Wir entschließen uns
kurzfristig noch einen Reiseführer für unser Ziel
Loireschlösser und Bretagne in Saarbrücken zu kaufen und
wundern uns schon beim Hineinfahren in die Stadt, daß
sie so leer ist. In der leblosen Fußgängerzone klärt man
uns auf, es ist Maria Himmelfahrt, Feiertag im Saarland.
Wir kaufen den Reiseführer schließlich am Bahnhof.
Tanken. Eine Stunde hinter der Grenze machen wir unsere
erste Pause – in der Sonne sitzen wir im Straßencafé und
genießen unseren ersten Café au lait. Die grauen Wolken,
unter denen wir die ganze Zeit hindurch gefahren sind,
sind hinter uns verschwunden. Inzwischen haben wir auch
festgestellt, daß hier auch Feiertag ist, also nichts
mit billig tanken. Wir wollen am ersten Tag noch so weit
wie möglich kommen und fahren bis kurz vor Troyes, wo
wir bei gutem Wetter unser Zelt auf einem kleinen
Campingplatz aufschlagen. Den nächsten Tag lassen wir es etwas geruhsamer angehen, nachdem es am ersten Tag immerhin noch über 400km wurden. Troyes ist eine kleine Stadt mit windschiefen Häusern, aber schön restaurierter Innenstadt mit jeder Menge Fachwerkhäusern und einer zu groß geratenen Kathedrale. Wir fahren auf kleinen Straßen nach Orleans, wo wir uns ebenfalls die Innenstadt und die Kathedrale anschauen. Als wir danach wieder zu unseren Motorrädern kommen, kriegen wir einen Schreck. Jemand hat den obersten Packsack unter den Gummiriemen von meiner XL gezogen. Das erste Mal in 20 Jahren Motorradurlaub, daß mir mal etwas vom Motorrad gestohlen wird. Und dann haben wir auch noch Glück, es war der „wertloseste“ Sack mit dem alten nassen Zelt mit dem kaputten Reißverschluß. Dumm ist nur, daß Antjes neu gekaufte Tevas dort auch mit drin waren. Andererseits bin ich froh, daß der Dieb nicht bei der Gewaltaktion mein Motorrad umgerissen hat. Jedenfalls müssen wir uns auf die Schnelle umentscheiden und entschließen uns erst einmal für die einfachste Lösung – wir gehen in das nächste Formule1 Hotel. |
Unser erstes Ziel am Morgen
ist das Schloß Chambord, das wohl imposanteste aller
Loireschlösser. Es liegt in einem Park und wirkt
riesengroß, ist es aber eigentlich nicht. Die
Dienstbereiche sind wie eine Mauer um das Schloß
organisiert. Das Schloß gefällt uns sehr und trotz
Hauptreisezeit und Touristenmassen verläuft es sich doch
sehr. Ganz anders bei unserem nächsten Ziel am Nachmittag, dem Schlößchen Chenonceaux, wo wir eine Krise kriegen als wir uns mit den Massen durch die engen Räume schieben. Dabei ist es von innen gar nicht so schön, am schönsten wirkt seine Lage über dem Fluß. Ziemlich fertig kommen wir raus und dann kommt auch noch ein richtiges Gewitter. Wir sitzen es bei einem Picknick aus und fahren danach weiter an der Loire entlang. In Tours nehmen wir ein Hotel in der Innenstadt (wir haben uns entschlossen kein Supermarktzelt zu kaufen, um es nach dem Urlaub weg zu werfen) und schauen uns die schöne verwinkelte Altstadt an. |
Morgens fahren wir weiter
nach Azay-le-Rideau, einem netten kleinen Schloß, das
uns auf Anhieb gefällt. Die Räume sind alle noch
eingerichtet und es ist nicht zu voll. Auf dem weiteren
Weg die Loire entlang denken wir noch kurz darüber nach
eine der Champignoise zu besichtigen, aber 7€ erscheinen
uns ohne Führung für die reine Besichtigung zu viel. An
Rigny Ussé fahren wir nur vorbei, wir haben genug
gesehen. Von außen sieht es wirklich wie ein
Märchenschloß aus. Auf kleinen Straßen fahren wir an
Saumur vorbei und besichtigen noch das etwas im
Hinterland gelegene Schloß Bréze mit seinen
unterirdischen Anlagen, die zum Schutz und zum Speichern
dienten. An Angers geht es vorbei, bis wir in Roquefort beim „Grand Hotel“ halten, der Name sagt eigentlich nur, daß es das einzige im Ort ist. Die Zimmer sind eine positive Überraschung, das Abendessen ebenfalls. Leider verspielt der Patron den ganzen Kredit mit einem miesen Frühstück und dem Versuch uns bei der Abrechnung am nächsten Morgen über's Ohr zu hauen. Auf kleinen Nebenstraßen fahren wir um Nantes herum in die Bretagne, halten uns immer abseits der großen Routen bis auf die Höhe von Auray, wo wir auf die Halbinsel Quiberon fahren. Im Hauptort an der Spitze tobt der Bär und es sind keine Zimmer zu akzeptablen Preisen mehr verfügbar, aber wir haben echtes Glück. Gerade am Isthmus bekommen wir noch ein stilvolles Zimmer in dem Grand Hotel des Deux Mers, das vor altem Flair nur so strotzt. Im nahe gelegenen Restaurant fahren wir abends das volle Fischprogramm ein. Der Spaziergang am nächsten Tag bis nach Quiberon ist doch länger als gedacht und wir sind froh, als wir mit der Bahn wieder zurück fahren können. |
Für den Weg zum
Cap Fréhel an der Nordküste suche ich mir auf der
Michelin Karte nur noch weiße Straßen aus. Hier ist
nichts los und sie führen wunderschön kurvig durch die
Landschaft. Mittags stärken wir uns bei einem der vielen
Crèperien. Die Halbinsel gefällt uns sehr, die
Heidelandschaft leuchtet in vielen Farben. Nachmittags
essen wir noch einen Crèpe banane in Dinard, einem alten
Seebad, das jetzt aber das Opfer des ganz normalen
Massentourismus geworden ist. Etwas südlich liegt Dinan, wo wir mitten im Zentrum im Café/Hotel du Théatre ein günstiges, gutes Zimmer bekommen. Der Wettergott ist uns geneigt, er läßt es erst schütten, als wir gerade eben abgepackt haben. Dinan ist eine alte Stadt, von einer Wehrmauer umgeben und mit einem sehr gut gepflegten mittelalterlichen Stadtkern. Abends gibt es meine geliebten moules-frites. Das Highlight des nächsten Tages ist der Mont St. Michel. Wir können auf unseren Motorrädern zum Glück die Wartezeit minimieren, indem wir an der etwa 5km langen Autoschlange vor dem Parkplatz vorbei fahren. Es ist in Frankreich halt Hauptreisezeit. So sparen wir uns auch die Besichtigung der Innereien des Klosterberges, der bei Flut vom Wasser umspült wird. Der Anblick von außen ist das Imposanteste. Stattdessen kaufen wir alles für ein Picknick und setzen uns auf den Strand bei Girons und genießen die Sonne mit Blick auf den Mont St. Michel. Unser Urlaub neigt sich dem Ende, wir fahren jetzt immer ostwärts. Abends übernachten wir auf einem Bauernhof. |
An den Gärten von Monet geht
es vorbei, aber in Beauvais halten wir noch einmal, die
Kathedrale mit dem höchsten gothischen Kirchenschiff zu
bewundern. Dafür hat sie keine Türme, weil sie in ihrer
Bauzeit zweimal wieder eingestürzt ist. Mich fasziniert
die astronomische Uhr besonders. Wie es so ist, wir
fahren nachmittags in einem Ort an Hotels vorbei und
entscheiden, daß sie nicht das Richtige sind und dann
kommt und kommt nichts mehr. Es wird ein langer Tag, und
wir enden schließlich nach 440km (wer eine Enduro hat,
weiß was das bedeutet) in Reims, wo wir wieder mal ein
Formule1 beziehen und um die Ecke bei dem Campanille
Restaurant einen Eßgutschein für ein grandioses Essen
einlösen. Reims ist ein wenig menschenleer finden wir, die Kathedrale aber riesig wie alle. Eigentlich wollen wir durch die Champagne ganz gemütlich durchfahren und uns noch einen Tag mehr in Frankreich gönnen, aber je weiter wir nach Osten kommen, desto schlechter wird das Wetter. Als wir schließlich Regensachen anziehen müssen, entschließen wir uns, nach Hause durch zu fahren. In Creuztfeld essen wir in der guten Kantine des LeClerc noch einmal zu Abend, shoppen durch den Riesensupermarkt, tanken voll und reiten die restlichen 200km bis nach Hause in einem Stück, eine weitere 450km Etappe alles in allem. Aber es war es wert, wir bleiben bis auf Sprühregen trocken, und eine Stunde nach Ankunft fängt es wieder mal an zu schütten. Egal – wir genießen die Crevetten mit Rotwein. |
Das
war nur ein Kurzurlaub, das Wetter war uns bis auf ein
paar Ausrutscher auch gesonnen. Die Übernachtung in
Hotels haben wir auch mal genossen, auch wenn wir die
Campingplatzsuche streßloser als Hotelsuche empfinden.
Die Hotelpreise bewegten sich zwischen 37€ und 47€, die
Formule1 sind immer 30€. Auch in der Hauptreisezeit
mussten wir nicht auf der Straße schlafen, es war aber
schon deutlich zu merken an den Besucherzahlen bei den
touristischen Highlights. Die Mopeds liefen einwandfrei,
die Dominator schluckt nur ordentlich Öl. Dafür brauchen
beide wenig Benzin auf der Landstraße (4,5 Liter/100km).
Dies war vielleicht das letzte Mal auf längere Sicht,
daß wir zusammen auf Motorrädern Urlaub machen konnten.
Motorradfahren war auch im fünften Monat kein Problem. Eric & Antje Thane September 2006 |