Die Wettervorhersage ist einwandfrei
und das Goretex Futter geht in den Tankrucksack. Ich
kann mir mit der Anfahrt Zeit lassen, wir sind erst am
Samstag um 16:00 in St. Hippolyte verabredet. Also
kann ich morgens noch packen und fahre kurz vor Mittag
los und nehme die Autobahn, weil ich alles dazwischen
schon oft gesehen habe. Das erste Tanken macht Freude,
während Deutschland noch diskutiert, hat in Frankreich
per Dekret schon eine Reduzierung des Benzinpreises um
15c statt gefunden. An Colmar vorbei fahre ich auf die
Nebenstrecke nach Süden, merke aber gar nicht, daß ich
plötzlich Richtung Schweiz unterwegs bin und versuche
nur schnell wieder raus zu kommen, was mangels meines
ausreichenden (weil unvorbereitet) Kartenmaterials und
Ausschilderung doch etwas braucht. Mit etwas Verspätung komme ich in St.
Hippolyte an und sehe Martin schon im Café sitzen.
Nach einer kurzen Ruhepause und Abstimmung beschließen wir das Tanken und einen Einkauf für abends in Maiche, weil ich mir nicht sicher bin, ob am Sonntag auch die Tankstelle offen hat. Die letzten Kilometer von den 430km bis Maiche ziehen sich, auch wenn die Strecke schön ist. Tanken, Einkaufen und dann auf den mit 25€ recht teuren, aber auch schönen Camping Municipal und den Abend ausklingen lassen. Wir haben uns lange nicht gesehen. |
Für
das Frühstück fahren wir gesattelt in den Ort. Nach
Chausson au Pommes für mich und die Pain au Chocolat
für Martin mit Café geht es los. Martin muß allerdings
lernen, daß Café Creme inzwischen manchmal auch mit
kleiner Kondensmilchbeigabe bedeutet. Ich halte an
Café au lait fest. Bis St. Claude umgehen wir
Pontalier über kleine Nebenstraßen über Mouthier und
Leviers. Nach dem Kessel von St. Claude führt unser
Weg durch die Jura zum Belvedere de Catray für einen
Fotostopp mit weiter Sicht bis in die Schweiz. Das
Wetter läßt keine Wünsche offen. Wir wechseln uns mit
der Führung ab, können beide gut nach Karte fahren. Martin schafft es auf kleinen weißen Straßen Richtung Chartreuse Massiv zu steuern, wo wir unser Tagesziel sehen. Leider hat der Municipal in St. Laurent du Pont noch geschlossen, so fahren wir die paar Kilometer in den Ort Les Echelles und schlagen unsere Zelte auf dem im Ort gelegenen Campingplatz L'arc en Ciel auf. Leider nutzt uns diese zentrale Lage nichts. Alle Restaurants haben geschlossen, nur der lokale Imbiss ist offen und wir machen etwas, was wir normalerweise vermeiden - essen eine der zu teuren/schlechten französischen Pizzas. Immerhin hat der Imbiss Sitzplätze draußen, die wir nach ein wenig Bitten nutzen dürfen. Danach schlendern wir weiter durch den Ort und entdecken am anderen Ende eine Bar, die tatsächlich auch kleine Gerichte anbietet. Das wäre die bessere Wahl gewesen. So rekapitulieren wir nur die heutigen 340km bei einem Pastis und Rosé. |
In der nahen
Bar frühstücken wir schlechten Café und
Croissants, es ist bedeckt und nachts hat
es geregnet. Laut Handy zieht bis 9:30 ein
Regengebiet durch, aber wir entschließen
uns das nicht auszusitzen sondern packen
das nasse Zeug auf und ziehen uns
wasserdicht an. Wie es so ist, nach einer
halben Stunde können wir uns weit vor
Voireppe schon wieder locker machen und
fahren in luftiger Kluft vor Grenoble ins
Vercors rein. Ohne Umwege nehmen wir die
D531/518 über Villard-les-Lans runter nach
Die. Oben am Tunnel vom Col du Rousset
halten wir an für die immer wieder
grandiose Aussicht nach Süden, dann
schwingen wir talwärts zum wie immer
heißen Die vorbei zur D61, die uns über
den Col de Premol nach Remuzat bringt. In
der Mittagspause genießen wir das Menu im
Le Jardin in La Motte Chalacon. So frisch gestärkt schaffen wir auch die direkte Verbindung Richtung Süden über die kleinen weißen Strecken über Bellecombe und Aulan. Sault ist abseits der Saison schön ruhig, wir können uns einen Platz im Café aussuchen und den Blick auf den fernen Mont Ventoux genießen, die Sicht ist sehr gut heute. Die letzten Kilometer nach Villes-sur-Auzon gehen schnell, die D942 ist Erholung pur, nach den kleinen weißen Polterpisten (dank neuer Gabel gut erträglich) ist das hier Guzzi-Revier wo man entspannt Kurven in verschiedenen Radien streßlos räubern kann. Der Camping Municipal im Ort ist leicht zu finden und mit 16,50€ auch günstig. Nach dem Zeltaufbau klären wir die Essenfrage und glauben ja schon fast an schlechtes Nahrungs-Karma. Hier gibt es zwar einen kleinen Vidal Market, aber Brot ist ausverkauft und heute am Montag hat der Bäcker zu. So gibt es heute Toastbrot zum Käse. Dafür können wir den Rosé im camping-eigenen Kühlschrank runter kühlen vor dem Genuß. Martin muß sich vorher noch regelmäßig um seinen Kettenöler kümmern, der ihm eigentlich gedankenlose Fahrerei ermöglichen soll. Heute sind 290km zusammen gekommen. |
Den Tag starten wir mit einem
wirklich guten Cafè im Ort mit sehr guten Chausson
au pommes, bevor wir die ersten Kilometer im direkt
vor der Haustür gelegenen Gorges de la Nesques unter
die Räder nehmen. Die Strecke ist grandios, am
Belvedere halten wir noch für ein paar schöne Fotos
hinunter. An Sault vorbei schwingen wir weiter auf
kleinen Straßen nach St. Michel l'Observatoire, von
wo es durch das anstrengende Manosque Richtung
Valensole geht. Die letzten schönen Kilometer vor
Riez auf der D6 müssen wir bei einer Pause dort
verarbeiten. Unser Umkehrpunkt heute soll allerdings der Lac de St. Croix sein. An der Zufahrt zum Canyon finden wir einen kleinen Platz, wo wir unsere Pause mit Blick auf den See mit seinem azurblauen Wasser machen können. Ein herrliches Panorama. Den Rückweg suchen wir über Forcalquier. In Villes sur Auzon holt uns unser Karma wieder ein, es hat nur ein Bistro offen, alles andere hat zu. Immerhin gibt es hier einen guten Burger und Rosé. Auf dem Platz quatschen wir bei einer zweiten Flasche Rosé noch länger in dem überdachten Aufenthaltsbereich, rechnen die heutigen 290km zu unseren Tachoständen und hören uns das laute Gequake der Frösche im nahe gelegenen Teich an. |
Es ist Mittwoch, wir denken über den
generellen Ablauf der Restwoche nach. Gestern war es
hier schon knuffig heiß und die Aussichten sind
weiterhin so. Wir entscheiden, daß unsere Zukunft in
größeren Höhen liegt und wollen über die Hochalpen
Richtung Heimat fahren. Nach einer Wiederholung des
gestrigen herrlichen Frühstücks packen wir, kommen wie
immer kurz nach 9 los und schwingen uns auf den 50km bis
Banon ein. Die weitere Strecke bis St. Etienne bereitet
mich nur auf eine Strecke vor, die Martin aus der
Erinnerung als sehr schön kennt. La Lure.... eine
Empfehlung aus dem Enduro Kalender, klein, weiß, grobe
Buckelpiste bestehend aus aneinander gereihten
Aufwerfungen für 40km. Die Aussicht oben ist klasse, die
Landschaft auch, aber ich kann sie nur genießen beim
Anhalten. Die Straße bedarf voller Aufmerksamkeit. In Sisteron angekommen tanken wir nur an einer historisch aussehenden Tankstelle (Station Louis) und fahren gleich weiter, weil es uns hier zu heiß ist, in der Hoffnung irgendwo ein ruhigeres Plätzchen für eine Pause zu finden. Hinter Sisteron biegen wir auf die D951 ab und finden im ersten Ort La Motte du Caire die Erfüllung all unserer Wünsche im Cafe de la Poste. Das 16€ Mittagsmenu ist lecker, und wir schmieden im Schatten neue Pläne. Wieder gestärkt fahren wir wieder zurück in das Durance Tal, allerdings über Claret und dann zum Col d'Espreaux hinauf. Auf dem Weg tauschen wir mal die Motorräder, um neue Er"fahrungen" zu sammeln. Der Motor der XS, aufgebohrt auf 750ccm, ist der Hammer. Er läuft sauber und zieht überall. Nur Anhalten darf man nicht, weil der Leerlauf ein wenig eigenwillig ist. Im Durchzugsvergleich kann meine Guzzi im fünften erst ab 110km/h Boden gut machen (natürlich hat die Übersetzung auch einen Einfluss). Beim Rest der Peripherie zeigt sich allerdings das Alter von ebenfalls von über 300.000km und Baujahr 1976. Gefühlt ist alles ausgeleiert. Die D20 über den Col d'Espreaux ist super und die Landschaft etwas ganz besonderes. Sie besteht aus Felsformationen, die auf Anhieb aussehen wie der gespritzte Stabilisierungbeton. Leider ist die D937, die wir als Querverbindung nach Corps nehmen wollen gesperrt. Wir überlegen noch über einen kleinen Steg zu einem Radweg zu kommen, aber ich lege mein Veto ein. So viel Enduro Erfahrung habe ich nicht. Ein Stück zurück ist die Alternative von Devoluy über den Col du Noyer, ein würdiger Ersatz. Im Tal stoßen wir auf die N85 und folgen ihr bis zur Abzweigung Richtung Bourg d'Oisan, was wir nach einer kleinen Café Pause über den Col d'Ornon nach insgesamt 320km erreichen. Der erste Campingplatz hat überpünktlich um 18:00 schon keine Rezeption besetzt, aber im Camping La Piscine werde wir freundlich aufgenommen (bei 25€ sollte das auch so sein). Ich gehe im nahe gelegenen Casino Supermarche shoppen, Martin macht sich frisch und danach setzen wir uns bei einer der Hütten unter das Vordach. Es zieht nämlich heftig zu, es kommt einiges an Wind auf und unser Ziel im Osten (die Berge) verschwinden in Gewitterwolken. |
Morgens ist alles naß, auch wenn wir
keine großen Regengüsse hatten. Wir packen alles ein und
fahren in den Ort frühstücken. Hernach fahren wir ein
Stück die langweilige D1091, werden aber kurz vor der
Abzweigung zum Col du Glandon durch Schilder gewahr, daß
unser Plan A hier in die Hochalpen zu stoßen nicht
funktioniert. Die Strecke ist wegen Baustelle gesperrt.
Die Befragung der Karte zeigt die Möglichkeit für Plan
B, aber das Internet sagt, daß auch der Col de Galibier
geschlossen ist. So bleibt nur Plan C wieder nach Bourg
zurück zu fahren, zurück über die Berge nach La Mure und
dann Richtung Vercors. Also Pferde gesattelt und
umgesetzt, ein kurzer Zwischenstopp bei der
geschwungenen Brücke "sur la Bonne" und einem Tanken in
La Mure geht es querbeet über Clelles und die nette
anstrengende D120 zurück nach Die, wo wir den Weg hoch
in die Berge nehmen. Dieses Mal biegen wir zum Combe
Laval ab (letztes Jahr aus der anderen Richtung
gefahren) und überqueren den Col de la Machine und die
spektakuläre Straße mit vielen Fotostopps bis wir in
großer Hitze wieder unten im Tal in St. Jean au Royans
rauskommen. Wir brauchen ein wenig, bis wir die D1092 Richtung Voiron finden, aber dann geht es nur noch um Kilometer machen. Leider ist Berufsverkehrszeit und bei der Hitze macht es das Fahren noch anstrengender. Aber schließlich kommen wir am Tagesziel Champagne-en-Valromey an, ein kleiner verträumter Municipal für 12,50€ erwartet uns. Der Ort ist leider genauso verträumt, um sechs hat alles zugemacht, und wir müssen in den nächsten Ort nach Artemare fahren. Karma läßt grüßen - ein Restaurant zu, daß zweite höchstpreisig und das dritte stellt sich entgegen einer Fake-Webseite bei google als besserer Imbiss heraus. Aber egal, es gibt etwas zu essen, ganz authentisch französisch eine Gyros Platte mit Salat. Es macht satt und den Wein nehmen wir am Platz zu uns. Es war ein langer Tag, 350km, und wir merken, daß wir einen Tag früher zurück kommen als geplant. |
Immerhin
hat der Ort morgens offen, und wir bekommen unser
gewohntes Frühstück in der Bar. Heute geht es nur noch
weiter nach Norden. Die kleinen Nebenstrecken sind nicht
viel belebt, aber anscheinend beliebt, um sie in der
Nebensaison mit Bitumen und Schotter zu flicken. Es ist
auch wegen der Hitze ein wenig anstrengend zu fahren. Am
Col de Berentin noch ein Passfoto aus Gewohnheit gemacht
und der nächste Stopp ist Pontalier, wo wir tanken. Als
wir danach ein Lokal für Mittagessen suchen, kommen wir
nach Mouthier-Haute-Pierre, was ich erst wieder erkenne,
als wir vor meinem letztjährigen Hotel stehe.
Das Mittagsmenü ist mit 16€ ein guter Deal, das
letztjährige Abendmenü war für 36€ nicht besser. Da wir
nicht noch einmal nach Maiche auf den Campingplatz
wollen, ist unser Ziel St. Hippolyte. Bei guten 33°
fahren wir die Nebenstraßen an Pierrefontaine-les-Varans
vorbei durch die Wälder und sind schließlich froh, den
Platz erreicht zu haben. Dieses Mal mache ich mich
frisch und Martin fährt noch mal in den Ort zum
Einkaufen. Der Wind frischt abends beim Essen von Paté
und Käse auf, es ziehen Wolken vorbei, aber die
Regengüsse gibt es erst nachts. Von zuhause sehe ich,
daß Paderborn einen Tornado durch die Stadt hatte.
Martin ist froh, daß es nicht feuchter ist, sein
Hinterreifen ist wie erwartet (von mir, er hatte ja
Hoffnungen) komplett abgefahren. Nach den 260km gestern sind es am Rückreisetag Samstag noch ein wenig mehr. Wir trennen uns kurz vor Mulhouse, ich fahre über Colmar und Strassbourg noch eine alte Freundin bei Offenburg besuchen nach einem letzten subventionierten Tankstop in Frankreich. Dann nehme ich nur noch die Autobahn und reite die letzten 200km (von insgesamt 400km) zurück. Heute ist es deutlich kühler. |
Das
war heiß, da war der Trip im Juli letztes Jahr fast kühl
dagegen. Nichtsdestotrotz war es eine Woche, wie man sie
haben will. Schöne Straßen, schöne Landschaften, gutes
Essen und alles hat gehalten. Allerdings mußten wir beim
Essen und unseren Plänen Kompromisse machen, deswegen
wurden es auch nur 8 statt 9 Tage. Alles gut... naja,
meine Guzzi zeigte ein paar Undichtigkeiten, die ich zu
Hause abarbeiten muß. Der Faltenbalg des Kardans ist
gerissen, der Bremssattel hinten näßt und am Thermostat
vorne schwitzt es heraus. Aber ansonsten lief sie wie
immer fehlerfrei. Ölverbrauch auf die insgesamt 2.940km
ist unter einem Liter. Der Benzinverbrauch bewegte sich
bei unserer Fahrweise bei etwa 4,6 l/100km. Der vordere
RaceAttack hält immer noch super, auch wenn er jetzt
anfängt auch die Auswaschungen seitlich zu bekommen.
Martin hat vorne einen BT46, der nach den bekannten
3000-4000km das schon erhebllich deutlicher zeigt. Dank
schon umgesetztem Dekret aus Paris konnten wir die
SuperPlus Preise von ca. 1,90€/Liter genießen. Die
Spanne der Preise der Zeltplätze war wie immer recht
groß. E. Thane Mai 2022 |