Das Wetter ist extrem,
extrem heiß. Im Rheintal glühen 34°C, aber dank dem großen Ölkühler bleiben die
Öltemperaturen bei mir
unter 100°C. Der große Kühler bringt schon was. Ich
habe für die lange Strecke erst einmal die großen
Nationalstraße von fast 600km n im
Rheintal gewählt, um nachher mehr Zeit ab Montbeliard
zu haben. Frankreich begrüßt und begleitet mich
inzwischen die ganze Strecke mit großen
Plakatschildern, daß jederzeit Radarkontrollen möglich
sind. Außer den fest installierten gibt es auch die
Anhänger-Gürteltiere. Frankreich hat sich verändert.
Also Augen auf und trotzdem mit einem flüssigen Stil
versuchen maximalen Spaß heraus zu fahren. Das ist auf
den kleinen Landstraßen über Pontarlier bis nach St.
Claude leicht. Gegen 18:00 komme ich nach 620km in St.
Claude an und werde schon vom Team mit einem Bier
erwartet. Der Abend wird mit Pizza vom Stand am
Eingang beendet. Ich erkenne den Campingplatz als den,
den wir 2012 auch schon mal angesteuert
hatten, wieder.
|
Die Pizza
arbeitet noch lange in der Nacht nach, sie war sehr fett
belegt. Am Sonntag Morgen überlegt Thomas noch, ob und
wie ernst die Vorschrift mit dem gelben Bereichen der
Kleidung zu nehmen ist, die in Frankreich inzwischen
gilt. Er fährt erst einmal mit Flatterweste Richtung
Süden los. Es ist morgens sonnig, geht aber leider bald
ins Bedeckte über. So bleibt es auch über Tag. Wir
fahren Richtung Süden an Bellegarde vorbei über kleinste
Straßen. Der Autor besteht auf ein paar Paßfotos am Col
de l'epine und Col de porte, wo Thomas Regensachen
anzieht, weil es etwas tröpfelt. Als es kurz danach
aufhört, können wir die goldene Regel, daß nach Anziehen
von Regenzeug es immer besser wird, erweitern auf den
Zusatz, daß es auch reicht, wenn einer Regenzeug
anzieht. An Grenoble arbeiten wir uns vorbei und fahren
nach Volltanken bis zu unserem Tagesziel dem Camping
Municipal in Chapelle en Vercours. Der nette
Campingplatz ist direkt am Ort gelegen. Mit den Resten
auf Baguette und Wein genießen wir den milden Abend dank
des bedeckten Himmels. Morgens wabern an den umliegenden Hängen die Nebelschwaden, und wir lassen uns Zeit. Thomas optimiert die Einstellung der neu einbauten YSS Federbeine bevor es in den Nebel los geht. Die Fahrwerksqualitäten seiner Kuh haben durch die neuen Federbeine, die jetzt auch noch eingestellt sind, deutlich gewonnen. Warnweste ist doch nicht so notwendig, fährt kein Mensch mit herum, stellt Thomas fest und hat sie gleich am Campingplatz gelassen. Fahrspaß ist auf nassen Straßen im Nebel relativ begrenzt, aber mit der Zeit klart es ein wenig auf, und wir haben bei einer Pause noch einen schönen Blick in das Isere Tal. In Lans le Vercour gibt es noch Crepes und Cafe, bevor wir bei Netto für das Abendessen einkaufen. Ludwig hat ein Rezept für Coq au vin im Kopf, daß er unbedingt uns kredenzen will. Es wird lecker. |
Endlich mal ein Morgen, an
dem einfach strahlend die Sonne scheint. Wir packen
alles trocken ein und starten mittags gen Süden. Auf
kleinen Straßen geht über den Col de Rousset, den Col de
Grimone und durch den engen Gorge des Gats. Die
Streckenführung von Ludwig ist wie immer herausfordernd
und schön. Leider müssen wir durch Gap, wo die heiße
Sonne uns gut durch wärmt. Kurz danach machen wir an
einem Rastplatz eine Rast mit Baguette und Cervelat
Wurst und sammeln neue Kräfte, bevor es danach östlich
des Lac Serre-Poncon wieder in Berge zum Abkühlen geht.
Der Col d'Allos ist nächstes Etappenziel. Auf der
anderthalb spurigen Straße lauern ab und zu verwirrte
Wohnmobil Fahrer, die nicht wissen, was sie sich und
allen anderen antun. Oben auf dem Paß ist alles
vergessen, der Ausblick ist geil, die Massen an Grillen
zirpen und die Sonne scheint. An Colmars geht es vorbei
bis zum Abzweig auf die D908, wo wir noch mal uns
zusammen reißen müssen, um fehlerfrei über den Pass des
heiligen Michels zu kommen. Abgekämpft erreichen wir
nach 300km auf dem Campingplatz in Annot und nach einem
Bier gegen die Dehydrierung kaufen wir im nahen
Supermarkt ein. Heute gibt es Bac á legumes avec de
fromage de brebis, bei deutschen Banausen auch gerne als
Gemüsepfanne bezeichnet. Thomas gibt hier alles, fast zu
viel, wir kämpfen mit den Mengen an Essen, gewinnen aber
am Ende. |
Thomas fiel gestern ein
unsauberes Ansprechverhalten seines Klassikers auf und
das arbeitete er nachts so auf, daß er morgens noch vor
dem Frühstück seine Vergaser zerlegt und dabei einen
Montagefehler entdeckt, mit dem er schon Jahre herum
gefahren ist. Beruhigt können wir dann alle frühstücken.
Es fällt die Entscheidung, daß meine Mitfahrer am
Freitag zum Galibier Treffen fahren wollen. Da muß ich
mich parallel auf den Weg Richtung Heimat machen. Heute
ist Mittwoch, also haben wir noch zwei Tage für
vergnügliche Runden. Hubsi will aber unbedingt noch
wissen, wer der Mörder in seinem Krimi ist, so fahren
Thomas und ich unter der Leitung von Ludwig alleine los.
Über den Michel geht es mit einer kurzen Café Pause in
Colmars über die D2/78 hinüber zum Col de la Cayolle, wo
wir aber nur einmal hoch fahren und dann über die Gorge
Daluis wieder zum Campingplatz fahren. Im Gorge mache
ich noch mehrere Foto Stops, um die rötlichen Felsen im
Abendlicht aufzunehmen. Die beiden anderen kaufen
derweil ein für Ratatouille avec legume et Merguez. Sehr
lecker, auch der Wein ist heute eine gute Wahl. Es ist
immer noch sehr angenehm warm, auch wenn die
Temperaturen an den 30° kratzen. |
Letzter Tag, wo wir uns
einfach treiben lassen können. Hubsi baut an seiner
R1100RS die Scheibe ab, die er für Windgeräusche
verantwortlich macht und plötzlich sieht die Kuh aus wie
eine der ersten Multistradas. Aber es soll helfen. Erst
mittags geht es Richtung Castellane, allerdings mit
einem kleinen Umweg über die C2 und die D102 (dafür gibt
es aber auch seltenst Pausen). Der erste Teil ist
ausgebaut wie eine Rennstrecke, danach wird es enger,
aber bietet immer wieder fantastische Ausblicke auf den
weit unten liegenden Verdun mit seinem türkis-farbenden
Wasser. Nach dem Tanken in
Castellane fahren wir nach Westen und machen am Hochtal
bei Caille eine Kaffeepause. Danach wird es allerdings
ein wenig anstrengender. Die D17/10 sind teilweise
einspurig, teilweise schottrig und verlangen ganze
Aufmerksamkeit. Dafür kommen wir zum Schluß aus den
Bergen Richtung Entrevaux hinunter und bekommen so einen
Ausblick auf die Burg, wie man sie aus dem Tal nicht
hat. Für unser heutiges Kochvorhaben müssen wir ein
wenig nach Leber suchen. Aber zum Schluß sind wir doch
erfolgreich und es wird Foie de lapin avec de mouse au
pommes de terre et compote de pommes gereicht. Dazu der
bewährte Wein von gestern, und der Tag findet nach 200km
ein Ende. Allerdings merken wir einen Wetterumschwung,
es wird abends etwas kühler. |
Das merkt man auch morgens,
es ist nicht mehr strahlend blau und die Zelte brauchen
ein wenig abzutrocknen. Ich mache mich zügiger als die
anderen auf, weil ich die 1000km bis nach Hause in zwei
Tagen auf Landstraßen hinter mich bringen will. Ich
fahre zwar ohne Goretex Futter los, korrigiere aber bald
den Fehler. Es sind 15°C und der Wind macht es noch
frischer. An Digne und Sisteron vorbei folge ich der
D1075. Das ist mehr oder weniger ereignislos, nur das
Tempolimit auf 80km/h begrenzt den normalen
Verkehrsfluß. Am Col de la Croix-Haute habe ich auch
noch ein Zwangspause. Ein Motorradfahrer ist gestürzt
und erfordert auch den Rettungshubschrauber. An Grenoble
vorbei nehme ich die Autobahn, danach geht es durch bis
Besancon, wo ich gegen 18:30 im Formule 1 nach 550km
ankomme. Mit der Bahn fahre ich in die Stadt, weil es in
Micropolis nichts zu essen gibt, und esse in der
belebten Innenstadt thailändisch. Am Samstag ist der
Rest nur noch ein Katzensprung. Belfort, Colmar und das
Rheintal hoch, die ganze Zeit mit skeptischem Blick auf
das Wetter, daß mit grauen Wolken vor baldigem Regen
warnt. Aber ich kann noch in Seltz einkaufen und muß
erst danach für die letzten 100km Regenzeug anziehen. Zu
Hause machen wir mit Käse und Rotwein einen
französischen Imbiss nach dem ganzen Selbst-Kochen "wie
bei Muttern". |
Zu
Hause bekomme ich mit, daß das Treffen am Galli mangels
Masse nicht statt fand und anderen auch unten im Tal
übernachtet haben. Ihr Heimweg war noch ein wenig
schlechter als meiner, auf jeden Fall Ludwigs. Ich war
aber auch froh nach dem 2-Tages Ritt zu Hause zu sein.
Schön war es trotzdem, ich habe es mal genossen einfach
nur hinterher zu fahren und mich auch noch anstrengen zu
müssen. Insgesamt bin ich 2.700km gefahren. Guzzi lief
gut, hat 4,7l verbraucht, Ölverbrauch hat sich
inzwischen auf irgendwas bei 0,2l/1000km eingependelt.
Vor dem Urlaub habe ich noch kurzfristig einen neuen
Satz Contis aufziehen lassen, die bewährten Classic
Attack vom letzten Mal. Der neue Schubert C4Pro hat sich
ebenfalls bewährt, er drückt nicht, ist leiser und läßt
sich im Gegensatz zu dem HJC gezielt belüften. E. Thane September 2019 |