Projekt Haus - ein beendetes Hobby
Stand 15.10.2023
Wir haben 2007 ein Haus Baujahr 1992 in
Rheinhessen gekauft. Mit den ersten Rechnungen für die
Gasheizung reifte schnell der Gedanke über den Einbau einer
alternativen Heizungsanlage. Wir wollten es fachlich richtig
machen und nahmen einen Energieberater, der das Haus bewerten,
uns beraten sollte und uns durch die Bauabschnitte führen
sollte. Hier eine Beschreibung unseres Projektes, das sich über
ein Jahr hinzog. Diese Seite entstand, um Interessierte an
unseren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Bei der Gelegenheit
wurde auch eine Steuerung von Uponor eingebaut.
Leider hielten Teile dieser Anlage nicht mal 7
Jahre. Vielleicht bin ich ja blauäugig, aber ich erwarte von
Haustechnik 20 Jahre Lebensdauer. Die Einzelraumregelung von
Uponor hat nach sechs Jahren den Betrieb aufgegeben. Die WPF5
von Stiebel Eltron hielt immerhin 7 Jahre. Warum so viel
Kühlmittel verloren ging, daß die WP getauscht werden mußte,
konnte nicht geklärt werden. Jeder Kühlschrank mit
vergleichbarer Technik hält länger. Wo das Kühlmittel sich im
Keller verteilt hat, will ich nicht wissen.
HINTERGRUND
Man beachte daß die Preise in US $ sind, die Steigerung in
Europa war durch den starken € in Europa stark
abgeschwächt
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Wir
empfinden den Gasverbrauch unserer Heizung im ersten
Winter als zu hoch. Außerdem wird es in manchen Räumen
nur unzureichend warm, in manchen garnicht. Bei der
Sonderausstellung auf der Rheinland-Pfalz Ausstellung
"Energiesparen" kamen wir das erste Mal mit dem Thema
Erdwärme in Berührung - faszinierend! Für ein Viertel
der Energiekosten die gleiche Leistung bekommen. Vor dem
Hintergrund ständig steigender Energiepreise eine
reizvolle Alternative, die allerdings eine relativ hohe
Anfangsinvestition voraussetzte.
Entscheidungsgründe
für Erdwärme
Eine Brennwerttherme würde nicht von den Gas/Ölpreisen
unabhängig machen. Eine Pelletheizung schied aus wegen
der unkalkulierbaren Rohstoffpreise in der Zukunft.
Luftwärmeanlagen haben einen zu schlechten Wirkungsgrad
in unseren Breiten. Für eine Komplettlösung mit
Kollektoranlage hätte man neu bauen müssen. UND - der
Strompreis steigt nicht im gleichen Maß wie die fossilen
Energien (interessant auch die Schwankungen des Gaspeises
je nach Jahreszeit).
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VORGEHENSWEISE
Es folgte nach weiterer Beschäftigung mit diesem Thema der Kontakt
zu KNOG, dem "Kompetenznetzwerk oberflächennahe Geothermie" in
Bingen. Dieser Verein hat sich auf die Fahnen geschrieben
ganzheitliche Lösungen und Betreuungen anzubieten. Der empfohlene
Energieberater Hr. Hedderich aus Mainz schlug in einem Gespräch
vor, die Hausdämmung zu verbessern, um die Investition in Bohrung
und Heizungsgröße zu reduzieren. Er ließ sich die Bauunterlagen
geben und errechnete den IST-Zustand unseres Hauses und die
Ergebnisse der Verbesserungen, die eine Dämmung mit
Heizungsumstellung auf Erdwärme inklusive Heizungsunterstützung
mit Solarkollektoren bringen würde.
Ohne die Ergebnisse im einzelnen darzulegen, hätte alleine eine
Dämmung auf "Neubau -30%" (sozusagen KfW60) eine Einsparung von
20% der Energiekosten gebracht. Mit der Heizung zusammen sollte es
ein Sprung von ursprünglichen 300W/m^2/Jahr auf 70W/m^2/Jahr
geben. Das hörte sich gut an. Als Investition schätzte er ca.
40.000€ und schlug uns gleich ein Unternehmen vor, mit dem er
zusammen schon Dämmungsmaßnahmen durchgeführt hatte. Dieses
Angebot stellte sich als sehr gut heraus. Die Dämmung der Fassade
und der Kellerdecke sollte inkl. Eigenleistung (Verlegen der
Kellerdeckendämmung) nur ca. 15.000€ kosten. Da uns aber die
Angebote von den anderen KNOG "Mitgliedern" (Fa. Kleist Bohren,
Schüssler Heizung, König Geologisches Gutachten) recht hoch
erschienen, fragten wir noch andere Firmen an. Am Ende erteilten
wir nach Verhandlungen der Fa. Geotechnik Hechtsheim für das
geologische Gutachten (1.000€), der Fa. Schüssler für die
Wärmepumpenanlage inklusive der Kollektor Implementierung
(21.500€) und der Fa. Handke für das
Bohren (8.000€) den Auftrag. Dies ergab zusammen ein
Auftragsvolumen von knapp 32.000€ inklusive der Mehrwertsteuer.
Dazu kamen noch die Kollektoren für 1.200€.
Mit diesen Angeboten füllten wir den KfW Antrag aus, da wir mit
unseren Maßnahmen für zinsbegünstigte Kredite im Programm "CO2
Reduzierung" qualifiziert waren (Maßnahmenpaket 4: drei Maßnahmen
aus sechs möglichen). Für die Bohrtiefe von 120m sollten wir einen
Antrag beim Geologischen Landesamt in Mainz stellen. Als der
Sachbearbeiter aus dem Urlaub zurück kam, teilte er uns mit, daß
eine einfache Anzeige reichen würde, und wir konnten endlich einen
Bohrtermin festmachen. Den mußten wir aber kurz darauf
verschieben, weil uns die KfW mit der Mitteilung schockte, daß
unser Antrag wegen falscher Antragsstellung und fehlerhaftem
Energiebericht des Energieberaters nicht genehmigt wurde. Sechs
Wochen seit Antragstellung waren ins Land gegangen, die DKB hatte
alleine fünf Wochen für die Prüfung gebraucht. Es war inzwischen
September und die Zeit rannte uns davon. Man darf die Arbeiten
nicht vor Antragsstellung beginnen lassen.
Wir wechselten den Energieberater, weil Herr Hedderich auch nicht
erreichbar war, und dieser stellte alle Berechnungen noch einmal
an und half uns mit dem Ausfüllen des KfW Antrages. Dieser Antrag
ging ohne Probleme durch, und wir konnten Mitte Oktober endlich
beginnen. Die Dämmungsfirma fing an und arbeitete sehr gründlich
unsere Wünsche in Bezug auf Fensterladenbefestigung und anderer
Sonderwünsche ein. Leider dauerte es bis Anfang Dezember bis das
Haus gedämmt, verputzt und gestrichen war. Die Dämmungsfirma
arbeitete nicht kontinuierlich und konsequent zeitorientiert.
Die Firma Handke rückte Mitte Oktober an und setzte innerhalb von
3 Tagen die 120-Meter Bohrung in unseren Garten. Den größten Dreck
machte hierbei der heraus geförderte Ton, der sich
wasserundurchlässig auf unseren Rasen legte. Beim Verlegen der
Leitung zum Haus wurde die obere Schicht von der Firma Handke
abgetragen. Die Leitungen wurden nicht in frostsicherer wie laut
Rechnung verlegt, aber Herr Handke überzeugte uns im Endeffekt,
daß die 3 Meter keine größeren Verluste verursachen würde.
Anfang Dezember (die Zusage des Energieberaters Hedderich vom
Anfang des Jahres und beim späteren Hinhalten höhnten in unseren
Ohren) ging es an die Heizungsumrüstung. Fa. Schüßler verlegte die
Wärmeleitungen und die Elektrik und baute dann innerhalb von drei
Tagen eine Woche vor Weihnachten die Heizungsanlage um.
Weihnachten heizten wir mit Erdwärme. Erst im Februar wurden die
Solarkollektoren eingebunden und eine funkgesteuerte
Einzelraumregelung installiert, der hydraulische Abgleich wurde
Mitte März durchgeführt.
Die Förderanträge wurden mit Hilfe des Energieberaters ausgefüllt
(energieeffiziente Umwälzpumpen und Solarpumpe, Kollektoren). Mit
der Bestätigung des Heizungsbauers und des Energieberaters wurden
die Formulare für die KfW eingereicht als Bestätigung für die
Ausführung laut Angebot. Nach vier Monaten dann ein Schreck. Ein
Brief der KfW teilte uns mit, daß wir alte Formulare verwendet
hätten. Die wurden vom Energieberater bereit gestellt. Also das
ganze noch einmal mit den neuesten, aus dem Internet herunter
geladenen Formularen. Die Genehmigung der Zuschüsse dauerte
insgesamt 6 Monate.
BEWERTUNG
DER
ARBEITEN UND ANLAGEN
Ich hatte ja vorher nicht mit Handwerkern zu
tun, aber es ist leider so, daß sich alle Vorurteile
bewahrheitet haben. Grundsätzlich gilt: schlecht zu erreichen,
Desinteresse schon an Angebotserstellung und sobald Geld
geflossen ist ein Absacken der Motivationsschwelle auf 0%.
ENERGIEBERATER
Hedderich, Mainz: Katastrophe
Jahnson, Wörrstadt: arbeitete kostenfrei ein zweites Gutachten aus
und unterstützte bei allen Anträgen, Abrechnung offensichtlich
über KNOG intern. Nach anfänglichem Enthusiasmus war er später so
gut wie nicht mehr erreichbar und die Abnahmen und Bestätigungen
gab es nur auf permanentes Nachfragen.
GEOLOGE
Gutachten laut Angebot, Überprüfung der Bohrergebnisse kostenfrei,
weil ohne seperaten Papierkram. Uneingeschränkt positiv.
DÄMMUNG
Europahaus, Mainz: Bestätigt alle Vorurteile über Baufirmen,
extrem terminuntreu. Ständige "Kontrolle" war nötig, damit
Arbeiten auch wie besprochen durchgeführt wurden. Ausführung war
im Endeffekt akzeptabel, technisch sauber nur im Finish sehr
nachlässig. Es kamen gegenüber Angebot (das angeblich komplett und
pauschal war) noch die Kosten für diverses Kleinmaterial dazu, was
sich im Endeffekt auf fast 1000€ summierte. Nur eingeschränkt
empfehlenswert.
BOHRUNTERNEHMEN
Handke, Diemstadt: Termingerechte Ausführung der Bohrleistung,
Abzüge in der B-Note für die Verlegung. Ansonsten äußerst bemüht
und kundenfreundlich. Sehr positiv.
HEIZUNGSBAUER
Schüssler, Wörrstadt: Was mich als Endabnehmer stört war die
diletantische Ausführung des Wärmepumpengehäuses, das sich nicht
schließen läßt. Das ist aber ein Problem von Stiebel Eltron, die
anscheinend keinen Gedanken in die Umgebungsteile Ihrer
Wärmepumpen investieren. Die Montage war sauber, aber es zog sich
über drei Monate hin, weil der Einbau im Winter stattfand, und wir
hinter allen Notfällen gehandelt wurden. Ausführung gut, aber
Einbindung der Kollektoranlage nur befriedigend. Wir bekamen sogar
noch die 300€ Bonus von Stiebel für diese Anlage.
Update November 2015: leider hat die Wärmepumpe nach 7 Jahren
wegen Verlust von Kühlmittel irreperable Schäden davon getragen
und mußte getauscht werden.
Für die Einzelraumregelung haben wir eine drahtlose Anlage der
Firma Uponor genommen. Leider hat der Hauptregler nur 6 Jahre
gehalten, ging dann kaputt. Leider war das nur noch verfügbare
Nachfolgemodell nicht kompatibel mit dem zweiten Regelmodul
(kostet ja auch nur 800€, selbst Microsoft ist abwärtskompatibel).
Zum Glück konnte ich das noch heile Bedienteil dafür verwenden.
Das ist äußerst unbefriedigend und ich kann die Anlage nicht
weiter empfehlen. Nach dem Einschicken der Anlage gab es keine
Rückmeldung von Uponor.
SOLARKOLLEKTOREN
Westwind: eine chinesische Marke mit Siegel und Heatpipe
Technologie. Lieferung war durch Firma Hochrein Measuring Technology
einwandfrei. Die Montage war allerdings wegen einem vollkommen
undurchdachten Grundgerüst unmöglich bis aufwendig, eine
Hilfskonstruktion machte den Einsatz auf deutschen Ziegeln möglich
(siehe Bild). Die Montage der
Röhren in die Kollektorkästen war nach Einsatz von Seife
problemlos. Die Kollektoren bringen bei uns allerdings nicht die
erhoffte Leistung. Trotz 7,2m2 Röhrenkollektoren bekommen wir
unsere 400l Warmwasser gerade mal auf 60°C, von
Heizungsunterstützung sind wir weit entfernt. Fa. Schüsslers
Einsatz in Sachen Fehlersuche war begrenzt.
KNOG
War erster Ansprechpartner, aber im Endeffekt blieb nur die Fa.
Schüssler wegen der Kompetenz und dem schlüssigsten Angebot über.
Die anderen Mitglieder dieses Vereins waren durchweg zu teuer. Zu
dem von Ihnen empfohlenen Energieberater Hedderich braucht man
nichts weiter zu sagen. Man könnte den Eindruck gewinnen dieser
Verein dient nur der Auftragsbeschaffung der Mitglieder. Wenn die
Aufträge erst einmal erteilt sind, schleppt sich die Durchführung
und angebliches "An-der-Hand-nehmen für die Anträge" hin.
Inzwischen hat sich dieses Netzwerk aufgelöst.
BANKANGELEGENHEITEN
Unsere örtliche Hausbank ließ uns mit unserem KfW Antrag
abblitzen, da wir über die DKB im Internet das Haus finanziert
hatten und diese somit als erste im Grundbuch standen. An zweiter
Stelle wollte sich die Sparda nicht setzen. Laut KfW besteht nicht
jede Bank auf einen Eintrag im Grundbuch. Die DKB reagierte mit
Unterstützung und Ausführung des KfW Antrages träge bis
kontraproduktiv und schleppend. Man merkt, daß sie kein Interesse
an weiterem Service hat. Die Prüfung des ersten Antrages dauerte
(wahrscheinlich wegen unserer Nachfrage nur) sechs Wochen, dann
wurde er offensichtlich fehlerhaft weiter geleitet. Sie versuchten
sogar uns unlautere Gebühren abzuverlangen für Leistungen, die bei
der KfW gebührenfrei sind (Änderung der Laufzeit und
Sondertilgungen).
Man bekommt Auszahlungsformulare mit denen Stück für Stück das
Darlehen nach Bedarf abrufen kann. Das ging in der Regel innerhalb
einer Woche.
AMORTISATION
und ERTRAG
Theoretisch müßte sich die Anlage nach den Berechnungen nach
15 Jahren amortisieren. Verglichen wird eine gedämmte Variante mit
neuem Brennwertkessel und Solarunterstützung mit meinem gedämmten
Haus mit Erdwärmeanlage.
Bis zu dem scheidungsbedingten Auszug aus dem Haus habe ich
verschiedene Werte aus eigenem Interesse dokumentiert. Von den im
Gutachten errechneten 380€ pro Jahr sind wir allerdings weit
entfernt. Die Heizkosten inklusive Warmwasser bewegten sich über
die Jahre zwischen 500€ und 600€. Aus meiner Sicht ist ein Grund
die ungenügende Heizungsunterstützung durch die Kollektoren. Das
erste Bild zeigt den Verbrauch der Wärmepumpe über die Jahre (beim
Klicken auf das Bild wird es vergrößert). Man kann sehen, daß über
die Jahre durch zusätzliche Dämmungen/Fensteraustausch und
Optimierungen der Verbrauch sank. An dem zweiten Diagramm kann man
gut sehen, wie die Sonnenstunden über die Jahre waren, daß zum
Beispiel 2018 ein durchgehend sonniges Jahr war.
Parallel lief auch die Fotovoltaik, die aber schon ein Jahr früher
in Betrieb ging. Im dritten Bild zeigt sich der Ertrag der 3,77
KWp über die Jahre. Auch hier sticht 2018 heraus. Das vierte Bild
zeigt über die Monate ein ähnliches Bild wie die Wärmekollektoren.
Die Anlage hat brutto 21.500€ gekostet. Es wurden Schott Module
mit 177W mit Parallelschaltung verbraut. Wir konnten durch die
Installation 2007 noch die 49ct Einspeisevergütung genießen und
somit hat sich die Anlage in 15 Jahren mehr als amortisiert. Die
prognostizierte jährliche Reduzierung des Ertrags konnte ich nicht
feststellen.
Verbrauch Wärmepumpe
über die Jahre
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Wärmeertrag der Solarkollektoren
über die Jahre
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Solarertrag kumuliert über
die Jahre
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Solarertrag monatlich über
die Jahre
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Randbedingungen: 0,0745€/KWh Gaspreis. 0,15€ Wärmepumpenstrom.
Energiepreise werden jährlich nach Onlinewerten aktualisiert.
FÖRDERUNGEN
Es gibt viele Webseiten, ich fand diese ganz gut:
Finanzministerium
Rheinland-Pfalz
Energiekostenrechner
Fenster