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Irgendwann im Sommer, als meine
Guzzi, das Sommermoped, mein Hauptbewegungsmittel war, dachte
ich mir: "es ist angenehmer im Sommer als im Winter zu
schrauben" und machte mich daran, die Macken meiner XL zu
ergründen, die mir in den ersten 5000km aufgefallen waren.
Nach jedem Warmstart klackerte es erst einmal aus dem
Zylinderkopf und die ersten Erlebnisse von
Höchstgeschwindigkeit konnte ich auch nur bei gutem Wind
wiederholen, meist war bei 130 Schluß, bei Gegenwind oder
leichter Steigung schon bei 110. Das Zündkerzenloch konnte ich
wegen der Position leider mit meinem Kompressionstester nicht
erreichen. Mal Nachschauen - keine große Aktion, dachte ich
mir.
So fing
der Streß an. Schon den Motor aus dem Rahmen zu bekommen,
war nicht so einfach. Der vordere untere Motorhaltebolzen war
nicht zu lösen, selbst die Benutzung eines Kilohammers bewegte
ihn nicht einen Millimeter. Also griff ich zur Flex und trennte
die beiden Durchgangshülsen durch. Auf diese Weise bekam ich ihn
wenigstens aus dem Rahmen raus. Die Reste des Bolzens mußte ich
aber immer noch aus Motor und Rahmen bohren.
Der Blick unter den Ventildeckel ergab
auch gleich die Ursache für die Klappergeräusche: der rechte
Auslaßkipphebel war richtig eingelaufen (fast 2mm), der linke
fing auch schon an und die Nockenwelle hatte leider auch schon
Spuren. Anrufe bei Gebrauchtteilehändlern ergaben, daß dies
anscheinend zu den Verschleißteilen der XL gehört und
dementsprechend hoch gehandelt wird. Es waren viele Anrufe
nötig, bis eine gute Nockenwelle inklusive der Kipphebel auf den
Weg gebracht wurden.

Zum Glück konnte ich kurzfristig noch
einen gebrauchten Übermaßkolben für kleines Geld erwerben, der
den strengen Augen meines Zylinderschleifers genügte und ließ
meinen Zylinder auf erstes Übermaß aufschleifen. Also, wenn
jemand an einem Wisecosatz für die PD03 interessiert ist, ich
habe alles einbaufertig zu verkaufen.
Der Zusammenbau war problemlos, man
braucht nur eine schlanke 12er Nuß, um die Zylinderschrauben
anzuziehen. Für die Feder, die die Steuerkette spannt, braucht es
auch einiges an Überzeugungskraft. Angeblich wird die
Metalldichtung des Zylinderkopfes auch nicht mehr nachgezogen,
sehr praktisch, da ansonsten ja wieder der Motor heraus müßte. Ich
hatte einen kompletten Dichtungssatz von Polo gekauft
(Auslaufartikel!), der nur unwesentlich mehr kostete als eine
einzelne originale Kopfdichtung. Manche Quellen sagen zwar, die
Kopfdichtungen würden nicht dicht sein, aber bisher hält es - es
ist allerdings auch noch nicht richtig heiß (über 20 Grad)
gewesen.
Alles wieder zusammen gebaut, den Motor in
den Rahmen gesetzt, angeschlossen und dann vorsichtig den ersten
Startversuch - er wollte nicht anspringen, jedenfalls so lange
nicht, bis ich den Choke bei immerhin +10 Grad wieder rein
drehte. Danach ein bisher nie gehörter Superleerlauf. Seitdem
hat er noch nie Choke beim Anlassen gebraucht, die Leerlaufdüsen
sind wohl einiges zu fett. Der Motor springt so auch bei 0 Grad
an.

Auch hatte der
Auspuff nach Montage des LM Gepäckträgers keinen Befestigungspunkt
und berührte auch den Seitendeckel, und ich holte meinen günstig
erstandenen originalen Auspufftopf aus dem Keller. Der laute,
vermeintlich umgeschweißte ist nämlich, wie ich inzwischen weiß,
ein R Topf. Der originale Topf paßte dann erst mal super, hatte
nur leider kaum noch Überlappung mit dem Krümmer. Also holte ich
auch den Reservekrümmer aus dem Keller und montierte ihn, und
siehe da, plötzlich paßte alles. Also hatte einer der Vorbesitzer
einen kompletten R Auspuff montiert. Aber was schließen wir daraus
- die Japaner haben tatsächlich für jedes Modell auch einen
eigenen Auspuff gemacht, die man untereinander nicht einfach so
teilweise tauschen kann. Was mich schon bei 100km-Etappen störte
war, daß ich mit meiner Größe wie ein Segel im Wind hing. Ich
hatte noch etwas Makrolon im Keller, aus dem ich mir eine kleine
zusätzliche Scheibe abkantete. Sie steht ca. 10cm über die
kleine Verkleidung über, und ich bin überrascht, was für einen
Unterschied das macht. Kann ich für Leute, die auch mal etwas
Strecke fahren wollen, nur empfehlen. Ist zwar nicht unbedingt
schön, aber hier gilt „form follwos function“.

Vor dem Winter montierte
ich noch die Daytona Heizgriffe, da die Billigteile im Durchmesser
zu groß waren und mit der Zeit verspannte Hände gaben (jaja,
Weichei). Weil die Guzzi mehr oder weniger stillgelegt wurde und
die XL jetzt bei jedem Wetter herhalten sollte, gönnte ich ihr
(und auch mir) einen Kettenöler. Scotoiler ist ja der Bekannteste,
aber der benötigt einen Synchronanschluß für den Unterdruck. So
etwas hat ein Einzylinder nicht. Hein Gericke bietet den Chaintec
Kettenöler für 180DM an, nicht ganz billig (immerhin billiger als
der Scotoiler) aber bei meinem Rumsurfen hatte ich gelesen, daß
Leute die Lebensdauer ihrer Kette erheblich verlängern konnten.Der Anbau war recht problemlos, nur die
Platzsuche etwas fruchtlos. Den Schüttelschalter mußte ich auf
der linken Seite außerhalb des Seitendeckels plazieren, weil
unter den Seitendeckeln einfach kein Platz war. Beim Fluten
brannte dann erst mal die Sicherung durch, die offensichtlich zu
klein dimensioniert ist. Inzwischen habe ich es einigermaßen im
Griff, befürchte aber, daß man den Durchfluß, der durch ein
primitives Plastikdurchfluß Ventil gesteuert wird, den
unterschiedlichen Jahreszeiten anpassen muß.
Eric Koch
Dezember 2001