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Das, oder der Name Pol Pot sind wohl das, an was
die meisten denken, wenn der Name Kambodscha fällt. Aber die
Jahre der Herrschaft der Roten Khmer sind schon seit 1979 vorbei
und das Land ist seit 1998 auf dem Weg in eine Demokratie.
Reisen in dieses von Kolonialmächten und Despoten gegängelte,
dann dem Terror der Roten Khmer ausgesetzten und schließlich in
einer lang andauernden Übergangszeit verunsicherten Land sind
zwar schon länger, aber erst seit Ende der 90er Jahre ohne
Einschränkungen möglich. 2003 entschloss ich mich, den Rucksack
zu packen und in dieses Land im Aufbruch zu fahren.
Der Reiseführer von Kambodscha beschreibt eine alte Tempelanlage an der Grenze zu Thailand, die durch die schlechten „Straßen“ auf kambodschanischer Seite nur in einer dreitägigen Reise zu erreichen ist – Preah Vihar. Man kann allerdings auch von Thailand dieses auf einer Klippe liegende Bauwerk besichtigen. So führte die erste Fahrt in einer 12-stündigen Fahrt in einem dieser fahrenden thailändischen Kühlschränke nach Ubon. Von dort aus ging es mit einem Taxi am Nachmittag zur kambodschanischen Grenze. Am thailändischen Kontrollposten muß man eine Fotokopie des Passes machen, dann kann man ohne Visum nach Kambodscha hinein. Gleich nach dem Grenzposten geht es an den Souvenierbuden vorbei an die endlose Treppe, die stetig zum zentralen Heiligtum hinauf führt. Die Anlage ist leider nur noch eine Ruine, aber man kann sich leicht die riesigen Ausmaße vorstellen. Die Treppen sind steil und anstrengend, aber die Rundumsicht von der Klippe ins kambodschanische Hinterland, belohnt dafür. Die Erbauer der 1000 Jahre alten Tempelanlage haben schon eine ausgesprochen schöne Stelle gewählt. |
Am nächsten Tag geht es mit lokalen Bussen an den Grenzübergang Chong Chom südlich von Surin, der selten erwähnt wird, aber erheblich ruhiger ist als der hauptsächlich genutzte bei Poipet. Der Grenzübertritt (kambodschanische Seite O'smach) ist problemlos, Visaerteilung für die üblichen $20 ist schnell erledigt. Ein kurzes Verhandeln drückt den Preis für das einzig verbliebene Taxi von 3000 auf 1800 Baht. Länger Zeit will ich mir nicht lassen, es ist immerhin schon 14:00. Der ersten 70km bis Anlong Veng sind eine sehr gut ausgebaute Sandstrecke, die der Taxifahrer in einer guten Stunde schafft. Für die restlichen 100km benötigen wir aber etwas über drei Stunden. Es ist schon dunkel, als Siem Reap erreicht ist. |
In
Siem
Reap wird das Family Guest House meine Herberge, wo es
ein luftiges Zimmer unter dem Dach des gemütlichen
Holzhauses für $7 gibt. Am nächsten Tag nehme ich einen
Motofahrer für die kleine Runde durch die, der Stadt
vorgelagerte, Tempelanlagen um Angkor Wat herum. Aber
zuerst geht es zum Haupteingang des Tempelbezirks, wo es
gegen $40 und ein Passfoto einen Dreitagesausweis gibt.
Durch das bekannte Südtor geht es zum Bayon, einem
Tempel, wo man die unzähligen, sanft lächelnder
Gesichter auf den vielen Türme erst auf den zweiten
Blick entdeckt. Auch wenn es relativ voll ist, kann es
die entspannte Stimmung nicht stören. Von hier aus gehe
ich zur Elefantenterasse hinüber, auf deren Länge von
300 Metern ein lebensgroßer Elefant nach dem anderen
dargestellt ist. Beeindruckend, genauso wie die Terrasse
des Leprakönigs, die von einem Hohlgang umgeben ist, der
vor Götterdarstellungen nur so strotzt. Der Buddha in
dem dahinter liegenden Tep Pranam wirkt dagegen wie aus
der Betonfachschule. Am Thomannon halten wir, aber gegen das Bayon kommt der nicht an. Ein kleiner netter Tempel etwas abseits gelegen. Der Ta Keo danach ist ein unvollendeter, und damit recht schmuckloser Tempel, der aber trotzdem wegen der Aussicht eine Besteigung lohnt. Das ist aber hart, die Stufen sind ziemlich hoch und steil. Vor dem Eingang des Ta Prohm gibt es erst einmal eine frische Kokosnuss, ein Energiespender für 1000Riel. Hinter dem für alle Tempel typischen Tor mit den nach vier Seiten schauenden Gesichtern und der Promenade kommt man in ein Märchen. Ta Prohm ist eine Ruine, eine bewusst unrestaurierte, die der Dschungel langsam überwuchert, und die daraus den Charme des Geheimnisvollen, Verborgenen erhält. Überall wuchern Pflanzen, Bäume wachsen über Mauern und scheinen die Steine fest im Griff zu haben. Man kann garnicht anders, als immer neue Perspektiven zum Fotografieren dieser natürlichen Filmkulisse zu suchen. Dies ist der letzte Tempel des Tages, es kann für heute keine Steigerung mehr geben. Zum Sonnenuntergang geht es zum Phnom Bakheng, auf dessen Gipfel ich mit einem Bier und den anderen 1000 Touristen den Sonnenuntergang erwarte. |
Am nächsten Morgen geht es
zur zweiten, großen Runde los, nachdem ich mit dem
Fahrer einen Komplettpreis von $23 für drei Tage
ausmache. Erste Station ist Banteay Kdei mit dem
gegenüber liegenden riesigen Basin, das wohl als
königliches Schwimmbad diente. Netter Luxus, so etwas in
den Dimensionen von mehren 100 Quadratmetern zu haben.
Wir halten noch am Pre Rup, der aber leider nur eine
durch den Dschungel begrenzte Aussicht bietet. An diesen
Tempeln ist garnichts mehr los, die Touristenmassen,
speziell die Japaner, die anscheinend gerade
Weihnachtsurlaub haben, sammeln sich um Angkor Wat und
den Bayon. Zum Banteay Srei sind es 10km, und ich bin
froh, als ich vom Moto absteige. Der Tempel, anders als
die anderen, beeindruckt nicht durch Größe, sondern
durch feine Steinmetzarbeiten. Man weiß garnicht, wohin
man zuerst schauen soll. Leider ist der innerste Bereich
gerade zur Restauration abgesperrt. Der östliche Mebon, gleiche Strecke wieder zurück (Aua), ist nur beeindruckend, wenn man sich vorstellt, das er einst eine Insel im östlichen Baray war, ein riesiges Becken mit den gigantischen Ausmassen von 7x1,8km. Ta Som, die nächste Station, gewinnt durch die Touristenleere und erinnert ein wenig an Ta Prohm. Neak Prean sieht für einen Mitteleuropäer auf Anhieb wie einer der riesigen Springbrunnen von einem europäischen Schloß aus, wird aber als Nachbildung des mythischen Sees Anavatapa gedeutet und ist einfach ein Ort der Ruhe. Die letzte Station des Tages ist Preah Khan, was zum Abschluss des Tages noch ein richtiges Highlight setzt. Ebenfalls Ta Prohm sehr ähnlich, aber sehr viel ruhiger. Heute sind wir früher am Hotel, damit ich mich etwas für den Abend ausruhen kann, es ist nämlich Sylvester. Mit Mitbewohnern aus dem Guest Houes gehe ich erst mal was essen, und dann greifen wir die Idee eines Franzosen, den ich am Nachmittag traf, auf, den Martini Club zu besuchen. Es ist ein typischer kambodschanischen Technoclub, wo wir erst einmal von Beergirls abgefangen werden und beackert werden, ihre Biermarke zu nehmen. Sobald eine gewählt ist, ist Ruhe und die „Erwählte“ kümmert sich stetig darum, daß der Flüssigkeitsnachschub gewährleistet ist. Dazu gibt es kambodschanischen Techno, und wir schwingen das Tanzbein. Eine mit uns am Tisch sitzende Kambodschanerin kommt mit uns ins Gespräch, und wir gehen zusammen in die Travellerstrasse, die für diesen Abend als Partymeile umgebaut wurde. Dort gibt es noch ein paar Drinks, dann reicht es aber auch. Wir verabreden uns noch mit Anie, unserer einheimischen Begleiterin, die wir für eines der leichten Mädels hier halten, die aber sehr nett ist, für den nächsten Abend. |
Der nächste Morgen beginnt langsam, die letzte Nacht ging immerhin bis 4:00 früh. Das Programm wird radikal gekürzt. Die ganze Roluos Gruppe wird gestrichen und nur noch Angkor Wat itself wird für den Nachmittag als Ziel genommen. Um 12:00 komme ich am Graben an, durchschreite die vierte Einfassung und bin erstaunt. Der Dammweg ist fast leer, ich kann Fotos von Angkor Wat ohne Touristen machen. Wahrscheinlich sind die alle beim Essen, denn als ich nach den beeindruckenden Steinmetzarbeiten an der dritten Einfassungsmauer zum Haupteingang zurück gehe, um etwas zu essen, strömen mir die Massen entgegen. Nach dem Essen stromer ich noch etwas ziellos durch die weitläufigen Anlagen dieses Tempels, unterhalte mich noch etwas mit Mönchen, die anscheinend immer froh sind mit jemandem ihr Englisch ausprobieren zu können und steige schließlich die extrem steile Treppe zu den zentralen Türmen hinauf. Der Sonnenuntergang von hier aus ist etwas schöner als der vorgestrige. Der Weg die steilen Treppen hinunter bedarf aber der ganzen Konzentration und des Mutes. Am Abend treffen wir uns alle wieder mit Anie in der Temple Bar. Sie überrascht uns mit einer Einladung nach Hause, wo sie ein Essen für uns vorbereitet hat. Und es stellt sich heraus, daß sie eine international geschätzte Köchin ist, die zwei Tage später in dem neuen Spitzenhaus in Seam Reap ihre neue Arbeitsstelle antreten soll. So kann man sich täuschen. Wir genießen das herrliche Essen in ihrem traditionellen Khmer Holzhaus, das sehr stilvoll eingerichtet ist. Ein unerwarteter, netter Abend. |
Am nächsten Morgen
geht es mit einem Tuktuk zum Tonle Sap, wo es eine Tour
durch die schwimmenden Dörfer geben soll. Die letzten
drei Kilometer bis zum Bootsanleger sind schlecht und
staubig. Die Bootstour geht auf dem kleinen Zulauf mit
seinen Hausbooten zum See, aber richtig große
schwimmende Dörfer sehe ich nicht. Später höre ich, daß
das wohl auch nicht die richtige Stelle war. Man sollte
also sehr genau nachfragen, was man zu sehen bekommt.
Und gleich noch ein Tip. Um der Mafia der Motofahrer zu
entkommen würde ich aus heutiger Sicht zumindest die
kleine Runde in Angkor Wat auf dem Fahrrad machen. Das
3-Tagesticket kann ich für einen Kulturinteressierten
schon empfehlen, das gibt einem etwas Zeit und man muß
nicht durch die Anlagen stressen. Die Apsara Tanzshow am
Abend für $12 im Chayo Praha inklusive Diner ist auch
empfehlenswert. Durch einen Tip am Abend bin ich auf die Idee gekommen, doch noch den Nordosten zu besuchen und fahre so direkt wie möglich mit dem Bus nach Phnom Penh. Die Fahrt dauert 8,5 Stunden. Die Strecke ist nicht besonders. Am Busstop in PP lasse ich mich von dem Fahrer des Royal GH (Guest Hose) abschleppen und werde vom gebotenen Zimmer nicht enttäuscht. Miete mir gleich ein Fahrrad und fahre zu der Empfehlung vom Abend, dem Local Adventures (www.cambodia.nl), wo mich Andre, ein Holländer, freizügigst mit allen Informationen über den Nordosten versorgt und mir auch noch kurzfristig ein Flugticket für den nächsten Morgen besorgt und das GH reserviert. |
So ist es nur ein kurzer Aufenthalt in PP. Am Morgen geht es per Moto für $3 zum Flughafen. Dort sind überraschenderweise noch einmal $6 für die Airport Tax fällig. Heftiger trifft es manchen Rückreisenden nach Bangkok, die die $20 nicht mehr zusammen bekommen. Der Flug in der zweimotorigen Turboprop Maschine ist einstündig und die Landung auf der roten Sandpiste von Banlung nicht schlechter als manche Jumbolandung, die ich erlebt habe. Die Wagen von der Yaklom Lodge warten schon, und wir müssen nur noch warten, bis sich jeder sein Gepäckstück aus dem großen Stapel im Gepäckraum heraus gesucht hat. Die Fahrt zur Lodge gibt schon einen ersten Vorgeschmack von der Gegend, Staub über alles. Wie ein Paradies dagegen die Yaklom Lodge (www.yaklom.com), deren Hütten ($8 inklusive Frühstück) im Wald fernab der staubigen Straße verstreut sind. Beim ersten Lemon Juice lerne ich Sophie, ein Französin, kennen, die ebenfalls im Flugzeug saß, alleine ist und auch Interesse an Treks hat. Wir gehen erst einmal zusammen zum Kratersee Yaklom Lake und nehmen ein Bad in dem herrlich klaren und angenehm warmen Wasser. Ein Gespräch mit Sompong, dem freundlichen und sehr gut englisch sprechenden Lodgebesitzer, zeigt uns die Möglichkeiten von Ausflügen auf, und wir buchen für den nächsten Tag einen Geländewagen und ihn als Führer für $50. Wir haben Glück, daß drei Dänen, die wir beim Abendessen treffen, auch interessiert sind, so daß sich die Kosten noch weiter reduzieren. |
Am nächsten Morgen geht es zu siebt in einem Geländewagen los. Der Zustand der Nationalstraße 78 Richtung Osten, die zur vietnamesischen Grenze führt, ist unbeschreiblich. Staubig wie alles, aber auch noch in einem so schlechten Zustand – zerstört von LKWs und Regen – daß wir für die ersten 40km gute anderthalb Stunden brauchen. Dann biegen wir nach Norden ab und die Straße wird besser. An einer zerstörten Brücke muß unser Fahrer durch eine Fuhrt fahren, eine Übung, die dem Offroader nicht behagt. Der Motor stirbt mitten in der Furt. Nach einigem Hin und Her geht es schließlich weiter. In Malik steigen wir aus und Sompong sucht seinen Führer. Mit zwei jungen Burschen geht es dann auf kleinen Wegen durch das Hinterland, immer wieder unterbrochen mit Abstechern zu kleinen Farmen, anhand deren uns Sompong alles über das Leben der zurück gezogen lebenden Tampoun erzählt. Er macht das sehr gut, und auch bei Besuchen bei diversen Familien haben wir nie das Gefühl, wir würden eine Führung durch den Zoo bekommen. Die Leute begegnen uns genauso neugierig und aufgeschlossen wie wir ihnen. Nach drei Stunden Fußmarsch mit Picknick an einem kleinen Wasserlauf kommen wir wieder an die Straße und folgen ihr ins nächste Dorf. Hier können wir tatsächlich mal sehen, daß bei der UNO nicht alles nur versickert. Ein ganzes Team macht Schulungen für die Dorfbewohner über Malaria und Aids. Im Offroader geht es wieder zurück zur Nationalstraße, der Fahrer bleibt gleich nochmal in der gleichen Furt stecken. Und als wir endlich in der Lodge zurück sind, müssen wir erst mal den roten Staub abduschen. Aber es war es wert. |
Am nächsten Tag starten wir
zu einer kleineren Tour. Sophie und ich nehmen zwei
Motofahrern nach Norden. In Voen Sal steigen wir in
eines der Flußboote mit Außenborder um, daß den Preis
gerade auf $12 erhöht hat, weil es das letzte ist. Eine
Stunde geht es flussaufwärts, bis wir an einem kleinen
Dorf anlegen. Es hat sich gegen eine kleine Spende für
ihre Totenfeier bereit erklärt, uns ihren Friedhof zu
zeigen. Die Tampoun bestatten ihre Toten immer
paarweise. Für uns Europäer ganz ungewöhnlich, aber es
gibt hier niemanden, der unverheiratet stirbt. Nur
Unfalltote werden separat bestattet. Die Gräber sind
aufwendig gestaltete kleine Stätten, über deren
Eigenarten unser Führer durch uns gelöchert wird. Die
Rückfahrt mit dem Boot geht schneller, es geht ja auch
mit dem Strom. In Voen Sal essen wir noch eine
Kleinigkeit und fahren zurück Richtung Banlung. Eine
Reifenpanne unterwegs wird dank des mitgeführten
Flickzeugs innerhalb einer halben Stunde erledigt. In
Banlung biegen wir nach Westen ab und fahren zum Chaa
Ong Wasserfall. Das besondere an diesem Wasserfall ist,
daß man hinter das Wasser gehen kann. Das hatte ich noch
nie. Zum Reinigen nehmen wir noch ein Bad im traumhaften
Yaklom Lake und es ist wirklich schwer, danach wieder in
die staubigen Klamotten hinein zu steigen. Die Dänen wollen auch am nächsten Tag abreisen, so nehmen wir zu viert ein Taxi. Normalerweise werden sechs Leute in einen handelsüblichen Toyota Camry hinein gepresst, aber wir mieten einfach zu viert das ganze Taxi bis nach Stung Treng. Der National Highway 78 ist in diese Richtung nicht ganz so schlimm und die 150km haben wir in vier Stunden hinter uns gebracht. In Stung Treng nehme ich ein Zimmer im billigen, aber nicht unbedingt empfehlenswerten Riverside Guest House ($2). Oben von dem Dachrestaurant habe ich beim Abendessen den Blick auf den über dem Mekong aufgehenden Vollmond – klasse. |
Ich hatte mich
entschlossen, das Speedboat bis nach Kratie zu nehmen,
wo ich noch die bekannten Irawaddy Delphine sehen will.
Morgens um 7:30 geht es los, die Sitzkabine sieht aus
wie aus einem Flugzeug und ist fast ebenso kalt, so daß
sich fast alle oben auf dem gewölbten Dach treffen.
Unter wildem Gebrüll des großen Diesels aus einem
beindicken Ofenrohr geht es in wildem Zickzack mit
ziemlicher Geschwindigkeit durch die Untiefen den Mekong
hinunter, und man greift öfters panisch zur 10
Zentimeter hohen Reling, weil man das Gefühl hat, in der
Kurve vom Dach zu rutschen. Ab und zu wird der wilde
Ritt gestoppt, um von heranschießenden Kanus noch
zusätzliche Passagiere aufzunehmen. Aber kurz vor Kratie
hat die wilde Fahrt ein Ende, das Boot zerschlägt sich
seine Schraube an einem Stein. Wie wir dort so
rumdümpeln, sehe ich die Delphine in der Nähe. Glück im
Unglück (für mich), wir sind gerade an der
Beobachtungsstelle bei Sambor havariert. Ein paar
Longtails drücken uns zum Ufer, und der Kapitän schafft
es in erstaunlich kurzer Zeit zwei Busse zu
organisieren, die alle Leute aufnehmen. Nur mit der
Gepäckunterbringung klappt es nicht ganz so. Da drinnen
alles voll ist, werden alle Rucksäcke mit Seilen von den
Fensterpfosten auf das glatte Dach geschnallt. Auf der
sandigen Polterstrecke rutschen die Gepäckstücke immer
weiter am Fenster runter, aber der Fahrer meint „no
problem“. Und er hat recht, als wir nach dreieinhalb
Stunden in Kompong Cham ankommen, können wir alles
wieder in Empfang nehmen. Hier mieten wir noch zu neunt
einen Minibus, der uns für $2 nach Phnom Penh fährt.
Leider setzt er uns alle an der Lakeside ab, eine der
schlimmsten Travellergegenden, die ich gesehen habe,
eng, schmutzig und laut. Mich zieht es wieder in die
Stadtmitte, und ich kann einen Motofahrer nach
anfänglichen $2 dazu bringen, mich für $0,75 wieder
dorthin zu bringen. Mein altes Guest House hat leider
nur innen liegende Zimmer, aber das ist mir jetzt egal.
Es ist 21:00, ich bin schmutzig und kaputt, aber auch
glücklich, daß alles noch so gut geklappt hat. |
Am nächsten Tag ziehe ich um,
da das Guest House leider immer noch keine anderen
Zimmer frei hat. Ich finde aber eines für $6 im 5. Stock
in einem nahe gelegenen Hotel ohne Klimaanlage mit einem
schönen Blick auf die quirligen Straßen. Mit dem
Mietfahrrad erkunde ich die Stadt. Nach der Mittagspause
besichtige ich für $3 den Königspalast mit der
Silberpagode. Sieht teilweise etwas thailändisch aus,
alles sehr gepflegt und speziell die Silberpagode mit
den ganzen Exponaten sehenswert. Den Abend verbringe ich
dann doch wieder im Royal Guest House, weil dort der
Film Killing Fields gezeigt wird, eine Geschichte aus
der Pol Pot Ära. Nachts hat es tatsächlich mal geregnet, was die Luftfeuchtigkeit gleich noch mal steigert. Den Vormittag streune ich ziellos durch die Straßen, entdecke immer wieder neue Märkte und Straßen. Mittags nehme ich ein Moto, das mich für einen Komplettpreis von $3 zu den Killing Fields vor der Stadt, dem Tuol Sleng Museum und dem Russenmarkt fährt. Auf der Fahrt zu den Killing Fields schlucke ich mal wieder Staub, die Hälfte der Strecke ist nur Sandpiste. Die geöffneten Gräber geben an sich nicht viel her, aber mit der Pagode mit den ganzen Knochen und den Schautafeln genügt auch geringe Vorstellungskraft, um das leere Gelände mit Gestalt zu erfüllen. Der Russenmarkt ist eigentlich nur ein anderer Markt. Speziell interessant ist er vielleicht für Hobbyschrauber, da er Unmengen von Mopedteilen bietet. Es sind erstaunlich viele Touristen hier, obwohl ich den zentralen Psar Thmei eigentlich für interessanter halte. Dort gibt es viel mehr zu sehen. Die letzte Station ist das Tuol Sleng Museum. Die ehemalige Schule hatten die Roten Khmer als Verhör- und Folterzentrum genutzt, bevor sie ihre Opfer zu den Killing Fields schafften und dort töteten. Die Atmosphäre mit den fotografierten Gefangenen erinnert mich stark an Auschwitz. |
Der Bus nach Sihanoukville
braucht auf der am besten ausgebauten Straße des Landes
nur knappe vier Stunden, so daß ich schon am nächsten
Mittag am Strand bin. Ich hatte von Shacks gehört,
Unterkünfte an der Orchheuteal Beach, die unter dem Dach
über der Bar direkt am Strand gelegen sind, und hatte
das Chamoj Shack genommen, das zudem auch noch umsonst
war. Mein Leben spielte sich die nächsten zwei Tage auf
den zehn Meter zwischen Hängematte, Billardtisch, Meer
und Bar ab (zu essen gab es aber auch was).
So
war ich gut erholt, als ich in den Minibus zur Grenze
stieg. Voll besetzt ging es wieder den Superhighway
zurück, bis wir Richtung Sre Ambrel abbogen. Ab dort
ging es über einigermaßen gut erhaltene Sandpisten bis
zur Grenze nach Koh Kong, nur unterbrochen durch die
vier Fähren. Das ganze dauert sechs Stunden und der
Bus hält direkt vor der Grenze. Der Übertritt ist
problemlos, und ich habe Glück, ein Minibus nach Trat
fährt direkt ab. Anderthalb Stunden später kann ich in
Trat in einen der großen Thai Expressbusse steigen.
Angebliche Fahrzeit vier Stunden, aber es werden fünf
Stunden, bevor ich gegen 21:00 aus diesem Eisschrank
am großen Busbahnhof in Bangkok heraus komme. Mich
durch die Taxifahrer mit den Sonderangeboten zum
Ausgang gekämpft und dann vor dem Bahnhof auf der
Straße ein Taxi mit Taxameter zum Wild Orchid nahe der
Khao San Road genommen, wo ich schon vor zwei Wochen
ein Zimmer reserviert hatte. Die letzten Tage in
Bangkok sind nur noch Shoppen und Organisieren. |
Kambodscha
bietet zwar nur wenige Highlight aus Sightseeing Sicht,
aber die Menschen sind extrem freundlich und
aufgeschlossen. Selten ufern Verkaufsabsichten oder
-gespräche in agressives Bedrängen aus, man ist immer
noch zu einem Spaß aufgelegt. Ich hoffe, das ändert sich
nicht durch die Zunahme des Tourismus, der bestimmt
kommen wird, wenn die extrem schlechten
„Straßen“verbindungen ausgebaut werden. Investoren
stehen angeblich in den Startlöchern und warten nur auf
die Bildung einer Regierung. Der Zustand der Straßen
lassen Reisen auch in der Trockenzeit zu zeitraubenden
Unternehmungen werden, was zwar prinzipiell nicht
schlimm wäre (man kann ja aus dem Fenster schauen), aber
die ausgewaschenen Sandwege gehen auch an die
persönliche Konstitution. Ich bedauere, nicht mehr Zeit
für das Land gehabt zu haben. Ich hatte nur Bargeld
dabei, wobei der $ die überall akzeptierte Währung ist.
Der einheimische Riel (Kurs ca. $1=4000Riel) wird für
alle Zwischenwerte genommen. Geldtausch ist nicht nötig,
jeder kann auf $ heraus geben. Auch € werden inzwischen
an den Wechselstuben genommen, ich habe sie aber nur an
den touristisch frequentierten Orten gesehen.
Travellerchecks werden nur bei großen Banken getauscht.
Für meinen zweieinhalbwöchigen Aufenthalt direkt im Land
brauchte $500 (durch den günstigen Kurs ca. 400€).
Hotelzimmer lagen im Normalfall zwischen fünf und zehn
Dollar. Für ein Gericht auf der Straße sollte man mit
einem Dollar rechnen, im Restaurant mindestens das
Doppelte (auf der nach oben offenen Neppskala). Das
öffentliche Verkehrssystem ist nicht besonders gut
ausgebaut. Die Hauptrouten befahren Busse, die
Nebenstrecken Taxis oder Pickups, wobei ich auch schon
eine Fahrt im Taxi hart genug fand. Ich habe keinen
getroffen, der zweimal einen Pickup genommen hat. Für
Kurzstrecken werden Motofahrer genommen. Sich
Fortbewegen im Land dauert, aber es ist es wert. Eric
Koch Hilfreiche
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