannten US 250, die dann herrlich kurvig durch die Berge nach Norden führen. Bei Fairmont nehmen wir den Interstate Richtung Pittsburgh. Es ist total heiß. Zum Glück finden wir recht schnell die Econo Lodge, die uns für 50$ aufnimmt. Pittsburgh ist bekannt für seine hohen Übernachtungspreise, aber auch für sein reges kulturelles Leben. So fahren wir abends noch mit dem Motorrad in die Stadt und haben sogar Glück. Auf dem zentralen Platz sind Lifekonzerte und man darf sogar mit Bier in der Hand herumlaufen. Allerdings sind alle Ausgänge des Platzes durch Polizei und Sicherheitsleute abgeriegelt, so daß auch keiner auf die Idee kommt, mit seinem Bier öffentlich aufzutreten. Wir genießen den Abend und sehen uns noch den Sonnenuntergang von dem Park am Flußufer an. Hinter uns beleuchtet die Sonne die architektonisch schönen Hochhäuser der Stadt. Pittsburgh hat sich in den letzten Jahren sehr heraus gemacht. Ursprünglich als schwarze, häßliche Kohlenstadt verschrien, hat man viel gemacht, um dieses Image los zu werden. |
Samstag, 17.7.99 (500 Km) Heute geht es nur noch Richtung Heimat. Wir nehmen aber wieder kleine Straßen für eine ganze Weile, bis wir in die dichter besiedelten Gebiete kommen. Nun geht es auch wieder auf die altbekannten Interstates, die uns schließlich wieder heim nach Rochester Hills bringen. Es waren nachher doch etwas mehr Kilometer als gedacht, aber das wundert uns nicht nach allen bisherigen Touren (8500 km). Wenn der Regen etwas seltener gewesen wäre, wäre es rundum gut gewesen. Aber selbst mit dem ganzen Regen hat uns der Süden doch seinen Charme gezeigt. Vielleicht hat er sogar durch das Erhöhen der Luftfeuchtigkeit die Atmosphäre geschaffen, die man sich für den Süden als so typisch vorstellt. Wie man wahrscheinlich aus dem Bericht schon heraus lesen kann, haben uns die Städte Charleston, Savannah, New Orleans und Natchez mit am Besten gefallen. Auf den Outer Banks wären wir auch gerne noch ein paar Tage geblieben ebenso wie im Okeefeenokee National Park, aber wie sage ich immer: Man kann nicht alles haben. Eric und Susann November 1999 |