Das Traummotorrad
(erschienen in MOTALIA
Nr. 64/1994)
Oh nein, nicht schon wieder so ein
langweiliger Erfahrungsbericht, von einem der auszog, die
Guzzi zu treiben, werden vielleicht manche sagen. Doch der
„flehentliche“ Leitartikel in Motalia 4/94 und die Hoffnung,
andere von ähnlichen Experimenten und Unkosten abzuhalten, hat
mich jetzt doch an den Schreibtisch getrieben, um die
Erfahrungen von 45.000 Guzzi-Kilometern in etwas mehr als zwei
Jahren niederzuschreiben. Also hört gut zu und gebt fein acht,
ich hab’ Euch etwas mitgebracht.... (Den Erzählungen des
Onkels zu lauschen - hört sich ja wohl etwas belämmert an!).
Seit ich anfing, Motorrad zu fahren, war mein Traum immer, eine
Guzzi zu fahren. Aus Vernunftsgründen habe ich diesen Schritt
während des Studiums aber erst einmal zugunsten einer CX 500 E
zurückgestellt, die mich auch pannenfrei (was dennoch nicht
automatisch auch schrauberfrei heißen muß) über ganze 198.000 km
gebracht hat. Das ist aber eine andere Geschichte. Dann, nach
Einstieg in das Berufsleben, war die Zeit reif, meinen Traum zu
verwirklichen. Eine Guzzi, die meinen Vorstellungen entsprach, war
zum Glück gerade neu auf den Markt gekommen - die 1000 S. So
stellte ich mir (m)ein Motorrad vor, ohne Verkleidung, die ganze
Technik sichtbar gemacht. Erstaunlicherweise ging es noch vielen
anderen, die ich zwischenzeitlich gesprochen habe, so. Sie
erfüllten sich mit dieser Guzzi ihren oft über Jahre gehegten
Traum.
Da ich über meine ganze Begeisterung aber nicht vergaß, die
rosarote Guzzibrille abzusetzen, suchte ich ein gebrauchtes
Exemplar, um eventuellen Garantieproblemen gleich aus dem Weg zu
gehen. Außerdem schonte diese Entscheidung (vorerst - aber nicht
lange) meinen Geldbeutel. Nach längerer Suche fand ich auch
„meine“ Guzzi: Baujahr 1990, 27.000 km, 81 PS in schwarz/rot. Der
Vorbesitzer hatte bis auf die Auspuffanlage die Maschine original
belassen, was mir sehr recht war, denn ich fand sie eigentlich
schon so sehr schön. Die montierten LM 3-Tüten mit Interferenzrohr
paßten auch besser als die etwas billig aussehenden eckigen LM
4-Tüten, die original montiert waren. Die Krümmer waren
ausgetauscht worden gegen ø 48 mm Schajor-Krümmer, die auch
eingetragen waren.
Den Rest des Winters nutzte ich für einige Umbauten. Die 350 km
lange Überführungsfahrt hatte mir gezeigt, daß die Stummellenker
nur für die Autobahn taugen. Da ich meistens auf Landstraßen
unterwegs bin, montierte ich den mittelhohen Verlicchi-Lenker, um
die Handgelenke zu entlasten. Auch an der Vergaserbetätigung mußte
etwas gemacht werden, denn nach der ersten Fahrt brach mir fast
die Hand ab. Also wurde erst einmal die Moto Spezial
Synchronsteuerung mit Lagern montiert, was auch eine große
Erleichterung war. Die Bremsleitungen wurden im Zuge des Umbaus
auf Doppelscheibe vorne auf Stahlflexleitungen umgebaut, wobei die
originalen Heckleitungen von Moto Spezial aber wieder im Keller
liegen. Deren Umbau sah vor, nur die Leitungen auszutauschen und
den Bremsdruckverteiler für das Integralsystem als Durchfluß zu
nutzen, was aber nicht geht. Die Hinterradbremse hatte nur noch
die Wirkung einer Mofatrommelbremse. Ein Händler in meiner Nähe
(Leander Backes) baute eine durchgehende Leitung vom Bremszylinder
bis zum Kolben ein, so daß der Verteiler rausfliegen konnte, was
mir sowieso mehr zusagte. Endlich war auch die Bremsleistung wie
erwartet.
Das Kunststoffcockpit der ersten 1000 S gefiel mir auch nicht,
außer den blassen, schlecht erkennbaren Leuchten störte mich auch
der klobige Eindruck. Stein-Dinse bietet eine VA-Platte mit
Bohrungen auch für ein zusätzliches Ölthermometer an. Mit sechs
zusätzlichen Kontrolleuchten paßte das ganze auf Anhieb an die
originale Gabelbrücke. Als hinteren Abschluß für die Instrumente
verwendete ich Mille GT-Chromdosen und eine Racimex-Dose für das
Ölthermometer. Jetzt konnte es losgehen.
Meine erste Saison mit der Guzzi - ich schwebte auf Wolken: Das
erste Jahr machten wir (Sonja und ich) viele Wochenendtouren, da
wir beide unsere neuen Motorräder ausprobieren wollten. Die
verlängerten Wochenenden führten uns in den Norden
Ostdeutschlands, in das Weserbergland und schließlich auch über
die Alpen nach MANDELLO (wohin sonst). Und die Guzzi lief toll.
Von der vorhergesagten Drehmomentschwäche der großen LM-Motoren
unter 3000 U/min war nix zu spüren. Im 5ten in den Ort reinrollen
und auch sauber wieder rausbeschleunigen, war ein Leichtes. Dieses
wird wahrscheinlich mit den dicken Krümmern zusammenhängen, die
laut Herstellerangaben einen Drehmomentzuwachs im unteren Bereich
und ein früheres Anliegen der Höchstleistung zur Folge haben. Ich
war begeistert. Nur oben herum wirkte sie etwas zugestopft. Trotz
145er Hauptdüsen ging es ab 170 km/h nur noch zäh weiter aufwärts.
Bei 190 km/h sitzend war dann auch unter günstigsten Bedingungen
Schicht.
In Mandello wurden dann erst einmal Wartungsteile auf Vorrat
gekauft. Auch ersetzte ich die großen Kontrollschrauben in Kardan
und Getriebe durch die Magnetschrauben, die bis 1990 original
verbaut wurden. Damit habe ich die Sicherheit, daß ich Späne und
Abrieb immer kontrollieren kann und keine Überraschungen erlebe.
Am Tag vor Antritt des Rückweges aus Mandello (km 35.600) krachte
es auf der Promenade in Como plötzlich ganz fürchterlich im
Getriebe, das Hinterrad blockierte kurz und dann ging es weiter,
als ob nichts geschehen wäre. An der Ampel erfolglos nach
verräterischen Öllachen unter dem Motor Ausschau gehalten, aber es
war nichts zu entdecken. Nur runterschalten ließ es sich recht
schwer. Nachdenk - Leerlaufanzeige funktioniert auch nicht mehr!
Vielleicht ist ja der Leerlaufschalter ins Getriebe gefallen und
hat ... man hat ja schon vieles gehört?! Der vorsichtige Fahrer
kauft vorerst einmal einen Leerlaufschalter (auf Halde) und sagt
sich: läuft ja noch, hält bestimmt bis nach Hause. Also spulten
wir auf dem Rückweg noch das komplette Pässeprogramm (incl.
Stilfser Joch) ab, wo mich die Bremsen richtig begeisterten. Ich
halte sie immer noch für absolut ausreichend. Wir fuhren noch nach
Ulm zu Freunden, bevor wir einen Tag früher als geplant sicher
wieder in Mainz ankamen. Dieser eine Tag wurde gleich zum Zerlegen
genutzt und beim Öffnen des Getriebes kam dann der Schock:
Ruckdämpferfeder gebrochen, hat bei ihrem Weg durch das Getriebe
die Achse der Schaltwalze verbogen (deswegen das schwergängige
Schalten) und die Lagerung im hinteren Gehäusedeckel
herausgebrochen. Puh, ein Glück - noch angekommen, sagte sich der
glückliche Verfasser und machte sich auf die Suche nach
Ersatzteilen, wohlwissend, daß er gerade von den bestsortierten
Teilelagern zurückgekehrt ist. Ärgerlich, aber nicht mehr zu
ändern. Wenigstens hatten die Zahnräder keinen sichtbaren Schaden
abbekommen. Durch viel Glück bekam ich innerhalb von Tagen ein
gebrauchtes, kaputtes Getriebe für 150,- DM, bei dem die Wellen
falsch ausdistanziert waren. Die von mir benötigten Teile waren
aber alle o.k. Beim Zusammenbau nur den Unterschied der beiden
Deckel ausdistanziert und dann ließ sich das ganze genauso super
schalten wie vorher. Bei der Gelegenheit habe ich den
Leerlaufschalter ganz eliminiert und das Loch mit einer liebevoll
gefeilten Platte verschlossen. Ich habe ihn bisher auch noch nie
vermißt.
Danach ging es mit altem Elan weiter. Die Maschine lief wie zuvor
und auch das Vertrauen kam auf den folgenden tausenden von
Kilometern wieder. In dieser Zeit bis zum Urlaub riß der lange Zug
der Synchronsteuerung, und ich bemerkte, daß auch die kurzen Züge
schon ausfransten. Da ich ziemlich viel im Jahr fahre und nicht
alle 10.000 km neue Züge einsetzen kann, die ich dann noch nicht
einmal bei jedem Händler bekomme, baute ich das ganze noch einmal
um. Die flachen Deckel blieben, nur führte ich jetzt von dem
originalen Gaszugverteiler am Gasgriff zwei Gaszüge über 45°
Winkel direkt in die Vergaser. Nachdem die weichen Vergaserfedern
sich als zu weich herausstellten (Motor kam nicht von alleine auf
Standgas zurück), verwende ich seitdem mittelharte Federn ohne
Probleme. Die Züge halten schon seit 32.000 km. Die Betätigung ist
nicht mehr so leicht, ich kann die Vergaser aber besser
synchronisieren.
Den darauffolgenden Griechenlandurlaub mit seiner wasserreichen
Anfahrt, seiner Hitze und dem, wegen der glatten Straßen sehr
gemäßigten, untertourigen Tempo überstand meine italienische
Geliebte, wie meine Freundin sie zu nennen pflegt, ohne Probleme.
Der Minimalverbrauch liegt beständig bei 4,6 l/100 km, maximal
saugt sie sich bis jetzt 6,3 l/100 km rein, mein Durchschnitt
liegt bei 5,3 l/100 km über die letzten 20.000 km.
Vor dem Winter änderte ich nur noch optische Kleinigkeiten: das
merkwürdige Rücklicht wurde durch ein rundes Aprilia-Rücklicht
ersetzt (erstanden auf der Veterama) und die eckigen Spiegel (von
denen einer übrigens abvibrierte) durch zwei große, runde von Hein
Gericke. Für den Winter hatte ich mir Investitionen vorgenommen,
die die Alltagstauglichkeit steigern sollten. Dafür hatte ich
Kontakt zu Stefan Leiber von Dynotec aufgenommen, der mit mir
geduldig Lösungsmöglichkeiten für meine diversen Anliegen
durchging, die da wären:
1. Das Drehmomentloch bei ca. 3500 U/min.
2. Das Vollsaugen des Luftfilters bei Regen, danach nur noch max.
120 km/h wegen Luftmangel.
3. Klingelneigung bei schlechtem Sprit.
4. Persönliche Abneigung gegen Kontakte-Einstellen.
Bei all diesen Maßnahmen sollte der Verbrauch nicht wesentlich
steigen, da ich nicht die Meinung teilen kann, daß bei den „paar
Motorrädern“ der Verbrauch keine Rolle spielt.
Als Ergebnis der ganzen Diskussionen bekam der Motor erst einmal
eine Doppelzündung und die Drehmomentnockenwelle von Dynotec, die
das Drehmomentloch ausbügeln sollte. Den Luftfilterkasten beließ
ich im Fahrzeug, sägte auf Anraten von Stefan aber ein Loch oben
hinein, mit Kaninchengitter abgedeckt wegen tief(f)liegenden
derselbigen Art. Dazu kam das Neuste, was der Markt zu der Zeit zu
bieten hatte: eine Silent Hektik Zündanlage mit dazugehörigen
Zündspulen. Nebenbei wurden die Brennräume gereinigt und die
Kupplung um 2,5 kg erleichtert. Ein neuer Steuerkettenspanner
wurde präventiv auch eingesetzt, die Steuerkette selbst war noch
im Rahmen. Das ganze bei km-Stand 46.900. Zu Hause mußte ich die
vorbereiteten Teile noch zusammensetzen, Zündung einstellen und
dann, nach dem Köpfenachziehen, ging es wieder zu Dynotec zum
Abstimmen. Auf der Fahrt dorthin merkte ich schon, daß das Loch
verschwunden war, aber der satte Durchzug ab Leerlauf war weg.
Stefan stellte sie zwar noch einmal sauber ein mit größeren
Hauptdüsen (165er), aber das Phänomen blieb, die Drehmomentkurve
hatte sich nach oben verschoben. Das war dumm, da ich
hauptsächlich im Normalbetrieb im Bereich zwischen 2.000 und 4.000
U/min unterwegs bin. Stefan glaubte es erst nach einer Messung mit
geschlossenem Luftfilter und kleiner Düse, nun war nämlich wieder
alles unten. Vermutung ist, daß es mit den dicken Krümmern zu tun
hat. Grübel, grübel und studier: wir versuchten andere Schieber in
der Annahme, daß das Gemisch zu mager war: 50/1 statt 60/3 und
siehe da, es war erheblich besser. Man durfte zwar unter 3.000
nicht ganz aufreißen (macht man doch sowieso nicht- igitt), aber
was jetzt schon an Kraft bei Teillast da war, befriedigte mich
absolut: 76 Nm bei 2.500 U/min. Befriedigend waren auch die
Höchstleistung von 81 PS bei 6.760 U/min und die 90 Nm bei 5.660
U/min. Zufrieden fuhr ich vom Hof und meldete ab.
Die Eindrücke bestätigten sich nach dem Anmelden 1993. Sobald er
warm war, schob der Motor bärig vorwärts. Drehmomentloch war ein
Fremdwort, der Motor legte selbst bei 160 km/h noch Briketts nach
und 190 km/h sitzend waren unter allen Bedingungen machbar. Bei
Einstellen des Lenkers auf „Brennen“ ging es auch ohne Zögern
weiter. Nur die Zündung klingelte immer etwas beim Beschleunigen.
Auch Kurpas von Silent Hektik wußte nicht mehr, außer mir noch
Zündkerzen und Hochleistungszündkabel für 155,- DM zu verkaufen.
Es verschwand aber nicht. Nichtsdestotrotz, es machte Spaß zu
fahren, und so spulten wir in den ersten drei Monaten der neuen
Saison gute 10.000 km ab. In dieser Zeit ließ ich bei Stolle die
Kardanwellenlager so wechseln, daß die Welle incl. Gelenk - dank
offener Lager - zumindest im Ölnebelbereich liegt und so ständig
„geschmiert“ wird, ein Umbau, der laut Stolle „ewiges“ Leben
für das Kreuzgelenk verspricht (bis jetzt hält es auch noch). BMW
hat ja ein ganz ähnliches System.
Auch mein Ölthermometer (Veglia), das ich wegen Feuchtigkeit und
Materialablösung im Innern reklamierte, kam nach unaussprechlichen
8,5 Monaten doch schon zurück - zum Glück ein neues, allerdings
auch nach Silikonbehandlung noch immer nicht wasserdicht. Das
lahme Blinkerrelais, das erst anfängt zu blinken, wenn man schon
vorbei oder abgebogen ist, tauschte ich gegen ein Mitsui-Teil (das
Originalteil ist Made in USA = Schrott), das auch brauchbar
funktioniert. Nach diesen Kilometern fing der Motor plötzlich an
zu stottern, eine Fehlzündung folgte der nächsten, und ich blieb
schließlich auf dem Weg zu meinem eigenen Motorradtreffen liegen.
Ich rief laut Scheiße (was meine Italienerin auch nicht zu
weiteren Bewegungen ermunterte). Nach zwei Stunden Basteln auf der
Autobahn/Tankstelle schauten wir uns noch einmal die Zündung an
und mußten entdecken, daß sich der Transistor entlötet hatte. Es
blieb mir nichts anderes übrig, als die Guzzi dort stehen zu
lassen und als Beifahrer im AUTO(!!!) mitzufahren. Bei genauerer
Untersuchung später zeigte sich, daß die Zündspulen (Marke Dyna)
Risse am Kern hatten. Herr Kurpas fertigte mich kurz angebunden
damit ab, daß ich diese bestimmt falsch montiert hätte und somit
alles mein Fehler sei. Er könnte nicht bei selbsteingebauten
Zündungen Garantie geben (gibt aber auf einem Beiblatt
Montageerklärungen), ich würde die nächste aber billiger bekommen.
Ich kaufte sie erst einmal. Da ich aber nicht einsehe, daß eine so
teure Zündung nicht einwandfrei abgesichert ist, verzichtete ich
lieber darauf, sie einzubauen. Stefan (Dynotec) bestätigte mir,
daß er die Spulen, die laut Anleitung wegen Wärmeableitung starr
an den Rahmen geschraubt werden sollen, auch nicht anders montiert
hätte. Die starre Verschraubung wurde mir allerdings auch von
Herrn Kurpas im Telefonat vor der Inbetriebnahme empfohlen.
Inzwischen hörte ich von einem ganz ähnlichen Fall bei einem
anderen Fahrer. Das ganze war - außer dem finanziellen Verlust von
800 DM - auch nervenaufreibend, da es sich kurz vor unserem Baltikumurlaub
(Motalia 3/94) ereignete, für den die Doppelzündung eigentlich
auch mit gedacht war. Aus Zeitgründen und Vertrauensmangel setzte
ich schließlich wieder Kontakte und die originalen Zündspulen ein,
und wir fuhren so los.
Nach dem Urlaub und dem Gespräch mit vielen anderen Guzzisten
baute ich die Piranha-Zündung mit den blauen Andrews-Spulen ein,
tauschte bei Dynotec die Silent Hektik, zu der ich erstens kein
Vertrauen mehr hatte, und die ich zweitens auch nie klingelfrei
bekommen hatte, gegen den Kit mit Ausgleich ein. Diese montierte
ich jetzt wie von Stefan empfohlen mit Schaumstoff und
Kabelbindern unter dem Tank an den Rahmen. Diese Lösung war auf
jeden Fall bei Ausfall billiger und jetzt war das
Beschleunigungsklingeln auch verschwunden. Allerdings habe ich den
Eindruck, daß der Motor nicht mehr so schnell auf Gasbewegungen
reagiert. Aber ich fahre lieber länger mit weniger als kürzer mit
mehr und dann gar nicht mehr. Diese Kombination hielt bisher 6.000
km, mal sehen. Den vergangenen Winter hatte ich mir vorgenommen,
die Umbauten zu legalisieren und wandte mich an Andre Vaut, der
mir einen aus Italien importierten VF-Rahmen, Baujahr 1983 mit
Erstzulassung 1987 verkaufte, in den ich mein Motorrad, so wie es
war, hineinverpflanzte. Zuvor gönnte ich dem neuen Rahmen noch
eine Pulverbeschichtung. Dieser Umbau wurde dann in Einzelabnahme
mit den entsprechenden Geräuschwerten von Vaut über den TÜV
gebracht. Das klappte alles recht problemlos, und danach meldete
ich auch ab.
Dieses Jahr habe ich noch vor unserer Ostertour neue Radlager
montieren lassen, da die alten total verschlissen waren (km
68.000). Gleichzeitig habe ich die vorderen Bremsbeläge
gewechselt, die wohl noch original waren, die ich aber vom äußeren
Zustand her noch als neuwertig herzeigen könnte. So schiggerte ich
dieses Jahr bereits schon wieder 4.500 km ohne Probleme herum (und
hoffe, daß das so bleibt). Interessehalber habe ich noch eine
aktuelle Leistungsmessung
bei Stefan machen lassen, um zu sehen, ob die Piranha-Zündung
Einfluß auf die Leistung hat. Sie hat so gut wie keine. Leistung
und Drehmoment sind beide noch bis auf 1 PS/Nm so gut wie gleich,
wobei man aber auch die außer acht lassen kann, da die letzte
Messung schon 25.000 km her ist. Das Loch in den Kurven gleich zu
Anfang entstand durch zu starkes Gasgeben (siehe oben). Die Reifen
halten vorne im Schnitt 24.000 km, hinten immerhin respektable
15.000 km. Bis jetzt fahre ich die guten alten Pirelli, vielleicht
probiere ich auch mal die Michelin A 48/49 aus, ich habe ja Zeit.
Ölverbrauch ist minimal, ca. 0,1 - 0,2 l/1.000 km, ich fahre das
Shell Quattro. Benzinverbrauch war letztens trotz schneller
Autobahnfahrt zu zweit ab 150 km/h aufwärts mit Staus und etwas
Landstraße nur 5,3 l/100 km, das kommt einfach nur gut. Meine
Kosten für Umbauten, Probieren etc. gehen bestimmt an die DM
9.000,-, wobei der
Instrumentenpanelumbau
mit
380
DM
Kardanlagerumbau bei Stolle
mit
600
DM
Bremsenumrüstung
mit
600
DM
Motoroptimierung bei Dynotec incl. Zündungsausfall
mit 3.500 DM
Komplettumbau mit neuem Rahmen
mit
1.500
DM
Piranha-Zündung und Andrews-Zündspulen
mit
540
DM
ins Gewicht fallen. Auf diesem Wege möchte
ich es nicht versäumen, denjenigen zu danken, die mir bei meinen
diversen Umbauten mit Rat und Tat zur Seite standen.
An Guzzi im allgemeinen und an meiner ganz besonders finde ich den
Sound und den Leistungseinsatz immer wieder faszinierend. Schön
finde ich auch das Zubehörangebot, auch wenn teilweise viel
Nutzloses und Schrott darunter ist. Ich hoffe, ich konnte hiermit
ein paar Anregungen geben, obwohl manche meiner Erfahrungen nicht
übertragbar sind, da Guzzis nunmal Individualistenmotorräder sind,
aus denen jeder sein eigenes Unikat machen kann - und das ist auch
gut so, sonst wäre es ja langweilig, nicht wahr? Natürlich habe
ich nicht alle Kleinigkeiten und Experimente erwähnt, das würde
sonst doch den Rahmen sprengen. Zur Zeit habe ich mit meinen
Umbauten einen Stand erreicht, mit dem ich zufrieden bin. Ich
wüßte zur Zeit keine weiteren Verbesserungen und hoffe jetzt nur,
daß alles hält. In diesem Sinne, weiterhin allen gute Fahrt und
man sieht sich.
Eric, Juni 1994
P.S. Guzzi-Fahren ist geil und ich
verkaufe meine Guzzi nie wieder!!!