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XL Frischzellenkur
Stand 24. Juni 2023

Seit dem letzten Bericht sind nun fast 9 Jahre vergangen. Die XL ist immer noch in meinem Besitz, grundsätzliches hat sich nichts getan, sie hat nur ihren Dienst auf dem Weg zur Arbeit und ein paar Urlauben getan und dabei bis heute insgesamt 109.000km auf die Uhr bekommen. Allmählich wird das Klappern im kalten Zustand allerdings schlimmer, und so suche ich schon seit geraumer Zeit einen Ersatzmotor. In Anbetracht des Alters keine leichte Aufgabe, die Maschinen haben alle fast 30 Jahre hinter sich.

Das Jahr 2006 fahre ich dank der Überarbeitung des Getriebes problemlos. Eine Iridium Zündkerze kommt ab Kilometerstand 87200 zum Einsatz. Außerdem muß ich die Batterie ersetzen, die gerade nach längerer Standzeit kaum noch den Motor dreht. Ich kaufe für 55€ eine Gelbatterie aus dem Zubehör. Die zieht auch nach Standzeiten immer sicher an. Wir fahren auf zwei Motorrädern in der Bretagne, die XL ist ideal für die kleinen französischen Landstraßen, das Technoflex Federbein federt alles weg.

2007 nehme ich bei 88.000km den Zylinder ab, weil ich aus Dummheit den Motor trocken gefahren habe. Merken tue ich es erst, als ich an der Öltemperaturanzeige sehe, daß nach 3km schon 90°C anliegen. Dabei zeigen sich die üblichen Überhitzungsschäden am Kolben wie auch ein Riß im Kopf. Den Kopf kann ich schweißen lassen, mit neuen Auslaßventilen ist er wie neu. Das kostet die Kleinigkeit von 330€, die Ventile 100€, die Reparatur des Zündkerzengewindes noch einmal 35€. Ich bekomme einen Übermaßkolben mit Zylinder gebraucht. Der Zylinder ist nicht mehr brauchbar, aber ich kann den Kolben von Picoatec beschichten lassen. Auf diesem "glatten" Kolben lasse ich den Zylinder bohren/honen (40€), Kolbenringe 37€. Ein teurer Spaß für Unachtsamkeit.

Nach dieser Aktion kann ich allerdings die kommenden Jahre bis auf Service Kleinigkeiten problemlos fahren (Kupplungszug gerissen, Tachowelle gebrochen). Alltag sind die Wege zur Arbeit, eine Ausnahme die Woche in Südfrankreich. Nachdem 2011 der linke Gabelsimmering undicht wird und mein Austauschversuch nur ein Jahr hält, gebe ich 2012 die Gabel zum Überarbeiten zu Pepe. Er tauschte bei 102.000km auch die Führungen und seitdem ist Ruhe. Im gleichen Jahr habe ich eine frühe Dominator für eine Flasche Wein bekommen und wollte versuchen, den Motor zu verpflanzen. Aber der Zylinderkopf war komplett gerissen, so ging alles nur in Teilen in den Verkauf. Ich fahre den Anakee 2 von Michelin, der fährt sich ganz angenehm. Wegen einem Tankgutschein nehme ich beim nächsten Komplettwechsel 2013 seinen Nachfolger, den Anakee 3. Blind gekauft ist der erste Blick darauf eine Überraschung, die haben fast weniger Profil als meine Guzzi. Sie fahren sich allerdings recht gut auf dem Weg zur Arbeit und ins Gelände gehe ich ja sowieso nicht.

Einen neuen Versuch der Verbesserung unternehme ich 2014. Ich erstehe günstig im Doppelpack zwei XL600 LM, eine davon zwar mit Motorschaden, aber nur 44.000km. Ich stelle einen Ölmangelschaden fest (durch Restölmenge wie ein Schnapsglas ist der Kolben durchgebrannt und die Nockenwellenlagerung + Kipphebel eingelaufen), aber nehme den Rumpfmotor und setze meinen guten Zylinderkopf drauf. Ich habe zum Glück noch einen Übermaßkolben im Keller, darauf läßt sich der eingelaufene Zylinder noch aufbohren. Die zweite XL hat sechs Jahre Standzeit hinter sich, nach einer großen Wartung, neuer Batterie und TÜV verkaufe ich sie wieder. Die 44.000er versehe ich mit meinem Rumpfmotor mit Zylinder (ist ja erst 20.000km alt, kann noch gebrauchte Kipphebel günstig erstehen (die Neuteile würden 46€ pro Teil kosten, die Kipphebel einer RD02 Dominator passen nicht alle), entschärfe die mittlere Nockenwellenlagerung und baue eine 44PS Nocke aus meinem Fundus ein. Auch diese kann ich wieder verkaufen.

Loch im Kolben
Loch im Kolben
Fressspuren
Ölmangel
Zylinderkopf XL
Mein guter Kopf
Luftfilter
Luftfilter nach 100.000km


Leider macht der Anlasser des neuen Rumpfmotors mehr Mucken als meiner nach 100.000km. Ich kann aber noch einen weiteren Rumpfmotor mit knapp über 40.000km, der Anlasser von ihm dient als besserer Ersatz. Ich schaue auch mal nach dem Luftfilter bei der Gelegenheit und angesichts von "nichts" investiere ich hier beim lokalen Polo Laden etwas Geld für einen neuen Schaum. Beim Instandsetzen einer Dominator RD02 fallen mir Unterschiede der Zylinderköpfe dieser auf Anhieb als gleich wahrgenommenen Motoren auf.

2015 bekommt der originale Auspuff leider an dem Verbindungsrohr zum Topf hinten einen Riß, der unglücklicherweise direkt auf die Batterie abbläst. So kommen zu den 10€ Schweißen noch mal 51,90€ für eine neue Gelbatterie. Der Kupplungszug gibt auch den Geist auf und wird ersetzt. Die angeblich fast originalen angebotenen Züge im Internet taugen nicht viel, sie reißen an der Kontermutter. Ich arbeite lieber meine originalen wieder auf. Die Bremsscheibe wird auch ersetzt. Die alte hat sich leider bei scharfen Dolomiten Ritten im Sommer verzogen. Im Winter 2016 bestelle ich mir in Frankreich einen Tarozzi Gabel Stabilisator 22-0059, den es erstaunlicherweise noch neu gibt. In Deutschland ist er nicht zu bestellen, so der Umweg über Frankreich.

Ebenso baue ich zu Testzwecken 2017 den Big Bohr Motor ein, ein eineinhalbjähriges Projekt. Erstaunlicherweise läuft er mit mehr Hubraum, mehr Verdichtung und korrigierten Steuerzeiten im Stand problemlos mit dem originalen Vergaser Set-up. Die Vergaserabstimmung der Doppelvergaser prüfe ich mit einem Lambda Meßgerät. Ohne irgendetwas zu ändern läuft sie in allen Bereichen und allen Lastfällen läuft sie zu fett (Lambda 0,7-0,8). Das wird vorher nicht anders gewesen sein, sie roch schon immer leicht nach Sprit. Das Mehr an Leistung ist anscheinend so "immens", daß die Kupplung durchrutscht und ich sehe mich gezwungen, verstärkte Federn und Kupplungsscheiben einzubauen. Ich setze vorne auch die bewährte Philips Vision Plus ein, die wirklich erstaunlich hell ist. Die Standlichtbirne baue ich ebenfalls auf eine LED Birne um. Die LED Rücklichtbirne kommt auch aus China, auch sie ist deutlich heller bei ähnlichem Helligkeitsunterschied.

Batterietod
Batterieschaden
Batterietod
Ein Loch ist im..
Auspuffloch
Die Ursache
Auspuffloch
Ein Loch ist im..
Auspuffloch
Schweißarbeit
Gabelstabi
Gabel Stabilisator
Gabelstabi
Gabel Stabilisator

Tagestouren im Ötztal macht sie problemlos mit. Als Ersatzmotorrad für die alljährliche Tour kommt sie allerdings nur 350km weit. Es ist hauptsächlich mein Fehler. Aufgrund von dem trockenen Ölpeilstab fülle ich immer wieder Öl ein und irgendwann drückt der Motor es aus der Entlüftung. Wir brechen die Tour ab und es geht auf dem Hänger wieder zurück. Es stellt sich heraus, daß das Rückschlagventil in der Ölpumpe klemmt und so das Öl immer gleich in den Motor zurück fließt. Ich hole im Endeffekt 4 Liter Öl aus dem Motor, zuzüglich des schon heraus gedrückten. Das Ventil muß ich nur wieder gängig machen, aber leider klemmt es immer wieder mal.

Ich tausche die Ölpumpe im Frühjahr 2018 gegen eine gebrauchte andere aus. Die Kupplung führt über ihre hohen Handkräfte immer mal wieder zu Schmerzen, und ich tausche zwei der verstärkten Federn gegen originale in der Hoffnung auf Linderung. Aber erst ein neuer Kupplungszug bringt deutliche Erleichterung. Zum gleichen Zeitpunkt wird auch das originale silberne ProLink Gelenk hinten gegen ein anderes gebrauchtes goldenes ausgetauscht. Erst beim Austausch merkt man wie viel Spiel in der Federung ist. Die beiden Anakee III sind schon von 2012, ich wechsle auf Conti TKC70, die mir vom Profil mehr zusagen. Die Anakee III sehen doch sehr nach Straßenreifen aus. Zum Jahresabschluß rutsche ich auf dem Weg zum Weihnachtstreffen auf dem Feldberg im Kreisel aus, aber außer einem zerbrochenen Handprotektor gibt es keinen Schaden. 3.700km ohne Streß mit viel Spaß durch den neuen Motor.

2019 ist ereignislos, die XL spult einfach nur die Kilometer zur Arbeit und zurück ab. 2020 legt vor einem richtigen Saisonstart der Covid 19 Virus alles lahm. Ich mache ein paar Tagestouren, bemerke einmal ein Klackern für ein paar Kilometer, das sich aber von selbst wieder verabschiedet. Um sicher zu sein, daß es nicht aus dem Ventiltrieb kommt, nehme ich den Ventildeckel ab und teste dabei gleich mal, ob es vielleicht doch bei eingebautem Motor geht - es geht, aber die Vergaser müssen etwas aus der Lage gebracht werden. Der Link führt zu einem pdf zum Herunterladen.

2020 ist sie durch Corona mehr gefordert. Die Guzzi lasse ich im Schuppen und nutze die XL für Tagestouren und Wochenendausflüge. Ein Jahr ohne Probleme.

2021 höre ich wieder ein Klackern und dieses Mal schaue ich nach (Anfang 2020 trat es einmal kurz auf). Motor raus, Zylinderkopf ab und Zylinder ab. Pleuellager ist es nicht, der Zylinder schaut auch gut aus, Ventilsitze sind auch noch alle am Platz, Nockenwelle immer noch gut. Aber der lokale Motoreninstandsetzer lehnt nach einer Begutachtung gleich ab, seiner Meinung sind die Ventilsitze fertig, und er kann es nicht machen. Ich schicke den Zylinderkopf an eine Empfehlung aus dem XL Forum, die Firma Spaniel. Ich hatte die Sitze mit Körnerschlägen gegen Herausfallen gesichert, das hat wahrscheinlich größeren Schaden verhindert, denn ein Sitz ist gerissen, der andere Auslaßsitz total fertig. Ein übliches Problem der XL Maschinen. Sie haben zu weiche Ventilsitze, um Bleifrei Benzin auszuhalten. Es werden beide Auslaßventilsitze und die Einlaßführungen ausgetauscht und die Ventile alle wieder eingeschliffen. Nach den Herbstferien baue ich alles wieder zusammen, um dieses Jahr noch innerhalb der zweimonatigen Frist TÜV zu bekommen. Dazu wird auch noch der Auspufftopf getauscht, der nach dem Schweißen vor 6 Jahren jetzt endgültig so viele Löcher hat, daß er nicht mehr reparabel ist.

vor Überholung

Vor Überholung
nach Überholung
Nach Überholung
neue Sitze/Führungen
keine Risse

Keine Risse erkennbar
Zusammenbau

Kopf Montage
Steuerkette
Steuerketten
Montage
Nockenwelle
Ausrichtung
Steuerzeiten
Neuer Auspuff
Der neue Auspuff ist
wieder schwarz

2022 wird sie kaum bewegt, vielleicht geht deswegen die Batterie kaputt und muß ersetzt werden. Anfang 2023 kapituliert dann auch der Bremslichtschalter, und ich tausche den Kupplungshebel wegen dem großen Spiel. Aber inzwischen hat sie auch gute 134.000km drauf. Da darf dann auch mal der rechte hintere Blinker einfach abvibiriert sein. Ein Fehler bringt mich erst zum Verzweifeln. Sie geht während der Fahrt aus und springt erst nach ein wenig Gewackel an Kabeln wieder an. Zuhause wiederholt sich das Spiel, mal läuft sie, mal nicht trotz ausgetauschter Komponenten CDI, Zündspule und Kerze. Im Endeffekt ist es der Kerzenstecker, der diesen Komplettausfall verursacht.

Eric Thane
Juni 2023

to be continued.....
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