Wieder
zurück in Deutschland muß sich die SP noch eine
Schönheitsarbeit gefallen lassen. Der riesige Plastik
Instrumententräger stört Susann schon lange (sie möchte ja
immer mit mir tauschen), und nach etwas Suchen bekommen wir
einen Mille GT Instrumentenhalter komplett mit Instrumenten.
Ohne Probleme paßt dieser Trum in den vorhandenen Platz, den
die Verkleidung bietet. Endlich verschwindet auch der alte
Drehzahlmesser, der nicht mehr auf Null zurück kam und der
Tacho, den man nicht zurück stellen konnte.
Die Felgen, die auf
der SP montiert sind, haben leider beide einen nicht
unwesentlichen Schlag, den man beim Fahren zwar nicht spürt,
der aber aus Sicherheitsgründen auf lange Sicht die Felgen zum
Austausch prädestiniert. Der Besuch der Veterama in Mannheim
war in Sachen SP Renovierung äußerst erfolgreich. Nicht nur,
daß wir Alublinker und Zylindersturzbügel günstig bekamen,
auch ein Satz gelb lackierter Felgen wechselte für nur 40DM
den Besitzer. Leider war die Nabe schmaler und wir mußten uns
nach einem Ersatz für die originalen Bremsscheiben umsehen.
Nach endlosem Suchen fanden wir endlich einen Satz LM III
Scheiben mit tieferen Körben und Distanzringen, die mit einer
anderen Achse zusammen einwandfrei paßten. Zusammen mit den
neuen Radlagern vorne und hinten lief sie jetzt viel leichter
und ließ sich vor allem leichter schieben.
Zum Winter hin haben wir die SP auch für Susann's Strecke zur
Arbeit vorbereitet. Zum Glück hatte ich noch einen originalen
Satz Beinschilder im Keller, den wir nach dem Lackieren dran
bauten. An den Lenker kamen Handprotektoren, das sieht zwar
insgesamt mehr wie eine Rennsau mit roten Ohren aus, aber in
Verbindung mit den Heizgriffen ist es im Winter unersetzlich.
Irgendwann muß man sich einfach mal Zeit nehmen, also nahmen
wir uns mal eine Woche im Februar 2000 Zeit, die SP zu
überarbeiten. Der Motor und das Getriebe wurden bei
Kilometerstand 91.500 in der Garage eines Freundes ausgebaut
und nach Hause gebracht. Die Arbeiten am Getriebe waren recht
schnell abgeschlossen. Die Ausdistanzierung bei Kilometer
Stand 60.000 habe ich anscheinend richtig gemacht. Die
Schaltklauen und die Zahnräder zeigen keine Laufspuren. Auf
den Zahnrädern ist überhaupt kein Pitting zu sehen, es sieht
alles besser aus als meines von der 1000S bei 110.000km. So
bleibt mir nur, die beiden Hauptlager zu tauschen und den
Ausgangs- und Eingangssimmering zu wechseln.
Am Motor
war mehr zu machen. Der eigentliche Grund der Bastelei war das
undichte Ansaugsystem und das ständige Ölen aus dem
Kupplungsgehäuse. Leider reichte die Leistung des
Campingkompressors nicht aus, um die undichte Stelle hinten in
der Kupplungsglocke aufzuspüren, so wurden einfach alle in
Frage kommenden Teile noch mal getauscht. Zusätzlich wurde der
Deckel an der Nockenwelle mit Hylomar und die unteren
Lagerschrauben noch mal mit Teroson abgedichtet. Ein tieferes
Einsteigen in den Motor ergab auch keine negativen
Überraschungen. Die Stößeltassen sind alle von schwerem
Pitting betroffen und werden alle ausgetauscht. Die Nocken der
Nockenwelle sind aber zum Glück alle noch ohne Pitting, außer
den zu erwartenden blanken Stellen der Abnutzung. Die
Kurbelwellenlager sind ohne Spuren und im Toleranzfeld. Die
Lauffläche des Simmeringes hinten hat leichte Spuren, da mußte
man den Simmering dieses Mal etwas anders einsetzen. Die
Pleuellagerschalen haben leider Spuren von Schmutzpartikeln,
die sich aber zum Glück nicht auf der Kurbelwelle abzeichnen.
Auch das Öffnen der Schlammbuchse ist eine eher positive
Überraschung, es ist kaum Ölschlamm vorhanden, zusammen
gekratzt ist es etwa ein Fingerhut voll. Alles wird gründlich
sauber gemacht und wieder zusammen gesetzt.
Die originalen
Ansaugkrümmer der SP waren leider hier in Europa nicht zu
bekommen, so daß wir uns nach einer Alternative umsehen
mußten. Für die PHF 30 Vergaser, die das amerikanische SP
Modell zum Glück serienmäßig hat, gab es Kunststoff
Ansaugkrümmer von Moto Spezial. Dafür mußte aber der originale
kleine Luftfilterkasten einem großen eckigen von einer LM III
weichen, weil die Kröpfung nicht die gleiche ist. Von der
reinen Passung der Teile zueinander war dies kein Problem, nur
in die 8mm Bohrungen im Kopf für den Ansaugkrümmer mußten 6mm
Gewinde hinein, das wurde durch Adapterbolzen gelöst. Erst
beim Einbau fiel auf, daß das Luftfiltergehäuse zu schmal für
die Krümmung der Ansaugschnorchel war, so daß ein Spalt von
ca. 1cm blieb. Die alte Ansauganlage beinhaltete auch
Alurohre, die auf die Vergaser geschraubt wurden und in den
Luftfilterkasten hinein ragten. Eines dieser Rohre wurde mit
einem Flansch versehen, auf die richtige Länge gebracht und
mit Silikon versehen angeschraubt, damit die Ansaugwege
wirklich im Kasten beginnen.
Ein zusätzliches Problem war die Ölabscheidung. Der originale
Ölabscheider des alten kleinen Luftfilterkastens hätte
irgendwo im Rahmen hängen müssen, das wollte ich nicht, er
besteht größtenteils sowieso nur aus Luft durch die
Durchgangsöffnung. Die Modelle mit dem neuen Luftfilterkasten
haben alle eine Entlüftung über den Rahmen, nur dazu fehlen
die Anschlüsse. Die Lösung war, ein Kollege schweißte mir aus
einem dünnwandigen Vierkantrohr einen netten Kasten mit allen
nötigen Anschlüssen, der mit einem Volumen von 330ccm den
Ölabscheider simuliert. Er hängt jetzt vorne zwischen den
Rahmenrohren. Zum Schluß wurde noch dem rechten Seitendeckel
ein Ausschnitt beigebracht, damit er sich wieder montieren
ließ und fertig war das ganze. Eine genauere Beschreibung des
Umbaus ist unter Vergaseranpassung
zu sehen.
Erstaunlicherweise stieg durch diese Aktion der Verbrauch um
fast einen Liter. Das sollte nicht so bleiben und so wurde
Woche für Woche eine andere Komponente im Vergaser getauscht
und von Susann testgefahren, bis eine optimale Kombination
zwischen Leistung und Verbrauch gefunden war. Parallel haben
wir auch den Seitenständer etwas mehr abgeknickt, so daß das
Motorrad etwas schräger steht. Er wurde letzten Herbst in
einer Werkstatt umgeschweißt, so daß er jetzt unter dem
Getriebe sitzt. Dazu mußte auch der Motorhaltebolzen durch
einen längeren ersetzt werden. Als einziges Verschleißteil
haben wir den Kupplungszug ersetzt, der am Hebel
durchscheuerte. Um die Öltemperatur kontrollieren zu können,
kam noch ein Ölthermometer in die Verkleidung. Aber obwohl es
ein VDO Instrument mit einem Geber der gleichen Firma war,
zeigte es 15°C zu wenig an, vielleicht gibt es
unterschiedliche Geber? Da half nur ein kleiner Aufkleber als
Erinnerung. Die Temperatur im normalen Fahrbetrieb ist - um
diesen Faktor bereinigt - etwa 100°C bei 10°C Außentemperatur.
Eine darauffolgende Dauervollgasfahrt trieb den Wert auf 120°C
hinauf, auch nicht so schlimm, aber warten wir mal auf den
Sommer.
Bei den Abstimmungsfahrten, die der neue Ansaugtrakt
erforderlich machte, erzeugten Vibrationen, die ab 100 km/h im
warmen Zustand auftraten, meine Neugier und Unruhe. Es stellte
sich heraus, daß das Hinterrad Spiel hatte und beim Ausbau
zeigte sich ein Lager total kaputt. Bei der Ursachenforschung
ergab sich schließlich, daß die Distanzhülse zu kurz war, ob
eingelaufen oder falsches Teil war nicht erkennbar. Eine neue
Hülse und ein neues Lager später lief sie wieder ruhig ohne
Zucken. Beim Zusammenbauen mußte ich leider auch ein
Ölaustritt an einem der hinteren Marzocchi Dämpfer entdecken.
Zum Glück haben die Konis der 1000S
die richtige Länge, und so ersetzen sie die alten Ölwerfer.
Leider waren ab dem ersten Kilometer immer noch Öltropfen
unter dem Motor und bald glaube ich, daß die motorseitige
Kupplungsglocke oder das Hauptlager hinten einen Haarriß
haben. Ich habe zwar noch nie von so einem Fall gehört, aber
das ist inzwischen die einzige Erklärung, die noch über
bleibt. Da das aber nicht so einfach zu lösen ist, wird sie so
wohl weiter fahren, ihre Spur wird sie mit Öl markieren. Falls
einer mal diese Spur kreuzt, denkt mal an uns.................
E. Koch
März 2000